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Rahek
Eine Reise ins Nichts
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Inhaltsverzeichnis
Richtung Süden
Sollte der geneigte Leser keinen Sinn für Erotik, für Humor und Geschichte haben, dann sollte er dieses Buch sofort entsorgen. Ich könnte empfehlen, das Buch schnell zu verschenken, aber Menschen ohne Spaß an Erotik, ohne Humor und ohne das Interesse an Geschichte, haben gewöhnlich keine Freunde, denen sie das Buch schenken könnten. Also sollten sie es einfach entsorgen, ohne auch nur das Buch durchzublättern. Lesen sie etwas anderes! Für den kleinen Rest meiner Leserschaft wünsche ich ein spannendes und anregendes Vergnügen.
RAHEK
Vorfreude
Gustav liebte es seine Umgebung zu verwirren. Es machte ihm Vergnügen in ein langweiliges Wespennest zu stochern bis es summte und wirbelte und wenn ein Völkchen von Schläfrigkeit und Selbstzufriedenheit auf Abwehr und Kampf umschaltete, dann blühte Gustav auf. Unruhestifter nannten ihn die Leute. Chaot und Anarchist! Dabei war Gustav ein liebenswerter Mensch, geradezu ein kleiner Humanist und Komiker. Aber er provozierte gerne Chaos, wenn die Welt um ihn herum in Langeweile erstickte. Die Menschen neigen immer zur Antriebslosigkeit, wenn ihnen kein Antrieb gegeben wird. Nun, Gustav konnte Antrieb geben. Hin und wieder schoss er über das Ziel hinaus und dann verwirrte sein Antrieb, statt zu treiben. Irritationen zu schaffen, blieb aber eine Option und seine eigentliche Motivation war Neugier. Er hatte schon so viele Dinge erlebt. Da war es normal, dass manchmal ein paar Situationen schief liefen. „Nur wer gar nichts macht, vermeidet Fehler!“, war seine Devise. Gustav liebte Bücher, die über die Geschichte der Menschen, über die Geheimnisse des Lebens berichten. Sein Wissensdrang war unersättlich. Tagelang konnte er mit Büchern allein verbringen. Aber ein Langweiler war er absolut nicht und natürlich unterlag auch Gustav Irritationen. All zu oft ließ er sich selber verwirren und ins seelische Chaos treiben. Und genau davon lebt seine Geschichte.
Es war so ein herrlicher Frühlingstag. Voller wohliger Gefühle. Vergessen war der zähe Winter mit dem nassen Wechsel der dunklen Jahreszeiten. Nun lag die Blütenpracht auf den Wiesen und die Luft war geschwängert mit Millionen Tonnen von Pollen und Düften. So verschwenderisch konnte die Natur sein, so üppig und anmaßend. Noch vor wenigen Wochen verharrte alles in Kältestarre, tat so, als ob nie wieder Leben in die Welt kommen könnte. Jeder Tropfen Wasser in den Seen und Bächen war gefroren. Die Erde war steif wie Beton und Grabesstille herrschte über das kalte Land. Doch jetzt summten Insekten durch die Lüfte, Vögel sangen zur Paarung und alle Gewässer plätscherten munter durch eine frische Landschaft.
Gustav atmete tief durch und ließ die Sonne genüsslich über seine Haut gleiten. Auch er begann wieder neu zu leben. Kein Wunder, dachte er, dass die Norweger und Grönländer an Depressionen und Selbstmord leiden. Der Mensch sollte nicht in Finsternis und Kälte leben. Schließlich stammt der Mensch aus dem sonnigen Afrika und irgendwie haben wir alle dort unseren Ursprung. Und es ist auch kein Wunder, dass der Neandertaler in seiner Eiszeitlandschaft ausgestorben ist. Kälte und Finsternis sind keine menschlichen Lebensimpulse. Der Mensch ist ein Sternenkind und unser Stern ist die Sonne.
Man konnte die Frühlingsgefühle der Mitmenschen förmlich riechen. Sein kleines märkisches Dorf schien zu lachen und zu singen. Vielleicht machte auch nur das außergewöhnliche Wetter die Leute verrückt. Gustav ging es nicht anders und ständig ertappte er sich dabei, wie er sich selber streichelte. Schon schauten die Leute ihn ungläubig an.
„Na, Gustav, alles wieder frisch im Schritt?“, riefen sie schon aus einiger Entfernung. Verlegen versuchte Gustav so zu tun, als streife er sich nur Pollen aus der Kleidung. Das wirkte dann noch merkwürdiger.
Und trotzdem blieb er in reiner Hochstimmung, vielleicht auch nur, weil er sich streichelte. Der Hauptgrund war aber der, dass sich Gustav zu einem Abenteuer durchgerungen hatte. Bestimmt lag es an dem Wetter. Dieser verdammte Frühling! Jedenfalls hatte Gustav beschlossen mit einer Freundin in den Süden zu reisen. Verrückte Idee! Die Freundin war jünger als er und dann auch noch hübsch und sexy. Sie waren befreundet, aber auch nicht mehr. Sie hatten noch nie miteinander! Ramona vereitelte jede noch so kleine Gelegenheit seit Jahren. Gustav hatte geglaubt, dass eine Reise mit ihr in den Süden ihn vom Freunde zum Geliebten mache. Naja, Männer denken halt so.
Der Plan war eigentlich gar nicht schlecht: Gemeinsam für viele Tage auf Reisen und romantische Orte und gemeinsame Zimmer. Ein Gläschen Wein und noch ein Gläschen Wein und ein kitschiger Sonnenuntergang. Das wäre perfekt.
Und seine Freundin hatte sogar zugesagt. Wenn da nicht etwas in dieser frühlingsweichen Luft lag! Er musste jetzt nur aufhören sich ständig selber zu streicheln. In panischer Vorfreude stieg er ins Auto, um seine Freundin abzuholen. Auf in das Abenteuer!
Ramona hatte schon gewartet. Ihren Koffer hatte sie mehrmals ein und ausgepackt, bis er endlich zuging. Sie war sich nicht sicher, welche Garderobe geeigneter war. Leicht und aufreizend oder bedeckt und züchtig? Warum hatte sie nur zugesagt? Diese Reise mit Gustav würde sicherlich zu einem Fiasko! Sie wusste, dass es für Gustav eine bedeutungsvolle Beziehungsreise werden sollte. Irgendwie hatte Ramona aber auch Lust auf