Charlotte Maus

Kryptonit


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Leute.“

      „Keine Ahnung, was du meinst.“ log ich und schob Pia an der Hüfte zum Weitergehen.

      Raffi kam uns peinlich berührt nach. Ich funkelte ihn nach hinten an. Er grinste wissend zurück, ließ das Thema aber gut sein. Raffi kannte uns beide so gut. Dadurch, dass er mit Pia schon befreundet war, bevor ich sie kannte, waren sie sich sehr vertraut und bei uns Männern war es einfach Liebe auf den ersten Blick. Er war vom ersten Abend in der WG mein Vertrauter und Freund. Ich konnte wirklich sagen, dass ich ihn liebte. Und im Gegensatz zu der Liebe, die ich für Pia empfand, konnte ich das auch ihm gegenüber laut aussprechen. Wir gingen rüber zu Saschas und Chris Zelt, die direkt nebeneinander standen.

      „Ich glaube, wir gehen mal den Strand erkunden. Wer ist dabei?“ fragte ich in die Runde. Chris, Raffi und Alex stimmten zu. Nachdem Alex sich angemeldet hatte, tönte auch eine Stimme aus Dennis’ Zelt, die angab mitzukommen. Wir packten eine Strandtasche zusammen und machten uns auf den Weg nach unten. Mit jedem Schritt den wir machten, wurde mir bewusst, dass ich nachher den Hügel wieder hoch musste. Aber daran musste ich mich wohl früher oder später gewöhnen, wenn ich das Camp regelmäßig verlassen wollte.

      Am Strand angekommen, musste ich feststellen, was es bedeutete, an einem Steinstrand zu liegen. Meine Knochen schmerzten, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Ich wollte nicht undankbar sein für all diese perfekten Augenblicke. Es war einfach so ein wunderbarer erster Tag, was machte es da schon, wenn es etwas hart war, am Strand zu liegen. Ich lag mit Dennis in der Sonne und beobachtete die Anderen, die sich Richtung Wasser aufgemacht hatten. Pia sah so schön aus in ihrem Bikini. Ich liebte jeden Zentimeter an ihrem Po und ihrer Hüfte. Dann sah ich Chris, der neben ihr ging und mir fiel sein muskulöses Sixpack und seine trainierten Arme auf. Er schien wirklich viel Sport zu machen. Dabei war er aber, im Gegensatz zu Dennis kein bisschen breit, sondern einfach nur definiert und sportlich. Ich war neidisch. Aber ich wusste auch, dass Pia mich so liebte, wie ich war. Mein Körper war gut. Ich hatte zwar kein Sixpack, aber ich war auch weder speckig, noch fühlte ich mich zu schmal. Pia, Alex, Chris und Raffi hatten das Wasser erreicht und schrieen alle ein bisschen, als sie hinein gingen. Es schien kalt zu sein. Ich lächelte amüsiert. Dennis, der auf dem Rücken lag um sich zu bräunen, schaute auch auf und beobachtete die Szene. Alle lachten ausgelassen und ich war froh.

      „Alter, auf die Kleine musst du aber aufpassen! Die ist heißes Material, das merken Andere auch.“ sagte Dennis plötzlich.

      „Meinst du Pia oder Alex?“ fragte ich irritiert.

      „Deine! Pia. Wie kannst du so entspannt sein, ich wäre schon längst im Wasser und würde meine Besitzansprüche klar machen.“

      „Ich vertraue ihr.“ antwortete ich cool.

      „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ entgegnete Dennis mir.

      Ich legte den Kopf wieder ab und ließ die Sonne auf meinen Rücken scheinen. Hatte er Recht? Sollte ich mich in Acht nehmen? Ich war mir mit Pia wirklich sicher. Und ich wusste aus früheren Beziehungen, wie schädlich Eifersucht und Kontrolle für die Beziehung sein konnte. Ich blieb dabei. Ich wusste um das, was Pia und ich hatten. Ja, sie war heißes Material und zudem war es nicht selten, dass sie angeflirtet wurde. Aber ich wusste, dass sie nicht ersthaft darauf eingehen würde. Sie war frei in ihrem Handeln und hatte einen sehr offenen Charakter. Sie sprach oft mit anderen Männern und lachte mit ihnen. Aber ich empfand das als sexy, dass sie sich nicht ständig an mich klammern musste, sondern offen auf andere zu ging, ohne ständig zu thematisieren, dass sie vergeben war. Ich wusste, dass sie mit MIR zusammen sein wollte und glücklich war. Ja! Ich war nämlich auch gar kein so schlechter Fang. Ich war jung, Akademiker, hatte interessante Augen und war absolut leidenschaftlich. Die Leidenschaftlichkeit beschränkte sich zudem aktuell ausschließlich auf Pia und das wusste und genoss sie.

