R. S. Volant

Der Tänzer


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Gestern hatten wir echt `n tollen Tag“, er schniefte erneut, „waren Bootfahren und haben Minigolf gespielt und waren abends bei `nem sauteuren Italiener, beim Essen. Danach sind wir wieder zu ihm nach Hause. Er wohnt in `ner supergeilen Villa, am Stadtrand von Frankfurt.“ Er schnaufte tief durch, „naja“, meinte er schulterzuckend, „dann haben wir gevögelt.“ Lilly bis sich auf die Unterlippe und grinste. „Ähm, und was war am Freitag?“ Chris schüttelte den Kopf. „Nee, wir hatten keine Kondome und ohne wollte er es nicht. Da haben wir nur gekuschelt“, antwortete er und sie sah ihn schief an. „Chris! Du hättest doch nicht etwa?“ Als er sie verlegen mit den Schultern zuckend ansah, verzog sie ermahnend ihr Gesicht. „Chris! Spinnst du? Du kennst den Typen doch gar nicht! Du weißt genau, was Mama immer sagt! Niemals ohne Gummi!“ „Das hat er auch gesagt“, meinte Chris und zog die Nase hoch. „Haben wir ja dann auch nicht. Wir

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      lagen nur zusammen im Bett und naja, er hat mir einen runtergeholt und dann hat er mich die ganze Nacht über im Arm gehalten. Das war echt wunderschön“, sagte er und sah sie wieder an. Sie zog ihre Augenbrauen hoch. „Naja, dann hat er wenigstens Verstand und ist verantwortungsvoll“, meinte sie, „Und weiter?“ „Also, ähm, er steht da auf so Sachen“, sagte er gedrückt, „Sado-Maso-Spielchen und so `n abgefahrenes Zeug!“ Er sah sie plötzlich aufgebracht an. „Der wollte tatsächlich, dass ich mir heute ein Hundehalsband umlege und auf den Knien vor ihm rumrutsche! Kannst du dir das vorstellen? Ich dachte, ich wäre im falschen Film! In `nem Scheiß schlechten dazu! Kam mir vor, wie in Fifty Shades of Grey!“, sagte er fassungslos, doch Lilly musste trotzdem kurz grinsen. „Wohl eher, Fifty shades of Gay!“, erwiderte sie kichernd. „Das war nicht lustig!“, warf Chris ihr vor. „Nein, ganz sicher nicht!“, sagte sie dann ernst. „Er hat dir doch nicht wehgetan, oder? Hat er dich etwa geschlagen?“ Chris schüttelte den Kopf. „Nee, hat mir nur einmal auf den Arsch gehauen, ziemlich fest sogar! Ich dachte zuerst, dass es nur Spaß wäre, aber dann, du hättest ihn sehen sollen! Der war auf einmal total verändert, hat mich angesehen, als wäre er `n Psycho! Dann hat er mich an den Haaren festgehalten, und wie, sag` ich dir! Ich hatte auf einmal echt schiss! Überhaupt, hat er das immer gemacht, mich festgehalten, an meinen Handgelenken und so! Hat mich auf`s Bett gedrückt, beim Küssen und als wir rumgemacht haben. Da hab` ich mir noch nichts weitergedacht, ich Idiot! Und ständig hat er an mir `rumgemeckert! An meinen Klamotten und das ich rauche! So ein Arschloch! Ich hätte gleich abhauen sollen!“, sagte Chris wütend und schlug in sein Kissen. „Und dann?“ Lilly sah ihn erwartungsvoll an. „Was, dann! Nichts, dann! Ich bin abgehauen! Das war gleich nach deinem Anruf! Wir wollten noch `ne Nummer schieben und dann sowas!“ Er verdrehte fassungslos seine Augen. „Er wollte noch meine Nummer! Kannst du dir das vorstellen?! Der hat echt Nerven! Hat dann einen auf Reue gemacht, sich entschuldigt und so!“ „Und, hast du sie ihm gegeben?“ „Spinnst du? Natürlich nicht! Ich hatte sowas, von die Schnauze voll, sag ich dir und dachte nur noch, nichts wie weg!“ Er holte tief Luft, kramte dann in seiner Jackentasche und zog die Visitenkarte heraus. „Die hat er mir gegeben! Schau mal, wie er heißt, echt krass, sein Name“, meinte er dann ruhiger und reichte ihr die Karte. „Wow, auch noch von Adel! Tja, die sind oft die Schlimmsten! Denken, sie sind immer noch was Besseres und können tun, was sie möchten!“ Sie gab sie ihm zurück und sah ihn eindringlich an. „Und, was machst du? Rufst du ihn an?“ „Ich weiß ehrlich nicht, was ich machen soll! Einerseits hat er mir schon gefallen, er sieht echt super aus! Irgendwie, so `n bisschen wie Christian Bale, in Batman! Kurze, dunkle Haare, echt schöne, hellbraune Augen, leicht grünlich, super Figur, aaah“, schwärmte er verzückt. „Ja, aber `nen scheiß Charakter, dein Batman, oder eher bad man“, erwiderte Lilly und legte ihre Hand auf sein Knie. „Hör mal, kleiner Bruder, ich gebe dir jetzt einen Rat. Lass die Finger von dem! Ich kenn die Typen! Erst sind sie voll lieb und machen einen auf Nice Guy und dann sind sie plötzlich die reinsten Machos! Und ich denke, deiner ist genauso einer!“ „Ich weiß nicht, er war ja auch ganz nett und er ist so super geil, im Bett!“ „Mann, Chris! Wach auf, bevor es zu spät ist! Es gibt wichtigeres im Leben, als guter Sex! Scheiße, oder hast du dich etwa schon in ihn verliebt?“ Sie sah ihn erschrocken an. Chris zuckte unschuldig mit den Achseln. „Ich glaub` schon, `n bisschen vielleicht. Er hat mir Frühstück ans Bett gebracht“, sagte er wieder schwärmerisch und Lilly stöhnte gequält. „Chris! Dann erst recht! Halt dich von ihm fern und ruf ihn ja nicht an! Bevor es noch schlimmer kommt und du dich noch wirklich in ihn verliebst! Schmeiß die Karte weg!“

