Sari Eis

Revenge


Скачать книгу

Wink befahl er sie heran und neigte den Kopf zum Welpen. „Er braucht ein bisschen Unterweisung. Gib ihm eine Lehrstunde auf meine Kosten. Aber übertreib es nicht, wenn er sich dumm anstellt.“

      Das Mädchen schenkte Dawer ein kokettes Lächeln und nahm die Münzen entgegen. Dann ging sie zu Lysján und begann, ihn zu umgarnen. Auch die restliche Truppe hatte bemerkt, was Dawer getan hatte und beobachtete nun gespannt, wie der Welpe sie schlug.

      Dawer wandte den Blick ab. Er hatte im Gefühl, dass der Kleine einen Rückzieher machen würde, und schüttelte bereits den Kopf. Der Anführer leerte seinen Krug und ließ den Blick schweifen. Mittlerweile war er selbst recht entspannt und der Meinung, sich ebenfalls ein Mädchen gönnen zu können. Sein Blick blieb an einer Gruppe Frauen hängen, die miteinander lachten und kicherten.

      Zwei, vielleicht auch drei davon, kamen seinem Geschmack sehr nahe, also stand er auf. „Männer, ich empfehle mich“, sagte er und ließ seine Freunde zurück. Einige der Frauen sahen ihn kommen und sofort wurde ihr Verhalten professionell. Sie brüsteten sich und schoben sich gegenseitig beiseite, um im Vordergrund zu stehen. Dawer lächelte. Er wusste um seine Ausstrahlung und was die Söldner bis jetzt an Met hatten fließen lassen, ließ die Frauen darauf schließen, dass noch mehr Geld da war. Ein guter Verdienst für gute Dienste.

      Er kam bei ihnen an und schenkte der Runde ein Lächeln. „Meine Damen. Ich bin auf der Suche nach etwas Zerstreuung. Wie sieht’s aus?“

      Sie kicherten und drängten zu ihm. Er zählte fünf und alle streckten ihre Hände aus, um ihn zu berühren. Natürlich wollten sie alle nur Geld verdienen und so hatte er die Wahl. Sein Blick flog über ihre Gesichter und ihre Körper, während die Damen sich immer mehr aufdrängten.

      „Ladys bitte.“ Er hob seine Hände. „Ihr seid ja alle reizend.“

      „Komm mit mir, starker Mann“, säuselte eine von ihnen, während eine andere in sein Ohr flüsterte: „Mit mir erlebst du was.“

      Oh, da war er sich sicher. Sein Lächeln wurde breiter und er hob eine Hand, um der Goldhaarigen vor sich, eine Strähne aus der Stirn zu wischen, als eine Bewegung im Hintergrund seine Aufmerksamkeit einfing. Dawers Blick glitt hoch, die Hand blieb in der Schwebe.

      Aus einem Hinterzimmer kam eine junge Frau und ein Mann folgte ihr. Ihr Blick war auf ihren Freier gerichtet und ein Lächeln stand in ihren Zügen. Es war kein Echtes, es war eines für Kunden. Doch dem anderen schien das nicht aufzufallen. Er lächelte selig zurück, zog sie dann an sich und wollte sie offensichtlich küssen, doch die Kleine wehrte ab. Sehr geschickt, sodass ihm nicht auffiel, dass sie keinerlei Ambitionen hatte, mehr von ihm zu wollen.

      Sie sagte etwas, was Dawer nicht verstand, dann schob der andere sich an ihr vorbei und verließ sie. Sofort schwand ihr Lächeln. Dawer selbst bekam kaum noch mit, wie die Frauen um ihn herum sich weiter an ihn warfen und quasi um seine Gunst bettelten.

      Das Mädchen hatte jetzt seine volle Aufmerksamkeit. Er schätzte sie auf Anfang 20, nicht viel älter jedenfalls. Ihr Haar war dunkel, lang und glatt. Sie trug es offen und hinter ein Ohr geklemmt. Ihre schlanke Figur wirkte fast etwas zu zierlich für ihren Beruf. Doch selbst dort im Halbdunkel und unter dem weiten Hemd, das sie trug, konnte Dawer ihre zarten, weiblichen Kurven erkennen. Sie ließ den Blick kurz schweifen, wobei sie wohl jemanden entdeckte, doch dann verschwand sie in einem anderen Raum und Dawer tauchte aus seiner Verträumtheit auf.

      „Mein Großer. Komm mit mir“, hauchte eine der Frauen an seiner Seite und er spürte einen festen Griff im Schritt. „Ich merke doch, wie sehr du mich willst“, raunte sie weiter, doch sie lag so sehr daneben, dass es fast lächerlich war.

      Er wollte, das ganz sicher und sehr offensichtlich dazu, doch nicht sie. Keine von denen hier. Er wollte die Kleine.

