Toby Weston

Zielobjekt: Untreue Ehefrauen


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wird nie günstig sein. Aber nach der ebenso großen wie unerwarteten Millionenerbschaft, die er dem einzigen Bruder seines Vaters verdankte, hatte er angefangen, sein Leben nach seinen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten.

      Toby hält sich für intelligent, aufgeschlossen und anpassungsfähig. Tatsächlich hatte er es nicht schwer gehabt, in die gehobenen Münchner Kreise aufgenommen zu werden. Ein gewisser natürlicher Charme und seine nach der Erbschaft entwickelten Begabungen auf dem Golfplatz verhalfen ihm zu dem Lebensstil, der ihm und seinem Vermögen angemessen erschien.

      Er ist jetzt fünfundzwanzig Jahre, besitzt eine Villa am Starnberger See, eine Penthouse-Dachterrassen Wohnung in Schwabing, ein Chalet in St. Moritz und ein Strandhaus auf Mallorca.

      Das waren und sind natürlich gewichtige Gründe für die holde Frauenwelt, mit dem attraktiven Toby ins Bett zu springen. Anfangs hat er beinahe wahllos jedes Mädchen gevögelt, das ihm gefiel, aber in den letzten Monaten hatte er begonnen, seine immer gegenwärtige Leidenschaft zu kultivieren und nur noch denjenigen zugänglich zu machen, die er als würdige Jagdopfer betrachtete. Und in den Augen von Toby waren es verheiratete Frauen, die niemals ihrem Ehemann untreu werden würden. Genau hier liegt der Ehrgeiz von Toby: Treue Ehefrauen in fremdgehende Lustobjekte zu verwandeln.

      Aber wie sollte er seine „Opfer“ finden?

      Hier fand er schnell die notwendige Antwort: Das Internet!

      Toby schaltete Inserate in eindeutigen Portalen und bot seine Dienste an. Ursprünglich suchte er nach gelangweilten Hausfrauen, die tagsüber, während der Gatte in der Arbeit war, etwas Abwechslung von Alltag suchten. Er fand eine Vielzahl von Frauen, die sich von ihm flachlegen ließen. Aber das war nicht das, was Toby suchte. Er wollte jagen und die Beute erlegen, und nicht von einem gedeckten Tisch essen.

      Also änderte er die Inserate entsprechend ab. Nun suchte er nach Ehemännern, die ihre Frauen für einen Seitensprung anboten. Männer, die wollten, dass ihre Gattinnen fremdgingen und Toby den Auftrag erteilten, die treue Gemahlin zu verführen.

      Toby hatte einen neuen Lebensinhalt gefunden! Und bekam von den Ehemännern auch noch Geld oder eine Gegenleistung dafür, dass er deren Frauen vögelte. Was läuft nur in unserer Gesellschaft falsch? Aber Toby war das egal, er hatte ein Hobby gefunden, dass seinen langweiligen Tag ausfüllte.

      Sagte ich nicht bereits, er ist ein Arsch?

      Aber lest selbst. Ich werde euch von seinen Aufträgen und Abenteuern erzählen, denn fast täglich kamen bei Toby E-Mails an, in denen Ehemänner darum baten:

      Wollen Sie meine Ehefrau ficken?

      1

      „Warum haben wir uns hier getroffen?“

      „Die Enge in meinem Büro hat mich genervt“, antwortete Toby Weston, lehnte sich zurück und blickte starr geradeaus in die Ferne.

      „Ich verstehe. Manchmal muss ich auch raus aus dem Büro, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen“, antwortete der Mann, der in einem eleganten Anzug neben Toby auf einer Holzbank am Ufer des Starnberger Sees saß.

      „Ja. Der See tut der Seele gut.“

      „Hatten Sie einen Autounfall?“, erkundigte sich der Mann und blickte nachdenklich auf das geschwollene Gesicht neben sich.

