lange wird es dauern, und –«, er richtet das Wort an Patricia, die sich über Monikas Temperament amüsiert. »Wir sollten Monika in die Gesellschaft einführen. Was meinst du?«
Sie fühlt Peters Blick auf sich ruhen.
»Also werden wir wohl unserer erwachsenen Tochter wegen ein Fest geben müssen«, sagt sie, so ruhig sie vermag.
Eifrig blättert Peter in seinem Taschenkalender.
»Da sind noch einige wichtige Reisen, Patricia, die muß ich erst hinter mich bringen. Wir reden später noch darüber.«
Pat wirft einen Blick auf Monika. Sie scheint es durchaus nicht eilig zu haben.
»Mir ist es gleichgültig – wann!« Sie denkt an Klaus-Dieter Adener, mit dem sie eine dicke Freundschaft verbindet. Sie mag ihn gut leiden. Aber als er einmal versuchte, sie auf dem Heimweg zu küssen, da hat sie ihm eine heftige Ohrfeige versetzt. Wenn er auch vier Jahre älter ist als sie, darf er sich noch lange nicht solche Freiheiten erlauben. So dick ist ihre Freundschaft nun wieder nicht.
*
Donald Johnson hat sich mit seiner Ehe abgefunden. Er lebt neben Mary wie ein Fremder dahin, indessen sie sich mit wahrer Leidenschaft in jedes Vergnügen stürzt.
Selbst wenn hier und da Rechnungen auf seinen Schreibtisch flattern, die er als unerhört hoch bezeichnet, schweigt er und zahlt.
Nur etwas bringt ihn in Erregung, nämlich wenn man ihm versteckte Andeutungen macht, daß Mary sehr viel in Lord Nortinghams Gesellschaft gesehen wird.
Mary ist wieder einmal auf irgendeiner Party. Sie hat sich auf die Lehne eines Sessels gehockt, ein Cocktailglas in der Hand. Es sind immer die gleichen Menschen, es werden die gleichen Getränke gereicht mit den üblichen Sandwiches. Es wird nach heißer Musik getanzt. Die Stimmung wird immer gelöster. Selbst Lord Nortingham wirbelt die zierliche Kathy im Kreis herum.
Angewidert setzt Mary ihr Glas auf den Tisch und verschwindet unauffällig. Im Wintergarten findet sie ein stilles Plätzchen. Der künstliche Brunnen rauscht, und sie ist müde. Sie hat bis zur Erschöpfung mitgetanzt.
Lord Nortingham! denkt sie, und sie sieht ihn genau vor sich – den Mann mit dem ererbten Titel, den reichen Nichtstuer mit dem knabenhaft rosigen Gesicht und der unverwüstlich guten Laune. Unwillkürlich taucht das kühne, charaktervolle Gesicht ihres Mannes vor ihr auf.
Sie kuschelt sich tiefer in den Sessel. Im Geiste zieht die letzte Unterredung mit Donald an ihr vorüber. Sie haben kaum Auseinandersetzungen. Sie gehen sich aus dem Weg, es ist, als sprächen sie verschiedene Sprachen.
Aber diese letzte Aussprache verfolgt sie. Deutlich hört sie Donald sagen:
»Sieht man dich auch einmal wieder?« Dabei waren seine Züge kalt.
»Hast du etwa Sehnsucht nach mir gehabt?« hat sie schnippisch geantwortet. »Du hängst doch deiner alten Liebe nach.«
Mit einem Lächeln, das sie in Wut versetzte, sah er auf sie herab. »Du hast mir einmal vorgeworfen, ich hätte dich um allerhand betrogen. Und du? Bist du mir nicht den Erben schuldig geblieben? Für wen schufte ich eigentlich?«
»Damit wir standesgemäß leben können«, hat sie prompt und leichthin erwidert. Daraufhin ist er in bitteres Lachen ausgebrochen.
»Nette Ansichten entwickelst du da. Weißt du das Neueste?«
Sie hat die Schultern gehoben und ihn von unten herauf erstaunt angesehen.
»Keine Ahnung!«
»Dann werde ich es dir sagen. Wir werden uns scheiden lassen.«
Danach war eine tiefe Stille eingetreten. Nie war ihr auch nur ein Gedanke daran gekommen. Sie war plötzlich aufgerüttelt, erwachte wie aus einem bedrückenden Traum. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
»Du – du willst dich scheiden lassen?« stammelte sie. Er nickte verbissen dazu.
