R. S. Volant

Der Tänzer


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gesenktem Blick und eher hängenden Schultern da und rutschte unwohl auf dem Leder vor und zurück. „Und du stehst nur auf solche Typen?“, fragte er schließlich unsicher. „Dann würde ich dir ja wohl nicht nachlaufen“, antwortete Viktor, beugte sich vor, nahm ihn an den Schultern, zog ihn zwischen seine Beine und Chris lehnte sich mit dem Rücken an ihn. „Chris, ich sagte dir schon einmal, dass es mir dabei nicht um irgendwelche Peitschenspielchen geht! Ok, ich stehe auf ausgefallenen Sex und auch auf spanking, das heißt, ich versohle gerne meinen Sexpartnern den Hintern, wenn sie es auch möchten und ich gehe immer nur soweit, wie sie es zulassen! Und ich laufe auch nicht in einer gruseligen Ledermaske und abgedrehten Klamotten herum. Ich lebe ein völlig normales Leben, nur bin ich eben gerne dominant, besonders in einer Beziehung!“ Er strich ihm mit den Fingerspitzen den Oberarm hinab und Chris erschauerte leicht, als er ihn zart in der Armbeuge streichelte. „Und das bedeutet?“, fragte er leise. „Naja, bei uns in Bayern, würde man sagen, ich hätte die Hosen in unserer Beziehung an! Das heißt, ich sage, wo es lang geht und zwar ausnahmslos! Ich hasse es, wenn man mir widerspricht und meine Anweisungen in Frage stellt.“ Viktor atmete tief durch. „Chris, du müsstest dich um nichts kümmern, ich würde dir alles abnehmen!“ „Ja und alles entscheiden“, erwiderte Chris und legte seufzend seinen Kopf zurück. „Ich glaube, dass könnte ich nicht und ich möchte es auch nicht! Ich möchte über mich und mein Leben, selbst bestimmen“, sagte er sicher. „Du hast es doch noch gar nicht versucht, wie willst du es dann wissen? So ein Leben kann auch sehr bequem sein! Du musst dir um nichts Sorgen machen, dir über nichts den Kopf zerbrechen! Es würde keine endlosen Diskussionen mehr geben…“ „Und furchtbar langweilig sein“, fuhr Chris fort, „nein danke, ist absolut nichts, für mich!“ Er fröstelte leicht und fuhr sich über die Arme. „Tja, und unterbrechen, während ich spreche, solltest du mich natürlich auch nicht“, sagte Viktor in einem melodiösen Singsang und Chris biss sich auf die Unterlippe. „Geht gar nicht“, meinte er und versuchte sich das Lachen zu verbeißen. „Ich glaube, da würde ich glatt dran ersticken, wenn ich dir nicht mehr widersprechen dürfte“, sagte er und lachte los. Viktor zwickte ihn in die Seite. „Das würde ich dir schon austreiben!“, raunte er und zwickte und kitzelte ihn erneut. „Aua, aua“, schrie Chris und wechselte sich dann mit lachenden und kreischenden Tönen ab. „Ich kann nicht mehr, Hilfe, erbarmen, ich ergebe mich“, schrie er verzweifelt und endlich ließ Viktor von ihm ab. Er zog ihn in eine feste Umarmung und küsste ihn lange und innig. „Bleib heute Nacht hier“, raunte Viktor ihm ins Ohr, „bitte!“ „Tja, das muss ich mir noch schwer überlegen“, meinte Chris und stützte sein Kinn auf seine Hand,

