David Poppen

Satanisten im Internat


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Nicht nur wie jetzt und hier.“

      Der Mann biss sich auf die Lippen.

      „Jede Nacht“, hauchte sie lüstern.

      „Verdammt, du dummes Mädchen.“

      „Oder möchtest du mich nicht jede Nacht ficken?“

      Er schwieg.

      Sie warf den Kopf zurück, lachte und schüttelte ihr dunkelblondes Haar. Wie ein Bündel Schlangen züngelten die Strähnen über ihre nackten Schultern, herausfordernd und gefährlich. Der Mann löste den Körper vom Tisch und richtete sich auf. Sie packte ihn von rückwärts um die Hüften, schob die Kutte hoch und schlug die Zähne zwischen seine Arschbacken. Es traf ihn wie ein Schlag, er erstarrte. Dann riss er sich hastig los.

      „Nicht!“, sagte er streng.

      „Du bist mein“, murmelte die Achtzehnjährige.

      „Irrtum.“

      „Immer, wenn ich es will.“

      „Nein.“

      „In meiner Hand.“

      Sie legte sich zurück, verschränkte die Arme unter dem Nacken und starrte zufrieden in die Duftschwaden, die dicht über ihr Gesicht dahinzogen. Gut, dass Sarah sie hierhergebracht hatte, endlich, und auch das war nicht ganz freiwillig geschehen. Aber schließlich war sie mit ihren achtzehn Jahren kein Kind mehr. Spätestens seit diesem Sommer, als Julian der Student aus München sie entjungfert hatte. Es wurde Zeit, dass es auch sonst weiterging mit Jungs, es gab so vieles zu lernen, um einen Mann richtig zu befriedigen. Und nicht immer nur die lesbischen Spiele mit den Klassenkameradinnen oder der blonden Lehrerin.

      Das Mädchen seufzte genüsslich. Sie wollte gefickt werden, am liebsten jede Nacht!

      Rings um den altarartigen Tisch stampfte die Lust, verröchelten Männer ihre Ejakulationen, stöhnten Frauen ihren Orgasmus heraus. Das Mädchen hatte es sich immer schon gewünscht, es mit anderen und unerschöpflich treiben zu können. Wer immer sie ficken wollte, er sollte es bekommen. Und auch sie würde es sich reichlich holen, von diesem Mann und...

      Ein Schatten fiel über sie.

      Sie blinzelte, schnurrte lasziv, und hob ihm den prallen Busen entgegen.

      „Schwester?“

      „Ja, Bruder?“

      „Leb wohl, Schwester.“

      Seine rechte Hand schoss herab, es blitzte und durchschnitt lautlos den duftenden Nebel. Wie ein glimmender Strahl furchte es den Rauch, ehe der Dolch die Haut berührte und in ihr weiches Fleisch eindrang. Die Achtzehnjährige stieß einen Schrei aus, doch dass es nach Tod klang, ließ sich im Brausen der Orgie nicht bestimmen.

      „Liebe!“

      „Liebt euch, Brüder und Schwestern.“

      „Lecken. Saugen.“

      „Vereinigt euch für Satan!“

      „Oh, gut.“

      Über dem kastenartigen Altar ballte sich der Dampf der Räucherstäbchen. Dass das achtzehnjährige Mädchen so sonderbar schlaff dalag, konnte auch Ermattung nach genossener sexueller Befriedigung sein. Ihre Finger hingen verkrallt über der samtschwarzen Decke, ihre Knie klafften herabgesunken auseinander. Doch über die Peitschenstriemen unter ihren straffen Brüsten rann eine fädig rote Bahn.

      Vom Griff des Messers aus.

      Das ihr zwischen den Rippen im Herz steckte!

      2

      Leon Hagenau, mein Assistent, tat geheimnisvoll.

      „Sozusagen ein Spezialauftrag, Amelie.“

      „Aha.“

      „Ziemlich heikel und... tja...“

      „Alle unsere Aufträge sind heikel, sonst bräuchte man keinen Privatdetektiv“, erwiderte ich.