»Dazu bin ich fest entschlossen«, hatte er mit einem grimmigen Ausdruck gesagt und sie mit raschen Schritten verlassen.
»Hier bist du?«
Mary schreckt aus ihrer Versunkenheit auf und blickt zu Lord Nortingham empor.
»Ach – du bist es.«
Er stützt die Hände auf ihre Lehne. »Hast du was? Ist dir nicht gut?«
Sie fährt sich mit einer fahrigen Bewegung über Augen und Haar.
»Doch, mir geht es gut, nur bin ich sehr müde.«
»Dann begleite ich dich selbstverständlich heim.«
Sie erhebt sich und reicht ihm die Hand. »Laß dich nicht stören, Adrian. Ich möchte allein heimfahren.«
»Aber es macht mir nichts aus, wirklich nicht«, beteuert er.
»Nein, bitte, laß mich«, sagt sie ungeduldig und geht hastig an ihm vorbei, der verdutzt hinter ihr her sieht. Was sie nur haben mag?
Ohne sich von der Gastgeberin zu verabschieden, holt sie sich ihren Abendmantel aus der Garderobe und geht aus dem Haus und zu den Garagen.
Sie läßt sich ihren Wagen vorfahren und braust davon. Das schöne Gesicht in unnatürlicher Starre geradeaus gerichtet.
In ihrem Heim angekommen, wirft sie David die Autoschlüssel zu. »Bring ihn in die Garage. Ich bleibe zu Hause.«
Sie eilt durch die Halle, hinauf in ihr Schlafzimmer und reißt sich fast die Kleider vom Leibe. Dann hüllt sie sich in einen seidenen Morgenrock und klingelt ihrer Zofe.
»Lassen Sie mir ein Bad ein, aber schnell«, befiehlt sie. Im Bad grübelt sie mit der gleichen starren Miene vor sich hin.
Scheidung will Donald? Warum eigentlich? Hat er einen Grund dazu? Oder denkt er immer noch an seine große Liebe, an eine Frau, die in Deutschland lebt und wie ein Schatten zwischen ihnen steht?
Jetzt gerade nicht, denkt sie verbissen, steigt aus der Wanne und macht sich für die Nacht zurecht.
Auf einmal kommt ihr Donalds Anerbieten äußerst seltsam vor. Sie wird ihn morgen zur Rede stellen. Vielleicht gibt es doch einen Weg, der sie wieder zusammenführt?
*
Mit den besten Vorsätzen erhebt Mary Johnson sich am folgenden Morgen und erscheint so zeitig zum Frühstück, daß der alte Diener vor Schreck beinahe das Tablett hätte fallen lassen.
»Hat mein Mann schon gefrühstückt?« fragt sie und läßt ihre Augen über den gedeckten Tisch gleiten. Da weiß sie schon Bescheid und winkt ab.
Sie nimmt nur eine Kleinigkeit
Toast zu sich, trinkt eine Tasse starken Kaffees dazu und geht dann voller Unruhe durch das Haus. Donald ist also schon unterwegs. Aber sie wird ihn heute noch stellen.
Sie begrüßt es beinahe als Erleichterung, als ihr Adrian Nortingham gemeldet wird.
»Liebling!« Er legt ihr eine selten schöne Orchidee in die Hand. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
Sie lacht unnatürlich auf. »Warum denn, Adrian? Weil ich deine Begleitung nicht angenommen habe? Bitte, nimm Platz. Was darf ich dir anbieten?«
»Kaffee, starken Kaffee, wenn ich bitten darf.« Er faßt sich an die Stirn. »Es war reichlich spät. Mir brummt jetzt noch der Kopf.«
Sie bestellt Kaffee und läßt im Wintergarten decken. Während er seinen Kaffee trinkt, raucht sie, weit in ihrem Sessel zurückgelehnt und die Beine von sich gestreckt. Sie trägt einen wunderbaren Hausanzug, der ihre schlanke Figur vorteilhaft zur Geltung bringt.
»Sag mal, Adrian«, beginnt sie und sieht ihn dabei nicht an, sondern ihrer Rauchwolke nach. »Hast du eigentlich viel Spaß an diesen albernen Partys?«
Er hätte sich fast verschluckt bei ihren Worten. Schnell setzt er die Tasse nieder.
»Du etwa nicht?«