den Alkoholgenuss der letzten Monate völlig ausgehöhlt.
„Wollen Sie den Ausblick etwas besser genießen, Monsieur Ponthieu?“, fragte der junge Mann.
„Wie meinen Sie das, Raphaël?“, stellte sich jener dumm.
„Er will dich in den Abgrund stürzen!“, kreischte Lilou, die auf einmal Gewissenbisse bekam. „Er bringt sich und mich ins Gefängnis!“
„Wieso denn, blöde Gans!“, schrie Raphaël. „Wir haben doch alles genau überlegt! Er ist blind, und da ist er eben abgestürzt!“
Der alte Mann gab ihnen eine letzte Chance. „Ich warne Sie, Raphaël!“, sagte er eiskalt. „Als wir unten den Wagen parkten, haben uns viele Menschen beobachtet. Kehren Sie um, Raphaël, bevor es zu spät ist! Wenn jemand sieht, wie Sie mich herunterstürzen, dann bekommen Sie lebenslang eine kleine Zelle!“
„Das ist mir scheißegal! Ich muss es riskieren! Wenn wir so weitermachen, gehe ich auf jeden Fall vor die Hunde!“
Er rannte auf den alten Millionär los.
„Komm zu mir her, Clément!“, schrie Lilou. „Er will es wirklich tun!“
Sie eilte ihrem Liebhaber nach, doch der war schneller; der Abstand zwischen ihnen vergrößerte sich.
Clément Ponthieu blieb ruhig stehen, drei Meter vom Rand des Abgrundes entfernt. Raphaël machte einen letzten Sprung, riss die Arme nach vorn, um den alten Mann die geballten Fäuste vor die Brust zu stoßen.
„Mörder!“, schrie Lilou verzweifelt.
Der Angegriffene machte in der letzten Viertelsekunde vor dem Zusammenprall einen ausgreifenden Schritt zur Seite. Raphaëls Fäuste stießen ins Leere. Vergeblich bemühte er sich, seinen Lauf zu bremsen. Mit einem Entsetzensschrei stürzte der junge Mann in die Tiefe.
Lilou wollte ihren Ehemann umarmen, doch er wehrte ab.
„Ich habe nichts davon gewusst, dass er dich umbringen wollte bis eben...“, beteuerte die junge Frau.
„Ich habe in deinem Zimmer heimlich Mikrofone anbringen lassen. Alle eure Gespräche wurden aufgezeichnet. Den Plan, mich hier umzubringen, ist in deinem hübschen Köpfchen entstanden!“
„Oh, nein...!“, stammelte Lilou.
„Ich habe sämtliche Aufnahmen bei meinem Rechtsanwalt hinterlegt! Sollte mir etwas ungewöhnliches Zustoßen, wird er die Gesprächsaufnahmen der Staatsanwaltschaft übergeben. Du verlierst deinen Erbanspruch und bekommst ein Gerichtsverfahren!“
„Nein, bitte... tut das nicht...!“
„Ich werde stillschweigen wahren, wenn du ab sofort alles tust, was ich wünsche!“
„Ja... aber...“, stammelte sie erstaunt.
„Du bist ab sofort meine devote Sexsklavin und wirst dich bedingungslos unterwerfen, verstanden?“
„Aber...“
„Falls du dich weigerst – das Recht hast du natürlich – gehen die Bandaufzeichnungen noch heute an die Staatsanwaltschaft!“
„Ich habe verstanden...“
„Ja, und?“
„Ich tue alles was du wünscht“, stotterte sie leise.
„Alles?“
„Ja... alles...“
„Gut, dann lass uns jetzt wieder nach Hause fahren, denn ich wünsche mit einen geilen Dreier mit dir und der Dirne!“
„Ja, Herr.“
Clément Ponthieu warf seinen Stock in den Abgrund, schritt ausgreifend zurück zum Auto, setzte sich hinter das Lenkrad, verstaute seine Blindenbrille sorgfältig im Handschuhfach und öffnete von innen auffordernd die Beifahrertür.
Lilou stieg überrascht ein. Jetzt hatte sie begriffen, dass ihr Ehemann hervorragend sehen kann.
„Während wir zurück nach Paris fahren, ziehst du deinen Slip aus und spreizt immer dann deine Schenkel, wenn ich pfeife. Ich werde so oft ich das möchte, meine Finger in deine geile Fotze schieben, verstanden?“
„Ja, Herr“, hauchte sie und spürte, wie sich Feuchtigkeit auf ihren Schamlippen bildete.
