Ende sein soll. Das rührt ja auch zum größten Teil daher, dass die Tage fast ganz mit Dienst ausgefüllt sind und die Zeit dadurch wie im Fluge vergeht. Ich glaube, dass auch niemand der verflossenen Zeit nachtrauern wird, wohl aber gern an seine Rekrutenzeit denken wird, da doch jeder wehrfähige junge Deutsche mitmachen muss. Wenn ich das erste Mal auf Urlaub komme, werde ich Euch viel zu erzählen haben und gerade mit Dir, lieber Papa, möchte ich mich dann gern unterhalten.
Liebe Mutter, nun hätte ich noch eine »kleine« Bitte an Dich. Wenn Du Zeit hast, schicke mir doch bitte mal wieder einen Kuchen oder Brot, denn der Dienst entwickelt ja immer so einen guten Appetit, sodass meine Brotration fast nie ausreicht. Also sei doch bitte so gut, und erfülle mir diesen Wunsch. Das Päckchen mit dem Gelee habe ich mit vielen Dank erhalten. Allerdings war es vierzehn Tage unterwegs, doch ist es samt Inhalt heil angekommen. Heute Mittag gehen wir wieder in die Stadt und werden dann versuchen, zu einem Fotografen zu gehen.
In der Hoffnung, bald wieder etwas von Euch zu hören, grüßt Euch vielmals
Arnold
Detmold, Samstag, den 7.2.1942
Liebe Eltern, liebe Bringfriede!
Nach glücklich überstandenem Stubendurchgang beginnt nun unser freier Samstagnachmittag, den ich dazu ausnutze, Briefe zu schreiben, während andere Kameraden ausgehen und sich Detmold bis halb neun abends ansehen können. Der Nachmittag brachte für mich während des Revierreinigens, eine freudige Nachricht. Ich wurde plötzlich ans Telefon gerufen. Das kann ja nur Erna sein, dachte ich und stürzte im schnellsten Tempo zur Schreibstube. Endergebnis: Erna und Ewald kommen mich morgen besuchen. Das wird ja ein schöner Ausgang morgen für mich werden. Für nächsten Sonntag will ich noch mal versuchen, Sonntagsurlaub nach Herford zu bekommen. Hoffentlich stellen sich mir keine Schwierigkeiten in den Weg, denn Mittwoch in acht Tagen, als am 18. Februar, ist unserer Besichtigung und bis dahin haben wir noch viel zu lernen. Was nach der Besichtigung kommt, wissen wir noch nicht. Ich jedoch werde jedenfalls auf eine Bombenschützenschule versetzt werden und wenn es gut geht, kommen Walter Schmitz und ich auf eine Schule. Denn, er hat sich nun auch als Bombenschütze gemeldet. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mit einem Sobernheimer zusammenkäme, besonders noch mit Walter Schmitz, der mir immer ein guter Freund war.
Hier bei uns herrscht nach wie vor strenger Winter, wie ich ihn mir früher daheim immer gewünscht hatte, mit viel Eis und Schnee. Doch hier wünsche ich ihn zum Teufel, denn bei diesem Wetter ist es bestimmt nicht angenehm Dienst zu machen, besonders dann, wenn es ins Gelände geht und der Schnee durch sämtliche Knopflöcher dringt. Doch wir wären ja keine Soldaten, wenn uns ein Angriff mit MG und Platzpatronen keinen Spaß machen würde, besonders das Hinlegen klappt ja bei dem hohen Schnee wunderbar.
Heute habe ich mal leere Pakete nach Hause geschickt und ein Geleeglas, damit Ihr wieder mal etwas Verpackung habt. Ebenso habe ich RM 20,-, heute auf mein Bankkonto eingezahlt, also sogar beim Militär kann man mit einer Mark pro Tag sparen. Das hat natürlich von der Stubenbelegschaft bisher nur einer fertig gebraucht, und das war ich. Na ja, das hängt natürlich mit der guten Erziehung von zu Hause zusammen. Ich sage Euch, beim Militär kann man feststellen, wer eine gute Kinderstube hatte oder nicht und wer von zu Hause an Ordnung gewöhnt war. In dieser Beziehung bin ich bis heute noch nicht aufgefallen.
Liebe Eltern, mit viel Freude habe ich natürlich die Nachricht aufgenommen, dass ein Kuchen für mich unterwegs ist und hoffentlich keine vierzehn Tage wie der andere braucht. Meine Dankbarkeit kann ich ja leider immer nur dadurch ausdrücken, dass ich Euch regelmäßig einen Brief schreibe, auf den Ihr Euch bestimmt immer freut.
Nun, liebe Bringfriede, möchte ich Dir noch recht herzlich für Deinen lieben Brief danken und glaube mir, wenn Du mir den kleinen Jürgen so drollig schilderst, dann habe ich direkt Sehnsucht ihn mal wieder zu sehen. Seine Schwester Gisela und er, werden wohl gewachsen sein und ich sie kaum wieder erkennen werde, wenn ich zum ersten Mal auf Urlaub komme. Du schreibst, dass Du Hermann mal besuchen willst und bei dieser Gelegenheit auch zu mir kommst – nur glaube ich, Du wirst mich hier nicht mehr antreffen, denn bis dahin wurde ich sicher versetzt. Ich wünsche Dir nur noch von Herzen, dass Du Hermann sehr bald besuchen kannst, denn das wird doch Dein brennender Wunsch sein. Glaube mir, an diese Spielereien mit Hermann, die Du in deinem Brief erwähnst, habe ich auch schon sehr oft gedacht und mir ebenso gewünscht, dass sich diese Stunden nicht noch mal wiederholen werden, doch das wird wohl leider nur ein Wunschtraum bleiben.
