Dieter Kremp

Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis


Скачать книгу

Frühling willkommen zu heißen und vor allem durch Umreiten, Umkreisen, Umhergehen so etwas wie einen magisch wirksamen Schutzwall zu errichten.

       Nun, da Schnee und Eis Zerflossen,

       und des Gartens Rasen schwillt,

       hier an roten Lindenschossen

       Knospen bersten, Blätter sprossen,

       weht der Auferstehung Odem

       durch das keimende Gefild.

       Veilchen an den Wiesenbächen

       lösen ihrer Schalen Band,

       Primelgold bedeckt die Flächen,

       zarte Saatenspitzen stechen

       aus den Furchen,

       gelber Krokus schießt aus warmem Gartensand.

       Alles fühlt erneutes Leben:

       Die Phäolen, die am Stamm

       der gekerbten Eiche kleben,

       Mücken, die im Reigen schweben,

       Lerchen hoch im Ätherglanz,

       tief im Tal das Osterlamm.

       Seht! Erweckte Immen schwärmen

       um den frühen Mandelbaum;

       Froh des Sonnenscheins, erwärmen

       sich die Greise. Kinder lärmen

       spielend mit den Ostereiern

       in dem weiß beblümten Raum

       an dem alten Gartenzaun.

       Sprießt, ihr Keime aus den Zweigen,

       sprießt aus Moos, das Gräber deckt!

       Hoher Hoffnung, Bild der Zeugen,

       dass auch wir der Erd’ entsteigen,

       wenn des holden Frühlings Odem

       uns zur Auferstehung weckt!

       (Dieter Kremp)

      Unsere Vorfahren nannten ihn Lenzing oder Frühlingsmond, obwohl er dem Lenz noch gerne die kalte Schulter zeigt. Nach einem milden Hochwinter folgt gerne ein strenger Märzwinter, der tagsüber schon eitel Sonnenschein und angenehme Wärme, nachts aber große Kälte bringt. Doch der Bauer muss hinaus aufs Feld: „Bauer, lass schärfen dein Pflugscharn, auf auf, ist Zeit zum Acker zu fahr’n.“

      Früher brauten die Bauern ihr Bier selbst. Der köstliche Trunk war das Märzenbier: „Brau nur im März gut Bier, mein lieber Bauer, es ist gesund und wird nicht sauer.“ Brauen konnte man dann, wenn die Witterung draußen die Arbeit auf dem Feld behinderte. Man ließ es langsam angehen, wünschte sich aber für die zweite Märzhälfte Trockenheit und Wärme: „Dem Golde gleich ist Märzenstaub, er bringt uns Kraut und Gras und Laub.“ „Lässt der März sich trocken an, bringt er Brot für jedermann.“ „Trockener März – erfreut des Bauern Herz.“

      Aber man bleibt auf dem Lande immer bescheiden: „Der März muss zwölf gute Tage haben.“ So ganz traut man dem Frühlingsmond ja noch nicht: „Mit dem Märzen ist nicht zu scherzen.“ Recht kritisch schaut der Landmann in den Märztagen zum Himmel hinaus: „Märzensonne – kurze Wonne. Märzenschein – lässt noch nichts gedeihn.“ „Märzenregen –geht dürrem Sommer entgegen.“ „Im März viel Regen – im Sommer wenig Segen.“

      Tiere, die der Bauer beobachtet, machen ihm viel Freude: „Wenn im März der Kuckuck schreit, der Storch klappert, und die wilde Gans zieht ins Land, so gibt’s einen Frühling im Hochzeitsband.“ „Amsel zeitig – Bauer freudig.“

      Die Heiligen- und Lostage im März sagen das Wetter voraus: „Kunigund (3. März) – macht warm von unt’.“ „Lachende Kunigunde – bringt frohe Kunde.“ Aber so ganz sicher ist sich der Bauer nicht: „Ist Kunigunde tränenschwer, dann bleibt gar oft die Scheune leer.“ Am Gregorstag (12. März) „schwimmt das Eis ins Meer.“ Trotzdem bleibt man ein wenig skeptisch: „Weht am Gregoriustag der Wind, noch vierzig Tage windig sind.“ Um diesen Tag herum sollte der Acker bestellt werden, und ein lieber Hausgenosse kam aus dem Süden zurück: „Wenn Gregorius sich stellt, muss der Bauer aufs Feld.“ „An Gregor kommt die Schwalbe über des Meeres Port, an Benedikt (21. März) sucht sie im Haus einen Ort, an Bartholomä (24. 8.) ist sie wieder fort.“

      Die heilige Gertrud (17. März) „ist die erste Gärtnerin“: „Wer dicke Erbsen und Möhren will essen, darf st. Gertraud nicht vergessen.“ „Ist St. Gertrud sonnig, wird es dem Gärtner wonnig.“ In einigen ländlichen Gegenden feierte man am 19. März den Josefstag. Herrscht am Tag des Schutzpatrons der Ehe- und der Zimmerleute schönes Wetter, so macht der Bauer sich einen Vers darauf: „Joseph klar – gutes Honigjahr.“ An St. Benedikt (21. März) wurden früher die Zwiebeln gesteckt: „St. Benedikt – macht Zwiebeln dick.“ Auch wer sich seinen Hausgarten für eine sommerliche Blumenpracht vorbereiten wollte, der vertraute auf den Heiligen: „St. Benedikt den Garten schmückt.“

      Der wetterkundige Bauer hat auch an Mariä Verkündigung (25. März) Beobachtungen gemacht: „Wasser auf der Wintersaat schadet nicht vor, aber nach Marien.“ Auch am Tage des heiligen Ruprecht (27. März) galt diese bäuerliche Feststellung: „Ist an Ruprecht der Himmel rein, so wird es auch im Juli sein.“

      „Gertrud ist die erste Gärtnerin“, heißt eine alte Bauernregel. Sie besagt, dass am 17. März, dem Tag der heiligen Gertraud, früher die ersten Aussaaten im Garten erfolgten. Doch musste die heilige Gertraud mit dem Mond im Bunde stehen, denn dieser spielte im Aberglauben unserer Vorfahren eine wesentliche Rolle. So war der Mond nicht nur ein untrüglicher Wetterprophet, sondern auch verantwortlich für mancherlei Krankheiten. Schließlich gab der Mond unseren bäuerlichen Vorfahren Anweisungen zur Verrichtung ihrer Arbeiten im Garten, in Feld, Wiese und im Wald.

      So sind im „Handbüchlein der Sympathie von 1858“ folgende Anweisungen niedergeschrieben: „Das Geschlecht des zu zeugenden Pferdes zu bestimmen: Stuten, bei zunehmendem Monde belegt, bringen Hengst-, bei abnehmendem Monde Stuten-Füllen.“ „Maulwurfshaufen sind in abnehmendem Monde zu zerstören.“ „Die beste Zeit, Weiden zu kappen und zu setzen ist das letzte Mondviertel im Februar.“ „Heusamen streut man im März bei zunehmendem Monde aus.“ „Die beste Zeit zum Heu- und Grummetmachen ist bei zunehmendem Monde, weil dann das Gras mehr Saft hat, folglich ein besseres Futter gibt.“ „Kein Getreide, mit Ausnahme der Erbsen und Wicken, darf bei Mondwechsel gesät werden.“ „Hafer sät man bei abnehmendem Monde im März; im April gesät, gibt er mehr Stroh und weniger Körner.“ „Gefüllte Blumen zu ziehen, säe man den Samen solcher, die genau bei Vollmond geblüht haben, und setze die Pflanzen zwei Tage vor – oder am Neumond.“ „Alle Wurzel- und Knollengewächse müssen bei abnehmendem – alle Krautpflanzen bei zunehmendem Monde gesät, gesteckt oder gepflanzt werden; Hülsenfrüchte im letzten Viertel.“

      Wer in den Mond guckt, hat normalerweise das Nachsehen. Im biologischen Gartenbau aber ist das genau umgekehrt. Wenn Gärtner nach dem Mond Ausschau halten, lesen sie ganz bestimmte Tage der Aussaat, Pflege und Ernte ab, die das Wachstum und die Gesunderhaltung ihrer Pflanzen im Garten durch kosmische Kräfte des Erdtrabanten und der Planeten positiv beeinflussen: