eben doch ein Gauner, aber er hatte mit seiner Taktik Recht. Da kommt auch schon Giovanni zur Tür herein. „Na, wie ist es gelaufen?“ „Super, alles im grünen Bereich.“
„Schlitzohr!“, kommentiere ich sein Vorgehen.
„Wir in Italien wissen eben, wie es zu laufen hat.“ Das mit dem Kuvert wird wohl unumgänglich sein, aber es wird vielleicht nicht so dick sein müssen.“
Angelina meint, „Sie verstehe nun gar nichts mehr.“
„Musst du auch nicht, das ist Italienisch.“ Giovanni will uns beide zum Essen einladen. Wir stimmen der Einladung zu. Giovanni will wissen, ob ich den Maserati eigentlich noch hab. „Was, du hast einen Maserati?“ „Ja, von Giovanni, er bereut es noch heute, dass er ihn mir mal geschenkt hat.“
„Das stimmt nicht, ich hab gesagt, er steht dir besser.“ Wir schlendern lachend die Straße hinab und steuern geradewegs auf die Bodega zu. Ein großes Hallo ertönt, als Giovanni den Raum betritt. Er sagt nur: „Wie üblich!“ Alle wissen Bescheid. Zwei Ober zerreisen sich fast in der Luft um alles schnellstmöglich zu erledigen.
Giovanni erzählt uns, dass er dieses Lokal vor fast fünfzehn Jahren gekauft hätte, weil der alte Besitzer eine Disco daraus machen wollte.
„Das währe doch einfach schade gewesen. Seit fünfzehn Jahren ist Mario mein Pächter. Er kennt inzwischen alle meine Wünsche. Er wohnt oben drüber, so kann ich auch mal kommen, wenn meine Frau nicht mehr kochen will, oder die Köchin in Urlaub ist.“ Mario kommt an den Tisch und meint, „Dafür zahle ich keine Miete für die Wohnung. Giovanni ist mein Gönner.“
Die beiden scheinen sich schon eine kleine Ewigkeit zu kennen. Keiner darf so persönlich mit ihm sein. Giovanni würde es nicht dulden. Er ist für jeden da, aber keiner darf zu dicht an ihn heran. Man sagt, selbst seine Frau müsse immer einen gewissen Abstand zu ihm waren. Nach einer Stunde haben wir alle schon einen mächtigen in der Krone. Nur Giovanni lässt seine Schweinsäuglein kreisen.
Er sagte mal, „Am besten kannst du die Menschen kennen lernen, wenn sie einen in der Krone haben.“ Ich habe das Gefühl, er beobachtet gerade Angelina und prüft ihre Fähigkeiten. Er will wohl wissen, wie viel sie verträgt. Das ist ja bei Geschäftstreffen nicht unwichtig. Er versucht sie in den Arm zu nehmen, aber sie leistet kräftige Gegenwehr.
„Gut so meint er, dass gefällt mir. Bleib so mein Kind.“
Angelina meint, „Ich bin nicht ihr Kind.“
So hat er es gerne. „Aber zu meiner Familie gehörst du schon. Alle die für mich Arbeiten, gehören zu meiner Familie. Stimmt doch?“
Gibt mir einen Rempler mit dem Ellenbogen und sieht mich streng an.
„Ja stimmt. Kann ich bezeugen. Wir hatten aber auch schon mal Familienkrach.“ „Das muss auch sein. Sonst wird es Langweilig.“ Er sieht Angelina sehr ernst an und mein, „Du wirst die Hierarchie noch kennen lernen. Aber eines musst du wissen, Manfredo steht schon ziemlich weit oben, dass mussten auch schon meine Söhne erfahren.“
Giovanni bestellt noch den Nachtisch und meint, „Den dürft ihr alleine essen, er werde sich hier verabschieden.“ Süße Dinge hat ihm der Arzt verboten und dann blickt er Angelina tief in die Augen. Beim hinausgehen winkt er, ohne sich umzudrehen. Angelina fragt mich nach der Familie aus, aber ich erkläre ihr, dass ich nicht darüber sprechen werde.
