Александр Дюма

Der Graf von Moret


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sich mit der Hoffnung auf Belohnung trägt, ist keine Ergebenheit mehr, sie ist Berechnung oder Ehrgeiz. Mein Los genügt meinen bescheidenen Ansprüchen, und Alles, was ich ersehne, ist ein wenig persönlichen Ruhmes, um den meiner Geburt einigermaßen zu rechtfertigen.«

      »Sei es!« sagte Maria von Medicis, während ihre Schwiegertochter dem Grafen von Moret die Hand zum Kusse reichte; »an uns, die wir Euch verpflichtet sind, und nicht an Euch wird es sein, sich mit diesen Details zu beschäftigen. Gaston, begleitet Euren Bruder; nur über Eure Treppe kann er Mitternachts unangehalten aus dem Louvre gelangen.«

      Der Graf von Moret stieß unwillkürlich einen Seufzer aus und warf einen letzten Blick um sich; er hatte gehofft, dieselbe Fahrerin, die ihm auf dem Wege zur Königin vorangeschritten war, würde ihn wieder auf dem Rückwege begleiten, und er musste zu seinem großen Bedauern nun dieser Hoffnung entsagen.

      Er verneigte sich vor den beiden Königinnen und folgte dem Herzog von Orleans.

      Gaston führte ihn in sein Appartement und öffnete hier die Tür zu einer geheimen Treppe.

      »Und nun, mein Bruder,« sagte er, sich von dem Grafen verabschiedend, »danke ich Euch nochmals und versichere Euch meiner aufrichtigen Erkenntlichkeit.«

      »Habe ich irgend eine Parole zu sagen,« fragte der Graf, »irgend ein Erkennungszeichen mit Jemand zu tauschen?«

      »Nein; Ihr klopft an die Loge des Schweizers und sagt die Worte: »Hofstaat des Herzogs von Orleans, Nachtdienst!« und man wird Euch passieren lassen.«

      Der Graf befand sich nach wenigen Sekunden im Hofe, einen letzten Blick nach dem Flügel des Louvre zurückwerfend, den er soeben verlassen, und einen zärtlichen Seufzer an die geheimnisvolle Führerin richtend, die sich so schnell seines Herzens bemächtigt hatte, schritt er durch das Thor und befand sich bald danach an der Ecke der Rur des Poulies, wo der Page und das Pferd des Herzogs von Montmorency aus ihn warteten.

      »Ich wette,« murmelte er, den Fuß in den Steigbüffel setzend, »dass sie noch nicht achtzehn Jahre alt und schön zum Bezaubern ist. Ventre-Saint-Gris, ich fange an, zu glauben, dass ich mich gegen den Kardinal verschwören werde, da mir das als einziges Mittel erscheint, sie wiederzusehen.«

      Nachdem Gaston von Orleans,sich überzeugt hatte, dass dem Grafen Moret bei dem Verlassen des Louvre kein Unfall zugestoßen sei, kehrte er in seine Wohnung zurück, begab sich in sein Schlafgemach, und nachdem er die Vorhänge an den Fenstern untersucht und gefunden hatte, dass kein neugieriger Blick zu ihm dringen könne, zog er den Brief seiner Schwester Christine aus der Tasche und setzte ihn mit zitternder Hand der aus einer Kerzenflamme ausstrahlenden Wärme aus.

      Sofort sah man zwischen den mit schwarzer Tinte geschriebenen Zeilen andere erscheinen, welche, mit sympathetischer Tinte geschrieben, unter dem Einfluss der Wärme immer deutlicher hervortraten und endlich die Schriftzüge in dunkelroter Farbe sehen ließen.

      Die neu entstandenen Zeilen lauteten:

      »Fahrt fort, Maria von Gonzaga augenfällig den Hof zu machen; versichert Euch aber zugleich der Königin. Sie muss der Krone für den Fall des Todes unseres Bruders Ludwig sicher zu sein glauben, denn sonst würde sie, Dank der Ratschläge der Frau von Fargis und der Vermittlung der Herzogin von Chevreuse. Mittel finden, Regentin zu sein, wenn es ihr versagt sein sollte, Königin zu werden.«

      »O!« sagte Gaston, »sei ruhig, gute Schwester, ich werde wachen.«

      Und den Schreibtisch öffnend, verwahrte er den Brief in einem Geheimfache desselben.

      Ihrerseits hatte auch die Königin-Mutter sich, sobald Gaston das Schlafzimmer ihrer Schwiegertochter verlassen hatte, von dieser verabschiedet, war nach ihren Gemächern zurückgekehrt, hatte Nachttoilette gemacht und ihre Frauen entlassen.

      Als sie allein war, zog sie an einem in den Falten der Draperie verborgenen Glockenzuge.

