das Zimmer?“
„Für welches Zimmer?“
„Das Zimmer, das ich anmieten möchte“, erkläre ich genervt.
„Ich habe kein Zimmer zu vermieten, Schatz“, antwortet sie unschuldig.
„Aber deswegen bin ich doch gekommen!“
„Du bist gekommen, als du mich gefickt hast!“
„Ja, das auch“, erwiderte ich. „Aber wir hatten einen Termin zur Besichtigung des Zimmers, das ich mieten möchte.“
„Ich habe kein Zimmer zu vermieten, Schatz“, wiederholt sie lächelnd.
„Aber die Annonce? Der Besichtigungstermin?“
„Ja, das meinst du, sag das doch gleich. Ich schalte jeden Samstag, wenn mein Ehemann geschäftliche Termin hat, ein solches Inserat.“
„Warum das denn, da du doch gar nichts vermieten möchtest?“, frage ich schockiert.
„Es kommen dann immer so süße, hübsche, junge Männer – meist Studenten – die mich dann immer ficken.“
„Du schaltest ein Wohnungsinserat, um gevögelt zu werden?“
„Jetzt hast du es begriffen, mein schwerfälliger Schatz. Es ist so schwierig einen brauchbaren Mann zu finden, der mich ordentlich befriedigt. Ich habe doch keine Gelegenheit abends auszugehen. Da lasse ich mich lieber überraschen, wer auf mein Inserat erscheint.“
„Und jeder ist bereit, dich zu ficken?“
„Natürlich, mein Schatz. Jeder!“
Nur fünf Minuten später stehe ich wieder auf der Straße und hatte immer noch keine Unterkunft gefunden!
Dieses Bayern ist schon ein merkwürdiges Land und München in Bezug auf Immobilien sehr kompliziert. Aber die Frauen sind toll hier!
2
Die untreue Ehefrau
Im alten Paris lebte einst ein Mann namens Clément Ponthieu. Er war etwa sechzig Jahre alt, steinreich, ledig, gutaussehend, sympathisch, kultiviert.
Mutterseelenallein wohnte er in einer großen, schlossartigen Villa, welches inmitten eines herrlichen Parks lag. Er versorgte sich weitgehend selbst, kochte oder ging in ein nahegelegenes Lokal; seine Wäsche gab er aus, und alle vierzehn Tage kam eine Putzfrau, die gründlich für Sauberkeit und Ordnung sorgte. Kurzum, ein Einzelgänger, wie er im Buch steht.
Eines Tages wurde Clément Ponthieu, als er die Straße überquerte, von einem Lastwagen angefahren.
Er erblindete durch diesen Unfall!
Noch während seines Klinikaufenthaltes inserierte er wegen einer Wirtschafterin, die sich tagsüber um den Haushalt kümmern sollte. Unter anderem meldete sich eine zweiundzwanzigjährige Sekretärin, die, wie man dem Blinden berichtete, von angenehmen Äußerem war und gute Zeugnisse besaß, auch über die Absolvierung einer Hauswirtschaftsschule. Besonders gefiel dem Verunglückten ihre Stimme. Und ihr Händedruck.
Sie bekam die Stelle.
Lilou Grailly, so hieß das Mädchen, tat jetzt schon drei Monate lang ihren Dienst. Clément war mit ihr zufrieden. Ihre freien Stunden verbrachte sie angeblich damit, durch die Stadt zu bummeln, Einkäufe zu machen oder ihre Mutter zu besuchen. In Wahrheit ging sie meist mit ihrem Liebhaber, einem gewissen Raphaël Tabouillot, ins Bett.
Eines Tages, während eines besonders intensiven Geschlechtsaktes, beschlossen die beiden, den blinden Millionär zu beerben.
Am Abend jenes Tages kehrte Lilou Grailly frühzeitig zur Villa ihres Arbeitsgebers zurück. Dieser saß in der dunklen Bibliothek und ließ seine Fingerspitzen über die Blindenschrift eines philosophischen Werkes gleiten.
