Dieter Kremp

Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis


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immer wieder den Namen ihres Bräutigams Jesus Christus aus. Dies hörte ein des Weges kommender junger Rechtsanwalt heidnischen Glaubens mit Namen Theophilus. Er scherzte und meinte zu der Todgeweihten, wenn sie ihm Blumen und Früchte aus dem Garten ihres Bräutigams schicke, dann wolle auch er an Jesus glauben. Da kam ein Engel hernieder und brachte ihr aus dem Paradiesgarten einen Korb voller Rosen und Äpfel. Theophilus kniete nieder und bekannte sich zu Jesus Christus. Beide wurden daraufhin enthauptet. Der Legende entsprechend, wird die heilige Dorothea meist mit Blumen und Früchten abgebildet; oft trägt sie einen Blumenkranz um die Stirn.

      In der Biedermeierzeit wurde Sankt Dorothee, wie sie in Bayern heißt, besonders verehrt. Verliebte schenkten am Tag der heiligen Dorothea ihrer Angebeteten einen Biedermeierstrauß, wohl wissend, was die Sprache der Blumen bedeutete:

      Nelke: „Glühende Sehnsucht nach Dir durchbebt meine Brust.“

      Weiße Narzisse: „Willst Du mich vergessen?“

      Lupine: „Stille meine Seufzer!“

      Lavendel: „Du sprichst in Rätseln.“

      Rose: „An Deinem Busen, Du Blühende, lass mich ruhen!“

      Schneeglöckchen: „Reinheit des Herzens strahlt aus Deinen Blicken.“

      Weinrebe: „Rücke mir näher und sei mir treu!“

      Flieder: „Eilen wir zum Altare, ehe die Jugendzeit verstreicht!“

      Efeu: „Keine irdische Macht soll mich von Dir trennen!“

      Vergissmeinnicht: „Höre wohl, was dies Blümchen flüstert!“

      Da Dorothea auch die Patronin der Bräute und Neuvermählten ist, galt ihr Namenstag auf dem Land auch als „Hochzeitstag“: Am 6. Februar wurden früher besonders viele Ehen geschlossen, insbesondere in Bergbaugebieten, galt doch die heilige Dorothea neben der heiligen Barbara auch als Schutzpatronin der Bergleute. Das bedeutete für einen Bergmann doppeltes Eheglück: Eheliche Gemeinschaft bis ins hohe Alter und reicher Kindersegen. Der Brautkranz um die Stirn symbolisierte den Blumenkranz der heiligen Dorothea. Als Hochzeitspflanze war Rosmarin begehrt. Oft wurde das bei der Hochzeit getragene Rosmarinzweiglein in einen Blumentopf gepflanzt. Schlug es Wurzeln, so galt das als gutes Zeichen für die Zukunft der Ehe.

      Viel Schnee an Sankt Dorothee bedeutete eine besonders fruchtbare Ehe. Dieser Aberglaube, von Bauern einst in eine Wetterregel gefasst, war weit verbreitet: „Sankt Dorothee bringt meist Schnee.“ Eine über hundertjährige Wetterstatistik beweist, dass die Hoch-Zeit der Schneefälle in Mitteleuropa zwischen dem 5. Und 12. Februar liegt.

      Was früher einmal in Deutschland der Dorotheentag war, ist heute vielfach der Valentinstag. Ganz gleich, Blumen kann man immer schenken!

