Александр Дюма

Der Graf von Moret


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verstehen?«

      »Was ich gar nicht verstehe, Fargis,« entgegnete die Königin mit einem meisterhaft gespielten Scheine der Unschuld.

      »Lasset das hören.!«

      »Meine Schwester,« las die Königin, »ich kenne durch unsern guten Freund, den Herrn von Fargis, den Plan, welcher Dir für den Fall von dem Tode König Ludwigs XIII., zum Gemahl dessen Bruder und Thronfolger, Gaston von Orleans, verspricht.«

      »Ein hässlicher Plan!« unterbrach Frau von Fargis die Königin; »vielleicht eben so schlimm, oder sogar noch schlimmer, anzunehmen als zurückzuweisen.«

      »Warte doch,« sagte die Königin und fuhr fort: »Noch besser aber wäre es, wenn Du Dich zur Zeit dieses Todes in guter Hoffnung befändest.«

      »Jawohl,« flüsterte Frau von Fargis; »das wäre viel besser, als alles Andere.«

      »Die Königinnen von Frankreich,« las Anna von Österreich weiter, indem sie sich stellte, als suchte sie den Sinn der Worte zu ergründen, »haben vor ihren Gatten einen großen Vorzug voraus: Sie können ohne ihren Gemahl einem Dauphin das Leben geben; die Könige können das aber nicht ohne ihre Gemahlinnen.«

      »Ist es das, was Eure Majestät durchaus nicht verstehen?«

      »Oder es erscheint mir wenigstens unausführbar, meine gute Fargis.«

      »Welch' ein Unglück,« entgegnete Frau von Fargis, indem sie die Augen zum Himmel richtete, »es mit solchen Umständen zu tun zu haben, wenn es sich nicht nur um das Glück einer großen Königin handelt, sondern auch um das Wohl eines großen Volkes! Welch' ein Unglück, einer allzu tugendhaften Frau dienen zu sollen.«

      »Was willst Du damit sagen?«

      »Ich will sagen, wenn Ihr in den Gärten von Amiens das getan hättet, was ich an Eurer Stelle getan haben würde, da es sich um einen Mann handelte, der Eure Majestät mehr liebte, als sein Leben, welches er für Euch opferte, – das heißt, wenn Ihr, statt Laporte oder Pulanges herbeizurufen, gar nicht gerufen hättet —«

      »Nun —?«

      »Nun, dann würde Euer Bruder jetzt den Rat nicht nöthig haben, den er Euch erteilt und der so schwer herbeizuschaffende Dauphin würde dann vielleicht schon vorhanden sein.«

      »Aber das wäre ein doppeltes Verbrechen gewesen!«

      »Wie können Eure Majestät zwei Verbrechen in einer Handlung erblicken, zu der Euch ein großer König rät, der noch überdies wegen seiner Frömmigkeit bekannt ist.«

      »Ich hätte zunächst meinen Gemahl betrogen und außerdem den Sohn eines Engländers auf den französischen Thron gesetzt.«

      »Seinen Ehemann zu betrügen ist in allen Ländern eine sehr verzeihliche Sünde und Eure Majestät haben nur nöthig, umherzublicken, um sich zu überzeugen, dass dies die Ansicht der Mehrzahl aller Eurer Untertanen, oder wenigstens Euer Unterthaninnen ist. Aber einen Mann zu betrügen, wie der König Ludwig XIII., der gar kein Ehemann ist, oder doch nur so wenig, dass es nicht der Mühe lohnt, davon zu sprechen, das ist nicht nur eine verzeihliche Sünde, sondern sogar eine löbliche Handlung.«

      »Fargis!«

      »O, Ihr wisst das wohl, und im Grunde Eures Herzens werdet Ihr Euch den unglückseligen Schrei zum Vorwurf gemacht haben, der ein so großes Ärgernis verursachte, während Euer Schweigen alle Welt zufriedengestellt haben würde.«

      »Leider!«

      »Das ist also mein Urteil über die erste Frage und das »leider!« Eurer Majestät spricht meiner Ansicht gewonnenes Spiel. Es bleibt nun noch die zweite Frage zu erörtern und dabei bin ich gezwungen, Eurer Majestät vollkommen Recht zu geben,«

      »Siehst Du wohl?«

      »Aber nehmen wir an, dass Ihr, statt es mit einem Engländer zu tun zu haben, der zwar ein sehr liebenswürdiger Mann, aber von einem fremden Stamme war, – nehmen wir an, dass ein anderer Mann, nicht weniger liebenswürdig, wie er,« die Königin stieß einen Seufzer aus, »aber von französischem Mut – ja, noch besser, ein Mann von königlichem Stamme – ein echter Sohn Heinrich's IV., Euch gegenübergestanden hätte, während der König Ludwig XIII. durch seine Neigungen, seine Gewohnheiten, seinen Charakter auf mich immer die Wirkung macht, als stammte er von einem gewissen Virginio Orsini ab —«

      »Auch Du, Fargis, glaubst an diese Verleumdungen?«

      »Wenn es Verleumdungen sind, so rühren sie jedenfalls von dem Vaterland Eurer Majestät her. – Nehmen wir nun endlich an, der Graf von Moret hätte sich an der Stelle des Herzogs von Buckingham befunden, glaubt Ihr, dass das Verbrechen dann auch so groß gewesen wäre, oder würde nicht im Gegenteil die Vorsehung sich seiner bedient haben, um das echte Blut Heinrichs IV. wieder auf den Thron von Frankreich zu bringen?«

      »Aber, Fargis, ich liebe den Grafen von Moret nicht!«

      »Nun wohl, Eure Majestät, so läge darin die Büßung der Sünde, weil dabei ein Opfer Statt fände, und weil Ihr Euch in diesem Falle mehr dem Ruhme und dem Wohle Frankreichs opfertet, als dass Ihr m Eurem eigenen Interesse handeltet,«

      »Fargis, ich begreife nicht, wie eine Frau einen andern Mann, als ihren Gatten, erhören kann, ohne vor Scham zu sterben, wenn sie sich das erste Mal diesem Manne bei hellem Tageslicht gegenüber erblickt.«

      »Ach, Madame,« rief die Fargis, »wenn alle Frauen so dächten, wie Eure Majestät, wie viele Männer würde man dann um ihre Frauen trauern sehen, ohne dass sie wüssten, an welcher Krankheit ihre Frauen gestorben sind! Nun ja, ehedem hat man wohl dergleichen erlebt, aber seit der Erfindung der Fächer sind solche Ereignisse viel seltener geworden.«

      »Fargis! Fargis! Du bist die unmoralischeste Person von der Welt und ich weiß wahrlich nicht, ob selbst die Chevreuse so verdorben ist, wie Du es bist. Aber in wen ist denn dein Traum verliebt?«

      »In Euren Schützling. Isabella.« .

      »In Isabella von Lautrec? die ihn neulich Abend zu mir geführt hat? Aber wo sah er sie denn?«

      »Er hatte sie damals noch nicht gesehen. Die Liebe entstand, indem er auf den finsteren Korridors und in den schwarzen Kabinetts mit ihr Blindekuh spielte.«

      »Der arme Mensch! Seine Liebe wird nicht vorwärtskommen. Ich glaube, es ist ein Vertrag zwischen dem Vater Isabellens und einem gewissen Vicomte von Pontis geschlossen. Indes werden wir von dem Allen wieder sprechen, Fargis. Ich wünsche den Dienst zu vergelten, den er mir geleistet hat.«

      »Und auch den, welchen er Euch noch leisten wird.«

      »Fargis!«

      »Madame?«

      »Wahrlich, sie antwortet mit einer Ruhe, als ob sie nicht die abscheulichsten Dinge sagte! Fargis, hilf mir, mich zu Bett legen, meine Tochter, O mein Gott, welche unvernünftige Träume wirst Du mir mit allen deinen Erzählungen verursachen!« ..

      Die Königin erhob sich, ging noch nachlässiger und noch schmachtender, wie gewöhnlich, nach ihrem Schlafzimmer und stützte sich dabei auf die Schulter ihrer Ratgeberin Harris, die man vieler Dinge beschuldigen konnte, zuverlässig ober nicht des Egoismus in der Liebe.

      V.

      Zu welchem der Kardinal das Privilegium, welches er Souscarières gegeben, zu seinem Vorteile benützt

      Vorbereitet durch das von Rossignol aufgefundene und dechiffrierte Schriftstück, hatte der Kardinal in der Szene, welche bei der Herzogin von Longueville zwischen Marie, Monsieur und Vauthier stattfand und deren Verlauf ihm von Frau von Combalet mitgeteilt wurde, nur die Ausführung des zwischen seinen Feinden vereinbarten Planes und den Beginn des Kampfes durch die Königin-Mutter erblickt.

      Marie von Medicis war in der Tat seine unerbittlichste Feindin, und auch die, welche er sowohl wegen des großen Einflusses, den sie auf ihren Sohn, den König, besaß, als auch wegen der finsteren Mittel am meisten zu, .fürchten hatte, über welche sie und ihr Minister Bérulle geboten.

      Die Königin-Mutter also war es, die man zu Grunde richten, ihr verhängnisvoller Einfluss, den sie seit der Rückkehr aus der Verbannung mehr als je aus ihren