Sari Eis

Revenge


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passiert ist. Aber was hätten wir ausrichten können?“

      „Ich weiß schon. Um ehrlich zu sein, ist es in gewissen Punkten auch ganz gut, dass die Stadt niedergebrannt ist.“

      Nun war er verwirrt. „Aber in Nordbrand ...“

      „Helven war meine Heimat, Dawer. Wenn ich die Möglichkeit hätte, alle meine Freunde und die Einwohner Helvens zu rächen, ich würde es tun. Aber was kann eine Frau schon ausrichten?“ Für einen kleinen Moment schwieg sie und atmete dann tief durch. „Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Ich kannte fast alle Bewohner beim Namen und viele waren meine Freunde, meine Familie. Wenn ich weine, dann größtenteils um sie. Um meine Heimat. Weniger um die Zukunft, die ich dort gehabt hätte.“

      Ihm ging ein Licht auf. „Du wolltest die Regentschaft nicht?“

      „Nein. Es wären Dinge, Verpflichtungen, auf mich zugekommen, derer ich mich nicht gewachsen gefühlt habe. Weißt du, was mein Vater war?“

      Kurz musste Dawer überlegen, dann fiel es ihm ein. „Man nannte ihn Erzmagier.“

      Sie nickte „Genau. Ich hätte auch diesen Posten begleiten müssen. Sogar noch vor der Regentschaft über die Stadt.“ Jetzt überraschte die Kleine ihn, indem sie eine Hand hob und die Fingerspitzen aneinander rieb. Kleine, glitzernde Funken sprühten und regneten auf die Lagerstätte nieder, ohne sie zu versengen. Die Kleine lächelte, doch es erreichte ihre Augen nicht. „Mehr als das, habe ich nie geschafft. Ich hatte nie Talent dafür und die Magier haben mich deshalb verachtet. Sie wollten keine Frau an ihrer Spitze, die nicht mal ein Feuer ohne Zündstein entfachen kann. Doch die Magier wären, ebenso wie die Stadt, das Vermächtnis meines Vaters gewesen und da ich die einzige Erbin war ...“

      „Aber deshalb bist du nicht zur Hurerei gegangen, oder?“

      Sie lachte. „Doch. Genau deshalb.“

      „Warum?“, fragte er noch immer ernst. Ihr hatten sicher alle Türen offengestanden.

      „Weil ich rebelliert habe. Ich wollte denen einfach zeigen, dass ich tun konnte, was immer ich wollte. Ich war ein halbes Jahr lang Straßenhure vor Helvens Toren, bevor es niederbrannte.“

      „Und dein Vater? Sag mir nicht, er hieß es gut.“

      „Er hat mich verstoßen, nachdem mein ersten Freier zu ihm gegangen war und ihm gesagt hatte, was ich getan habe und wo ich zu finden war. Ich habe nie wieder mit ihm gesprochen.“

      „Aber du bist dortgeblieben. Du hättest gehen können.“

      „Wohin denn? Ich war noch 17 und nicht die, die ich heute bin. Ich war mal artig und lieb und zurückhaltend und so was“, kicherte die Kleine.

      „Das kann ich mir gar nicht vorstellen“, meinte Dawer und spitzte die Lippen.

      „Ist aber so“, gab sie ihm zurück und schnippte ihm abermals vor die Brust. „Und jetzt du. Warum bist du Söldner und kein General oder so was?“

      Er zuckte mit den Schultern. „Mein Bruder hatte immer Vorrang in allem und ich nicht die Ambitionen, mit ihm zu wetteifern. Außerdem bin ich so mein eigener Herr und kann das machen, was ich will. Und es wird besser bezahlt, wenn man denn Aufträge hat.“

      „Also im Grunde wie bei mir.“

      Er kicherte. „Im Grunde ja. Wir sind beide Huren des Systems.“

      „Aber ich seh besser aus“, sagte sie vollkommen trocken, wofür er sie überfiel und sie eine Extrarunde einlegen musste.

      7

      Siege

      Zwei Tage dauerten die Vorbereitungen auf den ersten Angriff. Es ging um die Belagerung einer Stadt, dessen neuer Stadtherr sich dem König nicht beugen wollte. Sie sollten Maidenwind ein- und den Stadtherren gefangen nehmen.

      Da die Häuseransammlung selbst keine Stadtmauer hatte, würde es leicht werden, die gewöhnliche Bevölkerung zu unterwerfen. Die Burg des Stadtherren verfügte jedoch über starke Wälle und die würden die größte Hürde werden.