      „Eine kleine Auseinandersetzung. Das kommt vor.“

      „Kann ich mir vorstellen. Ihre Tätigkeit wird Ihnen nicht nur Freunde schaffen.“

      „Nein.“

      „Warum haben Sie über zwei Wochen für eine Antwort auf meine Anfrage gebraucht?“

      Toby richtete sich auf und blickte den Fremden direkt an. „Ich wollte nur Aufträge im Großraum von München annehmen.“

      „Hat sich daran etwas geändert?“

      „Ja. Ich brauche von München eine Auszeit.“

      „Wegen der Auseinandersetzung und den damit verbundenen schlechten Erinnerungen?“

      „Ja“, antwortete Toby und dachte automatisch an die Minuten zurück, als zwei Schläger in sein Büro kamen und ihn dafür bestraften, dass er die Ehefrau ihres Chefs gevögelt hatte. Sein Gesicht war nach zehn Tagen noch immer leicht geschwollen. Aber nun glaubte er, seine Lektion daraus gelernt zu haben. So glaubte er zumindest, aber es sollte doch wieder anders kommen, als er vermutete.

      „Dann nehmen Sie meinen Auftrag an?“

      „Ich bin noch unentschlossen und brauche noch einige Informationen“, antwortete Toby und holte seine Gedanken zurück in die Gegenwart.

      „Was wollen Sie wissen?“

      „Beginnen wir mit dem Einfachsten: Wer genau sind Sie?“, antwortete Toby und blickte direkt in die nervös wirkenden Augen des Unbekannten.

      Toby hatte, nachdem er durch seinen letzten Auftrag einige Tage außer Gefecht war, sein E-Mail-Postfach durchgesehen. Dabei war ihm eine Anfrage aufgefallen, die ihn nach Südfrankreich führen würde. Bis vor kurzem wäre das nicht in Frage gekommen. Aber nun, nachdem er von zwei Gorillas verprügelt worden war, glaubte er, etwas Abstand von München würde ihm guttun. Er hatte daraufhin den Absender der E-Mail angeschrieben und zu einem Treffen nach Starnberg eingeladen.

      „Mein Name ist David Degenfeld. Ich bin Bundestagsabgeordneter und könnte am Beginn einer politischen Karriere stehen.“

      „Und Sie haben mein Inserat im Internet wirklich aufmerksam gelesen, Herr Degenfeld?“

      „Ja.“

      „Ich biete meine Dienste für die Verführung von Ehefrauen an!“

      „Ja, ich habe es gelesen.“

      „Und Sie wollen, dass ich Ihre Frau verführe? Wäre das nicht hinderlich für eine politische Karriere in Berlin?“

      „Wenn es herauskommt, dann sicher. Daher wende ich mich an einen Profi und hoffe auf absolute Diskretion“, antwortete Degenfeld.

      „Das garantiere ich Ihnen. Aber könnten Sie mir erklären, warum ich Ihre Frau verführen soll?“

      „Natürlich. Das ist der Grund unseres Treffens. Ich beginne mit meiner Frau Julie. Sie ist gebürtige Französin und liebt ihr Mutterland sehr.“

      „Das ist doch schön.“

      „Ja, natürlich. Jedoch verbringt sie viel Zeit in Frankreich.“

      „Und darüber sind Sie besorgt?“

      „Ja und nein. Natürlich verstehe ich, dass meine Frau regelmäßig ihre Heimat besuchen möchte, obwohl ihr Platz an meiner Seite sein sollte. Besonders jetzt, vor den anstehenden Wahlkämpfen. Aber ich habe ein merkwürdiges Gefühl dabei. Irgendetwas stimmt nicht.“

      „Versuchen Sie es zu erklären.“

      „Julie hat von ihren Eltern ein Haus in Toulon an der Côte d’Azur geerbt.“

      „Sind beide Elternteile Ihrer Frau bereits verstorben?“

      „Ja. Vor fünf Jahren bei einem tragischen Autounfall.“

      „Das tut mir leid. Also fällt der Grund, dass Ihre Frau die Eltern besucht schon einmal aus. Hat sie sonst noch Verwandte in Toulon?“

      „Nein.“

      „Dann sind es nur Erinnerungen an die Jugend, die sie regelmäßig nach Frankreich treibt?“

      „Ich hoffe es, aber langsam kommen mir meine Zweifel daran.“

      „Warum sind Ihnen Zweifel entstanden?“

      „Es sind einige Dinge vorgefallen, die mich verunsichern.“

      „Was wäre das zum Beispiel?“, erkundigte sich Toby.

      „Meine Frau nimmt immer den Zug nach Toulon. Warum fliegt