mehr.
Nur in Fällen wie Beeren und Bären oder Seele und Säle, in denen die Buchstaben e und ä für einen lang gesprochenen Laut stehen, ist die Aussprache unterschiedlich.
Versuchen Sie es doch selbst einmal:
✔ fahl (geschlossener Vokal), aber Fall (offener Vokal)
✔ Fehl (geschlossener Vokal), aber Fell (offener Vokal)
✔ viel (geschlossener Vokal), aber Wille (offener Vokal)
✔ hohl (geschlossener Vokal), aber Holz (offener Vokal)
✔ müßig (geschlossener Vokal), aber müssen (offener Vokal)
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass uns Übernahmen aus fremden Sprachen Vokale bescheren, die über unsere fünf Grundvokale und drei Doppelvokale hinausgehen. Das sind insbesondere die aus dem Französischen stammenden durch die Nase gesprochenen (nasalierten) Vokale wie sie in Wörtern wie Rendezvous, Teint, Fondue und Parfum auftreten. Aus dem Englischen ins deutsche Lautsystem gekommen sind die Doppelvokale, die wir aus Wörtern wie Lady oder Show kennen.
Dass solche »fremden« Laute aber gar nicht fremd bleiben müssen, sondern sich mit der Zeit perfekt an das deutsche Lautsystem (und in diesem Falle auch Schriftsystem) anpassen, belegt das Wort Keks. Hinter diesem steckt eigentlich das englische cakes. Aber kein Mensch würde heute bei uns auf die Idee kommen, »Ke'iks« zu sagen, oder?
Die Konsonanten (Mitlaute)
Während bei der Artikulation der Vokale (Selbstlaute) die Atemluft ungehindert ausströmen kann, entstehen die Konsonanten (Mitlaute) dadurch, dass die aus der Lunge ausströmende Luft kurzfristig blockiert wird oder wenigstens auf Widerstand stößt.
Wie bei den Vokalen lässt sich bei den Konsonanten eine stimmhafte (»weiche«) von einer stimmlosen (»harten«) Artikulation unterscheiden. Da es aber viel mehr Konsonanten als Vokale gibt, sind es vor allem der Artikulationsort (Lippen, Zähne, Gaumen, Kehlkopf) und die Artikulationsart (Verschlusslaut, Reibelaut, Nasenlaut, Fließlaut), die hier für Unterschiede sorgen. Tabelle 1.2 veranschaulicht, was gemeint ist, wobei die einzelnen Laute durch geschriebene Beispielwörter vertreten werden.
Tabelle 1.2: Die Einteilung der Konsonanten nach Artikulationsort und Artikulationsart
Wo im geschriebenen Deutsch ein ch auftritt, unterscheidet die gesprochene Sprache zwischen einem hellen Ich-Laut und einem dunkleren Ach-Laut. Letzterer wird ziemlich weit hinten im Kehlkopf erzeugt und folgt nur auf die Vokale a, o und u sowie auf den Doppelvokal au.
Versuchen Sie es wieder selbst:
✔ Ich-Laut: ich, dich, Licht, echt, Bäche, noch und nöcher, Bücher, reich, keuchen, Lurch, Dolch, manche
✔ Ach-Laut: ach, Dachs, Koch, Sucht, Bauch
Was Sie über Silben wissen sollten
Wenn es ernst wird, neigen Vorgesetzte dazu, ihren »Untertanen« gegenüber besonders betont zu sprechen. Dann heißt es nicht Haben Sie verstanden?, sondern: Ha-ben Sie ver-stan-den? Laut – oder gefährlich leise – wird’s dann gewöhnlich auch.
