Michael Voss

Das Casino


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mieten.“

      „Das ist das erste Mal, dass ich sie verstehen kann. Wie geht es ihr denn sonst? Schreibst sie was von Arbeit, die sie vielleicht gefunden hat?“

      „Ja sie arbeitet am Schauspielhaus, ist dort mit der Deco beschäftigt.“

      „Sie wird doch nicht erwachsen werden. Lauter so ernste Sachen, dass kennt man ja eigentlich gar nicht von ihr.“

      „Ja, es geschehen noch Dinge, die kann man kaum glauben. Wie willst du das regeln, ich meine das Ding mit dem Objekt?“

      „Zuerst muss ich mal nachrechnen, wie viel sie bekommt.“ „Wir müssen es schätzen lassen. Verkaufen wirst du es nicht können, da müsste schon ein ganz toller Hecht vorbei kommen, mit einer ganz großen Feder am Hut.“ „Ich will es eigentlich nicht verkaufen, aber wenn es mir alleine gehört, dann bin ich frei in meiner Entscheidung. Im Moment ist es ja gut Vermietet.“

      „Wie hoch schätzt du denn den Wert ein?“

      „Irgendwann, waren es mal fünfzigtausend.“

      „Reichsmark oder schon echtes Geld?“ Ich frotzle so dahin. Aber es gefällt ihr nicht. Sie ist sehr ernst. „Bitte verstehe, es ist mir nicht nach scherzen.“, meint sie.

      „Wir werden das mit deinem Anwalt besprechen, du kannst dass selbstverständlich auch alleine machen.“

      „Nein, ich will schon, dass du dabei bist. Dein Anwalt in München wird sowieso der richtige sein. Er kennt sich gut aus und ist recht geschickt, wie er durch die Verhandlungen mit der Filmproduktion bewiesen hat.“

      „Du kannst dich ja mit ihm mal zusammensetzen wenn du in München bist. Was schreibt denn Betti noch so?“

      „Sie hat sich wohl endgültig entschlossen mit ihrer Freundin beisammen zu bleiben. Von den Männern hat sie die Nase gestrichen voll, betont sie.“

      „Aber sie war doch so glücklich mit...“

      „Nein, da irrst du. Sie hat deinen Freund nur ausgenützt, sie wollte einfach nur umsorgt sein.“

      „Ich versteh das schon, sie ist eben auf der Suche.“

      „Aber so ist es doch immer, plötzlich findest du Plätze schön, die du vorher nicht beachtet hast.“

      „Also ich mach das nun so, ich werde morgen deinen Wagen nehmen und fahre erstmal nach München, spreche mit dem Anwalt und fahre anschließend weiter nach Berlin zu Betti.

      „Gut, dann nehme ich übermorgen den Zug nach San Remo. Wir sehen uns dann demnächst dort, oder nicht?“

      „Doch ich komme gerne, ich kenne es ja kaum. Auch das Wetter wird dort viel besser sein.“ „Aber eine Bitte habe ich, du bringst deine Schwester nicht mit.“ „Ich verspreche es.“ Wir beschließen den Abend in einem sehr gemütlichen Restaurant zu verbringen, so mit Kerzenlicht und leiser Musik.

      Schon um sechs des nächsten Morgens, spüre ich wie unruhig Barbara ist. Sie steht immer wieder auf und meint dann ganz plötzlich, ich fahre jetzt. Sie geht in das Bad und macht sich frisch und wir bestellen das Frühstück auf unser Zimmer.

      Irgendwie sind wir uns die letzten Tage auf den Geist gegangen, vielleicht wurde mir auch alles zu eng. Erklären kann ich es eigentlich nicht, aber ich bin schon recht froh, mal wieder alleine zu sein.

      Nach dem Frühstück, lässt Barbara den Pagen kommen, er bringt die Koffer zum Wagen. Eine Stunde später bummle ich alleine über den Marktplatz. Hier treffe ich den Bürgermeister und wir beschließen ein Café aufzusuchen.

      Wir bestellen einen Capuccino mit Cognac. „Ich habe Probleme mit den Grünen im Amt.“, meint er plötzlich. – „Der Bau wird zu groß, sagen sie.“

      „Dann machen wir den Anbau einfach um ein Etage niedriger, dass kommt allen entgegen. Dadurch wird das Projekt auch leichter und billiger.“ Erkläre ich ihm.

