jedem Kriegsheld steht immer auch eine Frau und als sich Gustav umdrehte, stand Ramona mit offenem Mund vor ihm.
„Was tust du da, Gustav? Und was ist das für eine riesige Schweinerei?“, fragte sie misstrauisch.
Schnell packte er sie und drängte hinaus.
„So ein mieser Laden. Stell dir vor, als ich einen Kaffee nehmen wollte, hatte doch so ein Idiot den Kaffeeautomaten mit der Mikrowelle verwechselt und statt einem Becher legte er Essen darunter. Und deinen Burger hatten die auch nicht frisch, sondern nur abgepacktes Zeug. Das wollte ich dir nicht zumuten. Vielleicht halten wir später an einer besseren Raststätte.“, stöhnte er hechelnd.
Als sie wieder im Auto saßen, schaute Ramona immer noch ungläubig zu Gustav. Sie hätte fast gedacht, dass er selbst das Chaos am Kaffeeautomaten verursacht hatte, doch war sie sich jetzt nicht mehr sicher. So ein Trottel konnte ihr Freund doch nicht sein.
Gustav umfasste fest sein Lenkrad und vermied jeden Sichtkontakt.
Unglaublich peinlich war das. Nur gut, dass seine Ramona es nicht komplett gesehen hatte. Außerdem kann so etwas schon mal passieren.
Also holte er tief Luft und sagte im Tonfall eines Schullehrers:
„Was für ein Idiot, der statt die Mikrowelle den Kaffeeautomaten betätigt. Vielleicht hatte er auch schon ein Würstchen oder gar einen Burger hineingelegt?“
Und dann lachte Ramona laut los und wollte sich nicht beruhigen.
„Das geht ja gut los!“, murmelte Gustav vor sich hin und dann ertappte er sich, wie er sich wieder selber streichelte.
Die Berge der Alpen rahmten jetzt die Landschaft und streiften die Wolken am Himmel. Hübsche kleine Ortschaften lagen am Weg und immer wieder erreichten sie malerische Ausblicke. Gustav hatte ein niedliches Hotel gebucht, um für eine Nacht Station zu machen. Der Weg war das Ziel! Sie fanden auch das verträumte Bergdorf mit seinem Hotel.
„Sehr hübsch, mein lieber Gustav. Ein traumhaftes Gasthaus in einer wunderschönen Landschaft.“, schwärmte sie.
Ramona war sichtlich verzückt.
Gustav hingegen war sichtlich stolz wie ein Gemsbock. Und erregt war er auch wie ein Gemsbock in der Brunft, denn bald würden sie beide in einem Bettchen liegen und Dummheiten machen.
Als sie ihre Namen und Adressen in der kleinen Rezeption eintrugen, schüttelte die Wirtin mit dem Kopf.
„Sie sind nicht verheiratet?“, fragte sie streng.
Nun schüttelte Ramona ihren Kopf und Gustav lief rot an, …am Kopf.
„Dann können Sie hier kein Doppelzimmer bekommen, denn das geht absolut nicht.“, entschied sie und Gustav schnaufte.
„Hören Sie, gnädige Frau, wir befinden uns im 21. Jahrhundert. Auch wenn es in Ihrem Dorf noch nicht üblich ist, für die restliche Welt gilt, dass es nicht nur Ehepaare bis ins Doppelbett schaffen. Also geben Sie uns das reservierte Zimmer und Danke für Ihren Hinweis.“, entgegnete er entnervt.
Ramona wurde dieses Gespräch sehr unangenehm, denn sie hatte über die Art der Zimmer nicht nachgedacht. Gustav aber hatte ganz in seiner weitsichtigen Absicht ein Doppelzimmer bestellt und nicht, weil es billiger war.
Die alte Wirtin ließ sich aber nicht beirren.
„Sie können zwei Einzelzimmer haben, nebeneinander oder es tut uns leid. Dann müssen Sie sich ein Stundenhotel in der Stadt nehmen, meine Herrschaften.“, sagte sie ziemlich pikiert. Gustav überlegte kurz, ob ein Stundenhotel nicht auch ginge. Hauptsache er lag mit Ramona in einem Bett, doch ein Stundenhotel klang vom Namen her schon schlüpfrig. Da machte Ramona bestimmt nicht mit.
„Hier im Dorf dürfen noch Bruder und Schwester miteinander Kinder zeugen und die Wirtin unterstellt uns zweideutige Absichten. Einfach lächerlich!“, raunte Gustav entmutigt seiner Begleiterin zu.
Und zweideutige Absichten hatte Gustav wirklich nicht, denn er wollte ganz eindeutig mit Ramona in die Kiste.
