Carsten Wolff

Weiß, Rot und Dunkel


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       Die Mädels unruhig, fangen an zu spri---ingen

       Nur eines haben sie im Si---in

       Die grölenden Matrosen, geschwind dorthi---in

       Janette, Mai-Ling, Fru-Fru auch Ca---armen

       So herrlich klingen ihre Na---amen

       Parfüm, Schmuck, Seide, Porzellan, gebt A---acht!

       Teure Geschenke haben wir euch mitgebra---acht

       Die Haare blond, schwarz, Kaffeebrau---un

       Hauptsache süß, nett anzuschau---un

       Der Körper knackig und sehr ju---ung

       Der Busen groß, der Po sehr ru---nd

       Die feinen Beine rank und schla---ank

       Sie fliegen hoch von Stuhl zu Ba---ank

       Sind kerzengerade, fast ohne E---ende

       Ein Hort der Augen und auch Hä---ände

       Den süßen Mädels ist nicht ba---ang

       Gehen saufen, huren mit uns tagela---ang

       Erst wenn die Heuer ist hinfo---ort

       Gehn wir sehr glücklich zurück an Bo---ord

       Zum Abschied stehen sie am Pi---ier

       Mit Tränen singen sie: Wir warten hi---ier

       Bis ihr zurück seid irgendwa---ann

       Gute Fahrt Matrosen! Bis später da---ann!

      Nur wenige Schritte weiter sind wir bereits im Speiselokal gelandet. Ein kleines, aber sehr nettes Lokal, in denen sich etliche Leute befinden, denen der Hunger um diese Zeit einen Streich spielt, vermutlich als Folge des vorherigen Alkoholgenusses.

      »Bestell etwas Kräftiges für mich und auch ein Glas Schampus (an dem sie wohl Gefallen gefunden hat), der macht die Nacht so leicht und auch erträglich. Und lauf mir nicht weg, Kleiner, ich kann die Bestellung nicht bezahlen!«

      »Keine Sorge, schließlich möchte ich mein »gutes Werk« noch heute vollenden.«

      Hastig und ungalant wirft sie mir einen Handkuss zu und entschwindet schnurstracks auf die Toilette. Während ich noch mit Gedanken ringe, kommt Janine bereits zurückgewankt, lachend und mit ausladenden Gesten. Ist ihr auf der Toilette noch eine geöffnete Schampusflasche über den Weg gelaufen? Genüsslich schaue ich mir ihr ungeschicktes Treiben und ihre Flugbewegungen an, wobei ich noch einmal auf ihre voluminösen Brüste zurückkommen muss, die ihrerseits den Takt der Bewegung aufzunehmen versuchen, sofort aber dem physikalischen Gesetz der Trägheit unterliegen und so nur beschwerlich träge hinterherzuwackeln vermögen. Ist es der Reiz, diese Riesendinger in die Finger zu bekommen, oder fühle ich mich zwingend an kindliche Frühreize erinnert, möglichst schnell der nährenden Flüssigkeit habhaft zu werden und den erfolgreichen Saugreiz ausleben zu können? Offensichtlich überzeugt diese pralle Weiblichkeit nicht nur mich, sondern auch andere Anwesende, die schmachtend ihren Blick zielgerichtet auf diesen runden Erhebungen ruhen lassen. Überhaupt ist mittlerweile bei mir ein gefühlsmäßiger Umschwung eingetreten. Habe ich zuvor eher eine belustigende und distanzierte Rolle als amüsierter Beobachter eingenommen, hat sich nunmehr Begierde bei mir eingestellt, ausgelöst vermutlich durch den hohen Aspartamanteil in der Cola-Light?

      Der Reiz ihrer Rundungen lässt mich jetzt mehr als unruhig werden. Was sehe ich eigentlich in ihr? Als Typus spricht sie mich eigentlich nicht an, da ich die schlanke, knabenhafte, eckige Erscheinungsform bevorzuge. Und klick, als würde ein Schalter umgelegt werden, springt mir plötzlich der Gedanke ins Gehirn: Janine ist die fleischlich gewordene U-Bahn-Stimme und damit verbunden ist meine unglaubliche Einbildungskraft. Wer außer mir, ausgenommen ihr Freund oder Mann, sollte sie tatsächlich liiert sein, kann schon von sich behaupten mit der Hamburger U-Bahn-Stimme geschlafen oder es zumindest versucht und damit nahezu exklusiv besessen zu haben. Wirklich! Bei diesen Gedanken scheint sich mein Gesichtsausdruck verändert zu haben, jedenfalls bemerkt es Janine sofort (weibliche Intuition) und empfängt mich mit den Worten, während sie schlingernd auf mich zuschwingt:

      »Na Kleiner, du guckst mich so erwartungsvoll und lüstern an!«

      Ich fühle mich ertappt. Sogleich steigt Hitze und vermutlich Röte in mir auf und ich beginne, nach Ausreden zu suchen. Da ist es wieder dieses Schild, das nur die Frauen sehen können! Schlagfertig kommt sie mir zuvor:

      »Hast du jetzt doch Lust auf Milch bekommen?«

      Jetzt fühle ich mich erst recht überrumpelt und ringe nach Worten.