      „Starker Mann, komm. Ich will dich zähmen“, kam es wieder von der anderen Seite. Dawer hatte noch immer den Blick auf die Tür gerichtet, hinter der die Kleine verschwunden war.

      „Meine Damen, bitte entschuldigt mich“, sagte er und schob sich aus dem Knäuel Frauen heraus. Allesamt zogen sie Schnuten und ihre Hände hielten ihn halb fest oder strichen über ihn, als könnten sie ihn damit aufhalten. „Ein anderes Mal“, ließ er sie wissen und schenkte der Runde ein Lächeln. Dann wandte er sich ab und ging auf die Tür zu. Im Augenwinkel sah er, dass auch Thrace sich auf den Weg gemacht hatte und der Elf steuerte in die gleiche Richtung.

      Dawer lief einen Schritt schneller und packte seinen Söldnerkamerad zwei Schritte von der Tür entfernt am Arm. „Wo willst du denn hin, mein Freund?“, fragte er und grinste überlegen.

      Thrace runzelte die Stirn und hob dann eine Hand zur Tür. „Dort hin.“

      „Ich denke nicht“, meinte Dawer und drückte die Hand seines Freundes nach unten. „Such dir eine andere, die gehört mir.“ Er ahnte, dass Thrace die Kleine ebenfalls gesehen hatte, und würde sich den Vortritt nicht nehmen lassen. „Die ist nichts für dich, Kleiner.“

      „Wer sagt das denn?“, wollte der Elf wissen und klang gereizt.

      „Ich.“

      „Weil?“

      „Weil ich das Sagen habe. Geh dich waschen. Die Kleine will sicher keinen Straßenköter im Bett. Wenn du wiederkommst, bin ich fertig und du hast alle Freiheiten. Vielleicht.“ Dawer grinste den Elf breit an.

      „Leck mich! Seit wann bestimmst du, wen die Frauen zuerst nehmen?“

      „Seit ich dir das erste Mal das Schwert ins Fleisch gerammt hab, Kleiner.“ Tatsächlich war Dawer schon von jeher ihr inoffizieller Anführer und Ausbilder. Er hatte ihre Gruppe zusammen mit Raekwon gegründet. Später war der Altelf Deaglán dazugekommen und hatte den Jungelf Océan mitgebracht, der von ihm ausgebildet worden war.

      Thrace war Océans Freund aus Kindertagen und so war auch er zu ihnen gekommen und Dawer hatte dessen Feinschliff übernommen. Thrace war zwar als Verteidigungsmagier und Bogenschütze aus der Armee von Kahár gekommen, hatte aber den Schwertkampf dadurch ebenso schon weitestgehend beherrscht. Dawer hatte ihm die Feinheiten gezeigt, mit mehr als einer Schnittwunde zur Erinnerung.

      Nun bekam Dawer einen grimmigen Blick vom Elf. Er selbst grinste noch immer, als die Tür wieder aufging. Beide Männer wandten die Köpfe und da stand sie vor ihnen. Die Beute, die beide haben wollten. Ihr Blick huschte von einem zum anderen und wurde amüsiert.

      Die Arme vor der Brust verschränkt, fragte sie nur frech: „Jaa?“

      Dawer ließ die Hand von Thrace’ Arm sinken, den er noch immer gehalten hatte und lächelte nun sie an. „Milady“, grüßte er sie und verneigte sich leicht.

      Ihr Lächeln wurde zu einem erheiterten Lachen, dann ließ sie die Arme fallen und knickste. „Milord“, bekam er als freche Antwort. Ihr Blick glitt erneut zwischen ihnen hin und her und sie musterte beide. Auch Dawer schaute erst an sich runter und dann Thrace an.

      Sein Freund stand in Rüstung und relativ staubverdreckt neben ihm. Thrace’ Gesicht und seine Hände waren gewaschen, das war es auch schon. Dawer selbst war frisch geduscht, hatte sich, so gut es ging, rasiert und steckte in sauberer Kleidung. Als er wieder die Kleine ansah, erkannte er den abschätzenden Ausdruck in ihren Augen. Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und schien zu überlegen.

      „Milady“, holte er ihre Aufmerksamkeit wieder voll auf sich. „Wenn es in Eurem Interesse ist, würde ich gern Eure Zeit in Anspruch nehmen“, ließ er sie wissen und wusste, dass sein Auftreten besser ankam als das von Thrace.

      Der stand einfach neben ihm und starrte die Kleine an. Dawer verpasste dem Elf einen Stoß gegen den Arm, um ihn aus seiner Starre zu holen. Der Sieg würde sonst zu leicht werden. Thrace’ Blick schnellte zu ihm, doch er sagte keinen Ton.

      „Nun, werter Herr“, kam es wieder von der Kleinen und Dawer schenkte ihr erneut seine Aufmerksamkeit. „Ich bin keine von denen da“, gab sie an und nickte zu der Gruppe Frauen, die Dawer zuvor so umschwärmt hatte.

      „Gewiss