Novalis

Die wichtigsten Werke von Novalis


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Wenn ich Sagen las von hehren, silbernen Zeiten,

       Wo voll höheren Sinn Thuiskons Enkel begeistert

       Lauschten der Stimme des Vaterlandes, die herrlichem Tode

       Sie entgegenriß von unsterblichen Lorbeern umschattet,

       Höre den Jüngling, der dich mit flammender Wange und Stirne

       Ruft, daß du mit Begeistrung, der hohen, entzückenden Göttin,

       Auf den Flügeln des Wests von heiligen Schauern umringet

       Her zu mir fleuchst, daß Eichen und himmelanstrebende Klippen

       Beben, und wie der Unsterblichen Eine die Seele sich aufschwingt

       Mit den Flügeln des Schwans, im Schwung wie ein Läufer des Eises,

       Zu der Versammlung der Väter, der Greise mit schneeigem Haupthaar

       Und mit langer Erfahrung getränkt, wie mit himmlischem Tranke,

       Fröhlicher würd ich alsdann zurück zur Erde mich schwingen,

       Wenn ich die Greise gesehen, die in diesen Trümmern gehauset.

       Inhaltsverzeichnis

       An den König

      Mehr als ein Königreich gab der Himmel dir in Luisen,

       Aber du brachtest ihr auch mehr als die Krone, dein Herz.

       Die Alpenrose

      Selten haftet auf Höh’n ein Funken himmlisches Lebens,

       Aber als König blüht dann auch die Rose des Bergs.

       Der König

      Nur wer mehr als König schon ist, kann königlich herrschen,

       Also soll König auch sein, welcher die Herrlichste liebt.

       Das irdische Paradies

      Wo die Geliebten sind, da schmückt sich bräutlich die Erde,

       Aber den Frevler verzehrt schneller die Himmlische Luft.

       Es ist an der Zeit

      Glänzend steht nun die Brücke, der mächtige Schatten erinnert

       Nur an die Zeit noch, es ruht ewig der Tempel nun hier.

       Götzen von Stein und Metall mit furchtbaren Zeichen der Willkür

       Sind gestürzt, und wir sehn dort nur ein liebendes Paar -

       An der Umarmung erkennt ein jeder die alten Dynasten,

       Kennt den Steuermann, kennt wieder die glückliche Zeit.

       Das Ende des Haders

      Lange währt der Zweifel, es konnte keiner ihn schlichten,

       Mancher schöne Kristall brach in dem feindlichen Stoß

       Nur die Liebe besitzt den Talisman ewigen Friedens -

       Da nur, wo sie erscheint, stießen die Massen in eins.

       Der sterbende Genius

      Willkommen, Lieber, nun und nicht wieder ruft

       Dich meine Stimme; nah’ ist der Abschied mir.

       Gefunden hab’ ich, was ich suchte,

       Und der Bezauberung Bande schmelzen.

      Das schöne Wesen - siehst du die Königin? -

       Hebt Bann und Zauber; lange vergebens flog

       Um jeden Thron ich, aber endlich

       Winkte durch sie mir die alte Heimat.

       Schon lodert mächtig jene geheime Glut -

       Mein altes Wesen - tief in dem irdischen

       Gebilde; du sollst Opferpriester

       Sein und das Lied der Zurückkehr singen.

      Nimm diese Zweige, decke mit ihnen mich,

       Nach Osten singe dann das erhabne Lied,

       Bis auf die Sonne geht und zündet

       Und mir die Tore der Urwelt öffnet.

      Der Duft des Schleiers, der mich vordem umgab,

       Sinkt dann vergoldet über die Ebenen,

       Und wer ihn atmet, schwört begeistert

       Ewige Liebe der schönen Fürstin.

       Land

      Jenes himmlische Paar schwimmt hoch auf der Flut wie die Taube

       Und der Ölzweig; es bringt Hoffnung des Landes wie dort.

       Inhaltsverzeichnis

      Gütig lächelte dir Zeus die Erfüllung zu

       Deines Wunsches, er gab dir, o Germanien,

       Einen Kaiser, so gut, wie dir die Mutter war,

       Die du weinend begraben hast.

      Mutter nannte er sie, deine Theresia,

       Die im lyrischen Schwung Smintheus Denis besang,

       Als die Mutter des Lands und die Ernährerin

       Dürftger Musen und Grazien.

      Ihn zu singen, den Held, welcher nie ungerecht

       Zog sein mächtiges Schwert, wagt der Jünglinge

       Einer, schüchternes Blicks, welcher der Liebe

       Allgewaltger Begeistrung traut.

      Doch gelingt ihm das Lied, singt er mit Würde ihn

       Von den Saiten herab, mischt er bescheiden sich

       In die heilige Zahl unter die Lieblinge

       Hoher Muse und Grazie.

      Soll ich singen wie er Licht, dir Germanien

       Gab, die Fackel entbrannt, welche der Mönche List

       Bald enthüllte und riß Schleier vom Antlitz der

       Furchtbarn päpstlichen Heiligkeit.

      Die Jahrhunderte durch freie Germanen zwang

       Mit dem Strahle des Banns, welchem der Aberglaub

       Neue Kräfte verlieh und die gefürchtete

       Macht der listigen Klerisei.

       Inhaltsverzeichnis

      Hier badete Amor sich heute

       Der Unvorsichtge entschlief

       Da kamen die Nymphen voll Freude

       Und tauchten die Fackel ihm tief

       Ins Quellchen, da mischten sich Wellen

       Und Liebe; sie täuschten sich sehr

       Die Nymphen, sie tranken mit hellem

       Gewässer die Liebe nur mehr.

       O! Mädchen, die Liebe nicht scheuen,

       Die trinken die liebliche Flut.

       Die Liebe, die wird sie erfreuen

       Mit sanfter entzückender Glut.

       Ich hab mich hier oftmals gebadet Mit meiner Laura allein, Und nach dem Bade so ladet Der Schlummer im Grase uns ein.