      Einige Sekunden darauf war ein Mann von 45 bis 50 Jahren mit einem gelblichen mit groben Zügen versehenen Gesicht, schwarzem Kopf- und Barthaare in das Zimmer Marias getreten.

      Dieser Mann war zugleich der Musiker, der Arzt und der Astrolog der Königin-Mutter. Leider muss man es sagen, dass er der Nachfolger Heinrichs IV. und Vittoria Orsini's, Concino Concini's und Bellegarde's, Bassompierre's und des Kardinals Richelieu war.Er hieß Vauthier, war ein Provenyale und hatte sich für das Wohl seines Körpers zum Arzt und für die Ausbildung seines Geistes zum Astrologen gemacht. War Richelieu gefallen, so stritten sich um seine Erbschaft Bérulle – ein Dummkopf, und Vauthier – ein Charlatan, und wer dessen Einfluss aus die Königin-Mutter kannte, der begriff das Gerücht, dass Vauthier ebenso viele Aussicht hatte, Minister zu werden, wie Bérulle.

      »Schnell, schnell,« rief ihm Maria zu, »kommt herein und gebt mir, wenn Ihr sie bereits verfertigt habt, die Tinktur. mittelst deren man sympathetische Schriften lesbar machen kann.«

      »Madame,« sagte Vauthier, eine Phiole aus der Tasche ziehend, »ein Wunsch Eurer Majestät ist für mich zu wichtig, als dass ich ihn jemals vergessen könnte; hier ist die Tinktur. Haben Eure Majestät endlich den Brief erhalten, den Ihr so lange schon erwartet?«

      »Da ist er,« sagte die Königin-Mutter, den Brief aus ihrem Busen ziehend, »vier unbedeutende Zeilen vom Herzog von Savoyen, aber es ist einleuchtend, dass er mir nicht so vertraulich schreibt und den Bastard meines Gemahls zum Überbringer des Schreibens macht, um mir solche Lappalien zu sagen.«

      Und sie reichte Vauthier den Brief, der ihn entfaltete und las.

      »In der Tat,« sagte er, »es muss in dem Briefe noch etwas Anderes stehen.«

      Er tauchte einen Pinsel in die von ihm bereitete Tinctur und bestrich damit die Oberfläche des Papiers.

      Kaum war das Papier benetzt, als sich hin und wieder auf demselben einzelne Buchstaben zeigten, dann bildeten sich Linien und nach kaum fünf Minuten konnte man deutlich folgenden Ratschlag lesen:

      »Heuchelt ein Zerwürfnis; mit Gaston; seine unsinnige Liebe für Marie von Gonzaga mag dazu die Veranlassung scheinen, und wenn der italienische Krieg trotz Eurer Opposition beschlossen ist, so fordert für ihn unter dem Vorwand, ihn von dem Gegenstande seiner törichten Leidenschaft zu entfernen, das Oberkommando der Armee. Der Kardinal, dessen höchster Ehrgeiz es ist der größte General seines Jahrhunderts zu sein, wird diese Schmach nicht ertragen und seine Entlassung geben. Es bleibt freilich zu besorgen, dass der König sie nicht annimmt.«

      Maria von Medicis und ihr Vertrauter blickten einander an.

      »Habt Ihr mir etwas Besseres vorzuschlagen?« fragte die Königin-Mutter.

      »Nein, Madame,« erwiderte Vauthier; »im Übrigen habe ich stets gesehen, dass die Winke des Herzogs von Savoyen gut zu befolgen sind.«

      »Befolgen wir sie also.« sagte Maria von Medicis mit einem Seufzer, »wir können überdies in keine schlechtere Lage geraten, als in der wir uns befinden. – Habt Ihr die Sterne befragt, Vauthier

      »Diesen Abend noch verbrachte ich eine Stunde damit, die Konstellation vom Observatorium aus zu stellen.«

      »Nun und was sagen die Sterne?«

      »Sie versprechen Eurer Majestät einen vollkommenen Triumph über Eure Feinde.«

      »So sei es!« sagte die Königin-Mutter, ihrem Astrologen eine etwas fleischige, aber immerhin schöne Hand zum Kusse reichend.

      Eine ganz ähnliche Szene ging zu derselben Zeit im Schlafgemache Annas von Österreich vor sich; auch diese rief auf dem angeblich von Don Gonzales von Cordova herrührenden Brief eine Geheimschrift hervor; sie bediente sich jedoch eines anderen Mittels, des Kohlenstaubes nämlich der an den mit einer wasserhellen, klebrigen Flüssigkeit geschriebenen Worten haften blieb.

      Dieser geheime Brief rührte von Philipp IV. selbst her.

      Er lautete:

      »Meine Schwester! Durch unseren guten Freund, dm Herrn von Fargis, kenne ich das Projekt, für den Fall des Todes Eures Gatten,