Ziel. In deinem Fall ist es alles was glänzt, wie ich verstanden habe.“
„Bin ich krank?!“, schrie Nico verzweifelt auf.
Es schien, als würde er gleich ohnmächtig zu Boden fallen.
„In gewisser Weise ja… und ich denke, die einzige Heilung in Deinem Fall wird sein – dich auf den Planeten Kitur zu schicken.“
„Ich werde nie mehr!“, schrie der kleine Drache auf.
„Was wirst du nie mehr? … Du weißt, dass laut unseren Gesetzen, Diebstahl eine schwere Straftat ist…“
Nico erstarrte, ohne zu wissen was er antworten solle.
„Nun, so ist es!“, antwortete der König, „Du bleibst dort, auf diesem blauen Planeten – dann wirst Du merken wieviel besser es auf Atalanta ist“.
Obwohl der blaue Planet für Drachen sehr attraktiv war, hatte keiner von Ihnen den Wunsch dort zu leben. Das Leben auf der Erde war auf jeden Fall härter, als auf Atalanta.
Nico sah den König an und aus seinen Augen rollten Tränen.
„Kann ich irgendwann zurückkehren… ?“, fragte er stotternd und sich an seinen Tränen verschluckend.
Wäre dies vor der Feier im Schloss des Königs passiert, wäre die Tatsache, dass er nicht mehr in seine Heimat zurückkehren konnte, vielleicht nicht so bitter gewesen, denn ihn hatte nichts auf Atalanta gehalten. Jetzt jedoch fühlte der kleine Drache zum ersten Mal, dass es jemanden gab, für den es sich lohnte sich zu verbessern. Zum ersten Mal im Leben gab es jemanden, der über sein Aussehen nicht lachte, zum ersten Mal schaute ein Mädchen auf ihn ohne ihn zu verhöhnen und half ihm sogar in einer Notsituation.
„Vielleicht…“. König Nait schüttelte den Kopf und sprach dann mit lauter und fester Stimme aus: „Ich befehle dem Drachen Nico den Stein abzunehmen und den Schuldigen unverzüglich auf den Planeten Kitur zu schicken.“
Die Worte klangen für Nico wie einen Todesurteil – er senkte seinen Kopf.
Zwei Wachen, die hinter dem kleinen Drache standen, machten einen Schritt nach vorne und stellten sich auf eine Linie mit Nico. Sie nahmen Nico seinen Partikel des Steins des Lichts von der Stirn und führten ihn in das Gebäude, in dem sich das Portal zur Versetzung auf den Planeten Kitur befand.
Dieses Gebäude ähnelte einem Tempel, mit Kuppel und Säulen. Es erstreckte sich ein, mit weißen Steinen belegter Weg dorthin und zum Eingang führten mehrere Stufen. Auf steinernen Böschungen befanden sich Säulen, auf denen eigenartige Muster – Schriftzeichen – angebracht waren. Die Kuppel, die mit gemustertem Mauerwerk und Kunststuck dekoriert war, wurde von weißen Säulen gehalten. Unterhalb des Gewölbes schwebte ein riesiger Kristall von unglaublicher Schönheit. Dies war der Stein des Lichts. Strahlend schimmerte er in allen Farben des Regenbogens.
Nico konnte die Schönheit dieses Schatzes nicht lange bewundern – ihm wurde schnell eine Augenbinde aufgesetzt, die ihn vor den hellen Lichtblitzen schützte.
Auf dem Boden des Tempels, in der Mitte eines Kreises der den Himmel darstellte, befand sich ein Quadrat das Kitur abbildete. Dies sah wie ein auf dem Boden liegender Spiegel aus. Wenn sich jemand über das Portal nach Kitur versetzte, blinkte und funkelte das Quadrat.
Im ganzen Gebäude gab es noch mehrere solcher „Spiegel“ aber sie waren kleiner und in filigranen Rahmen. Mit ihrer Hilfe war es möglich, andere Planeten im Universum zu sehen.
Der irdische Ausgang des Portals, das Atalanta und den blauen Planeten verband, stand seit alten Zeiten im Schloss des Ordens der Drachen, das sich in den öden Bergen im Norden des Königreichs Skeldarck befand, welches in Skandinavien lag.
…Nico wurde unter die Kuppel gestellt und nach ein paar Sekunden spürte er wie sein Körper schwerelos wurde. So blieb es eine Weile, bis er wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Der kleine Drache schob seine Pfoten nach vorne und versuchte etwas zu ertasten. In diesem Moment wurde die Binde von seinen Augen genommen. Nico blinzelte, schaute sich um und erkannte, dass er nicht mehr in Laimader war. Um ihn herum standen Wächterdrachen, deren Rüstungen mit anderen Abzeichnen versehen waren, als die der Wache König Naits. Auch der Saal, in dem sich das Portal zur Versetzung befand, war ihm völlig unbekannt.
