Sarah Glicker

Your Man


Скачать книгу

Sondern eher, weil ich nie wirklich Lust dazu hatte. Ich selber hätte mir eigentlich gerne eine andere Richtung ausgesucht, doch in diesem Punkt hatte ich kein Mitspracherecht.

      „Das ist doch cool“, versichert er mir, als würde er meine Gedanken lesen können.

      „Und du?“, wechsle ich nun das Thema, da ich mich nicht darüber unterhalten will. Allerdings würde ich gerne mehr über ihn erfahren. „Müsste ich raten würde ich sagen, dass du aussiehst, als würdest du dich für BWL oder etwas in diese Richtung interessieren.“

      „Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich studiere nicht. Habe ich auch nie und werde es auch nicht machen. Dafür arbeite ich im Betrieb meiner Familie“, gibt er zurück.

      Überrascht sehe ich ihn an. Doch dann bildet sich wieder das gleiche schüchterne Lächeln auf meinem Gesicht, wie vorhin auch schon.

      „Ich hoffe, ich gehe nicht zu weit, aber wieso?“

      Es hört sich jetzt vielleicht seltsam an, aber ich habe noch keine Person getroffen, die nicht studiert, oder studiert hat. Ich komme aus einer Familie, in der jeder ein abgeschlossenes Studium hat. Ein paar von ihnen halten sich daher schlauer als andere, was sie allerdings nicht sind, doch das ist wieder ein anderes Thema.

      „Zeitverschwendung.“

      Nun zuckt er mit den Schultern, sodass ich lachen muss.

      Während wir zur Bibliothek kennen, unterhalten wir uns weiter.

      Es tut gut, mich mit ihm zu unterhalten. Er schafft es, dass ich immer lockerer werde und es nicht lange dauert, bis es sich ganz normal anfühlt, mit ihm zu sprechen. Vor allem vergesse ich aber auch schnell, dass ich ihn eigentlich überhaupt nicht kenne.

      „Wir sind da“, verkünde ich schließlich und zeige dabei auf die große Eingangstür.

      Nachdenklich sieht er in die entsprechende Richtung und dreht sich dann wieder zu mir.

      „Wie wäre es, wenn wir diese Unterhaltung heute Abend weiterführen?“

      Kaum hat er ausgesprochen, macht sich Aufregung in mir breit. Bis jetzt hätte ich nicht gedacht, dass ein Mann wie er mich wirklich um ein Date bittet. Und dennoch hört es sich so an, als hätte er genau das getan.

      „Gerne“, antworte ich und gebe damit das erste Wort von mir, welches mir durch den Kopf geht.

      „Dann brauche ich deine Adresse.“

      Schnell gebe ich ihm diese. Dann lehnt er sich ein Stück nach vorne und drückt mir einen Kuss auf die Wange.

      „Ich freue mich schon“, verkündet er schließlich gut gelaunt und verschwindet in der Menge.

      Es dauert eine Weile, bis ich mich wieder einigermaßen gefangen habe. Doch dann lächle ich unbewusst und gehe in die Bibliothek, um endlich die Bücher abgeben zu können.

      3

      Brad

      Immer wieder schlage ich schon seit einer Stunde auf den Boxsack ein. Ich gebe zu, dass ich in den letzten Tagen nicht so eine Energie hatte, wie ich sie nun besitze. Um genau zu sein war das nicht mehr der Fall, seitdem ich dieses Gespräch mit dem Geschäftspartner meines Vaters geführt habe.

      Die kurze Unterhaltung mit dieser Frau hat mir meine Energie jedoch wiedergegeben, worüber ich froh bin.

      Noch immer kann ich seine Reaktion von Michael nicht nachvollziehen. Er hat sich ein spitzen Geschäft durch die Finger gehen lassen, nur weil sein Stolz und sein Ego zu groß sind. Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass es ihm egal ist, auch wenn ich zugeben muss, dass ich vorher noch nichts mit ihm zu tun hatte.

      Dennoch waren mein Vater und Cody der Meinung, dass wir ihm noch etwas Zeit geben sollen, nachdem ich ihnen von dem niederschmetternden Ergebnis berichtet habe. Die beiden sind sich sicher, dass er es sich noch anders überlegen wird.

