Mira Schwarz

Liebe auf den zweiten Blick - Insulaner küssen anders


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      »Ach Luisa, was hattest du dir eigentlich vorgestellt. Das ein neuer Traumprinz, quasi über Nacht, dir den Himmel auf Erden serviert. Nach dem Prinzip: Hoppla, hier komme ich. Ich bekomme alles, was ich möchte, ich bin die Ex-Tussi von Mr. Right Mark Sartor. Ja, ganz recht, dem Mark Sartor.«

      »Das läuft so nicht Luisa«, dachte sie laut, »beweg deinen Hintern, von allein tut sich da nichts!« Fakt war jedoch, das Luisa Hunger und Durst hatte und ihr Magen vehement knurrte. Sie konnte sich nicht weiter in ihrem Elend suhlen, sie musste irgendetwas in den Magen bekommen.

      Suchend schaute sie sich in der Wohnung um. Ah ja, da waren noch ein paar Kekse und eine kleine Wasserflasche. Okay, nicht gerade der Brüller zum Frühstück, aber für den Anfang sollte das erst mal ausreichen.

      Wie sah überhaupt ihre Finanzlage aus. Vorsichtig peilte sie diese, öffnete die Geldbörse und erschrak. Ganze dreihundert Euro waren darin enthalten. Dreihundert Euro Barvermögen. Wow!

      Sie loggte sich bei ihrer Bank ein, schaute auf ihr Bankkonto und wäre fast erstarrt. Denn dort sah es nicht sehr viel besser aus – jedenfalls für Luisas Verhältnisse. Mark hatte ihr noch einmal ein wenig Geld überwiesen, doch Luisa war andere Wertigkeiten gewohnt. Die innere Stimme wurde lauter.

      »Was willst du eigentlich LuisaSie straffte sich und gab die Losung aus: Kein Selbstmitleid mehr, komm auf den Punkt Luisa. Du wolltest keine monatlichen Zuwendungen, also hast du auch nichts bekommen. Du wolltest frei sein, du hast deine Freiheit bekommen – also, welchen Teil davon hast du nicht verstanden?, fragte sie sich. Wenigstens warst du so geistesgegenwärtig und hast deinen Laptop und dein Smartphone mitgenommen. Erinnere dich, du warst drauf und dran ihm auch die Teile vor die Füße zu schmeißen – doch da obsiegte die pure Vernunft.

      Verloren hatte sie fünf Jahre des puren Luxus' aber auch des Zanks und Streits, geblieben waren ihr dreihundert Euro Barvermögen, und ein wenig Geld auf der Bank! Viele Menschen mussten mit weitaus weniger Geld zurechtkommen. »Komm zu dir, Luisa«, maßregelte sie sich selbst. »Du hast es doch so gewollt – also fang an zu leben.«

      Alles war okay!

      Nein! Nichts war okay. Hätte er sich anders benommen, wären wir vielleicht noch zusammen … Blödsinn Luisa, ihr hättet das nie hinbekommen. Mark war nicht geschaffen für eine Frau. Er war ein Mädchenschwarm, und weiß Gott nicht geeignet für die Ehe. Viel zu jung habt ihr euch aneinander gebunden, viel zu früh geheiratet, habt beide Panik bekommen. Mark war nicht nur ein Muttersöhnchen sondern auch ein Luftikus! Dieser Mann würde in seinem Leben wahrscheinlich nie wirklich arbeiten müssen – er brauchte nur zu tun, was er immer schon am besten konnte. Alles abnicken, seine markante Unterschrift unter Verträge und Briefe setzen und aus die Maus. Gute Miene zum bösen Spiel … tja Luisa, da hilft nun alles nichts, wenn du meinst es verbockt zu haben, dann musst du jetzt anfangen dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Vorher große Klappe und jetzt klein mit Hut zieht nicht! Das ist doch nie dein Ding gewesen – also, was geht!

      Gute Frage. Die Trauer schien die Stimme lauter werden zu lassen.

      Mark, dieses egoistische, miese … du bist doch nur sauer, dass er nicht gecheckt hat, dass du ihm eigentlich nur eine Lektion erteilen wolltest.

      Sei doch einmal ehrlich zu dir selbst! Aber du musstest das Ding ja durchziehen, jawohl, du brauchtest das für dein Ego. Luisa leckte sich ihre Wunden und saß da wie ein Trauerkloß.

       Du kannst nicht immer jemand anderem die Schuld in die Schuhe schieben, Luisa. Wo ist deine Courage, wo ist deine Willenskraft die du früher entwickelt hast. Hat dich Mark so ausgesaugt, dass du …

      »Okay, okay!« Luisa straffte sich, die innere Stimme musste jetzt einmal ruhig sein. Ich hätte die ganze Bagage auf Schmerzensgeld verklagen sollen – jawohl! – Schmerzensgeld für fünf verlorene Jahre! Das wäre ein Eklat geworden! Vielleicht hätte mir das die Genugtuung gebracht die ich so dringend brauche!