      Bereit für den ersten Aufmarsch, saß Thrace schon im Sattel und ging die Zauber durch, die seine Leute schützen würden. Zwar trug auch er Schwert und Bogen, doch er würde nur zu den Waffen greifen, wenn es nicht anders ging oder er sich selbst verteidigen musste.

      „Hat jemand den Welpen gesehen?“, rief Dea und reckte sich im Sattel, während sein Blick die Umgebung absuchte.

      „Den können wir vergessen“, brummte Dawer und stieg ebenfalls auf. „Wenn ich ihn in die Finger kriege ist er so oder so fällig.“

      „Wenn du ihn die Finger kriegst“, meinte Raek. „Ich bin sicher, der ist schon wieder zu Hause in den Armen seiner Liebsten.“

      Nun grinste Dawer. „Ja, da wäre ich jetzt auch lieber.“

      Raek verdrehte die Augen Richtung Thrace und auch er wusste natürlich, wen der große Mann meinte. Neyla. Dawer verbrachte ungewöhnlich viel Zeit mit ihr, dafür, dass sie nur eine Hure war.

      „Wie viele von diesen Perlen, hat sie denn schon von dir?“, fragte Dea und grinste wissend. „Sicher bist du bald pleite, was das angeht. Dann wird sie sich einen neuen Goldesel suchen und ich habe noch alle“, ließ er ihn wissen und lachte bei Dawers mürrischer Miene.

      Thrace hatte auch solche Perlen bekommen. Fünf Stück davon. Sie lagen in einem kleinen Beutel bei seinen Sachen im Zelt. Er wusste von Dawer, dass der mehr hatte, aber wie viele, wollte der Anführer nicht preisgegeben.

      „Ich denke, ich werde heute Abend mal eine davon ausgeben, oder vielleicht auch zwei?“, warf Océan in die Runde und Thrace bekam einen eindeutigen Blick dazu. Sein Elfenfreund wollte ihm zeigen, dass das Mädchen auch ihn nehmen und Thrace selbst erneut ignorieren würde.

      Thrace allerdings war zu dem Schluss gekommen, dass es an seiner Elfennatur lag, dass sie ihn nicht an sich heranließ. Zwar hatte er noch keine gehabt, die ihn abgelehnt hatte, doch einige Menschenfrauen kamen mit der Art der Elfen nicht klar. Vor allem im Bett. Er erlebte es ja immer wieder.

      Elfen waren nun mal stärker und vor allem robuster. Auch die Frauen aus seinem Volk. Dementsprechend verhielt es sich auch beim Sex. Es gab durchaus Menschenfrauen, die auf die härtere Tour aus waren, doch selbst unter den leichten Damen waren es weit weniger, als man vermuten würde. Meist eben die ältere Generation. Und die kleine Neyla, mit ihrem zierlichen Selbst, war ganz sicher keine davon. Noch dazu konnte sie wählen, war also zu nichts verpflichtet.

      Auch wenn Thrace noch immer nicht wirklich wusste, welche Ambitionen ihn in Nordbrand zu ihr gezogen hatten, stellte er es sich doch das ein oder andere Mal mit ihr vor. Nicht auf Elfenart, denn er war sich eben sicher, dass sie keine Anhängerin davon war.

      Sie ist so zart, sie würde glatt zerbrechen, dachte er und einen Moment später flog ein Lächeln der Genugtuung über seine Lippen. Aus diesem Grund wird sie auch Océan nicht wollen.

      Dawer gab das Zeichen zum Aufbruch und auch Thrace trieb sein Pferd an. Er würde den Sieg über die Stadt und die Niederlage seines Freundes heute Abend genießen.

      Jetzt wo die Männer alle auf dem Schlachtfeld waren, lag das Lager wie ausgestorben da. Die Zeit für alle Frauen, ihre Kleider zu nähen, ihre Einnahmen zu kontrollieren und sich auf einen Abend vorzubereiten, der sicher einiges an Arbeit für sie bereithalten würde.

      „Jamie?“ Jáne kam zu ihr und übergab ihr einen kleinen Beutel. „Hier. Ich muss sagen, ich bin überrascht, wie gut du auch hier bist.“

      Jamie lächelte und nahm das Säckchen, das für ihre Perlen bestimmt war, entgegen. „Es ist nicht viel anders als in der Stadt.“

      Ihre Wirtin setzte sich neben sie auf den Boden. „Ich habe gehört, du hast einen treuen Anhänger?“, fragte sie und lächelte leicht. „Er hat dir allein schon acht seiner Perlen gegeben.