Die Rolle als unterwürfige Sexsklavin begann sie zu erregen...
3
Drei einsame Freundinnen
„Er kommt jeden Abend mit dem Omnibus“, sagte Chloé.
„Ja, und das letzte Stück zu seinem Haus muss er zu Fuß gehen“, meinte Louise versonnen.
„Ihr meint also, es soll draußen... passieren?“, fragte Monique zweifelnd.
Sie saßen zu dritt im Bungalow von Chloé, der am westlichen Stadtrand der kleinen französischen Stadt Troyes lag, nur wenige Schritte vom Naturpark Forêt d'Orient entfernt.
Die Vorhänge waren zugezogen. Die drei Französinnen waren enge Freundinnen, ungefähr gleichaltrig, Chloé Anfang Dreißig, Louise stand kurz vor ihrem 31. Geburtstag und Monique würde morgen zweiunddreißig Jahre alt werden. Ein Alter also, in dem Frauen – besonders französische Frauen – Sex zu schätzen wissen.
Monique und Chloé hatten ungefähr das gleiche Schicksal hinter sich. Ihre Männer waren bei Unfällen ums Leben gekommen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Moniques Mann mit dem Auto verunglückte, während Chloés Gefährte bei einer Flugzeugkatastrophe ums Leben gekommen war. Louise war nicht verheiratet gewesen. Ihr fester Freund hatte sie eines Tages verlassen und war nicht wieder aufgetaucht. Dass er dabei die gesamten Ersparnisse von Louise mitgenommen hatte, hätte sie noch verschmerzen können. Die Tatsache aber, dass ihr breites, französisches Bett seit diesem Tag leer geblieben war, traf sie viel härter.
Diesen Umstand hatte sie mit ihren zwei Freundinnen gemeinsam.
Hinzu kam, dass das Leben am Stadtrand von Troyes es nicht zuließ, sich mit Männern einzulassen, wenn sie nicht ihr Ansehen aufs Spiel setzen wollten.
Sie arbeiteten für die Stadt, richteten Wohlfahrtsveranstaltungen aus, kümmerten sich um die Kindergärten – ihr Ruf war untadelig. Sie wurden geachtet und genossen es, geachtet zu werden. Dass sie im höchsten Maße mit ihrem sexuellen Leben unzufrieden waren, dass wussten sie nur allein.
Eines Abends, nach der dritten Flasche Rotwein, hatten sie sich ihr „Elend“, wie Louise es nannte, gestanden. Und je mehr sie tranken, umso deutlicher wurde es, wie sehr sie alle unter der erzwungenen Keuschheit litten. Was sie dabei über die Männer der Stadtrand-Siedlung sagten, klang nicht gerade schmeichelhaft, ganz abgesehen davon, dass sie alle fest verheiratet waren. Zumindest die, die für einen befriedigenden Fick in Frage gekommen wären. Es war keineswegs so, dass sie nicht die Gelegenheit dazu gehabt hätten, aber sie wollten keinen Ärger. Dafür fühlten sie sich in der Stadtrand-Siedlung zu wohl. Auch widersprach es ihnen, anderen Frauen die Männer wegzunehmen.
Was sie als Ersatz betrieben, darüber sprachen sie mit der Zeit in aller Deutlichkeit. Sie genossen es gemeinsam, sich einen Traummann vorzustellen, den sie sich schwesterlich untereinander teilten. In allen Einzelheiten unterhielten sie sich darüber, was sie mit ihm treiben würden. Eine französische Frau hatte die ausgeprägte Gabe, sich durch reine Fantasien sexuell zu erregen.
Es waren seltsame Gespräche, die die drei Frauen dreimal in der Woche vom späten Nachmittag bis zum Abend führten. Sie trafen sich abwechselnd bei einer von ihnen.
Offiziell stand dabei auf der Tagesordnung, wie man zum Beispiel an zusätzliche Gelder für den Turnhallenbau kommen konnte. Wer ihnen allerdings zugehört hätte, wäre aufs höchste überrascht gewesen, über welche Art des „Turnens“ sie sich wirklich unterhielten, wenn erst einmal die erste Flasche Rotwein getrunken war.
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