R. S. Volant

Der Tänzer


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dir lassen soll“, antwortete er leise. „Aha, Lilly, deine Schwester!“, meinte Viktor. „Ja, meine Schwester! Ich hab` ihr alles erzählt, wenn du`s genau wissen willst!“ „Und da hat sie dir von mir abgeraten“, sagte Viktor ruhig, „es ist gut, wenn man jemanden hat, mit dem man über alles reden kann, aber man sollte sich doch seine eigene Meinung bewahren! Ich habe leider keine Geschwister, oder Eltern, denen ich mich anvertrauen kann, aber ich habe Vincent. Er ist wie ein Bruder für mich und, wie du vielleicht mitbekommen hast, hat auch er mir von dir abgeraten. Und doch stehe ich jetzt hier, vor dir und ich bitte dich noch einmal, mit mir mitzukommen. Die Wohnung ist wirklich nicht weit von hier und du könntest jederzeit gehen.“ „Und was wird aus Phillip? Er wartet auf mich“, sagte Chris mit gesenktem Blick. „Und von mir aus, kann er das auch, bis er schwarz wird“, erwiderte Viktor und Chris sah ihn schief an. „Na, hör mal“, sagte er vorwurfsvoll. „Es gibt einen Hinterausgang, nur für besondere Gäste“, meinte Viktor.

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      „Einfach so abhauen? Nein, das wäre nicht fair, ihm gegenüber“, antwortete Chris kopfschüttelnd. „Ach, aber das, was du mit mir gemacht hast, das war schon fair, hm?“, fragte Viktor wieder leicht gereizt. „Nein, war es nicht! Du hast ja recht, war echt scheiße, von mir“, antwortete Chris betreten und senkte erneut seinen Blick. Viktor legte seinen Zeigefinger unter Chris` Kinn und hob es an. „Dann schreib` ihm `ne SMS und erkläre ihm, dass du noch etwas Wichtiges zu erledigen hast!“ „Klar! Freitagnacht!“, meinte Chris und seufzte. Doch dann zog er sein Handy aus der Hosentasche und schrieb: ´Lieber Phillip, es tut mir leid, aber ich muss mit dem Typ noch was klären, bitte warte nicht auf mich und sei mir nicht böse. Melde mich später!` „So! Erledigt! Bist du nun zufrieden?“, fragte er dann, sah zu Viktor auf und der nickte leicht. „Dann lass uns jetzt gehen“, sagte er und nahm Chris` Hand.

      Die `Stadtwohnung´, entpuppte sich als Penthouse mit zwei Etagen und einer sensationellen Dachterrasse, die einen herrlichen Ausblick auf die Skyline von Frankfurt, bot. Chris warf einen kurzen Seitenblick auf Viktor und war erst einmal sprachlos, als sie in die Wohnung traten. „Stadtwohnung, hm?“, meinte er dann und schüttelte seinen Kopf. „Das Ding hier, ist größer, als unser Haus!“ „Hat nur knapp zweihundert Quadratmeter Wohnfläche“, erwiderte Viktor achselzuckend. „Angeber! Hast du im Lotto gewonnen, oder hast du die auch geerbt?“, fragte Chris spöttelnd und Viktor lachte kurz. „Weder noch“, meinte er, „ich habe das Haus selbst entworfen und unsere Firma hat es dann gebaut. Ist doch klar, dass ich die beste Wohnung behalten habe, als Geldanlage sozusagen und außerdem nutzen wir die Wohnung auch noch geschäftlich, für Besprechungen mit besonderen Kunden und gleichzeitig auch als Vorzeige Objekt.“ „Wir?“, fragte Chris. „Vincent und ich!“ Chris nickte. „Wohnt der etwa auch hier?“, fragte er skeptisch. Viktor sah ihn an. „Er hat einen Schlüssel und nutzt die Wohnung manchmal, wenn ich nicht da bin und Hellen hat auch einen.“ „Hellen?“ Viktor räusperte sich etwas verlegen, ging zur Bar und sah ihn an. „Die Blondine, die dich im Club neulich angemacht hat. Möchtest du etwas trinken?“ Er holte eine Flasche Wein aus dem Regal, öffnete sie und schenkte sich ein Glas ein. „Cola Light, nehme ich an.“ Chris sah ihn nachdenklich an. „Dieser Christina Aguilera Verschnitt“, sagte er nickend, „du kanntest sie?“ Er kam zu ihm und lehnte sich gegen den Tresen. Viktor nickte, sah ihn aber nicht dabei an. „Ja, ich kenne sie“, antwortete er und schnaufte tief durch. „War das etwa sowas, wie `n Wettbewerb, zwischen euch?“, fragte Chris zynisch, nahm Viktor das Glas aus der Hand und trank einen großen Schluck. Viktor blickte auf. „Chris, ich…“ „So `ne Scheiße, echt!“, sagte Chris kopfschüttelnd, „ich fasse es nicht! Sag mal, gibt’s hier in Frankfurt etwa `nen Club für kranke Typen, wie euch? Gibt`s noch mehr von eurer Sorte?“ Viktor schüttelte betreten seinen Kopf. „Wir sind nur befreundet, das heißt, sie war mal mit Vince zusammen und seitdem, sind wir alle drei Freunde.“ Er schenkte sich ein neues Glas ein und sah ihn an. „Setzen wir uns?“ „Ich rauch` erst mal eine“, erwiderte Chris fassungslos und ging zur Terrassentür. „Ist die auch gesichert oder geht sie auf?“ Viktor schüttelte leicht den Kopf. „Ganz normal“, meinte er und Chris öffnete die Tür. Er trat nach