      Wir saßen im Pimpernel, unserem Stammlokal für späte Stunden. Die Bar in der Müllerstraße war derzeit ziemlich angesagt, was sicher an den stets wechselnden DJs lag, deren Repertoire von Soul über Exotica bis zu Disco und House reicht. Manche Gäste tanzten bereits auf den Bänken, schunkelten und sangen lautstark. Es herrschte hier eine Stimmung wie auf der Wiesn. Also klasse! Da durften wir nicht fehlen.

      Als Stammgäste und Freunde der Inhaber bekamen wir einen Tisch am Rand.

      „Dann schieß mal los, Schnuckelchen“, sagte ich.

      „Es geht um das Lichtenberg Mädcheninternat.“

      „Oha.“

      „Ein typischer Munich Life Fall“, meinte Leon grinsend.

      Das erkannte selbst ich, Amelie Freifrau von Abensberg, auf den ersten Blick. Ich war selbständige Ermittlerin, mit einer eigenen Privatdetektei. Mein kleines Unternehmen bestand aus der Sekretärin Anna Thun, und meinem Assistenten Leon Hagenau. Unser Dreierteam leistete seit über fünf Jahre erfolgreiche Arbeit, sodass wir einen sehr guten Ruf genossen. Ich hatte ein kleines Büro am Gärtnerplatz im Münchner Zentrum, dass über drei Räume, Teeküche und Nasszellen verfügt. Mein Hauptklient war die Munich Life AG, der drittgrößten Versicherung in Bayern, mit dem Hauptsitz in München-Schwabing. Wir erhielten regelmäßig hochdotierte Aufträge von der Versicherung. Es waren zwar meiste recht knifflige Fälle, aber wir konnten sehr gut davon leben.

      „Und?“, fragte ich.

      „Sekunde.“

      Der Kellner brachte gerade unsere Bestellung. Ich bekam einen Andalö, dem neuen In-Getränk der Münchner Szene. Das Getränk besteht aus einem leicht süßlich aber auch säuerlichen Sanddornlikör mit Prosecco. Leon bekam ein Weißbier, wie es gemäß seiner Herkunft aus dem Bayerischen Wald typisch war.

      Mein Assistent hatte inzwischen seine Brieftasche gezückt und ein Foto hervorgeholt. Der Kellner verdrückte sich lautlos, ich nahm einen hübschen Schluck von meinem Andalö.

      Leon atmete hörbar ein und hielt mir das Foto hin. Ich musterte das Konterfei eines schmalen, rassigen Mädchengesichts, das von lang fallendem, strähnigem Haar umrahmt war. Der Mund der Hübschen klaffte sinnlich auf, ihre Augen schimmerten groß und hell.

      „Niedlich“, sagte ich.

      „Isabell von Nassau“, sagte Leon.

      Ich stellte ruckartig mein Glas auf den Tisch.

      „Doch nicht...“

      Mein Assistent nickte.

      „Seine Tochter, ja“, sagte er. „Noch dazu das einzige Kind. Schon übel.“

      Mir schwante so einiges.

      „Besuchte natürlich das Lichtenberg Mädcheninternat am Starnberger See, den Stolz unserer reichen Oberschicht“, erklärte Leon.

      „Aha. Verschwand das Mädchen mit dem Sohn des Hausmeisters?“

      „Quatsch!“

      „Nicht? Was also dann?“

      „Das mit dem Verschwinden stimmt schon.“

      Leon nahm das Bild zurück, warf erneut einen Blick darauf und kratzte sich hinter dem Ohr. „Aber ich glaube nicht, dass sie mit einem Liebhaber verschwunden ist. Ihr Vater gehört zu den reichsten Unternehmern in Deutschland. Der Mann hat außer Geld auch sehr großen politischen Einfluss. Weder die Leitung des Mädcheninternates noch die Familie möchten ihr Verschwinden bekanntwerden lassen.“

      „Verständlich.“

      „Anderseits ist das Schätzchen seit fünf Tagen überfällig.“

      Ich seufzte.

      „Wie vom Erdboden verschluckt“, sagte Leon.

      „Ein