Trennung vom Körper beflügelst.
Und sich dann die neidische Hülle abstreift
Gleich der Puppe welche den Schmetterling hält
Und zerplatzet kommet die Zeit der Reife,
Jener befreit dann entfliehet.
So wird sie auch fliehen die edle Seele
Aus dem Erdenstaube entlastet dort zu
Jenen höhern, bessern Gefilden reich an
Seliger Ruhe und Freiheit.
Wo ein ewger Frühling die Wangen kleidet
Und ich voll unsterblicher Kraft die Schöpfung
Sehe, staune, himmlische Freundschaft mich un-
sterblichen Geistern vereinet.
An die Fundgrube Auguste
Zu ihrem 49. Geburtstage
Glück auf, Fundgrube, das Saeculum
Ist nun zur Hälfte für dich bald um.
Viel edle Geschicke hast du beschert
Und gute Wetter uns immer gewährt.
Zum Glück des Bergmanns streiche dein Gang
Geschart mit freundlichen Gängen noch lang.
An die Muse
Wem du bei der Geburt gelächelt,
Und Dichtergaben zugewinkt
Der, süße Göttin, der erringt
Nicht Lorbeern, wo das Schlachtfeld röchelt,
Und Blut in langen Strömen rinnt,
Der wird nicht im Triumphe ziehen
Den ihm ein schwarzer Sieg gewinnt,
Und nie von Stolz und Ehrsucht glühen
Wenn zwanzig Heere vor ihm fliehen
Dem Reiz des Siegerruhmes blind.
Auch Hofintrigen und Kabalen
Kennt seine heitre Seele nicht,
Und bleibt selbst bei Ministerwahlen
Gleichgültig, Ehre reizt ihn nicht,
Und selbst die höchsten Ehrenstellen
Vermögen nie was über ihn.
Auch strebt er nimmer über Wellen
Zu fernen Zonen hinzuziehn,
Um mit Gefahren seines Lebens
Zu holen Purpur oder Gold
Und Perlen und was Sina zollt;
Denn Eigennutz reizt ihn vergebens.
Doch hüpft er gern auf grüner Flur
Mit jungen frohen Schäferinnen
Und stimmt um Liebe zu gewinnen
Voll süßer Einfalt und Natur
Die kleine Silbersaitenleier
Zur sanften, holden Frühlingsfeier:
Und singt, wie Liebe ihm es lehrt
Auf heitern, ländlichen Gefilden
Von seinem Mädchen nur gehört
Ihr süßes Lob und kränzt die wilden
Entrollten Locken wonnevoll.
Sein ruhig Auge sanft und milde
Blickt keinen Haß und bittern Groll,
Lacht kummerlos und gleicht im Bilde
Dem Quell, der aus dem Felsen quoll;
Nicht Stürme wüten ihm im Busen
Kein Kummer scheucht ihm sanfte Ruh
Er sieht dem Schicksalswechsel zu
Voll Gleichmut und bleibt treu den Musen.
Und ruft ihn von der Oberwelt
Mit leisem Ruf Merkur herunter,
[...]
An Dora
Zum Dank für das Bild meiner Julie
Soll dieser Blick voll Huld und Güte
Ein schnell verglommner Funken sein?
Webt keiner diese Mädchenblüte
In einen ewgen Schleier ein?
Bleibt dies Gesicht der Treu und Milde
Zum Trost der Nachwelt nicht zurück?
Verklärt dies himmlische Gebilde
Nur Einen Ort und Augenblick?
Die Wehmut fließt in tiefen Tönen
Ins frohe Lied der Zärtlichkeit.
Niemals wird sich ein Herz gewöhnen
An die Mysterien der Zeit.
O! diese Knospe süßer Stunden,
Dies edle Bild im Heilgenschein,
Dies soll auf immer bald verschwunden,
Bald ausgelöscht auf ewig sein?
Der Dichter klagt und die Geliebte
Naht der Zypresse, wo er liegt.
Kaum birgt die Tränen der Betrübte,
Wie sie sich innig an ihn schmiegt.
Er heftet unverwandte Blicke
Auf diese liebliche Gestalt,
Daß er in sein Gemüt sie drücke
Eh sie zur Nacht hinüberwallt.
Wie, spricht die Holde, du in Tränen?
Sag welche Sorge flog dich an?
Du bist so gut, ich darf nicht wähnen,
Daß meine Hand dir wehgetan.
Sei heiter, denn es kommt soeben
Ein Mädchen, wie die gute Zeit.
Sie wird ein seltsam Blatt dir geben,
Ein Blatt, was dich vielleicht erfreut.
Wie, ruft der Dichter, halb erschrocken,
Wie wohl mir jetzt zumute ward.
Den Puls des Trübsinns fühl ich stocken,
Und eine schöne Gegenwart.
Die Muse tritt ihm schon entgegen,
Als hätte sie ein Gott gesandt
Und reicht, wie alte Freunde pflegen,
Das Blatt ihm und die Lilienhand.
Du kannst nun deine Klagen sparen,
Dein innrer Wunsch ist dir gewährt,
Die Kunst vermag das zu bewahren
Was einmal die Natur verklärt;
Nimm hier die festgehaltne Blüte,
Sieh ewig die Geliebte jung,
Einst Erd und Himmel, Frucht und Blüte,
In reizender Vereinigung.
Wirst du gerührt vor diesen Zügen
Im späten Herbst noch stille stehn,
So wirst du leicht die Zeit besiegen