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      draußen und kam um ein Staunen nicht umhin. Viktor setzte sich auf die große Ledercouch und nahm einen großen Schluck. Als Chris endlich wieder ins Wohnzimmer zurückkam, lächelte er ihn zaghaft an. Chris kam zu ihm und setzte sich ihm gegenüber, in einen Sessel. „Und nun?“, fragte er und stellte sein Glas ab. „Was möchtest du wissen?“, fragte Viktor zurück, „frag ruhig und ich werde dir antworten.“ Chris atmete tief durch und lehnte sich zurück. „Dein Name, woher kommt der? Klingt französisch!“ Viktor nickte. „Von meinem Großvater, väterlicher Seite, er war Franzose, aus dem Elsaß und arbeitete nach dem Krieg in der französischen Botschaft, in Bonn. Da lernte er dann meine Großmutter kennen, heiratete sie und zog dann später mit ihr in die Villa, nach Frankfurt. Die gehörte ihrer Familie.“ „Und der andere Name?“ „Von Harrenthal? Der Name, meiner Mutter. Sie kam aus gutem Hause und wollte ihren Namen nicht aufgeben. Doppelnamen galten damals als schick!“, meinte Viktor und lächelte kurz. „Aha!“, machte Chris und nippte an seinem Glas. „Und sie kam aus Bayern?“ „Ja, mein Vater hatte damals geschäftlich oft in München zu tun und hat sie auf dem Oktoberfest kennen gelernt. Muss wohl Liebe auf den ersten Blick, gewesen sein, denn nach einem halben Jahr haben sie geheiratet und sie ist ihm nach Frankfurt gefolgt.“, antwortete Viktor, mit einem bedauernden Unterton. „Und, wie war dein Vater so? War er normal, oder eher so wie du?“, fragte Chris interessiert. Viktor lachte kurz empört auf. „Also hör mal, ich halte mich durchaus, für normal! Ich habe eben nur…“ „Einen ganz schönen Knall!“, beendete Chris den Satz und Viktor warf ein Kissen auf ihn. „Miststück!“, sagte er gespielt beleidigt und Chris lachte herzlich. Viktor lehnte sich nachdenklich zurück. „Eigentlich weiß ich nicht sehr viel, über meinen Vater und auch nicht, über meine Mutter“, meinte er dann achselzuckend. „Ich war einfach noch zu jung, um sie richtig kennenzulernen.“ Chris senkte betreten seinen Blick. „Das tut mir wirklich leid“, sagte er mitfühlend und schnaufte durch. „Und, wie bist du dann so geworden?“ „Du meinst, so durchgeknallt?“, fragte Viktor provozierend. „Tja, eigentlich war ich als Teenager eher schüchtern und ziemlich verklemmt! Erst als ich Vince kennengelernt habe, hat sich das dann, Gott sei Dank, geändert. Er hat mich aus meinem Schneckenhaus hervorgelockt, sozusagen. Aber zuerst hatte auch ich ganz normale Beziehungen, wie du es nennen würdest. Nette, anständige Mädchen, die auf die gleiche Schule gingen, wie ich. Als ich fünfundzwanzig Jahre alt war und gerade Single, nahm er mich zum ersten Mal mit, in einen Club für naja, etwas ausgefallene Spielchen. Er war schon einige Male dort gewesen und hat mir davon vorgeschwärmt. Und da bin ich eben aus Neugierde mitgegangen! Was soll ich sagen? Es hat mir gefallen! Es war eine völlig andere Welt, in die ich da eintauchte und anfangs auch ziemlich krass, wie du es ausdrücken würdest.“ Viktor trank seinen Wein aus und erhob sich. „Auch noch einen Schluck?“ Chris schüttelte seinen Kopf. „Hab` noch, danke. Aber vielleicht ein Glas Wasser?“ „Sicher!“ Viktor ging zum Tresen, holte eine Flasche Mineralwasser und ein frisches Glas, nahm die Weinflasche und kam zurück zum Sofa. Er setzte sich und schenkte sich Wein ein. Chris beugte sich vor, erreichte aber die Mineralwasserflasche nicht. Kurzentschlossen stand er auf, ging um den Tisch herum und setzte sich neben Viktor. „Entschuldige, das war unhöflich, von mir“, meinte der und schenkte ihm das Wasserglas voll. „Ich war wohl zu sehr in Gedanken“, rechtfertigte er sich und lächelte ihn an. Chris trank einen Schluck, drehte sich zu ihm und sah ihn auffordernd an. „Und dann?“, fragte er gespannt. Viktor zuckte mit den Schultern. „Da wimmelte es nur so, von Frauen und auch Männern, die darauf

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      abfuhren, dominiert zu werden. Und ja, es hat mir von Anfang an, Spaß gemacht. Dort traf ich auch meine erste Sub, sie lernte mich sozusagen an, das heißt, sie zeigte mir, wie ich mit jemanden wie ihr umgehen sollte.“ Chris sog seine Unterlippe in den Mund und lutschte verlegen daran. „Puh“, meinte er, „echt krass! Und die fahren da echt drauf ab? Ich mein, so richtig mit Leder und Peitschen?“ Viktor nickte. „Das volle Programm!“ Er trank noch einen Schluck, streifte dann seine Schuhe ab, zog sich in die Sofaecke zurück