Bei dieser Art des langsamen Sprechens zerbröseln uns die Wörter nicht in ihre kleinsten Bauteile, die Laute (Phone), sondern in »größere kleinere Einheiten«, die Silben. Kern einer Silbe ist immer ein Vokal (Selbstlaut) oder Doppelvokal (Diphthong). Vor oder nach diesem Silbenkern stehen ein oder mehrere Konsonanten (Mitlaute). Es gibt aber auch genügend Fälle, in denen nur ein Vokal beziehungsweise ein Doppelvokal den Silbenkern bildet. Tabelle 1.3 zeigt Ihnen, wie das am Beispiel aussieht.
Tabelle 1.3: Wie Wörter in Silben und Silben in Laute zerfallen
Kleiner Ausflug in die Sprachwissenschaft (2)
Die Sprachwissenschaft unterscheidet Sprechsilben von Sprachsilben. Beim langsamen Sprechen zerfallen Wörter und Wortformen in Sprechsilben. Die Sprachsilben, auch Morpheme (Einzahl: Morphem) genannt, unterscheiden sich von den Sprechsilben dadurch, dass sie eine eigene Bedeutung haben. Sie sind bedeutungstragende Einheiten. Während die Phoneme lediglich dazu dienen, ähnliche Wörter in ihrer Bedeutung zu unterscheiden – ein Bausch ist eben kein Rausch –, sorgen Sprachsilben (Morpheme) dafür, Wortformen einen spezifischen Inhalt zu geben. Das klingt komplizierter, als es ist. Die Wortform Tier entspricht der Sprechsilbe »Tier« und der Sprachsilbe »Tier«. Die Wortform Tiere dagegen zerfällt beim langsamen Sprechen in die Sprechsilben »Tie-re«, auf der Ebene der Sprachsilben jedoch in die Morpheme »Tier-e«. Das Morphem »e« trägt hier die Bedeutung »Mehrzahl«. Bei tierlich verhält es sich so, dass zwei Sprechsilben, nämlich »tier-lich« vorliegen, die mit den Sprachsilben (Morphemen) übereinstimmen: »tier-lich«. Das Morphem »lich« trägt hier allerdings die Bedeutung »Wechsel der Wortart«. Indem nämlich an die Sprechsilbe »Tier« die Sprachsilbe »lich« angehängt wird, verwandelt sich ein Nomen (Substantiv, Hauptwort) in ein Adjektiv (Eigenschaftswort, Ist-Wort). Morpheme haben demnach eine besondere Bedeutung bei der Bildung von Wortformen (Deklinations- und Konjugationsformen) und bei der Wortbildung.
Jede Wortform besteht aus einer oder mehreren Silben, so wie jede Silbe aus einem oder mehreren Lauten aufgebaut ist. Innerhalb eines Wortes werden streng genommen auch nicht bestimmte Laute betont, sondern es sind die Silben, die entweder betont oder auch unbetont sein können. Aus diesem Nebeneinander von betonten und unbetonten Silben ergibt sich dann der Sprachrhythmus.
Damit fehlt bei unserem Rundgang durch die Lautlehrer nur noch das Thema Betonung.
Der Ton macht die Musik: Wortbetonung und Satzbetonung
Wenn Sie sich oder anderen einmal beim Sprechen bewusst zuhören, werden Sie schnell merken, dass unser Sprechen nicht nur eine monotone Abfolge von Wörtern und Wortformen ist, sondern einer Art »Melodie« folgt. Wir modellieren beim Sprechen unsere Stimme, indem wir das, was wir in unseren Aussagen hervorheben wollen, besonders betonen. Dazu wechseln wir zwischen unterschiedlichen Tonhöhen und variieren die Lautstärke. Manchmal legen wir zudem kurze Sprechpausen ein. Das Ganze nennt sich Betonung oder Akzent beziehungsweise Intonation und geschieht nicht ganz zufällig.
Die Wort- und Satzbetonung ist für unterschiedliche Sprachen charakteristisch. Denken Sie nur an das gesprochene Französische, bei dem die Wörter ineinanderzufließen scheinen. Typisch für das Deutsche ist Betonung durch gesteigerte Lautstärke. Das heißt dann dynamischer Akzent und passt irgendwie.
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