      „Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur“, meint Johann Wolfgang von Goethe im „Westöstlichen Diwan“. Und wie wahr sind heute noch Dantes Worte, dass nur drei Dinge aus dem Paradies geblieben seien: Sterne, Kinder und Blumen. In der Bibel ist die Lilie die Blume der Blumen. Die weiße Lilie zierte die Säulenkapitelle im Tempel Salomos in Jerusalem. Sie war ein Symbol der Schönheit, oft auch von Fruchtbarkeit und Reichtum. Unter christlichem Einfluss wurde sie zum Sinnbild für geistige Reinheit, Heiligkeit und Auferstehung. Deshalb wurde sie häufig in der Nähe und Umgebung von Kirchen angepflanzt. Die geistlichen Eigenschaften, die in früheren Zeiten der weißen Lilie zugeschrieben wurden, fanden durch einen päpstlichen Erlass im 17. Jahrhundert ihre offizielle religiöse Anerkennung. Der Erlass verweist auf diese Blume im Zusammenhang mit der künstlerischen Darstellung der Verkündigung Mariä. In der Tat zeigen viele Madonnenbilder der Renaissance das auffallende Weiß und die anmutige Form der weißen Lilie, so u. a. die Werke von Tizian und Botticelli. Unter dem Namen „Marienlilie“ oder „Madonnenlilie“ taucht die Blume immer wieder auf alten Kirchengemälden auf, die Maria mit ihr in der Hand zeigen.

      „Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler. Eine Lilie unter Disteln ist meine Freundin unter den Mädchen.“ So spricht die Bibel im Hohen Lied Salomos von der Lilie, die die Christenheit der Jungfrau Maria weihte.

      Die deutsche Romantik spricht von der „Madonnenlilie“ und Friedrich von Hardenberg (Novalis) singt das „Marienlied“ dazu: „Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt. Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel seitdem mir wie ein Traum verweht, und ein unnennbar süßer Himmel mir ewig im Gemüte steht.“

      Vornehmlich Tulpen, Nelken und Lilien schenkt man Frauen seither zu besonderen Anlässen, wobei man Tulpen gerne als Blumengeschenke zum Valentinstag nimmt. Aber es müssen keine Tulpen sein. Blumen sollte man mit Bedacht verschenken. Niemals kommt es darauf an, ob es wenige oder viele, ob sie selbst gepflückt, billig oder teuer sind. Blumen sollen immer ein „teures“ Geschenk sein, um damit zu zeigen, wie teuer einem ein geliebter Mensch ist.

      Für viele Menschen ist das Verschenken von Blumen sicherlich nur eine äußere Geste, weil sie gar nicht mehr wissen, welche Symbolik darin liegt. Denken wir heute noch darüber nach, wenn wir einen Strauß Blumen verschenken, welche Bedeutung ehemals einem solchen Vorgang zuerkannt wurde? Ein Blumenstrauß war anfangs sicherlich nichts weiter als ein bildgewordener Brief, zumal man den einzelnen Blumen bestimmte Sinnbilder zuschrieb.

      Herz und Blumen sind die Symbole des Valentinstages (14. Februar), der seit dem späten Mittelalter das eigentliche Fest der Jugend und der Liebe ist. Der Ursprung ist nicht ganz geklärt: Vermutlich geht die Sitte auf ein altes römisches Fest zurück, bei dem die jungen Männer ein Los mit dem Namen des Mädchens zogen, mit dem sie das Frühlingsfest feierten. Der Valentinstag heißt auch „Vielliebchentag“, denn die Mädchen glaubten früher, sie würden den Mann heiraten, den sie am Valentinstag als ersten vor dem Haus am frühen Morgen erblickten.

       Kann es wunderschöner sein,

       wenn Valentin kommt im ersten Frühlingsschein?

       Kommt er härter und auch gröber,

       Valentin im Schneegestöber,

       doch das macht uns gar nichts aus:

       Ich hab auch dann den Sonnenschein im Haus.

       Mein Vielliebchen, brav und fein,

       soll mir der Sonnenschein auf Erden sein.

       Einen Kuss nach altem Brauch

       und der Himmel strahlet auch!

       Ein Strauß mit Rosen und mit Nelken,

       er wird in Liebe nie verwelken,

       weil unsre Minne ewig hält,

       die Valentin für uns bestellt.

       Ich will von Liebe singen

       auf der Gitarre hier,

       dein blondes Lockenhaar umschlingen

       mit bunten Kränzen und Gezier.

       Wenn dann vom Morgensterne

       mit Wonne nieder blinkt

       und sich die weite Ferne

       mit einer Morgenröte schminkt,

       dann flieg ich in den Himmel auf

       mit dir im Nachtigallenchor.

       Wir werden von Sankt Valentin getraut: