haben konnte, antwortete dieser anstelle des Paters: »Es ist immer der richtige Weg.«
Nun waren sie bei dem alten hölzernen Tor angekommen, das etliche Einkerbungen trug, die von vergangenen Scharmützeln berichteten. Federlin klopfte heftig gegen das rissige Holz. Eine kleine Klappe öffnete sich darin, und eine fleischige Nase und ein breiter Mund waren dahinter zu sehen. »Wer begehrt Einlass?«, fragte eine barsche Stimme hinter dem Tor.
Gerade als Hilarius den Gaukler von der Klappe wegdrängen wollte, hörte er weit hinter sich ein donnerndes Geräusch. Die anderen hatten es ebenfalls gehört und drehten sich alle gleichzeitig um.
Es waren Reiter, die in rasendem Galopp heranpreschten. Es gehörte keine ausschweifende Phantasie dazu, sich vorzustellen, um wen es sich da handelte. Schon aus dieser Entfernung glaubte Hilarius, den Hauptmann der Räuberbande zu erkennen. Er wandte sich an den Torwächter und herrschte ihn an: »Wir sind Gottesmänner. Verdammnis über dich, wenn du uns nicht hereinlässt! Wir werden von Mördern verfolgt, denen wir nur knapp entwischen konnten. Da hinten kommen sie!«
Die Nase und der Mund hinter der Klappe schoben sich nach unten, und zwei braune Augen erschienen und versuchten, den Wahrheitsgehalt von Hilarius’ Behauptung zu überprüfen. Diese Augen schauten nicht allzu helle drein. »Das macht ihr besser unter euch aus«, sagte der Torwächter schließlich. »Habe keine Lust, solches Gesindel in unsere schöne Stadt hereinzulassen.«
»Du sollst auch nicht diese da hereinlassen, sondern nur uns, du vollkommener Trottel!«, brauste Hilarius auf.
»Ihr seid mir ein ähnliches Gesindel. Papisten, wie ich sehe. Sind hier reformiert und hängen dem wahren Glauben an und wollen nichts mit Weihwasseranbetern und Heiligenschwätzern zu schaffen haben. Ich glaube, ich sollte jetzt die Klappe schließen und für Euch beten.«
»Untersteh dich …!« Hilarius stand kurz vor einem Wutanfall. Er spürte, wie seine Schläfenadern schwollen. Rasch warf er einen Blick zurück. Sie durften keine Zeit mehr verlieren!
»Du wirst auf ewig in der Hölle schmoren, wenn du uns nicht hereinlässt!«, spie Hilarius aus, doch auch das schien den Torwächter nicht sonderlich zu beeindrucken.
»Du kannst nur Papisten in die Hölle schicken, Mönchlein«, spottete der Wächter.
Da drückte Federlin den Pater sacht, aber bestimmt zur Seite, presste das Gesicht so nah wie möglich an die kleine Öffnung und flüsterte dem Wächter etwas zu.
Sofort schloss sich die Klappe.
»Was hast du da getan, du Wahnsinniger!«, schrie Hilarius und ballte die Fäuste. In wenigen Sekunden würden die Reiter sie erreicht haben und dann … »Willst du uns alle umbringen!«
Da öffnete sich das Tor einen Spaltbreit. Federlin lächelte, verbeugte sich spöttisch vor dem Pater und ließ ihm den Vortritt. Sofort schlüpften Hilarius, Martin und Maria hindurch; Federlin folgte, nachdem er einen letzten Blick zurück geworfen hatte. Dann schloss sich das Tor wieder. Draußen wurden die wiehernden Pferde gezügelt; man hörte, wie die Bande absaß, und es hämmerte gegen das Tor. Der Wächter trat einige Schritte zurück. Bald ließ das Hämmern nach; die Bande hatte eingesehen, dass sie heute Nacht nicht in das Städtchen hineinkommen konnte.
Was mochte Federlin dem Wächter gesagt haben? Hilarius sah, dass der Mann bleich wie Kerzenwachs war und am ganzen Leibe zitterte. Nachdem es am Tor still geworden war, trat der Pater auf den Wächter zu und fragte ihn: »Wie heißt dieser Ort?«
Zuerst schien der Wächter die Frage nicht verstanden zu haben. Doch dann antwortete er langsam: »Burgebrach.« Er ging mit seltsam eckigen Schritten zurück in sein Wächterhaus und schlug die Tür hinter sich zu.
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