Novalis

Die wichtigsten Werke von Novalis


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sehnet so eben

       Seine fernen Geliebten her.

      Bleibt dem Fremdlinge hold – spärliche Freuden sind

       Ihm hienieden gezählt – doch bei so freundlichen

       Menschen sieht er geduldig

       Nach dem großen Geburtstag hin.

       Inhaltsverzeichnis

      Harz, du Muttergebürg, welchem die andre Schar

       Wie der Eiche das Laub entsproßt

       Adler zeugest du dir hoch auf der Felsenhöh'

       Und dem Dichter Begeisterung.

      Weit im deutschen Gefild sieht man der Felsen Haupt

       Spät im Sommer vom Schnee noch schwer,

       Tiefer Fichten bekränzt, düster vom Eichenwald,

       Der vor Zeiten den Deutschen hehr.

      Ströme rauschen herab dir in das finstre Tal,

       Brechen zwischen den Lasten sich

       Welche spielende Flut von dem Gebürge riß

       Und des eilenden Sturmes Grimm.

      Oft umringen dich auch Blitz und des Donners Hall,

       Schrecken unten das tiefre Tal

       Doch mit heiterer Stirn lachst du des Ungestüms,

       Träufst nur fruchtbare Flut herab.

      Eber brausen im Wald, Eber mit Mörderzahn,

       Die der Spieß zu bestehn nur wagt,

       Du auch hegest den Hirsch trotzend auf sein Geweih

       Und noch mehrerer Tiere Heer.

      Gütig lässest du zu, daß dir ein Eingeweid

       Mit der emsigen Hand durchwühlt

       Nach verderbendem Gold und nach dem Silbererz

       Unersättlicher Menschendurst,

      Aber schenkest uns auch Kupfer und tötend Blei

       Eisen nützlich dem Menschengeschlecht

       Das den Acker durchfurcht, Sterblichen Speise gibt

       Und dem gütigen Ofen Holz,

      Wenn mit schneidender Axt Bäume der Hauer fällt,

       Die dein nährender Schoß erhob.

       Aber bauets nicht auch Häuser zum Schutz uns auf?

       Schützts uns nicht für der Feinde Wut?

      Lob dir, denn es besang dich, der Unsterblichkeit

       Sänger Klopstock mit Harfenklang,

       Daß es scholl im Gebürg und in dem Eichenwald

       In dem felsichten Widerhall.

      Deutsche Freiheit so wert, werter dem Biedermann

       Als des zinsenden Perus Gold

       Stehe furchtbar und hehr und unerschütterlich

       Wie dein donnerndes Felsenhaupt.

       Inhaltsverzeichnis

      Der Himmel war umzogen,

       Es war so trüb und schwül,

       Heiß kam der Wind geflogen

       Und trieb sein seltsam Spiel.

      Ich schlich in tiefem Sinnen,

       Von stillem Gram verzehrt –

       Was sollt ich nun beginnen?

       Mein Wunsch blieb unerhört.

      Wenn Menschen könnten leben

       Wie kleine Vögelein,

       So wollt ich zu ihr schweben

       Und fröhlich mit ihr sein.

      Wär hier nichts mehr zu finden,

       Wär Feld und Staude leer,

       So flögen, gleich den Winden

       Wir übers dunkle Meer.

      Wir blieben bei dem Lenze

       Und von dem Winter weit

       Wir hätten Frücht und Kränze

       Und immer gute Zeit.

      Die Myrte sproßt im Tritte

       Der Wohlfahrt leicht hervor

       Doch um des Elends Hütte

       Schießt Unkraut nur empor.

      Mir war so bang zumute

       Da sprang ein Kind heran,

       Schwang fröhlich eine Rute

       Und sah mich freundlich an.

      Warum mußt du dich grämen?

       O! weine doch nicht so,

       Kannst meine Gerte nehmen,

       Dann wirst du wieder froh.

      Ich nahm sie und es hüpfte

       Mit Freuden wieder fort

       Und stille Rührung knüpfte

       Sich an des Kindes Wort.

      Wie ich so bei mir dachte,

       Was soll die Rute dir?

       Schwankt aus den Büschen sachte

       Ein grüner Glanz zu mir.

      Die Königin der Schlangen

       Schlich durch die Dämmerung.

       Sie schien gleich goldnen Spangen,

       In wunderbarem Prunk.

      Ihr Krönchen sah ich funkeln

       Mit bunten Strahlen weit,

       Und alles war im Dunkeln

       Mit grünem Gold bestreut.

      Ich nahte mich ihr leise

       Und traf sie mit dem Zweig,

       So wunderbarerweise

       Ward ich unsäglich reich.

       Inhaltsverzeichnis

      Der müde Fremdling ist verschwunden

       Und hat dem Freunde Platz gemacht,

       Der aus so vielen trüben Stunden

       Ein treues Herz davongebracht.

       Auf immer nun mit euch verbunden,

       Von keinem Kummer mehr bewacht

       Hat er sich wieder selbst gefunden,

       Und manches, was er nicht gedacht.

      Ein Jahr mit seinen bunten Wochen

       Verstrich, wir wußten selbst nicht wie.

       Und anders, als wir uns versprochen

       Klang oft des Lebens Melodie.

       Doch fester ward mit jedem Tage

       Das liebe Band um unsern Strauß

       Und immer lauter ward die Sage,

       Ein Blinder Knabe wär im Haus.

      Es wußte Eine von euch beiden

       Gewiß, was an der Sage war.