the plates (…). On one trip I was half way down the long narrow passage when a German officer started to come in the passage from the roadway. He told me to go back so that he could pass up the passageway without the plates that were still dripping acid splashing his very highly polished boots. The plates were very heavy, so I did not feel like retreating back up the passage. I told him to pass me and I did try not to let the wet plates touch his boots but my hand slipped and one of the plates did touch his boots. He went mad, and like all the so-called master race, he started to shout in English, but mostly German. Curly came along (his mother was German so he spoke German like a native). He tried to calm the officer down who was still shouting and laying down the law to me. Curly translated what the officer was going on about. He told me that he would have me arrested the next time I caused any trouble and if his high boots were damaged I would have to pay for a new pair (…). Curly told me later (…) that the officer was Baron von Aufsess (…). I was only just over 15 years old at this date and thought what a bully this Baron was, and made a note in my mind to remember his face and keep out of his way.«104 Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte lässt sich heute nicht mehr überprüfen. Das Bild eines cholerischen Offiziers, der nicht zögert, einen Jugendlichen wegen einer Kleinigkeit mit seiner ungesetzlichen Machtfülle zu bedrohen, ist jedenfalls überaus unsympathisch und gegensätzlich zu dem Bild, um das von Aufseß nach 1945 so bemüht war. Die auch an anderer Stelle bezeugte Eitelkeit des Freiherrn wird in der Anekdote Mières allerdings deutlich illustriert. Auch eine weitere Begegnung Mières mit von Aufseß nimmt nicht für den Freiherrn ein: »The next time I saw this German baron was in January 1944 we were up Westmount and in passing helped an old couple to cut the branch off a pine tree. A German staff car pulled up and out came two officers, one of them was the German Baron von Aufsess. We made a run for it up towards the old football field. As we looked back we saw the Baron was taking the old couple’s identity cards away from them.«105
Manchmal muss der Freiherr einige Tage nach Paris reisen, um dort weitere Maßnahmen abzustimmen. In einem Brief berichtet er von einer neuntägigen Reise. Dieser undatierte und nicht namentlich markierte Brief zeigt ebenfalls eine inhaltliche Übereinstimmung mit Teilen der nationalsozialistischen Ideologie. Von Aufseß berichtet über die Tätigkeit der Résistance in Frankreich, aber auch von Treffen mit Kollaborateuren: »In verschiedenen groesseren Waldgebieten sind bereits Truppen gegen die von den Englaendern mit reichen Waffen ausgestatteten Banden eingesetzt. Die wenigen Mutigen unter den Franzosen, die sich in Tat und Wort fuer das neue Europa einsetzen, sehen ihr Leben vielfach von Terror bedroht. (…) Am letzten Tag vor der Rueckreise auf die Insel haben wir wieder die reizende Graefin du Cor (…) besucht, denn sie gehoert auch noch zu den wenigen, die an unsere Sache glauben und sich dafuer einsetzen.«106 Doch fern solcher Ausflüge nach Frankreich dominieren für von Aufseß Mangel und friedliche Abgelegenheit das Leben auf den Inseln: »Es gibt nichts, aber auch nichts zu kaufen. Die Insel wurde in der Anfangszeit der Besatzung völlig ausgepowert. Außer den Soldatenheimen kann man weder Cafés noch Restaurants besuchen. Die Zeitungen sind so alt, dass sie nicht mehr interessieren. Die Briefe brauchen je nach Schiff oft noch viel länger. Das Stückchen Wasser trennt wie zweitausend Kilometer. Die kleine Frontbuchhandlung ist am 1. Tag nach Ankunft einer Bücherkiste sofort ausverkauft. (…) Manchmal liegt tiefste Friedlichkeit und Krieg nebeneinander, wenn ich daran denke, wie in einem Gartenhäuslein mitten in einem blühenden Garten am Meer die ersparten Geldscheine eines Soldaten zum Trocknen ausgelegt wurden, der auf einem von den Engländern versenkten Urlauberschiff mit der gesamten Besatzung ertrunken war.«107