      »Janine, du scheinst mir sehr hungrig zu sein!«

      Mit diesem Satz versuche ich meine Lockerheit und Souveränität zurückzugewinnen, während das Blut unaufhörlich in der Schläfe pocht und nicht nur dort. Literweise, so fühlt es sich jedenfalls an, scheint es in die Leistenregion zu schießen, was dort zu einer Dauerverhärtung führt, sodass ich mit jedem Pulsschlag ihr ins Gesicht schreien könnte: Ich will dich haben, hier gleich auf dem Tisch! Glücklicherweise löst sich meine Zunge nicht, die Gefahr einer Freud'schen Fehlleistung droht dennoch jederzeit. Rettend kommt in diesem Augenblick der Kellner mit dem bestellten Essen herbeigeeilt, wobei er sich beim Hantieren mit der Speise sehr ungeschickt anstellt, da auch er seine Augen von der üppigen weiblichen Pracht meiner Begleiterin nicht nehmen kann oder will. Auch bei ihm scheinen sich augenblicklich die physikalischen Gravitationskräfte nur auf einen Punkt zu fixieren: Janine‘s Busen!

      Ich habe ihr Fleisch bestellt, zartes Steak, damit sie zu Kräften kommt und auch der Alkohol ein wenig zurückgedrängt wird. Und damit sie gar nicht weiter zum Sprechen und Flirten kommt, schneide ich sofort ein mundgerechtes Stück von diesem Stück ab, aus dem noch der blutige Saft quillt, gleich dem, der immer noch reichlich in meiner Lende vorhanden ist und damit archaische Instinkte nährt, und führe es ihr zum Mund. Rein damit! Sie schnappt danach und schlingt es gierig runter.

      »Füttere mich weiter, Kleiner, das gefällt mir!«, ruft sie sehr lustvoll und führt dabei eine weitere Schnappbewegung in meine Richtung aus. Stück für Stück blutiges Fleisch verschwindet zwischen ihren rot geschminkten Lippen und wird sofort verlangend von ihren weißen Zähnen zermalmt, so als wollte sie mich gleichzeitig mit verzehren. Ich spüre förmlich, wie die Fleischstücke aus meiner Lende gerissen in ihrem zupackenden Schlund verschwinden. Stück für Stück von mir, und ich kann mich ihren Zähnen nicht erwehren. Haifischartig gierig lustvoll verschlingt sie mich in kleinen Happen, so als wäre ich ein herrlicher Schmaus, eine Beigabe, ein lustvoller Bissen, ein süßes Dessert. Stopp! Haaaalt! Merkt denn keiner der anderen Gäste, wie ich langsam abnehme und entschwinde? Und will mir niemand seine Hilfe anbieten? Angstvoll drehe ich mich um, doch niemand nimmt Notiz von mir. Bin ich schon nicht mehr da und gänzlich verspeist worden? Meine Hand fährt hastig an mir hinunter. Mit Erleichterung finde ich mich selbst samt der immer noch vorhandenen Verhärtung wieder. Jetzt stürzt sie auch den Schampus in einem Zug runter und bestellt sich sofort ein weiteres Glas des perlenden Saftes trotz meiner Einwände, die aber sofort mit einer ausladenden Handbewegung weggewischt werden und die offensichtlich besagen soll: Das ist meine Nacht und du hast mir nichts zu sagen, Kleiner (außer zu bezahlen). Und während ich sie füttere, benutzt sie die Gelegenheit unter dem Tisch an meinem Bein herumzureiben und dabei nach meinem besten Stück zu fingern, dass ich mich ihrer Übergriffe geradezu erwehren muss. Reichen ihr mein Fleisch und auch mein Saft nicht? Geradezu gierig schmachtend verzehrend lächelt sie mich an.

      Das Bild schlägt um. Jetzt sitzt mir nur noch ein riesiger rot umrandeter alles verzehrender Schlund gegenüber, nur darauf lauernd, dass ich einen Fehler begehe, um mich mit einem Mal zu verschlingen. Er fixiert mich,