      „Gute Idee, ich hätte schon viel früher mit dir reden sollen. Morgen ist Sitzung, du kommst doch?“

      „Dann werde ich meine Reise verschieben müssen, aber das ist nicht einfach.

      Giovanni hat alle an einen Tisch bestellt, verschieben, nein völlig unmöglich.“ Diesmal muss der Bürgermeister sich nach meinen Plänen richten und sie alleine erklären.

      Das Telefon läutet. „Ja, da hab ich richtig Glück gehabt, dass ich gleich durchkomme.“ Anneliese ist am Telefon.

      „Komm, mach mir nichts vor, ich weiß doch, dass du mich einfach vergessen hast. Weißt du, ich kenne dich jetzt schon so lange, dass ich bereits fühle, wenn bei dir etwas nicht stimmt. Habe ich Recht?“

      „Ja, du hast ja Recht, Barbara und ich sind uns auf den Wecker gegangen.“

      „Du wirst es niemals länger wie sechs Wochen mit einer Frau aushalten. Deshalb verstehen wir uns ja so gut. Wie du weißt geht es mir mit meinem Mann genauso, nur wir haben eine Abmachung, er muss dann auf den Berg.“

      „Hab ich leider im Moment keinen hier. Erzähl was gibt es neues?“

      „Du musst unbedingt kommen, es ist schon so weit, wir machen gerade das Fundament.“

      „Wow, so wie es aussieht, komme ich erst, wenn der Rohbau steht. Ich muss morgen unbedingt nach San Remo, sie wollen die Villa nun doch umbauen.“

      „Da gratuliere ich dir aber, auf dieses Projekt hast du dich doch so gefreut.“

      „Ich gebe ja zu, dass ich schon enttäuscht war, als es damals abgesagt wurde. Es wird jetzt eine Luxusvilla mit vier Wohnungen, die verkauft werden sollen.

      „Wieviel Kommission wirst du bekommen?“

      „Ich werde es dir mal bei einer guten Flasche Wein verraten.“

      „Ich werde dich beim Wort nehmen.“, meint Anneliese.

      „Ich vertraue Dir, da du ja weißt auf was es mir ankommt. Wie habt ihr das mit dem Grundwasser geregelt? Es hat sich doch im Garten als Problem herausgestellt.“

      „Wir machen eine Dränage. Zuerst hatten wir vor ein Biotop anzulegen, aber der Baumeister hatte mit den zu erwartenden Mücken bedenken.“

      „Habt ihr gut gemacht, dass ihr dass gelassen habt.“

      „Was treibst du heute Abend? Ich nähe an meinem Abendkleid, du weißt ja wir haben bald unseren Hochzeitstag.“

      „Wann?“

      „In vier Wochen.“

      „Sag mal, welches Datum?“ „Der dreiundzwanzigste.“ Ich schreibe mir das sofort auf, aber sage natürlich nichts. „Ihr seid ja schon ewig zusammen.“

      „Das müsstest du eigentlich genau wissen.“

      Kapitel: 2 Wirklich – keine Ahnung

      „Wirklich?“

      „Stell dich nicht so an, sag bloß du hast es vergessen?“ Ich gebe vor es noch genau zu wissen, aber ich habe keine Ahnung, von was sie spricht.

      Sofort krame ich mein Notizbuch heraus, um das Datum zu sichern. Da werde ich mir was einfallen lassen. Vielleicht werde ich sie einfach besuchen und überraschen. Sie ist schon eine ganz Liebe. Ich muss noch eine Weile über sie nachdenken. Beginne inzwischen mit dem Kofferpacken. Ich lasse mir von der Küche einen Brotzeitteller nach oben schicken. Ich bekomme noch die Nachricht, dass mein Zug um neun Uhr dreißig geht.

      Der Zug ist bereits eine gute Stunde unterwegs, als ich mich entscheide in den Speisewagen zu gehen um einen Imbiss einzunehmen. Es ist ziemlich voll, es scheinen alle Geschäftsleute zu sein, die zu einem Kongress fahren.

      Inzwischen nähern wir uns bereits Mailand. Vom Schaffner, erfahre ich, dass heute alles Verspätung hat, da in manchen Bahnhöfen gestreikt wird. Wenn es ganz schlimm kommt, nehme ich für den Rest der Reise