Kälte herrscht und Schnee und Eis das Regiment übernommen haben, dann lebt der Mensch von kleinen Hoffnungsschimmern: Mitten im Winter bis zum Frühlingsanfang zaubert die Zaubernuss Hamamelis wunderbarerweise und unerschrocken ihre leuchtenden Blüten in Hell-Gelb, Orange bis Rot hervor, Lebenselixier für all diejenigen, die auf den Frühling hoffen. Die Zaubernuss ist ein wahrer Lebenskünstler, ihre Blüten halten Temperaturen von minus 12 Grad Celsius aus.
Bei den Indianern in Nordamerika stand die Zaubernuss Hamamelis in hohem Ansehen. Dem hübschen Strauch mit den haselnussähnlichen Blättern wurden magische Kräfte zugeschrieben. Ihre Medizinmänner verwandten Blätter und Rinde als blutstillende Mittel bei der Wundenheilung. Der Forscher und Biologe Collinson lernte den im atlantischen Bereich Nordamerikas wild wachsenden Wunderstrauch bei den Indianern kennen und führte ihn vor rund 150 Jahren in Europa ein. Hier hat sich die Virginische Zaubernuss oder Hamamelis (Hamamelis virginiana) in Vorgärten und Parkanlagen angesiedelt und bringt zauberhafte gelbe Farbtöne in die winterliche Landschaft.
Der botanische Name bezieht sich auf das griechische Wort „hamatos“ = hakig und „melon“ = Apfel, entwickeln sich doch aus den Blüten hakige Früchte mit eiförmigen Nüsschen, die bei der Reife aufspringen und den Samen meterweit herausschleudern. Dies hat der Pflanze wohl den Namen „Zaubernuss“ eingebracht. Ansonsten trägt die Hamamelis auch den Namen „Hexenhasel“, obwohl sie mit dem heimischen Haselstrauch nicht verwandt ist. Der Artname „virginia“ weist auf den Staat Virginia hin, wo die Pflanze wild wachsend häufig zu finden ist.
Die Zaubernuss ist ein bis acht Meter hoher Strauch mit graubrauner Rinde und „Haselnussblättern“. Die fünfblättrigen, dottergelben bis orangeroten Blüten wachsen mitten im Winter (Dezember bis Februar) aus den Blattachseln hervor und duften sehr angenehm. Erst im Sommer des folgenden Jahres reifen die Früchte. Zaubernüsse, die als Ziersträucher in Gärten und Parkanlagen angebaut werden, entwickeln sich verhältnismäßig langsam. Sie lieben durchlässigen, schwach sauren bis neutralen Boden, Sonne bis Halbschatten und brauchen Schutz vor kalten Winterwinden. Ist der Strauch groß genug, kann man im Winter hin und wieder blühende Zweige für die Vase schneiden. Aufgepasst! Die heilkräftige Rinde wird im Winter sehr gerne vom Wild angefressen. Eine asiatische Verwandte ist die chinesische Zaubernuss (Hamamelis mollis), die ab Anfang Februar blüht.
Die Wirkstoffe der Zaubernuss, vornehmlich Gerbstoffe, Ölsäure, ätherische Öle, Cholin und Saponine, üben einen besonderen Einfluss auf die Zirkulation des venösen Blutsystems aus. Sie wirken vornehmlich auf die Elastizität und Durchlässigkeit der Blutgefäßwände. Ihre antiseptische Wirkung auf die Haut ist ebenfalls bekannt. Hinzu kommt eine blutstillende Wirkung.
Im frühen Herbst werden vom Hamamelisstrauch die Blätter, im Frühjahr die Rinde gesammelt. Gerne wird bei uns der frisch zubereitete Tee als Kosmetikmittel verwendet, indem die Wirkstoffe die Haut reinigen und straffen. Bäder mit Hamamelisblättern regen die Hautdurchblutung an, Hamamelis-Salben (Hametum) werden zur Wundbehandlung, zur Venenpflege, gegen Krampfadern und Hämorrhoiden gebraucht. Tinkturen finden Verwendung bei der Mundpflege zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, innerlich bei Durchfall, Krampfadern, Hämorrhoiden, Nasenbluten und Periodenschmerzen.
SCHNEEBEEREN IM WINTER, DIE „KNALLERBSEN“ DER KINDER
Einen Hauch von Winter tupfen die schneeweißen Kügelchen der Schneebeeren in die schneelose Landschaft. Sie täuschen dicke Schneeflocken in Vorgärten, an Wegrändern und in Parkanlagen vor. Immerhin trafen die kräftig wachsenden Sträucher vom Frühherbst bis in den späten Winter hinein an den Zweigenden dicke Knäuel von weißen, kugeligen Beeren mit porösem saftigem Fleisch.
Die „Knallerbsen“ oder „Knackbeeren“ sind bei den Kindern im Winter als Wurfgeschosse beliebt, weil sie beim Auftreffen mit einem leichten Knall zerplatzen.
