Michael Voss

Das Casino


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      „Erzähl doch von Amerika.“

      „Also gesehen hab ich soviel wie nichts. Wir sind mit dem Taxi von einem Punkt zum anderen. Das einzige, was mir auffiel, es ist sehr schmutzig. Die Straßen haben teilweise große Löcher, man muss aufpassen, auf dem Gehweg nicht in eines zu fallen.“

      „Warum machen die da nichts, es wirkt alles stark herunter gekommen?“

      „Da leben wir hier in Europa ja wie im Schlaraffenland. Wir sind dann noch für drei Tage nach L.A. und haben wichtige Leute getroffen. Also rein vom Vertrieb, scheint alles geglückt zu sein. Die Amis fliegen ja auf solche Mädels.“

      „Wer wird denn jetzt endgültig nach Amerika gehen?“ „Es steht immer noch nicht endgültig fest. So richtig Lust hat wohl keine von uns. Alle reißen sich inzwischen um den Europa Job.“

      „Das ist ja lustig, zuerst wollen alle rüber, und jetzt?“

      „Vielleicht ist ja Asien besser?“

      „Wo willst du denn jetzt eigentlich hin?“

      „Ja, wenn ich ehrlich bin, auch nach Europa.“

      „Wo wird denn die Zentrale sein, wenn es um Europa geht?“

      „Giovanni ist sich noch nicht sicher. Er denkt wohl an Mailand, aber die Svenja, versucht ihn für Rom zu begeistern.“

      „Ah, sie will also auch Europa Chefin werden.“

      „Ja, sie ist meine große Konkurrenz.“

      „Also ihr zwei steht in der engeren Wahl.“

      „Giovanni will sich nächste Woche entscheiden. Mein Gefühl sagt mir, dass er Svenja lieber in Amerika haben möchte. Sie ist mehr der Amerikanische Typ. So sprach er jedenfalls, als wir in der Hotelbar in L.A. waren.“

      „Und du, ganz persönlich, was willst du denn?“

      „Also, wenn er mich nach Mailand schickt, ist es mir schon Recht. Rom, kenne ich nicht, aber ich glaube, ich finde mich auch dort zurecht. Morgen kommt ein Typ von der Douglas Kette, ich soll mit ihm verhandeln. Giovanni wird sich im Hintergrund halten. Er will sehen, wie ich mich anstelle.“ „Na, dass schaffst du doch prima. Oder hast du Angst vor deiner eigenen Courage?“ „Nein, wir sind in allen Details geschult. Außerdem sitzt ein Geschäftsführer dabei. Der wird dann schon einschreiten, wenn ich Blödsinn rede.“

      „Dass wirst du nicht, ich weiß, du machst das ganz toll. Zu was hast du Lust? Wollen wir zum essen gehen, oder soll ich lieber Spaghetti machen? Ich habe einen sehr guten Wein eingekauft.“

      „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich lieber Daheim bleiben. Ich war ja nur auf Achse.“

      „Dann mach es dir mal gemütlich im Wohnzimmer, oder willst du noch auf die Terrasse?“

      „Ich kuschle mich lieber auf die Couch.“ „Mach dass, ich richte inzwischen den Esstisch und setze schon mal Wasser auf.“ „Jetzt komm erstmal zu mir auf die Couch, ich brauche dich doch zum kuscheln. Dann erzählst du mir, was in München los war.“

      Als ich sie so im Arm habe und streichle, spüre ich, dass sie mir abgegangen ist. Obwohl ich sie ja kaum kenne, bin ich mir sicher, sie könnte auf Dauer die richtige sein. Ich gebe zu, es wäre mir lieber sie ginge nach Mailand, so könnt ich sie doch viel öfter sehen. Sie beginnt mich zu kitzeln und wirft sich auf mich. „So fertig wie du sagst, bist du wohl gar nicht?“

      „Sei still, meine Energie ist grenzenlos, außerdem hab ich mich so auf dich gefreut.“ Ich öffne ihre Bluse und sie reißt an meiner Hose. Schon nach wenigen Sekunden liegen wir nackt auf dem Boden. Die nachmittags Sonne scheint auf ihren Körper und lässt ihn so richtig zur Geltung kommen. Jede Rundung bekommt einen besonderen Ausdruck.

      „Jetzt habe ich aber mächtigen Hunger.“, kommt es plötzlich von Angelina.

      Da sich Draußen dunkle Wolken zusammen brauen, decken wir den Tisch in der Essecke. Noch zwei Kerzenleuchter und einen guten Rotwein, dann kann es mit dem Essen losgehen.

      Ich berichte Angelina von einem Verkaufsprospekt, der in den nächsten Tagen zum Entwurf reifen soll.

      „Also, wenn wir es mal ganz nüchtern sehen, haben wir nur eine gemeinsame Zukunft und die heißt Mailand.“

      „Jetzt sitzen wir hier und reden so ernst, wo wir doch so lustig begonnen haben.“ „Ich finde aber das Thema gehört auch mal erörtert. Wir wollen zwar nichts überstürzen, aber man kann ja mal darüber reden.“, meine ich.

      „Also wenn wir wirklich nach Mailand gehen, dann bin ich natürlich unter direkter Beobachtung von Giovanni. Er liebt es ohne Ankündigung plötzlich vor der Türe zu stehen und das nervt ziemlich.“ Angelina merkt, dass ich es nicht so ohne weiteres akzeptiere.

      „Lassen wir das Thema, ich warte bis mich Giovanni darauf anspricht.“, meine ich.

      „Dann ist es vielleicht zu spät, ich glaube er wartet darauf, dass du ihn ansprichst.“, sagt Angelina.

      „Hat er etwa was zu dir gesagt?“

      „Wir saßen in New York an der Bar und er sinnierte, dass er es gerne sehen würde, wenn du wieder in festen Händen wärst.“

      „Ach, da schau einer an, dann schickt er dich also vor.“

      „Nein, entschuldige, ich glaube ich hab es jetzt verkehrt angefangen.“

      „Angelina, bitte lass uns jetzt nichts überstürzen. Du weißt doch, ich liebe meine Freiheit.“

      „Ich weiß. Ich suche doch nur nach einer gemeinsamen Zukunft. Ich will dich nicht verlieren, aber auch zu nichts zwingen.“

      „Was wäre denn, wenn du den Job sausen lassen würdest?“, frage ich Angelina.

      „Würdest du dass von mir wirklich verlangen?“

      „Verlangen sicher nicht, aber ich will jetzt mal den Spies umdrehen. Ich will mal wissen, zu welchem Zugeständnis du bereit wärest.“

      „Aber ich hab doch so lange auf so einen Job gehofft. Jetzt hab ich ihn, da soll ich darauf verzichten. Willst du dass wirklich?“, fragt Angelina.

      „Nein, ich beleuchte die Dinge nur gerne auch mal von der anderen Seite.“

      „Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt. Du musst mich doch auch verstehen.“ „Bedenke doch mal den Altersunterschied.“

      „Wieso? Was soll das denn jetzt, willst du mich vergraulen?“

      „Drängle doch nicht so. Oder stehst du mit dem Käfig schon hinter der Türe?“

      „Ich glaube ich gehe jetzt. Du hast mir jetzt den ganzen Abend verdorben.“

      „Nur weil ich auch mal ein Gegenargument habe, bin ich jetzt das Ekel.“

      „Ach, lass es gut sein, ich gehe.“

      Angelina nimmt ihre Jacke und ist auch schon zur Türe hinaus. Hätte ich sie aufhalten sollen? Sie wollte mich einfach überrumpeln, so sehe ich es wenigstens.

      Es geht mir nicht aus dem Sinn. Dass war ein Totalangriff auf meine Freiheit. Dass muss ich erstmal runterspülen. Das Telefon läutet, es ist Barbara. „Was gibt es? Hast du etwa von Berlin schon die Schnauze voll?“

      „Im Gegenteil, ich will, dass du kommst.“

      „Was soll ich denn in Berlin? Hast du mal Richi besucht?“

      „Nein, ich glaube der ist nach Hamburg gezogen, Betti hat so was erzählt. Der ist jetzt Beamter in Hamburg, ich glaube beim Bauamt.“

      „Was ist denn los mit dir, du klingst so als hättest du Ärger gehabt?“ „Nein so schlimm war es auch wieder nicht.“

      „Was ist los?“

      „Soll ich dich besuchen kommen?“

      „Das