„Warum kommen Sie schon jetzt, Lilou?“, fragte er, nachdem das Mädchen eingetreten war. „Ihr Dienst beginnt doch erst morgen früh!“
„Ich fühle mich hier wohler als bei meiner Mutter!“, gab die Zweiundzwanzigjährige zurück. „Meiner Mutter geht es wieder gut, sie ist gesund, ich habe mit ihr geplaudert, es ist alles in Ordnung; weshalb sollte ich bei ihr schlafen? Sie ist nicht so allein wie Sie, denn mein Bruder wohnt bei ihr, und außerdem ist es hier ruhiger. Wenn Sie also nicht dagegen haben, würde ich gerne im Gästetrakt schlafen.“
„Sie wissen, dass Sie jederzeit hier sein dürfen, auch in Ihrer Freizeit. Ich habe Sie niemals um eine Gefälligkeit gebeten, wenn Sie nicht im Dienst waren!“
„Ich weiß, Monsieur Ponthieu, aber es würde mir auch nichts ausmachen! Sie müssen mir versprechen, dass Sie mich jederzeit in Anspruch nehmen, wenn Sie irgendeinen Wunsch haben und ich im Hause bin! Das Buch, das ich gerade lese, kann warten. Ich bin gern in Ihrer Nähe, und es macht mir Freude, Ihre Stimme zu hören oder Ihre Hand zu halten, um Sie zu führen!“
Der Blinde seufzte. „Es ist schade, dass ich ein alter Mann bin...“
„Sie fischen nach Komplimenten, Monsieur Ponthieu!“, unterbrach ihn Lilou rasch. „Sie sind weder geistig noch körperlich alt! Sie sind allen Menschen, die ich kenne, durch Ihren Verstand weit überlegen. Und Sie wirken auf Frauen!“
„Auch auf Sie, Lilou?“
„Auf mich besonders! Weil ich Sie täglich um mich habe. Aber denken Sie jetzt nicht, dass ich Sie verführen oder gar heiraten will! Es würde mich schon freuen – und es würde mir genügen – wenn Sie zuweilen meine Hand streicheln oder mir auch mal einen Kuss auf die Wange geben würden. Ich glaube, jeder normale Mensch sehnt sich nach ein wenig Zärtlichkeit. Ich habe ja sonst niemand. Eine Mutter, die einen mal drückt und liebkost, kann die Berührung eines Mannes nicht ersetzen!“
Wieder seufzte der Blinde. „Man sagt, Sie seien hübsch und hätten eine gute Figur. Und Sie sagen selbst, Sie sehnen sich nach Zärtlichkeit. Da ist es verwunderlich, dass Sie nicht schon längst an einem Mann hängengeblieben sind!“
„Ich hatte noch nie das Gefühl, dass es einer ehrlich mit mir meinte und dass er nicht nur an seine Lust, sondern auch an meine dachte!“
„Bitte, kommen Sie zu mir, Lilou! Setzen Sie sich hierher! Ich möchte mich davon überzeugen, dass Sie so schön sind, wie man sagt!“
Die junge Frau trat näher, doch sie setzte sich nicht neben ihn, sondern kniete vor ihm nieder und drängte sich zwischen seinen Beinen an ihn, das Gesicht aufwärts gerichtet. Clément Ponthieu ließ seine feingliederigen Hände sanft über ihre Oberarme, ihre Schultern und ihren Hals gleiten, wie um sich zu orientieren. Mit den Fingerspitzen betastete und liebkoste er ihre Ohren, ihre Stirn, ihre Augenlider, die Brauen, die Wimpern, Nase, Mund, Wangen und Kinn.
„Ja! Sie sind wirklich schön!“, stellte er andächtig fest. „Bitte, stehen Sie auf!“
Lilou gehorchte, und die Hände des Blinden glitten kaum wahrnehmbar über ihren Hals, ihren Busen, über Hüften, Bauch und Schenkel, Knie und Füße. Sanft strichen sie wieder nach oben, an den Innenseiten der Beine entlang bis dorthin, wo sie einander begegnen. Seine Finger massierten den kleinen Venushügel.
Lilou atmete erregt. Sie griff nach der Hand des Mannes, hielt sie fest.
„Sind Sie mir jetzt böse, Lilou?“, fragte der Blinde.
„Oh, nein, Monsieur Ponthieu! Es ist wunderbar! Aber es ist zu – einseitig! Ich nehme nur, ohne zu geben!“
„Sie geben mir schon jetzt unendlich viel!“, widersprach Clément. „Deshalb möchte ich Ihnen eine Freude bereiten. Sie sollen wissen, wie gern ich Sie habe. Ich möchte Sie – unabhängig machen – von mir und von allen Männern! Sie sollen sich ganz frei und unbeeinflusst entscheiden können! Erlauben Sie, dass ich Ihnen schon morgen ein Geschenk mache, dass Sie für immer Ihre finanziellen Sorgen vergessen lässt!“