Die Heimat der Gemeinen Schneebeere, auch Symphorine genannt, ist der Osten Nordamerikas. Nach Europa gelangte das Gehölz aus der Familie der Geißblattgewächse im Jahre 1817. Und darüber haben sich dann nicht nur die Kinder gefreut; vor allem die Vögel, die die saftigen Früchte im Herbst und im Winter gern verspeisen. Bei den Imkern ist die Schneebeere ein gern gesehener Strauch, blüht er doch außerordentlich lange, von Juni bis September. So findet man im frühen Herbst an manchen Sträuchern Blüten und Früchte zugleich. Die rötlich-weißen, klein-glockigen Blüten stehen in endständigen Ähren und enthalten reichlich Nektar.
Die Schneebeere stellt keinerlei Ansprüche an den Boden, auch Trockenheit verträgt sie. Man pflanzt sie deshalb gerne zur Beseitigung unfruchtbarer Bodenflächen, zur Befestigung steiler Abhänge und zur Anlage von Hecken. Ihre weitstreichenden Wurzeln treiben so reichlich Schösslinge, dass die Schneebeeren in Parkanlagen manchmal lästig werden.
Schneebeeren im Herbst und Winter in vollem Fruchtschmuck sind eine wahre Augenweide. Allerdings fällt ein „Schatten“ auf die Früchte: Sie sind giftig. Die Gifte reizen die Haut und Schleimhaut. Nach äußerer Einwirkung treten Reizerscheinungen und Entzündungen auf der Haut und auf der Schleimhaut auf. Der Genuss der Beeren führt zu starken Reizwirkungen auf den Magen-Darm-Kanal mit Erbrechen und Durchfall. Größere aufgenommene Mengen können in schweren Fällen zu tiefer Bewusstlosigkeit führen.
Hat man keine kleine Kinder zu Hause, schneidet man Schneebeerenzweige im Winter für die Vase. Die zierlichen Zweige, die sich unter dem Gewicht der Beeren anmutig neigen, werden abgeschnitten, wenn die Früchte fast reif sind. Die kleinen Blätter lassen sich leicht abzupfen.
Die nächste Verwandte der Schneebeere ist die Korallenbeere. Ein Unterschied besteht nur in der Färbung der Beeren, deren leuchtendes Purpurrot den Garten im Spätherbst und im Winter belebt. Und wer hätte geglaubt, dass der Lieblingsstrauch der Deutschen, der Schwarze Holunder, auch eine hübsche Schwester der Schneebeere ist?
EIN KROKUS KOMMT SELTEN ALLEIN
Krokusse, sie bilden die ersten bunten Farbtupfer im noch spätwinterlichen Vorgarten, auf Rasen und in Parkanlagen. Kaum eine andere Blume verspricht uns manchmal schon im Februar so charmant, dass es nun bald wieder Frühling wird. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Bei den so früh im Februar blühenden Krokussen handelt es sich nicht um die bekannten großblumigen Gartensorten. Die da so mutig bunte Farbkleckse in den nachwinterlichen Garten malen, sind „Wildkrokusse“ oder „botanische“ Krokusse, die immer mehr Anhänger in Stadtgärtnereien und bei Hausbesitzern finden. Die großblumigen Gartenkrokusse blühen erst rund sechs Wochen später als ihre kleinblütigen Verwandten. In großen Gruppen sind die zart violett, weiß, gelb und blau blühenden Vorfrühlingsboten am allerschönsten; denn „ein Krokus kommt selten allein“.
Die lustigen, blauen, lilafarbenen, weißen und gestreiften Krokusse lassen fast vergessen, dass die Blütenkelche ihrer Vorfahren einst nur in leuchtend gelber Farbe prangten. Und manche erinnern sich an das alte Kinderlied: „Backe, backe, Kuchen, der Bäcker hat gerufen. Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen: Butter und Schmalz, Eier und Salz, Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gel.“ Doch die kleinen Plappermäulchen wussten natürlich nicht, dass sie den Krokus mit dem arabischen Wort („sa farar“ = „gelbfärben“) besangen.
Keine Märchen aus „Tausendundeiner Nacht“ aber sind die wunderlichen Hintergründe für die Namensgebung dieses reizvollen Vorfrühlingsboten. Aus Safran gewannen die alten Griechen die beliebte gelbe Farbe, mit der sie ihre Prunkgewänder färbten. Aus gelbem Krokus entstanden auch begehrte Gewürze für Speisen und Getränke. Eine mühselige Arbeit, wenn man der Überlieferung Glauben schenken darf, dass 100 000 Krokusblüten nötig waren, um zu einem Kilogramm Safran zu kommen.
Und wer in alten, staubigen Folianten blättert, erkennt bald die einstmalige Bedeutung des heute vergessenen Safran. So liest man voller Staunen die Geschichte eines griechischen Königs, der nur deshalb zu Ruhm und Ansehen gelangte, weil er es fertigbrachte, mit Safran gewürzte Speisen zu essen, ohne sich zu beschmutzen. Dieser wunderliche Bericht wird allerdings verständlich, wenn man bedenkt, dass dereinst noch mit den Fingern und nur erst bei den Griechen mit Hilfe einer für unsere Essengewohnheiten recht unpraktischen, fünfzinkigen Gabel gegessen wurde.
Weitaus