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      Chris seufzte schwer und nickte. „Wahrscheinlich hast du recht“, meinte er, zerknüllte die Karte und warf sie in seinen Mülleimer. „Irgendwie hätten wir eh nicht zusammengepasst! Er lebt in einer ganz anderen Welt, als ich. Du müsstest mal sein Haus sehen und der Garten erst! Mit Swimmingpool und so! Und erst seine Autos! Zwei schwarze Porsche“, sagte er verträumt und Lilly knuffte ihn auf den Oberarm. „Chris!“ „Ja! Ist ja schon gut! Ich ruf ihn nicht an!“ „Versprochen?“ Chris nickte. „Versprochen!“

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      Vincent

      Viktor kam am Montagmorgen ins Büro und zog ein mürrisches Gesicht. Vincent saß am Schreibtisch, klappte einen Ordner zu und blickte auf. „Guten Morgen, Vik, was ziehst du denn für ein Gesicht?“ „Ach, nichts! Lief nicht so gut, gestern“, winkte Viktor ab. „Nanu? Ich dachte eher das Gegenteil, wäre der Fall! Hübsches Foto übrigens, das du mir geschickt hast!“, grinste Vincent. „Du musst mir natürlich alles ganz genau erzählen!“ Viktor sog die Luft ein und fasste sich an die Stirn. „Verdammt! Hast du es noch?“ „Hm?“, machte Vincent, stand auf und ging zur Kaffeemaschine. „Kaffee?“ „Das Bild!“, schnauzte Viktor. „Klar! Echt geil, der Kleine!“, meinte Vincent und schenkte zwei Becher voll. „Wieso?“ „Du musst es löschen, hast du verstanden!“, herrschte Viktor ihn an. „Was is`n mit dir los?“, fragte Vincent überrascht, schüttete etwas Milch in die Becher und rührte um. „Lösch` das scheiß Foto! Sofort! Oh verdammt, wieso hab` ich da bloß mitgemacht“, raunte er dann wie zu sich selbst. „Was ist nur los mit dir? Wo is`n das Problem?“, meinte Vincent nur wieder und setzte sich auf die schwarze Ledercouch. „Erzählst du mir jetzt endlich, wie es lief?“ „Du löschst zuerst das Foto!“, sagte Viktor nochmals mit Nachdruck und setzte sich neben ihn. „Tja, kann ich machen, klar! Blöd nur, dass ich es Hellen geschickt habe“, erwiderte Vincent gelassen. „Du hast was?“, fragte Viktor fassungslos. „Wie konntest du das tun?!“ „Wieso nicht? Sie wollte einen Beweis, war schließlich so abgemacht! Was regst du dich also auf?“, antwortete Vincent verständnislos. „Was bin ich nur für ein Idiot! Ich hätte mich niemals darauf einlassen sollen“, murmelte Viktor, stützte seinen Kopf in seine Hände und schüttelte ihn verzweifelt. „Du musst sie anrufen!“, beschwor er dann seinen verdutzten Freund. „Klar, mach ich“, antwortete der und sah ihn schief an. „Du hast dich doch nicht etwa in die kleine Schwuchtelschlampe verguckt?“, fragte er zweifelnd. „Nenn` ihn nicht so! Du kennst ihn doch gar nicht!“, schnauzte Viktor ihn an und Vincent nahm verblüfft seinen Kopf zurück. „Also, hör mal! Du selbst hast ihn doch als `richtige, kleine Schlampe´, bezeichnet, als du mir das Bild geschickt hast!“, blaffte er zurück. Viktor senkte kurz äußerst verlegen seinen Blick. „Ja, aber da kannte ich ihn ja auch noch nicht wirklich“, meinte er gedehnt. „Ach! Und nun kennst du ihn?“, fragte Vincent mit schiefgelegtem Kopf. „Oh Mann, Viktor! Ich kann`s nicht glauben! Du hast dich tatsächlich in ihn verguckt, hm?“ „Ich weiß es nicht!“, gab Viktor zerknirscht zurück. „Ich weiß nur, dass ich ihn nicht mehr aus meinem Kopf bekomme und ihn unbedingt wiedersehen möchte!“ „Oh Scheiße! War er so gut?“ „Unglaublich! Er ging im Bett ab, sag ich dir und er hat mir einen geblasen, dass mir hören und