ab und wandere flink nach unten, fasse mit den Händen nach seiner Härte und lecke dabei über seine Spitze.
„Ella“, entfährt es ihm heiser. Jan wiederholt immer wieder meinen Namen, während ich an seiner Erektion zu saugen beginne. Er schmeckt so gut, und ich liebe es, wie sehr ich ihn damit um den Verstand bringen kann. Dass alles, was er sagen kann, mein Name ist. Für die Ohnmacht und Verzweiflung der letzten Wochen gibt es kein besseres Gegenmittel als das, was wir hier miteinander tun. So sind wir. So funktionieren wir.
Ehe Jan kommen kann, stemmt er mich von sich. Angestrengt atmend und mit schweren Lidern sieht er mich an.
„Ich werde heute nur auf eine Art kommen“, stellt er klar und dringt dabei mit einem Finger so tief in mich ein, dass ich zurück aufs Bett sinke.
„Aber dein Bein. Sollte ich nicht …“
„Scheiß auf mein Bein“, schnaubt er. „Ich will dich unter mir, mein Schwanz tief in dir, bis wir beide kommen.“
Noch ehe ich mir weiter Sorgen um sein Knie oder sonst etwas machen kann, liegt er herrlich schwer auf mir und dringt in mich ein. Unbeschreiblich schön fühlt es sich an, wie er mich dehnt und ausfüllt. Eine Leere in mir verschwindet daraufhin, die ich seit zu langer Zeit schon mit mir herumtrage.
Mit geschlossenen Augen verweilt er in mir. Ich fahre zärtlich über Jans Rücken und genieße die Nähe, die diese Vereinigung mit sich bringt. Ich fühle mich lebendig, ganz.
„Sag es mir, Ella! Sag mir, wie sich das anfühlt!“
So gut es geht, versuche ich, mich zu konzentrieren. Zu schön ist das Gefühl, um es in Worte zu fassen. Doch mir dämmert, dass er sich erst bewegen wird, wenn ich ihm antworte. Obwohl bereits Schweiß auf seine Stirn tritt, verharrt er und sieht mich scharf an. Ich schlucke.
„Perfekt. Es fühlt sich … genau richtig an“, gebe ich zu, obwohl mir jedes Wort dabei verdammt schwerfällt. Mein Körper will sich bewegen, will mit ihm zusammen zerfallen.
„So wird es sich mit uns immer anfühlen“, verspricht er und beginnt sich zu bewegen, quälend langsam, ehe er endlich heftig in mich eindringt, bis er dabei einen Punkt in mir trifft, der mir einen heftigen Schauer über den Körper jagt.
„So kann es von nun an immer sein, Ella“, stöhnt Jan, zieht sich fast völlig aus mir zurück und stößt danach heftig in mich, als wolle er etwas klarstellen. Wenn er nur wüsste, dass ich das weiß, dass ich genau das auch will, zumindest jetzt, in diesem Moment, in dem er mich immer schneller auf den Gipfel jagt.
„Ich komme bald“, lasse ich ihn wissen, woraufhin er mich noch härter nimmt, bis ich ihn in mir wachsen und zucken fühle. Ich möchte es auch, ich möchte mit ihm zusammen kommen, also bewege ich mich ebenfalls schneller, kreise mit dem Becken, was ihn mehrmals heftig stöhnen lässt, bis sein Kopf auf meine Schulter fällt. Wir pressen beide nach Halt suchend unsere Finger in den Körper des anderen. Ich halte mich nur noch an ihm fest, denn mein Körper scheint völlig aus glühender Lava zu bestehen, die nun endlich ihre Bestimmung erfüllen will. Meine Wände ziehen sich fest und kontrahierend um seine Erektion zusammen, bis er ein letztes Mal in mich stößt. Erlösend stöhnen wir zusammen in den Mund des anderen und versuchen erfolglos, uns im Rausch des Orgasmus zu küssen. Als ich noch ein letztes Mal zu zittern beginne, fällt Jan bereits schwer atmend auf mich.
Sein Herz schlägt so hart gegen meine Brust, dass mein eigener Puls, den ich im Ohr rauschen höre, fast vergessen ist. Er fällt erschöpft zur Seite. Von seinem heißen, verschwitzten Körper befreit, seiner Erektion beraubt, fühle ich mich augenblicklich nackt, kalt und allein. Erst als er erschöpft nach mir fasst und mich auf seine Brust zieht, verschwindet das dunkle Gefühl wieder, das mich zu verschlingen drohte.