So kam Nico auf die Erde…
Erster Freund
Als der unglücklich Verbannte zur Besinnung kam, wurde er als Verbrecher aus dem Schloss vertrieben. Ihm wurde nur die Richtung gezeigt in die er gehen sollte.
Lange ging der kleine Nico, über sein unseliges Schicksal nachdenkend, ziellos vor sich hin. Sicher, was hätte er auch anderes erwarten sollen? Er hatte doch immer Pech. Wieso sollte er jetzt Glück haben, wo er das einzige Wesen der Welt getroffen hatte, das zu ihm freundlich war?
Vor den Augen des Drachens erschien wieder das Bild des kleinen Drachenmädchens, aber Nico wusste, dass er sie wohl nie wieder sehen würde, genauso wie seine Eltern… Seine Gedanken wanderten zum Elternhaus: ob seine Verwandten Bescheid wussten was mit ihm geschehen war, ob sie sich um ihn Sorgen machten oder wäre ihnen sein Schicksal vollkommen egal? Wussten sie, dass ihr Sohn nach Kitur verbannt wurde?
Der kleine Verstoßene kehrte in die Wirklichkeit zurück – was erwartete ihn hier, auf diesem fremden Planeten? Unwillkürlich schluchzte er… danach seufzte er tief, schaute sich um und schleppte sich weiter.
* * *
…Tag und Nacht stapfte Nico erst durch schneebedeckte Gipfel, dann erreichte er Hügel und endlich befand er sich in einem Wald. Als er einen Fluß erreichte war er so erschöpft, dass er nicht mehr in der Lage war seine Pfoten fortzubewegen. Nico hatte so einen riesigen Hunger, dass er bereit war Moos von der Erde zu essen, um nur bloß kein Knurren mehr im Bauch zu haben. Da bemerkte er Frösche, versteckte sich in einem Busch, sprang nach ihnen und… fiel bewusstlos zu Boden. Offenbar eine Auswirkung des Hungers.
Die Frösche sprangen ins Wasser und Nico lag bewusstlos am Ufer des Flusses mit seiner Schnauze im Wasser. Zum Glück war zumindestens seine Nase über der Oberfläche, sonst hätte er sein abenteuerliches Leben am Ufer dieses kleinen Flusses beendete. Durch die Nase sog er Luft ein, aber er atmete sie ins Wasser aus, deswegen sprudelte alles um seine Schnauze herum.
So lag der Arme, bis zu dem Fluss ein prächtiger Planwagen kam in dem sich eine adelige Familie befand. Sie machten Halt, um Mittag zu essen. Während die Erwachsenen sich auf einer Wiese aufstellten, lief ein kleines Mädchen, etwa sieben Jahre alt, am Flussufer herum um Blumen zu pflücken. Plötzlich sah sie ein Wesen, das am ehesten wie ein Hund oder eine riesige Katze aussah. Das Mädchen hatte keine Angst und zog dieses Wesen, den Schwanz greifend, vom Wasser weg. Daraufhin lief sie zum Planwagen, nahm sich ein Stück getrocknetes Fleisch und kam zurück. Das Mädchen schwenkte das Fleisch vor Nicos Nase und der Drache begann zur Besinnung zu kommen. Erst dachte der Arme, dass es bloß ein Traum war in dem er, in einer Art Nebel versuchte fliegende Fleischstücke zu fangen. Aber dann, als er ein Stück erhaschte und zwischen den Zähnen hielt, spürte der kleine Drache den echten Geschmack des Fleisches und kam wieder zu Bewusstsein.
„Wer bist du?“, fragte ihn das kleine Mädchen.
Das Fleisch fest in den Pfoten haltend, starrte Nico ohne zu blinzeln auf das Kind. Er hatte nicht erwartet, die Menschen verstehen zu können.
„Nico“, sagte der kleine Drache endlich und betrachtete mit Neugier das Menschenkind.
Zum ersten Mal in seinem Leben sah er einen echten Bewohner des Planeten Kitur und ihre blonden Locken, die mit Schleifen geschmückt waren, ließen sie einer Puppe ähneln mit der Nicos Schwestern gespielt hatten.
„Du bist ein Drache, oder?“, fragte die Retterin, das seltsame Wesen beäugend.
„Ja“, sagte Nico, dabei aß er schnell mehr Fleisch und leckte sich die Finger ab.
„Und wieso hast du im Wasser geschlafen?“
„Ich habe nicht geschlafen, ich lag auf der Lauer“, log der kleine Drache verlegen.
Das