Hotelzimmer und schläft ihren Rausch aus. Donald hat sie bis vor die Zimmertür gebracht. Sie hat gar nicht richtig begriffen, daß ihre Mutter nicht im Hause war, als sie sich am Telefon meldete.
Willig hat sie sich Donalds Führung überlassen, und nun schläft sie wie ein Murmeltier.
Patricia braucht längere Zeit, als sie gedacht hat. Die Straße ist teilweise vereist, und sie muß vorsichtig fahren. Der Himmel beginnt sich zu lichten, und als sie Köln erreicht hat, scheint bereits die Sonne.
Der arme Klaus-Dieter, denkt sie, indem sie den Wagen abstellt. Er geht ruhelos vor dem Portal hin und her. Als er sie erblickt, stürmt er auf Patricia los.
»Ich habe Monika nicht gefunden, Tante Pat«, sagt er voller Aufregung.
Patricia fröstelt. »Laß uns in den Speisesaal gehen, Klaus-Dieter«, bittet sie. »Ich habe die ganze Nacht kein Auge geschlossen.«
»Ich habe auch nicht geschlafen«, sagt er und steuert den Speisesaal an. Hier sind die Tische schon wieder gedeckt. Angenehme Wärme herrscht in dem Raum. Aufatmend läßt Patricia sich an einem der Tische in einem Sessel nieder.
Sie sieht blaß und sorgenvoll aus, und Klaus-Dieter streicht ihr tröstend aber den Handrücken.
»Wir werden den Ausreißer schon wiederfinden.«
»Moment mal«, sagt Patricia hastig und verläßt den Tisch. Verblüfft sieht Klaus-Dieter hinter der schönen Frau her.
Patricia sucht den Portier auf und unterhält sich mit ihm.
»Da haben Sie aber Glück gehabt, gnädige Frau«, erklärt er ihr in breiter behäbiger Art. »Eigentlich müßte meine Ablösung schon längst hier sein. Natürlich habe ich eine Zigeunerin gesehen. Sie hat ein Zimmer bei uns bezogen. Warten Sie mal.«
Er blättert in seinem Gästebuch, und sein Zeigefinger huscht über die Eintragungen.
»Da haben wir’s ja, da haben wir’s«, triumphiert er. »Zimmer Nummer acht. Fräulein Monika Bendler.«
»Das ist sie. Ich danke Ihnen.« Patricia strahlt und legt dem eifrigen Mann einen Geldschein auf die Theke.
Rasch geht sie zurück zu dem wartenden Klaus-Dieter.
»Ich habe sie gefunden«, frohlockt sie und ist wie umgewandelt. »Sie wohnt hier im Hotel, Klaus-Dieter. Sieher ist es gestern spät geworden, und sie wollte nicht in der Nacht heimfahren. Erst einen Schluck Kaffee, dann werfe ich Monika aus dem Bett.«
Der Kellner serviert, und als er sich entfernt, bedient Pat den jungen Mann, den sie sehr in ihr Herz geschlossen hat und von dem sie weiß, daß er Monika liebt, mit einer tiefen, selbstlosen Liebe.
»So«, sagt Patricia und schiebt ihre Tasse etwas von sich. »Nun gehe ich zu unserem Ausreißer. Du wartest hier, Klaus-Dieter. Daß ich nicht etwa dich dann auch noch suchen muß.«
»Ganz gewiß nicht, Tante Pat«, versichert er treuherzig.
Patricia steigt die breite, teppichbelegte Treppe empor und sucht in dem Gang nach dem Zimmer Nummer acht. Olme anzuklopfen, öffnet sie die Tür. So ein Leichtsinn, denkt sie, einfach die Tür offenzulassen.
Sie huscht in den Raum und läßt sich auf dem Bettrand nieder. Eine Weile betrachtet sie das schlafende Mädchen, das sorglos schlummert und nichts von der Angst weiß, die sie, Patricia, in der verflossenen Nacht durchgemacht hat.
Es tut ihr leid, Monika aus dem Schlaf zu reißen, doch es muß sein. Sie rüttelt sie an den Schultern, worauf diese verschlafen murmelt:
»Ist es denn schon so spät – Reserl? Ach, ich bin noch müde.«
»Wach auf, Monika!«
Beim Klang dieser Stimme wird Monika im Augenblick hellwach, sie bemerkt Patricia, sieht sich verwundert in dem fremden Zimmer um und weiß alles wieder.