In der Hoffnung, bald wieder von Euch etwas zu hören, grüßt Euch herzlichst
Euer Arnold
Detmold, Samstag, den 14.2.1942
Liebe Eltern und Bringfriede,
zunächst recht herzlichen Dank für das Päckchen, das diesmal nur eine Woche unterwegs war. Der Kuchen, liebe Mutter, hat ja wieder ganz prima geschmeckt. Übrigens, es schmeckt ja alles doppelt so gut, was von daheim kommt.
Letzten Sonntag habe ich mit Erna und Ewald einen schönen Tab verlebt. Um zwei Uhr nachmittags holte ich beide vom Bahnhof ab. Anschließend gingen wir in ein gemütliches Lokal um dort ungestört bei Kaffee und Kuchen, den Erna mitgebracht hatte, zu unterhalten. Zum Abschluss des Tages gingen wir in ein Kino. Doch allzu schnell verging die Zeit und wir mussten bald wieder voneinander Abschied nehmen, ohne ihnen zu versprechen, sie nächsten Sonntag zu besuchen. Doch kaum zurück im Horst, erwartete mich eine teils freudige, teils traurige Nachricht. Kurz nachdem ich den Horst verlassen hatte, wurde wegen »Scharlach« Horstsperre angeordnet. So werde ich Erna und Ewald am Sonntag zum letzten Mal gesprochen haben, denn wenn die Horstsperre aufgehoben wird, wann kann ja niemand wissen, wird sich auch unsere Versetzung zur Schule verschieben, wie uns schon angekündigt wurde. Wir aber hoffen alle, dass diese Krankheit bald überstanden ist.
Nun sind es nur noch vier Tage bis zur Besichtigung, und dass bedeutet, das unsere Rekrutenzeit nun bald zu Ende ist. Ich kann Euch sagen, dass ihr keiner hier nachtrauern wird. Denn es waren manchmal Tage darunter, an denen uns »das Wasser im Arsch kochte« auf Soldatenart ausgedrückt. Doch gerade diese Stunden haben uns hart gegen uns selbst und uns so halbwegs zu Soldaten gemacht. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, hat mir auch das nicht viel ausgemacht, solange man nicht vor Müdigkeit umfällt – ist ja alles halb so schlimm. Auf der Schule später, werden wir diesen Dienst ja nicht mehr haben, doch dafür wird unser Geist etwas mehr in Anspruch genommen werden. Bis zum fertigen Bombenschützen ist es immer noch ein weiter Weg.
Liebe Eltern, heute komme ich mal wieder mit einer Bitte. Wenn Ihr Zigaretten bekommen könnt oder Tabak, so wäre ich Euch sehr dankbar. Wenn Ihr mir das schicken würdet, die Kosten könnt Ihr ja von den RM 50.- abziehen, die Ihr noch von mir habt. Und nun zur Aufklärung weshalb. Meine Kameraden sind fast alle starke Raucher und ich könnte ihnen mit den Zigaretten viel Freude. Die Hauptsache ist natürlich, dass ich als Gegenleistung von ihnen Brot bekomme, das mir lieber ist wie vieles andere. Ebenso könntest Du, liebe Mutter, mir mal wieder blaue und graue Stopfwolle für Pullover und Strümpfe schicken, den Kuchen möchte ich nur so nebenbei erwähnen. Zum Schluss möchte ich Euch noch bitten, mir zur Besichtigung am Mittwoch beide Daumen zu drücken.
In der Hoffnung, bald wieder etwas von Euch zu hören (und zu bekommen), grüßt Euch vielmals
Arnold
Detmold, Donnerstag, den 19.2.1942
Liebe Eltern, liebe Bringfriede!
Gestern, am Tage unserer Besichtigung, erhielt ich Euer reichhaltiges Paket und heute Euren lieben Brief mit der Ankündigung von neuen Paketen. Ja, liebe Eltern, wenn das so weiter geht, hole ich meinen Kameraden in dieser Beziehung auch noch ein, denn ich habe manchmal gestaunt, was diese an Paketen so bekommen. Doch das hängt natürlich damit zusammen, dass es Bauern sind oder wenigstens Beziehungen haben. Liebe Mutter, wenn das mit dem Schinken klappen würde, würdest Du mir eine große Freude bereiten, denn die seltenen Dinge sind ja heutzutage am meisten begehrt. Hoffentlich bleibt der Kuchen nicht so lange unterwegs, denn ich habe nämlich schon mächtigen Hunger!
Nun zu unserer Besichtigung. Was hatten wir uns vorher unnötige Sorgen darüber gemacht und wie verlief sie doch so glatt und reibungslos. Danach fragten wir uns, war das nun eine Besichtigung oder keine? Besonders unser Gruppenführer hatte uns in dieser Beziehung