Trotz der Verschärfung der Situation im Jahr 1944 findet der Freiherr auch jetzt noch Zeit für Frauen und Ausritte. Wenige Wochen nach der Landung der Alliierten in der Normandie, die das Ende des ›Dritten Reichs‹ einläutet, schreibt er am 30. Juli 1944 an eine Verehrerin und gibt dabei einen Eindruck von der sich zuspitzenden Situation: »Auf dem Pferd allein ist man ein wilder Naturbursche und die boesen Naechte werden dann abgeschuettelt. Ich habe mich gestern ueber manches vergraemt gehabt, aber heute bin ich wieder frisch und wohl. Es ist ein Kampf ununterbrochen mit der Verschlagenheit der Englaender, dem Egoismus der Truppe, der Kurzsichtigkeit und Denkfaulheit der ueberall vorherrschenden Mittelmaessigkeit, der Unzuverlaessigkeit aller Statistiken und bestehenden Zahlenreihen, der Fatalitaet der immer mehr sich verringernden Vorraete und der Unberechenbarkeit der Zukunft. (…) Wir haben uns gestern einmal abends im kleinen Kreis ueber unser voraussichtliches Weihnachten hier unterhalten ohne Kohle, ohne Licht, ohne Brot ohne Nachrichten usw. und wir haben dabei einen schaurigen Humor entwickelt. Der Krieg ist ja ein Feld fuer den Zynismus und was wir so am Rande der grossen Schlacht drueben alles hoeren beweist es taeglich.«108 Als von Aufseß diesen Brief schreibt, befindet sich seine Frau bereits im Gefängnis. Am 19. August 1944 wird Marilies von Aufseß wegen regimekritischer Äußerungen in Altaussee festgenommen.109 Nach dem Krieg wurde Marilies von Aufseß als ›politisch Verfolgte‹110 eingestuft. In der Chronik der Familie erinnert sich erneut Tochter Uta: »Meine etwas unvorsichtige Mutter hatte bald erkannt, was Hitler vorhatte und sprach mit allen Freunden und Bekannten recht unverblümt davon. Sie erzählte von den Briefen, die mein Vater von den englischen Kanalinseln sandte. Das sprach sich schnell herum. Eines Tages (…) tauchten zwei Gestapomänner in Ledermänteln auf und durchsuchten unser Haus. Meine Mutter versuchte noch in aller Eile, die Briefe aus England zu verstecken, was leider nicht gelang. Ich versteckte in meinem Eifer noch ½ Pfund Butter unter meinem Kopfkissen … wussten wir doch nicht, was diese Männer eigentlich wollten. Diese fackelten nicht lange, nahmen unsere Mutter in ihre Mitte und führten sie so durch das ganze Dorf ab. (…) 9 Monate saß unsere Mutter in Salzburg in einem Frauengefängnis. (…) Für uns Kinder war das keine schöne Zeit, da Mutter uns schon sehr früh beigebracht hatte, dass wir in der Schule nicht Heil-Hitler sagen müssten und die Nazis sowieso alles Ganoven wären. (…) Wir hörten nichts von ihr, bis in den letzten Kriegstagen die Gefängnisse geöffnet wurden und sie (…) nach Altaussee gebracht wurde.«111
Nicht mehr beweisbar ist die im Zuge des späteren Entnazifizierungsverfahrens aufgestellte Behauptung, Hans Max von Aufseß sei vom sogenannten »Volksgerichtshof« wegen der bei seiner Frau gefundenen regimekritischen Briefe angeklagt worden. Lediglich die abgeschnittene Lage der Kanalinseln habe ihm dabei das Leben gerettet. Eine gewisse Skepsis ist aber bei den so präzisen Erinnerungen einer bei Festnahme der Mutter Achtjährigen genauso angebracht wie bei den vielen, nach Kriegsende ähnlich erzählten Geschichten von vermeintlichem Widerstand und NS-Opposition.112
Im März 1945 enthebt Hüffmeier den ihm zu kritischen von Aufseß und versetzt ihn zur Nebenstelle nach Guernsey. Das Kriegsende und die Übergabe der Inseln an die englischen Sieger lässt die militärische Führung durch von Aufseß und damit durch den Leiter der Zivilverwaltung verkünden. In einer von zwei Versionen des letzten Bandes der Tagebücher reflektiert der Freiherr über die Jahre auf den Kanalinseln und die düstere Zukunft: »Über allem lag ein gnädiger Segen, auf den ich dankbar zurücksehe. (…) Fast trostlos sieht die Zukunft der Liebsten, der Heimat und der eigenen Person aus. Dennoch will ich mich nicht danieder beugen lassen, denn wenn mich schon der Krieg so gesund bewahrt hat, so werde ich schon langsam in Friedenzeiten (sic!) die Heimat die Liebsten und mich wieder hochbringen. Das ist die grosse Verpflichtung aus diesem wohlüberstandenen Krieg.«113
Nach der Befreiung der Kanalinseln gerät von Aufseß in Kriegsgefangenschaft. Folgt man Madeleine Bunting, die allerdings keinen Beleg für die Behauptung nennt, steht sein Name sogar auf der ›Central Registry of War Criminals and Security Suspects‹-Liste (CROWCASS) für Kriegsverbrecher, welche die Vereinten Nationen führen: »The Bailiffs of both Guernsey and Jersey were anxious that a small number of German officers in the islands’ military governments should be brought to trial for war crimes committed against islanders. They claimed there had been two war crimes: the deportation of islanders to German internment camps and the cutting back of civilian rations during the last year of Occupation. Evidence was collected, detailed physical descriptions of the alleged culprits were taken, and a list of about half a dozen names, including Baron von Aufsess and Oberst Knackfuss, was drawn up and registered with CROWCASS (…).«114 Die Ausbeutung der ausländischen Zwangsarbeiter scheinen die Bailiffs allerdings nicht als Kriegsverbrechen betrachtet zu haben. Auch die Verfolgung, Entrechtung und Ermordung