Michael Voss

Das Casino


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einfach liegen. Ich spiele noch mit dem Tuch Ende, als es sich plötzlich öffnen lässt.

      „Siehst du, du hast es geschafft.“ Ich kuschle mich neben sie auf die Couch.

      Angelina kommt nochmals auf den Casinobesuch zu sprechen. Ich spüre, da ist noch etwas, was sie wissen will. Sie beginnt mit der Frage, wie lange sie eigentlich vom Tisch weg war. „Ich schätze mal, es war eine gute Stunde, aber warum willst du dass wissen?“

      „Für mich waren es höchstens zehn Minuten.“

      „Du hast mir nie erzählt was eigentlich passiert ist. Lass mich doch an deinem erotischen Abenteuer teilnehmen.“, meine ich.

      „Ich weiß nur noch, dass das Mädchen kam und mich am Tisch abholte.“

      „Ja und, was ist dann passiert?“ Man hat mir die Augen verbunden und einen langen Gang entlang geführt.“

      „Ja, dass weiß ich, ich habe dir noch nachgesehen und du verschwandest hinter einer Holztüre.“

      „Da hat wohl der Gang begonnen. Ich weiß noch, dass mir plötzlich schwindlig wurde. Ich muss das Bewusstsein verloren haben.“

      „Was war denn, als du wieder zu dir kamst?“

      „Ich lag auf einem Tisch, war fixiert. Zuerst dachte ich, jetzt haben sie dich vergewaltigt. Aber dann hörte ich die Stimme einer älteren Frau.“

      „Woher willst du denn wissen, dass eine Frau älter war?“

      „Sie sprach mit einer etwas zittrigen Stimme, so wie halt ältere Leute reden.“

      „Was geschah dann?“

      „Als man merkte, dass ich zu Bewusstsein kam, setzte man mir eine Haube auf, du erinnerst dich doch noch an die Haube mit Federn?“

      „Ja, damit kamst du an den Tisch. Sie liegt übrigens noch im Nebenzimmer.“ „

      Ach und an eines kann ich mich auch noch erinnern, ich spürte ein Stechen hinter dem Ohr.“

      „Hinter dem Ohr?“

      „Ich kann mir darauf keinen Reim machen. Aber ich wollte es dir wenigstens erzählt haben.“

      „Bei meinem nächsten Besuch werde ich mal Hetti fragen, was da geschieht. Aber für heute wollen wir die Sache mal vergessen.“

      „Vergiss nicht, dich zu stärken, sonst fällst du mir noch vom Fleisch. Wann musst du denn morgen aufbrechen?“

      „Ich werde so gegen sechs in der Früh losfahren.“

      Angelina steht auf und geht in das Nebenzimmer. Als sie zurückkommt, hat sie die Maske in der Hand. „Lass mich die Maske mal anschauen.“ Lange betrachte ich mir die Machart der Maske. Auf den ersten Blick sieht sie wie eine Faschingmaske aus. Aber sie hat es in sich. Im Augenbereich, ist sie absolut dicht. Im Bereich des Mundes ist ein Knebel eingearbeitet. Die Rückseite, kann man mit einer Verschnürung verschließen. Zusätzlich sind drei Riemen angebracht, die man jeweils mit einem Schloss sichern kann. „Du bekommst es als Geschenk, wenn du den Club verlässt.“, meint Angelina. Sie verpacken sie in einem eleganten Karton. Angelina bittet mich, die Maske mal aufzusetzen. „Da musst du mir schon helfen.“ Angelina zieht mir die Maske über den Kopf. „Vorsicht, der Knebel muss noch in den Mund.“

      Dann beginnt Angelina mit dem festzurren des Bandes. „Noch die Schnallen und dann die Schlösser“, meint sie. Das Material ist sehr weich und schmiegt sich dem Gesicht angenehm an. Mit meinen Händen greife ich die Maske ab. Fest verschnürt, stelle ich fest. Angelina drückt noch die Ohrenstöpsel hinein und zieht auch diesen Riemen fest. Das Gefühl ist seltsam. Nichts sehen, nichts hören und nichts sagen können.“ Angelina macht keine Anstallten mir das Ding wieder abzunehmen.

      Dann aber öffnet sie die Maske und will von mir wissen, wie es war. „Eigentlich angenehm, sie ist ja sehr weich vom Material her.“

      „So erging es mir auch. Ich fand es nicht als unangenehm. Das sie mich an deinen Tisch führten, hab ich natürlich nicht mitbekommen, da ich ja nichts hören konnte.“

      „Okay, dann legen wir die Maske mal in das Regal zu den anderen Spielsachen, sie ist ja recht interessant und dekorativ.“

      Der Montag beginnt mit einem Stau, kurz nach Genova geht nichts mehr. Es muss ein Unfall passiert sein. Ich bereite alles über mein Handy vor. Der Vorarbeiter, ist nun Gold wert, er ruft fast viertelstündlich an. Nach einer guten Stunde, geht es dann endlich weiter. Um ein Uhr bin ich dann auf der Baustelle. In Zukunft werde ich vielleicht doch besser den Zug nehmen. In der Kantine steht ein Berg von Pizza auf dem Tisch. Ich sehe schon, es wird wieder mal durchgearbeitet.