      Worum sollte ich mir also Gedanken machen?

      Kapitel 5

      Ich hätte noch ewig so am Strand liegen können. Ich war tatsächlich ein bisschen weg genickt und wurde wach, weil Pias nasse Haare auf meinen Rücken tropften. Ich zuckte zusammen.

      „Oh, Sorry. Hast du geschlafen?“

      Pia stand neben mir und drückte das Wasser aus ihren langen Haaren. Sie lächelte mich an. Dann verschwand ihr Lächeln plötzlich und sie sah besorgt auf meinen Rücken.

      „Obie, du hast ja totalen Sonnenbrand!“

      Chris kam zu uns und beugte sich ebenfalls über meinen Rücken.

      „Uuuhhh, das sieht aber nicht gut aus!“

      Die beiden machten mir nicht gerade Mut. Ich musste wohl ein bisschen zu lange in der Sonne gelegen haben.

      „Oh, echt? Sieht es so schlimm aus?“

      Ich versuchte etwas zu erkennen, aber konnte meinen Rücken natürlich nicht sehen.

      „Ich mach dir dann ein Spray drauf, wenn wir oben sind. Wir müssen auch glaub ich mal wieder zurück. Die wollten noch so ein Informationsding machen wegen der Touren und Verhaltensregeln und sowas.“

      „Ja, gehen wir wieder hoch.“ stimmte Raffi zu. „Wir müssen nur noch Alex und Dennis bescheid sagen. Wo…“

      Ich hielt den Finger vor den Mund und stieß Raffi an, während ich auf die beiden zeigte. Alex lag auf Dennis gekuschelt ein paar Meter entfernt unter einem Baum und es sah aus, als ob die beiden auch eingeschlafen waren. Sie sahen süß zusammen aus. Wir lächelten vor uns hin. Dann nahm ich Pias nasses Handtuch und schlich mich langsam an die beiden an. Ich wringte es direkt über ihren Köpfen aus und sie standen panisch auf.

      „Toby, du Pisser!“ schrie Alex mir nach, während ich die Flucht ergriff.

      Auf den spitzen Steinen kam ich barfuß nicht voran und plötzlich spürte ich einen beißenden Schmerz im Nacken. Alex hatte mich am Schlafittchen gepackt und hielt mich fest. Ich sog die Luft zwischen meinen Zähnen ein und murmelte nur vorsichtig.

      „Au, au, au. Sonnenbrand. Bitte loslassen.“

      „Mach das nicht nochmal.“ drohte sie mir, während sie mich ziehen ließ.

      „Siehst du, Alter! Auf DIE Frau muss keiner aufpassen. Das schafft die schon selbst.“ kommentierte Dennis lachend und spielte auf seine Bemerkung an, dass ich auf Pia aufpassen sollte um meine Besitzansprüche deutlich zu machen. Ich kam zu Pia, Raffi und Chris zurück und sie lachten hart über die Szene. Nur Pia nahm mich tröstend in den Arm und strich sanft über meinen geplagten Nacken.

      Wir schleppten uns wieder den Berg hoch und er fühlte sich diesmal gar nicht so steil an, weil ich durch mein Gespräch mit Chris abgelenkt war.

      „Wie kommt man dazu, alleine zu verreisen?“

      „Ach, ich bin eh oft so ein Eigenbrötler. Ich hab ein paar Kumpels gefragt, ob sie mitkommen wollen, aber irgendwie konnten wir uns auf kein Ziel einigen. Dann hab ich einfach beschlossen, es alleine zu versuchen.“

      „Ich finde das total beeindruckend. Ich hätte mich das nicht so einfach getraut. Für uns war es aber auch echt schwer, uns auf was zu einigen. Sechs Leute, sechs Ideen. Wir haben dann einfach den Katalog genommen und per Zufallsprinzip eine Seite aufgeschlagen. Und das war hier.“ sagte ich.

      „Ich habe mich schon gewundert, was so eine Truppe wie ihr im Aktivurlaub zu suchen hat. Nichts für ungut, aber bis auf Alex und euren anderen Mitbewohner macht ihr alle nicht den Eindruck, dass ihr auf sowas steht.“

      Wow, das war ziemlich direkt. Ich fühlte mich etwas angegriffen, dass man uns die Unsportlichkeit so offen ansah. Ich war etwas verdutzt. Aber Pia verteidigte uns.

      „Naja, Abenteuer und aktiv sein hat ja nicht immer was mit Sport zutun. Du wirst uns schon noch von unserer Action-Seite kennen lernen. Mach dich auf was gefasst!“ sagte sie forsch und fuchtelte mit erhobenem Zeigefinger vor Chris Gesicht herum.

      „Hört, hört! Ich kann es kaum abwarten zu erfahren, was damit gemeint ist.“ lachte er uns an..

      „Du