– ist Vorgefühl
Der künftigen Vereinigung, dessen, was
Wir hier für Unser schon erkannten,
Aber nicht ganz noch besitzen konnten –
Ist dies auch Rausch? so bliebe der Nüchternheit,
Der Wahrheit nur die Masse, der Ton, und das
Gefühl der Leere, des Verlustes
Und der vernichtigenden Entsagung.
Womit wird denn belohnt für die Anstrengung
Zu leben wider Willen, Feind von sich selbst zu sein
Und tief sich in den Staub getreten
Lächelnd zu sehn – und Bestimmung meinen.
Was führt den Weisen denn durch d[es] Lebens Tal,
Als Fackel zu dem höheren Sein hinauf –
Soll er nur hier geduldig bauen,
Nieder sich legen und ewig tot sein.
Du bist nicht Rausch – du Stimme des Genius,
Du Anschaun dessen, was uns unsterblich macht,
Und du Bewußtsein jenes Wertes,
Der nur erst einzeln allhier erkannt wird.
Einst wird die Menschheit sein, was Sophie mir
Jetzt ist – vollendet – sittliche Grazie
Dann wird ihr höheres Bewußtsein Nicht mehr verwechselt mit Dunst des Weines.
Antwort an Carolinen
Den Trost, den ich für mich, oft hoffnungslos, entbehre,
Wenn meine Seele matt im Grübeln sich verliert,
Und sie aus dieser engen Sphäre
Ein guter Engel nicht entführt;
O! diesen Trost in andern zu beseelen
Ward nicht umsonst mir zum Ersatz verliehn –
Für andre glaub ich viel, für andre kann ich wählen,
Und neue Saiten auf in fremden Busen ziehn.
Verzweifle nicht an dem, wozu in Deinem Herzen
Längst jeder Ton zum andern widerklang –
Du bist bestimmt zu Freuden und zu Schmerzen,
Die der nicht fühlt, dem zum Empfang
Kein beßrer Genius das Lied der Weihe sang.
Ausharrende Geduld – ward diese Dir beschieden –
So sage zum voraus dem Schicksal warmen Dank:
Der lange Kampf beschließt – und golden naht der Frieden.
Des Schicksals Lieblinge erzieht es lang und rauh.
Oft bricht das schwache Herz – noch glücklich, wenn die Stunde,
Die seine letzte heißt – mit süßem Trost im Munde
Den Angstschweiß wandelt um in süßen Lebenstau –
Doch wer sie übersteht der Prüfungen Gefahren,
Wem nie die Zuversicht im bängsten Sturm entfiel –
Erreicht den sauren Preis von still durchhofften Jahren
Und sinkt umarmend hin ans Ziel.
Wir haben uns aus Tausenden gefunden –
Wir wandeln Einen Weg – Ein Stern ists, der uns führt –
Erkennst Du nicht den Wink – ich habe ausgespart Was Mein wird – Dir sind noch die Augen zugebunden. Auch ich seh Ihn noch nicht – Geduld! – die Binde fällt – Indes versöhne Dich die Freundschaft mit der Welt – Geduldige Dein Herz – zu desto tiefern Zuge Naht Dir die Liebe dann mit ihrem Nektarkruge.
Einst, laß mir diesen Blick – wenn nicht Entsagung mehr
Und bange Hoffnungen in unserm Herzen wohnen;
Wenn Lieb und Schicksal uns für manches Opfer lohnen
Und hinter uns nun rauscht der Jugend wildes Meer.
Einst, wenn zum vollen Tisch, am Mittag ihres Lebens,
Vereint ein Doppelpaar von Glücklichen sich setzt – Dann denken wir zurück den Vormittag – an Jetzt – »Wer hätte das geträumt? – Nie seufzt das Herz vergebens!« –
Armenmitleid
Sag an, mein Mund, warum gab dir zum Sange
Gott Dichtergeist und süßen Wohlklang zu,
Ja wahrlich auch, daß du im hohen Drange
Den Reichen riefst aus träger, stumpfer Ruh.
Denn kann nicht Sang vom Herzen himmlisch rühren,
Hat er nicht oft vom Lasterschlaf erweckt;
Kann er die Herzen nicht am Leitband führen,
Wenn er sie aus der Dumpfheit aufgeschreckt.
Wohlauf; hört mich ihr schwelgerischen Reichen,
Hört mich doch mehr noch euren innren Ruf,
Schaut um euch her, seht Arme hülflos schleichen,
Und fühlt, daß euch ein Vater nur erschuf.
Auf Josephs Tod
Wie Friedrich starb entflohn die Pierinnen
Der deutschen Flur, die Kriegeskünste flohn.
Bei Josephs Tod seh ich der Duldung Tränen rinnen
Und froher Hoffnung voll am umgestürzten Thron
Den Aberglauben stolz ein Freudenlied beginnen.
Badelied
Auf Freunde herunter das heiße Gewand
Und tauchet in kühlende Flut
Die Glieder, die matt von der Sonne gebrannt,
Und holet von neuem euch Mut.
Die Hitze erschlaffet, macht träge uns nur,
Nicht munter und tätig und frisch,
Doch Leben gibt uns und der ganzen Natur
Die Quelle im kühlen Gebüsch.
Vielleicht daß sich hier auch ein Mädchen gekühlt
Mit rosichten Wangen und Mund,
Am niedlichen Leibe dies Wellchen gespielt,
Am Busen so weiß und so rund.
Und welches Entzücken! dies Wellchen bespült
Auch meine entkleidete Brust.
O! wahrlich, wer diesen Gedanken nur fühlt,
Hat süße entzückende Lust.
Bei dem Falkenstein
einem alten Ritterschloß am Harze
Geist