      „Sie sehen ja richtig fertig aus, was haben sie denn am Wochenende getrieben?“ Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, will dies Toni wissen. Toni ist eigentlich aus Deutschland, arbeitet aber auch schon seit einigen Jahren für Giovanni. Er restauriert, die verschiedenen Hölzer. Hat eine eigene Schreinerei, die er schon mal auf einen LKW lädt und vor Ort wieder aufbaut. Wir sind so in unsere Arbeit vertieft, dass wir gar nicht merken, wie die Zeit vergeht. Es muss wohl schon gegen halb zehn sein, als Giovanni plötzlich im Raum steht. Er findet es toll, dass wir uns so für ihn angagieren. „Wenn es Freude macht, vergisst man einfach die Zeit.“, meine ich. Giovanni verspricht für den nächsten Tag mal etwas anderes wie die ewige Pizza.

      „Ich werde Mario den Auftrag geben, für mein Team etwas Besonderes zu arrangieren.“ Er verlässt die Arbeitstelle mit einem fröhlichen „Tschau“.

      Als ich dann in mein Appartement komme ist alles wunderschön aufgeräumt. Also um die Zugehfrau bin ich schon sehr froh. Ich hole mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank und lasse mich vor dem Fernseher nieder.

      Angelina ruft noch durch und meint, für den ersten Tag war es schon etwas heftig. „Ich umarme dich, ich freue mich schon auf das nächste Wochenende.“ Sie hat als Firmenwagen einen kleinen Fiat bekommen. Vorläufig, um wenigstens beweglich zu sein. Im Schlafzimmer finde ich noch die Tücher von unserem letzten Spiel. Die Zugehfrau hat sie ordentlich zusammengelegt. Ich lasse die Balkontüre offen, um die wunderbare Luft herein zulassen.

      Geweckt werde ich durch recht lautes Maunzen. Es hat sich ein kleines Kätzchen verirrt. Sie muss wohl über die Dächer hierher gekommen zu sein. Ich richte ihr ein wenig Milch mit Wasser vermischt. Ein paar Schinken Stückchen verschlingt sie so, als hätte sie seit Tagen nichts mehr bekommen. Anschließend rollt sie sich auf die Wohnzimmercouch. Ich werde ihr einfach die Balkontüre offen lassen, so dass sie auch wieder gehen kann. Ich werde wohl etwas Trockenfutter kaufen müssen. In der Mittagspause gehe ich extra Heim, um nachzusehen, ob sie noch da ist. Als ich das Futter in eine Schale schütte, springt sie schon herbei. Sie hat sich irgendwo im Schlafzimmer einquartiert.

      Auf dem Balkon sehe ich, dass sie sich auch schon ein Plätzchen für ihre Geschäftchen ausgesucht hat. Ein großer Blumenbottich schein ihr genehm zu sein. Ob das die Pflanzen so mögen, bezweifle ich. Im Hausgang treffe ich noch die Zugehfrau. Ich erzähle ihr von dem Kätzchen. Sie hat sie natürlich schon gesehen.

      „Wie machen sie denn dass am Wochenende?“

      „Da hab ich noch gar nicht daran gedacht. Sie werden wohl am Samstag mal vorbei schauen müssen. Wir brauchen aber noch ein Sandkästchen.“

      „Ich werde es für sie besorgen. Machen sie es doch bitte auch immer sauber. Es kann natürlich auch sein, dass sie wieder weiter zieht.“

      „Das glaube ich kaum“, sie spaziert durch die Wohnung, als hätte sie noch nie wo anderes gewohnt. „Rausschmeißen werde ich sie natürlich nicht.“

      Als ich am Abend nach Hause komme, steht sie schon an der Türe und begrüßt mich. Ich nehme sie hoch und sie beginnt sofort zu schnurren. Sie läuft schon mal voraus und rollt sich auf der Couch. Ich sehe mal nach, ob es ein Kater ist. Nein, es ist ein Kätzchen. Wie alt wird es wohl sein? Halbes Jahr, oder älter. Keine Ahnung. Auf jeden Fall, hat sie es gut, sie schmust ohne Ende. Sie legt sich an den Hals und trappelt mit den Pfoten.

      Als Angelina anruft