„Scheint, als hätte ich recht gehabt“, sagt Jan über mir.
„Womit denn?“
„Damit, dass ich erst deinen Körper erobern muss, ehe du mich wieder an dein Herz lässt.“ Seine Stimme klingt vorsichtig, fast schon abwehrend. Ich umarme ihn fest, weil ich das jetzt brauche, weil ich spüren muss, dass er hier ist und nicht weggehen wird. Jedenfalls nicht im Moment.
„Das ist aber nicht sehr schmeichelhaft“, gebe ich zu bedenken. Da mich sein Duft beruhigt, schnuppere ich an seiner Haut.
„Aber wahr.“
„Touché.“
Plötzlich ist es sehr still. Das Rascheln der Bettlaken klingt unglaublich laut und fast schon störend.
„Das hier ist kein Spiel, Ella … Und selbst wenn, stehen wir auf derselben Seite.“
Tun wir das wirklich? Ich sage lieber nichts dazu.
„Was muss ich tun, damit du mir glaubst?“, murmelt er vor sich hin. Aber es klingt eigentlich nicht so, als erwarte er tatsächlich eine Antwort von mir.
„Ich weiß es nicht“, sage ich dennoch und sehe ihn dabei von der Seite an. Jan streicht mir übers Haar und schiebt mir eine lose Strähne hinters Ohr.
„Wie gerne ich dich ansehe, Ella.“
„Ich sehe dich auch gerne an.“
Wie von selbst wandern auch meine Finger über sein Gesicht und streifen dabei ganz vorsichtig die Narben unter seinem Dreitagebart. Sein Blick wird ernst und er bedeckt sich mit dem Laken und damit auch sein Bein. Ich kann nicht sagen, ob das Absicht oder bloß Zufall ist. Dennoch fällt es mir auf.
„Ich glaube dir“, sagt Jan zu mir. Und die Art, wie er es sagt, macht deutlich, wie schwer es ihm noch immer fällt, das tatsächlich glauben zu können. Aber ich höre seiner Stimme an, dass er die Wahrheit spricht.
„Jan“, beginne ich zaghaft. „Was ist mit dir in den letzten Wochen passiert? Was hat dich so verändert?“
Lange starrt er mich an. Ganz langsam kommt sein Gesicht näher, bis ich wieder unter ihm liege, in das Kissen gepresst. Hauchzart fährt er mit den Lippen meinen Mund entlang und atmet dabei ein. Jan haucht nur ein Wort auf meine Lippen, so leise, dass es kaum hörbar in der Stille des Raums verklingt:
„Du.“
Kapitel 7
Jan – Wien, 2013
„Jan Herzog?“
Ein riesiger schwarzer Mann mit kurz geschorenen dunklen Haaren, der in mintblauer Dienstkleidung steckt, sieht mich fragend an. Er ist Nigerianer, glaube ich zumindest. Sein breites Dauerlächeln zerrt an meinen blank liegenden Nerven.
„Ja, der bin ich.“ Fast, ergänze ich in Gedanken, weil es mehr der Wahrheit entspricht.
„Sehr schön. Mein Name ist Chidi. Doch seit dem Studium nennen mich bloß alle Chi. Wie Sie sich bereits denken können, übernehme ich von nun an Ihre Physiotherapie.“
Ich weiß nicht, was er von mir erwartet, also zucke ich mit den Achseln, weil es mir ziemlich egal ist. Das hier bringt doch nichts.
„Folgen Sie mir!“ Blendender Laune hält er mir die Tür zum angrenzenden Raum auf. Es dauert eine beschissene Ewigkeit, bis ich es mit den Krücken dort hinein geschafft habe. Mit prüfendem Blick sieht er mir dabei zu, was mich alles andere als begeistert. Ständig angestarrt zu werden – neuerdings ein Dauerzustand –, geht mir auf den Sack.
„Unterhalten wir uns erst mal, ehe wir anfangen“, lässt er mich wissen und setzt sich dabei auf einen leeren Stuhl mitten in diesem groß geschnittenen Raum, der aus Trainingsgeräten, Matten und für meinen Geschmack viel zu vielen Spiegeln besteht. Eine weitere kleine Ewigkeit dauert es, bis ich es auf den zweiten freien Stuhl ihm gegenüber geschafft habe.
„Stört es Sie, wenn ich Du sage?“, fragt er mich freundlich, während er bereits durch meine Akte blättert.
„Tu dir keinen Zwang an, Chi.“ Von mir aus kann er mich Rumpelstilzchen nennen, wenn ich