Novalis

Die wichtigsten Werke von Novalis


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– ist Vorgefühl

       Der künftigen Vereinigung, dessen, was

       Wir hier für Unser schon erkannten,

       Aber nicht ganz noch besitzen konnten –

      Ist dies auch Rausch? so bliebe der Nüchternheit,

       Der Wahrheit nur die Masse, der Ton, und das

       Gefühl der Leere, des Verlustes

       Und der vernichtigenden Entsagung.

      Womit wird denn belohnt für die Anstrengung

       Zu leben wider Willen, Feind von sich selbst zu sein

       Und tief sich in den Staub getreten

       Lächelnd zu sehn – und Bestimmung meinen.

      Was führt den Weisen denn durch d[es] Lebens Tal,

       Als Fackel zu dem höheren Sein hinauf –

       Soll er nur hier geduldig bauen,

       Nieder sich legen und ewig tot sein.

      Du bist nicht Rausch – du Stimme des Genius,

       Du Anschaun dessen, was uns unsterblich macht,

       Und du Bewußtsein jenes Wertes,

       Der nur erst einzeln allhier erkannt wird.

      Einst wird die Menschheit sein, was Sophie mir

       Jetzt ist – vollendet – sittliche Grazie

       Dann wird ihr höheres Bewußtsein Nicht mehr verwechselt mit Dunst des Weines.

       Inhaltsverzeichnis

      Den Trost, den ich für mich, oft hoffnungslos, entbehre,

       Wenn meine Seele matt im Grübeln sich verliert,

       Und sie aus dieser engen Sphäre

       Ein guter Engel nicht entführt;

       O! diesen Trost in andern zu beseelen

       Ward nicht umsonst mir zum Ersatz verliehn –

       Für andre glaub ich viel, für andre kann ich wählen,

       Und neue Saiten auf in fremden Busen ziehn.

      Verzweifle nicht an dem, wozu in Deinem Herzen

       Längst jeder Ton zum andern widerklang –

       Du bist bestimmt zu Freuden und zu Schmerzen,

       Die der nicht fühlt, dem zum Empfang

       Kein beßrer Genius das Lied der Weihe sang.

       Ausharrende Geduld – ward diese Dir beschieden –

       So sage zum voraus dem Schicksal warmen Dank:

       Der lange Kampf beschließt – und golden naht der Frieden.

      Des Schicksals Lieblinge erzieht es lang und rauh.

       Oft bricht das schwache Herz – noch glücklich, wenn die Stunde,

       Die seine letzte heißt – mit süßem Trost im Munde

       Den Angstschweiß wandelt um in süßen Lebenstau –

       Doch wer sie übersteht der Prüfungen Gefahren,

       Wem nie die Zuversicht im bängsten Sturm entfiel –

       Erreicht den sauren Preis von still durchhofften Jahren

       Und sinkt umarmend hin ans Ziel.

      Wir haben uns aus Tausenden gefunden –

       Wir wandeln Einen Weg – Ein Stern ists, der uns führt –

       Erkennst Du nicht den Wink – ich habe ausgespart Was Mein wird – Dir sind noch die Augen zugebunden. Auch ich seh Ihn noch nicht – Geduld! – die Binde fällt – Indes versöhne Dich die Freundschaft mit der Welt – Geduldige Dein Herz – zu desto tiefern Zuge Naht Dir die Liebe dann mit ihrem Nektarkruge.

      Einst, laß mir diesen Blick – wenn nicht Entsagung mehr

       Und bange Hoffnungen in unserm Herzen wohnen;

       Wenn Lieb und Schicksal uns für manches Opfer lohnen

       Und hinter uns nun rauscht der Jugend wildes Meer.

       Einst, wenn zum vollen Tisch, am Mittag ihres Lebens,

       Vereint ein Doppelpaar von Glücklichen sich setzt – Dann denken wir zurück den Vormittag – an Jetzt – »Wer hätte das geträumt? – Nie seufzt das Herz vergebens!« –

       Inhaltsverzeichnis

      Sag an, mein Mund, warum gab dir zum Sange

       Gott Dichtergeist und süßen Wohlklang zu,

       Ja wahrlich auch, daß du im hohen Drange

       Den Reichen riefst aus träger, stumpfer Ruh.

      Denn kann nicht Sang vom Herzen himmlisch rühren,

       Hat er nicht oft vom Lasterschlaf erweckt;

       Kann er die Herzen nicht am Leitband führen,

       Wenn er sie aus der Dumpfheit aufgeschreckt.

      Wohlauf; hört mich ihr schwelgerischen Reichen,

       Hört mich doch mehr noch euren innren Ruf,

       Schaut um euch her, seht Arme hülflos schleichen,

       Und fühlt, daß euch ein Vater nur erschuf.

       Inhaltsverzeichnis

      Wie Friedrich starb entflohn die Pierinnen

       Der deutschen Flur, die Kriegeskünste flohn.

       Bei Josephs Tod seh ich der Duldung Tränen rinnen

       Und froher Hoffnung voll am umgestürzten Thron

       Den Aberglauben stolz ein Freudenlied beginnen.

       Inhaltsverzeichnis

      Auf Freunde herunter das heiße Gewand

       Und tauchet in kühlende Flut

       Die Glieder, die matt von der Sonne gebrannt,

       Und holet von neuem euch Mut.

      Die Hitze erschlaffet, macht träge uns nur,

       Nicht munter und tätig und frisch,

       Doch Leben gibt uns und der ganzen Natur

       Die Quelle im kühlen Gebüsch.

      Vielleicht daß sich hier auch ein Mädchen gekühlt

       Mit rosichten Wangen und Mund,

       Am niedlichen Leibe dies Wellchen gespielt,

       Am Busen so weiß und so rund.

      Und welches Entzücken! dies Wellchen bespült

       Auch meine entkleidete Brust.

       O! wahrlich, wer diesen Gedanken nur fühlt,

       Hat süße entzückende Lust.

       Inhaltsverzeichnis

       einem alten Ritterschloß am Harze

      Geist