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      „hast du denn ein Gästezimmer, für mich? Und zwar ganz allein, für mich! Ich steig nämlich nicht gleich mit jedem ins Bett, auch wenn das jemand Bestimmtes behauptet hat!“ „Ja, gib`s mir nur tüchtig zurück, du kleiner Frechdachs!“, sagte Viktor grinsend und zog ihn wieder an sich. Er strich ihm erneut zärtlich über den Oberarm und hauchte immer wieder kleine Küsse, gegen seinen Haaransatz. „Chris, es könnte so schön, mit uns sein“, meinte er dann leise und ernsthaft. „Wir könnten es doch zumindest miteinander versuchen! Ich von meiner Seite her, bin durchaus bereit dazu, mich etwas zurückzunehmen und wenn du mir nur ein wenig mehr entgegenkommen würdest, dann könnte es doch klappen! Wir müssen einfach den geeigneten Mittelweg, für uns finden“, sagte er und umarmte ihn fest. Chris seufzte erst einmal schwer, doch dann lehnte er sich entspannt zurück. „Ja, ok“, antwortete er und schloss seine Augen. „Ja? Du meinst es wirklich ernst?“, fragte Viktor euphorisch nach. „Ja, lass es uns versuchen“, antwortete Chris und klang beinahe glücklich. Viktor umarmte ihn nochmals innig und presste ihn an sich. „Du weißt nicht, was mir das bedeutet“, sagte er ernst, „und ich verspreche dir, dass du es nicht bereuen wirst!“ „Eine Sache noch“, meinte Chris, „was bedeutet das im Bett?!“ „Das hast du doch schon erlebt! Hat es dir nicht gefallen?“, fragte Viktor zurück und streichelte ihn sanft. „Doch, schon, wenn es das ist, was du im Bett so mit mir machst, dass könnte mir schon gefallen! Nur das, mit dem ewigen Hände hoch nehmen, hat mich ein bisschen gestört. Ich packe nämlich ganz gerne auch mal zu, besonders wenn jemand so gut gebaut ist, wie du!“ „Ach, dann gefalle ich dir doch?“, fragte Viktor schmunzelnd. „Natürlich, tust du das!“ Chris seufzte erneut, „eigentlich, bist du ein echter Traumtyp“, meinte er dann verlegen, „und ich weiß gar nicht, wieso einer wie du, auf mich steht!“ „Hallo? Hast du keinen Spiegel zu Hause? Chris, du bist wunderschön!“, erwiderte Viktor mit Nachdruck. Chris schnaubte verlegen. „Hatte ich bisher echt nicht den Eindruck“, sagte er leise, „und im Bett, hat auch noch keiner das gemacht, was du gemacht hast. Besonders das, was du mit deiner Zunge gemacht hast“, meinte er und schluckte. „Du meinst, dass ich dich geleckt habe?“, fragte Viktor schmunzelnd, „hat das denn noch keiner getan?“ Chris schüttelte den Kopf. „Nein. Bisher hatte ich halt einfach nur Sex!“ „Was meinst du damit?“, fragte Viktor überrascht. „Naja, das Übliche halt“, erwiderte Chris achselzuckend. „Du meinst einfach nur, rein und raus?“ „Ja!“, antwortete Chris genervt, „sagte ich doch gerade, das Übliche, halt. Von Hinten, im Stehen, im Liegen und auch mal von vorn! Einfach nur Bumsen!“ „Und du, hältst mich für krank“, erwiderte Viktor trocken, „nur, weil ich mir im Bett etwas einfallen lasse! Und nicht auf das gewöhnliche `Rein-und raus-Spiel´ stehe!“, sagte er kopfschüttelnd. „Darf ich dich etwas fragen?“ „Hm?“, machte Chris nur und kuschelte sich an ihn. „Wann war dein erstes Mal?“ Viktor streichelte ihn wieder zärtlich. „So, mit sechzehn“, antwortete Chris, „und er war zwei Jahre älter, als ich.“ Viktor nahm den Kopf zurück. „Wow, so früh! Und gleich mit einem Kerl? Hattest du nie was mit `nem Mädchen?“, fragte er überrascht. „Nein, hatte ich nicht!“, erwiderte Chris, leicht schnippisch. „Ich stand irgendwie schon immer, auf

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      Kerle. Wann war denn dein erstes Mal?“ „Oh, ich war schon siebzehn, mit einer Mitschülerin“, antwortete Viktor. „Na und? Du warst nur ein Jahr älter!“, meinte Chris, „meine Güte, ich hab` ihn im Schwimmverein kennengelernt und da hat es halt zwischen uns gefunkt! Was ist schon dabei? Irgendwann musste es ja mal passieren!“ „Du bist in einem Schwimmverein?“, fragte Viktor verdutzt. „Und, warst du länger mit ihm zusammen?“ Chris schüttelte leicht seinen Kopf. „Nee, jetzt nicht mehr, zu wenig Zeit! Wurde mir alles zu viel, Schule, tanzen, schwimmen, Ballett, da habe ich halt damit aufgehört und ja, ich war fast drei Monate, mit ihm zusammen!“ „Ballett?“, fragte Viktor und musste kurz lachen. „So richtig, klassisch, mit Tü-tü?“ „Idiot!“, blaffte Chris und schlug ihm auf den Arm. „Ja, klassisch! Als ich noch ganz klein war, so mit Fünf, nahm mich Mama zu Weihnachten mal mit zu einer Ballett-Vorführung von der Nussknacker-Suite und obwohl ich mich damals ganz fürchterlich vor dem Mäusekönig gegruselt habe, war es das Schönste, was ich je gesehen habe! Seitdem, wollte ich nur noch tanzen!“, schwärmte er dann verzückt. „Tja, nur mein Dad, war nicht so begeistert, wie du dir vorstellen kannst! Da hat er einen Sohn und der hüpft den ganzen Tag Pirouetten-drehend, durchs Haus!“ Sie mussten beide lachen. „Kann ich mir vorstellen!“, sagte Viktor amüsiert, „muss ganz schön hart gewesen sein!“ „Ja! Mein armer Dad! Und dabei hat er sich echt Mühe gegeben, mich zu einem richtigen Mann zu erziehen! Hat mich dann bei einem Fußballverein angemeldet, Mann, Alter, das war der blanke Horror, für mich! Ich hab` überhaupt nicht kapiert, was die von mir wollten! Ich fand`s einfach nur blöd, ständig einem Ball hinterher zu rennen und wenn ich ihn endlich hatte, sollte ich ihn einfach wieder davon schießen! Die haben mich dann auch alle voll gemobbt, keiner wollte mich in seiner Mannschaft haben! Vor jedem Training hab` ich geheult und erst recht, danach! Da gab`s dann auch oft Streit, bei uns zu Hause, deswegen. Zwischen meiner Mum und meinem Dad und tja, dann musste ich nicht mehr hin. Aber dann, wurde es noch krasser! Dad hat mich tatsächlich, beim Eishockey angemeldet! Kannst du dir das vorstellen?“ Chris drehte sich kurz empört zu ihm um und Viktor verbiss sich das Lachen. „Mmh-mh“, machte er nur kopfschüttelnd. „Ja! Das war erst der Horror! Als die alle auf mich zugerast kamen, bin ich schreiend davongelaufen! Und ich war schnell, auf den Schlittschuhen, dass sag` ich dir! Mir kam keiner hinterher! Tja, aber dann bin ich mal ziemlich schwer gestürzt, als mich einer gefoult hat. Ich bin quer über die ganze Eisfläche gesegelt und erstmal liegen geblieben.