      Luisa war relativ ratlos. Wobei relativ in diesem Fall absolut bedeutete.

      Schwer atmend lehnte sie sich auf die Fensterbank und sah nach draußen. Pleite, allein, mit einer kaputten Wohnung, das war also die Freiheit, nach der sie sich so gesehnt hatte?

      Sie brauchte einen Plan … und zwar dringend.

      Kapitel 3 – Willkommen im Leben

      Die Wirklichkeit, mit der Luisa nun mit voller Wucht konfrontiert wurde, hatte sie so nicht erwartet.

      Platsch. Oh nein.

      Schon wieder Regentropfen, die sich auf dem Bett von Luisa niederließen und in das Oberbett einzogen. Luisa ballte die Fäuste.

      Sie würde jetzt duschen, und trotz ihres schmalen Etats erst einmal irgendwo vernünftig frühstücken gehen. Danach würde sie ihren Einkauf erledigen und erst einmal alles sacken lassen. Schließlich war Rom auch nicht an einem Tag erbaut worden. Luisa sah auf ihren Wecker.

      »Ach du liebe Zeit.«

      Den Tag sacken lassen war gut. Das Frühstück konnte sie sich abschminken, dieser Tag war gerade dabei relativ zügig auf die Mittagszeit zuzugehen – also lief das Ganze wohl eher auf Brunch hinaus und selbst da musste sie sich sputen.

      Eine schnelle Dusche, ein bisschen Schaum ins Haar, Lippenstift und der Tag begann mit erheblicher Verzögerung. Ein kleines Café, welches sie schon öfter aufgesucht hatte, und das nur eine Straßenecke weiter entfernt lag war wie gemacht für sie und als sie es betrat, fühlte sie sich sofort geborgen.

      Das Café gehörte einer Lisa Soundso. Der Nachname der Besitzerin war Luisa entfallen, sie betrachtete es auch nicht als so wichtig. Lisa kam auf sie zu und fragte nach ihren Wünschen und Luisa orderte erst einmal einen Milchkaffee. Das Frühstücksbüffet bestand eigentlich nur noch aus Resteverwertung, doch für Luisa würde es schon reichen.

      Plötzlich merkte diese wie hungrig sie war, und langte ordentlich zu. Sie ließ sich den Fruchtsalat schmecken, schmierte sich zwei Vollkornbrötchen mit Butter und leckerer Marmelade und aß alles mit großem Appetit. Danach noch ein Glas Orangensaft und die Welt sah bereits wieder ganz anders aus. Luisa hatte das Gefühl, seit Tagen nur von Wasser und Keksen gelebt zu haben.

      Luisa lächelte. Sie war doch bestimmt nicht die einzige Frau auf diesem Planeten, die so etwas erlabt hatte und nach einer Scheidung in ein Lock fiel. Es musste doch Hilfe für so etwas geben, zumindest ein guter Ratschlag.

      Ihr fiel gerade eine alte Schulfreundin ein mit der sie sehr lange nicht telefoniert hatte, und sie hatte mal wieder ein richtig schlechtes Gewissen. Tine war ein Stehaufmännchen, immerhin hatte sie ähnliches erlebt, sie würde Rat wissen

      Komisch, heute Nacht hatte sie ganz selbstverständlich an Tine gedacht, und nun saß Luisa in dem Café, zahlte ihr Frühstück und war im Begriff Tines Nummer zu wählen. Diese war wahrscheinlich leicht angesäusert, dass sich Luisa erst in Zeiten meldete, wo es ihr schlecht ging. Doch Tine verzieh rasch und im Grunde ihres Herzens wusste Luisa, dass sie sich freuen würde wenn sie, Luisa, wieder Kontakt zu ihr aufnahm. Nun ja, zumindest hoffte sie das.

      Damals, vor der Heirat hatten die beiden Freundinnen halb Hamburg unsicher gemacht. O Mann, das war abgefahren gewesen.

      »Hi, Tine … ich wollte einmal hören …«

      »Luisa? Was treibt dich denn in meine Leitung – kaum ist dein Sonnyboy fort, da erinnerst du dich an deine alte Freundin?«

      Ein paar Sekunden herrschte Ruhe. »Woher weißt du denn …?«, meinte Luisa

      »Hamburg ist ein Dorf, Luisa. Muss ich noch mehr sagen, meine Liebe?«

      »Haben die Trommeln also funktioniert«, konsternierte Luisa und knirschte mit den Zähnen.

      »Tine, ich brauche dich, ich muss mich tausend Mal bei dir entschuldigen