»Mutti – du?«
»Ja, Kind, ich bin es leibhaftig.« Patricia streicht eine Locke aus Monikas Stirn. »Sag mal, Kind, warum hast du mich nicht angerufen? Bleibst einfach eine Nacht fort.«
Monika blinzelt und überlegt. »Weißt du, Mutti, mir ist so etwas in Erinnerung, als hätte Donald bei uns angerufen.«
»Wer?« entfährt es Patricia schroff.
»Nun, Donald, mit dem ich den Abend und die halbe Nacht getanzt habe. Weißt du, Mutti, mir war schlecht. Ich kann mich gar nicht so recht besinnen. Natürlich hat Donald angerufen. Aber du warst nicht im Hause.«
Patricia beginnt zu zittern. »Weil ich auf der Fahrt nach Köln war, um dich zu suchen und heimzuholen. Nun erzähl mir von diesem – Donald.«
Monika legt ihre Wange an die Patricias, wie sie es immer tut, wenn es etwas zu beichten gibt.
»Ach, Mutti, er ist der wunderbarste, der eleganteste und höflichste Mann, den es überhaupt gibt.«
»Bisher war doch Klaus-Dieter der wunderbarste, eleganteste und höflichste Mann der Welt«, kann Pat sich nicht verkneifen, mit einem belustigten Lächeln einzuwerfen.
»Ja, aber du kennst Donald nicht.«
Da kommt wieder die furchtbare Angst über sie, die Patricia fast den Atem nimmt.
»Und weiter weißt du nichts von ihm? Nur, daß er Donald heißt?«
»Nein, weiter nichts, Mutti. Fragt man denn im Fasching nach dem Namen?«
»Also wirst du ihn nicht wiedersehen, diesen Mann, von dem du nur in Superlativen sprichst?«
Monikas Augen werden groß. »Doch, Mutti. Wir wollen auch den heutigen Tag zusammen verbringen.« Das klingt recht kleinlaut, und leise setzt sie hinzu: »Deshalb glaube ich, hat er auch das Zimmer für mich gemietet. Weißt du, wegen der langen Hin- und Herfahrt.«
Donald! Donald! geht es Patricia wirr durch den Kopf. Blond, hochgewachsen und blauäugig.
»Ist er jung – dieser Donald?« fragt sie vorsichtig.
Monika überlegt kurz. »Ich glaube, nein, Mutti. Er muß in Vatis Alter sein. Aber ich habe mich in ihn verliebt.«
»So, du hast dich in ihn verliebt, und er könnte dein Vater sein«, wiederholt Patricia, und ihr Herz flattert dabei.
Lange betrachtet sie das junge Mädchen. Wie sehr sie das Kind liebt. Soll Monika das gleiche Schicksal beschieden sein wie ihr? Nein!
Sie löst Monikas Anne von ihrem Hals. Ihre Stimme klingt fest.
»Paß auf, du wirst dich jetzt waschen und anziehen. Inzwischen besorge ich dir ein Kleid. Unten im Speisesaal sitzt Klaus-Dieter, mit dem wirst du in meinem Wagen heimfahren. Keine Widerrede, Kind.«
Erstmals spricht Patricia mit dem Mädchen bestimmt und energisch.
»Wirst du tun, was ich dir sage?« forscht sie eindringlich.
Monika nickt. Tränen verdunkeln ihre Augen.
»Dann – dann werde ich ihn nicht wiedersehen, Mutti. Er wird mich heute erwarten«, schluchzt sie.
»Ich werde für dich hingehen, Moni, und mir den Mann ansehen. Du fährst mit Klaus-Dieter heim. Sei glücklich, daß dein Vati nichts von dieser Extratour weiß.«
»Aber – aber du hast doch morgen Geburtstag«, wirft Monika zögernd ein.
»Den feiern wir später, wenn Vati wieder da ist. Das verspreche ich dir. Also, hopp, hopp.«
Damit verläßt Patricia den Raum. Das Kostüm hat sie mit sich genommen. Sie geht sofort zur Portierloge und bittet um ein Zimmer.
Auch diesmal verschmäht sie den Lift und geht zu Fuß die Treppe empor. Sie besieht sich das Zimmer. Es ist nett eingerichtet und blitzsauber. Das Kostüm hängt sie in den Schrank, dann geht sie in den Speisesaal zurück, wo Klaus-Dieter sie mit Spannung erwartet. Er springt auf und rückt ihr den Sessel zurecht.
Wie