      Ich habe keine Ahnung, wie sie auf diese Idee kommen. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich diesen Vorschlag einem anderen unterbreitet hätte. Es gibt nämlich mehr als genug Männer da draußen, die sofort eingewilligt hätten. Sie hätten nicht einmal darüber nachgedacht. Und mit jedem einzelnen von ihnen haben wir bereits Geschäfte gemacht, bei denen wir eindeutig mehr verdient haben.

      Die Worte der beiden haben nur dafür gesorgt, dass sich ein ungutes Gefühl in mir breit gemacht hat. Ich kann es nicht genau beschreiben oder einordnen, doch seit unserer Unterhaltung hält es sich hartnäckig. Vor allem auch deswegen, weil dieser Mann hinterlistig ist und man ihm nicht trauen kann.

      „Da hat aber jemand gute Laune“, stellt Rachel fest und reißt mich so aus meinen Gedanken.

      Ein letztes Mal schlage ich zu, ehe ich mich in ihre Richtung drehe. Gemeinsam mit Laura steht sie in der Tür zum Fitnessraum und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Es ist der gleiche Blick, mit dem meine Mutter auch immer meinen Vater und uns betrachtet, wenn sie etwas wittert.

      „Woher willst du das wissen?“, frage ich die beiden dennoch, obwohl ich mir bereits denken kann, dass es aussichtslos ist.

      „Wir sind nicht blind“, verkündet Laura, die sich nur schwer ein Grinsen verkneifen kann.

      Mit diesen vier Worten beweist sie, dass sie nicht nur ihre Männer, meine Brüder, kennen, sondern auch mich. Bei diesem Punkt kann ich nicht sonderlich behaupten, dass er mir gefällt. Er sorgt nämlich dafür, dass ich in der Zukunft wahrscheinlich besser aufpassen muss.

      Das ist der Moment, in dem ich versuche, so neutral wie möglich zu bleiben. Mir ist bewusst, dass ich wohl nur so eine winzige Chance habe, aus dieser Geschichte zu kommen.

      Allerdings gelingt mir das nicht ansatzweise so gut, wie ich es gerne hätte. Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass ich vorher noch nie in dieser Situation war. Nicht einmal meine Mutter ist so ein Spürhund, wie die beiden es anscheinend sind.

      Aus diesem Grund bin ich froh, dass mir das bei Geschäftstreffen eindeutig besser gelingt.

      „Wer ist die glückliche?“, erkundigt sie sich nun und lässt mich keine Sekunde aus den Augen.

      „In den letzten Wochen und Monaten habe ich gedacht, es wäre eure Aufgabe, meinen Brüdern auf die Nerven zu gehen“, kontere ich und erwidere ihren Blick.

      „Solange du keine Freundin hast, werden wir das bei dir auch machen“, verkündet Rachel und grinst mich frech an. „Schließlich wollen wir ja nicht, dass du dich ungerecht behandelt fühlst. Schließlich muss ja jemand auf dich aufpassen.“

      Mein Mund öffnet sich, da ich etwas darauf erwidern will. Doch bevor ich das machen kann, schließe ich den Mund wieder. Dabei würde ich ihnen gerne sagen, das sich keinen Babysitter brauche. Allerdings bin ich mir darüber bewusst, dass die beiden es nur gut meinen. Daher lenke ich die Unterhaltung ein wenig in eine andere Richtung.

      „Ihr seid nur deswegen gekommen?“

      Ich lasse keinen Zweifel daran, das sich ihnen kein Wort glaube. Nacheinander betrachte ich sie aufmerksam.

      „Nein, wir wollten zu Truly und sind gerade vorbeigekommen. Es ist also eher ein Zufall, dass wir auf dich aufmerksam geworden sind.“

      Laura zuckt mit den Schultern und beide beginnen zu lachen.

      Ich gebe zu, dass die Frauen meiner Brüder eindeutig frischen Wind ins Haus gebracht haben. Vor allem aber sagen sie jedem ihre Meinung ins Gesicht und ich gebe zu, dass mir das gefällt. Auch vor dem Hintergrund, weil ich sie von Anfang an hier erlebt habe. Da waren sie noch schüchtern. Laura war neu im Land, während Rachel wenigstens den Vorteil hatte, dass sie uns bereits kannte.

      „Wer auch immer sie ist, du solltest sie nicht gehen lassen“, stellt Rachel nun fest und dreht sich herum, um zu verschwinden.

      Laura zwinkert mir ein letztes Mal zu, bevor sie ebenfalls geht.

      Einen Moment sehe ich den beiden nach, bevor ich kopfschüttelnd