„Nur eines vorab, reize ihn niemals. Er ist das absolute Familienoberhaupt. Er duldet auch keine Gegenargumente, außer er bittet um eine Diskussion.“
„Wo willst du denn hin? Immer noch nach Amerika?“
„Ja eigentlich schon. Es ist ein super Sprungbrett für die Zukunft.“
„Sag ihm das bloß nicht. Dann setzt er dich sofort vor die Türe. Er will dich für seine Firma aufbauen. Einmal Giovanni immer Giovanni. Bei mir ist das natürlich etwas anderes, er kann mir nicht verbieten, zwischendurch mal für einen Freund zu arbeiten.“
„Er ist auch immer darauf bedacht, das alle wichtigen Personen in seiner Firma ein gutes Leben führen können. Drogen akzeptiert er nicht. Aber das kann ich mir bei dir sowieso nicht vorstellen.“
Wir machen noch einen kleinen Spaziergang, dann lernst du San Remo ein wenig kennen. Am Wochenende machen wir mal einen Ausflug in die Umgebung.
„Aber mit dem Maserati.“, wirft Angelina ein.
„Ja klar. Er steht schon seit einigen Monaten in der Garage. Der Hausmeister kümmert sich darum.“
„Wie eng ist eigentlich deine Freundschaft zu Barbara?“
„Wenn du mich so direkt fragst, Wir haben uns über ein Objekt kennen gelernt, daraus ist dann später Freundschaft geworden. Sie hat noch eine Schwester, welche seit längere Zeit mit meinem Freund Richi in Berlin zusammen ist.“
„Lass uns noch mal zur Baustelle gehen. Ich will noch mal was kontrollieren.“ Diesmal nehmen wir einen anderen Weg, kommen von der Rückseite an die Baustelle. Von hier sieht es richtig klein aus. Einige Arbeiter sind noch da und räumen gerade zusammen. Einer pfeift durch die Finger. Ziemlich laut. Das ist ein Kompliment, er will dir sagen, „Du siehst einfach prachtvoll aus.“
„Na dann werde ich das mal so hinnehmen. Eigentlich hab ich es dick, wenn mir Arbeiter nach pfeifen.“
„Am besten du überhörst es.“
Wir gehen in das Gebäude und Angelina ist von den alten Stoff-Tapeten begeistert. „Leider muss das alles raus, der Schimmel sitzt zu tief. Aber wir werden versuchen gleichwertiges zu bekommen. Der Umbau des Treppenhauses wird am schwierigsten, da wir ja zukünftig einzelne Wohnungen haben werden. Jede bekommt so etwas zweihundert Quadratmeter.
Pass bitte auf, das Geländer ist Baufällig.“ Als wir im oberen Stockwerk angekommen sind, ist Angelina begeistert von dem tollen Rundblick. Von hier kann man weit über den Ort sehen, fast bis zum Meer.
„Mit einem Fernglas, kannst du die französische Küste erkennen.“
„Die Wohnung nehme ich! Was wird sie wohl kosten?“
„Schätze so etwa acht?“
„Achthunderttausend? Das finde ich günstig.“
„Nein, acht Millionen.“
„Ach so. Da werde ich wohl noch ein paar Jahre arbeiten müssen.“
„Nicht bei Giovanni, du wirst bei Erfolg beteiligt sein. Also streng dich an.“
Wir gehen noch auf die Dachterrasse. Jetzt haben wir auch den Blick nach hinten in die Berge. Ich mache mit dem Handy einige Fotos. Natürlich auch von Angelina. „Sei vorsichtig, wenn deine Freundin die Bilder sieht.“
„Lass uns besser wieder runtergehen, dass ist hier alles sehr baufällig.“
„Gib mir deine Hand, ich führe dich. Ich weiß wo die Balken sind, da ist es am stabilsten.“ Vorsichtig und langsam bringe ich sie wieder auf sicheren Boden.
„Na was meinst du?“, frage ich sie.
„Es wird sicher sehr schön, wenn es mal renoviert ist.“
„Es hat immer der Familie gehört, aber wir haben vor zwei Jahren den Palazzo renoviert und dann hat man diese Arbeiten zurück gestellt. Es sollte mal ein Casino werden, aber da haben die Grünen Einspruch eingelegt. Was ja auch verständlich war.“ Ich erzähle ihr noch von dem Casino in Mailand und was ich dort alles erlebt habe.
„Da müssen wir hin!“, meint sie.
„Du musst erstmal nach Amerika, das ist deine Zukunft.“
„Ich versteh schon, Mailand ist wohl mehr was für die Männer.“
„Da hast du nicht ganz Unrecht, aber Damen sind ebenfalls willkommen.“
„Für was?“
„Ich überlass es deiner Fantasie.“