Nun trug er ihren Koffer in das eine Zimmer und sein trauriges Herz in das andere Zimmer. Verdammte Bergvölker!
Ramona beteuerte, dass es doch egal sei und es wären ja auch hübsche Zimmer. Doch ihm war es nicht egal und er dachte darüber nach, dass es vielleicht dieser Unterschied in ihren Erwartungen sei, wenn es mit ihnen nicht klappen sollte.
Ramona waren angeblich solche elementaren Dinge immer egal. Dabei waren die Umstände, ob sie sich ein Bett teilten oder getrennte Räume benächtigten von unglaublicher Wichtigkeit.
Gemeinsam in einem Bett ersparte nicht nur die aufwendige Schamoffensive im fremden Zimmer, sondern stellte enge Vertraulichkeiten automatisch her. Wenn er sie dann nachts im „Halbschlaf“ abtastete und streichelte, konnte sie im schlimmsten Falle seine freche Hand zurückweisen. In ihrem eigenen Schlafzimmer konnte sie ihn aber hochanständig rauswerfen, was in einem gemeinsamen Bett schlecht ginge. Also war es nicht egal!
Ramona benahm sich immer wie ein Zwitterwesen, was jenseits von Sex und Lust lebte. Tiefer konnte seine Stimmung nicht sinken.
Er musste eine neue Taktik finden und anwenden und seinen schönen Plan erst mal verwerfen.
Nachdem Gustav ihren Koffer abgestellt hatte und das Nebenzimmer aufsuchte, setzte sich Ramona erschöpft aufs Bett. Sie öffnete ihr Gepäck und wühlte in ihrer Wäsche, um passende Kleidung zu finden.
Gustav machte einen genervten Eindruck. Er tat ihr ein wenig leid und er hatte sicherlich von einem Doppelzimmer mit ihr geträumt. Es war wohl nicht sein Tag. Erst der Burger im Kaffeeautomaten und jetzt noch die getrennten Zimmer.
Ramona streifte sich die Kleidung ab und ging unter die Dusche.
Das warme Wasser belebte ihren mädchenhaften Körper, der sie optisch viel jünger machte, als sie war. Ihre Fältchen im Gesicht konnte sie nicht mehr verbergen. Trotzdem! Sie besaß eine verführerische Figur. Kleine und feste Brüste, einen runden Hintern und einen schlanken und fettlosen Bauch mit einer Zierde von Bauchnabel. Nein, sie war zufrieden mit ihrem Äußeren und fühlte sich wohl. Und sie spielte gern mit ihrem Körper, kannte die Stellen genau, die ihre Lust weckten. Ramona lebte allein und war nicht auf fremde Hilfe angewiesen. Und als das warme Wasser so angenehm ihre Haut umspülte, verdrängte sie die Gedanken an Gustav. Mit ihrem Bedürfnis nach Entspannung führte sie ihre Hände sehnsüchtig zwischen ihre Schenkel. Alles um sie herum tauchte in ein warmes, wohliges und feuchtes Universum.
Nur wenige Meter entfernt, getrennt durch eine dünne Alpenzimmerwand, stand Gustav in seinem Bad. Enttäuscht blickte er in den Spiegel. Verdammte Falten! Ohne sie würde er noch als Student durchgehen. Wenigstens hatte er eine anständige Figur. Er trieb immer Sport und war sein ganzes Leben lang ein „
zäher Hund
“. Doch wenn er ehrlich war, dann hatte sein Alter deutliche Spuren hinterlassen. Die Haut war nicht mehr so straff wie in seiner Jugend.
Es dauerte manchmal über eine Stunde, bis seine Schlaffalten verschwanden. Die Furchen in seinem Gesicht verschwanden hingegen nicht mehr. Jeder alte Reifen hatte tiefe Riefen im Profil und das wusste Gustav.
Was soll’s! Er hatte ein erfülltes Leben voller Aufregung und Abenteuer hinter sich und selbst jetzt sah er weit jünger aus als seine Altersgenossen. Doch gegen das schleichende Alter half nichts. Kein Sport, keine Kosmetik und keine Modebekleidung konnten den Altersprozess aufhalten. Dieser Jugendwahn nagte an seinem Stolz.
Er zog seine Sachen aus und wandte sich ab von dem gnadenlosen Spiegel. Gustav betrachtete sich nie nackt im Spiegel, auch dann nicht, wenn er Körperpflege betrieb. So ein Spiegel soll schmeicheln und nicht Realitäten vermitteln.
Er zog eine Flasche Whisky aus dem Gepäck. Das Etikett vermittelte stolz: „Schottisch herb und 18 Jahre im Eichenfass gelagert.“
Er goss sich ein Glas ein und betrachtete es ehrfürchtig. Vor solch einem Getränk zeigte er immer Demut