überrascht. Er taxiert die kostbaren Gemälde, die echten Teppiche, er wirft einen schnellen Blick in die geöffneten und in die Halle mündenden Zimmer. Überall Blumen, Behaglichkeit und Kostbarkeiten.
Patricia stellt sich an die breite Flügeltür, die im Sommer meist offensteht und die auf die Terrasse führt.
Sie hört, wie er neben sie tritt.
»Du hast dich in ein schönes, kostbares Nest gesetzt, Patricia«, sagt er. Seine Worte verletzen Patricia irgendwie, sie kommen ihr überheblich und auch ein wenig geringschätzig vor.
Gerade will sie den Mund zu ei-
ner Erwiderung öffnen, als Peter eintritt.
Die beiden Herren stellen sich vor und wechseln einen kurzen Händedruck. Auf beiden Seiten geht es sehr korrekt zu. Peter vermeidet es, seine Frau anzusehen.
»Vielleicht haben Sie sich noch etwas zu sagen?« bemerkt Peter und will gehen. Patricia hält ihn zurück.
»Einen Moment, Peter«, erwidert sie leise, mit einem schmerzlichen Blick auf Donald. »Ich möchte, daß du dabei bist, wenn ich mit Mr. Johnson spreche.«
»Bitte!«
Peter holt sein Zigarettenetui hervor, reicht es seinem Gast, und beide zünden sie sich eine Zigarette an.
»Bitte, gib mir auch eine.«
Patricia lächelt Peter zu, so daß er vor Schreck das Etui fallen läßt. Schnell hebt er es wieder auf und reicht ihr eine Zigarette.
»Ja«, beginnt Patricia und geht hin und her, von zwei Augenpaaren aufmerksam verfolgt. »Ich muß mit dir reden, Donald.«
»Darauf warte ich, obgleich ich der Ansicht bin, daß zwischen uns alles klar ist«, antwortet er gelassen.
»Nein«, fährt Patricia fort. »Noch ist nichts klar.« Mit einem Ruck bleibt sie vor Donald stehen und sieht ihn aufmerksam forschend an. »Du hast behauptet, ich hätte mich in ein kostbares Nest gesetzt. Das stimmt durchaus nicht, Donald. Alles, was du hier siehst und bewundert hast, ich habe es bemerkt, habe ich schwer erarbeitet. Mein Mann hat dafür geschuftet, und ich habe ihm dabei geholfen, wie ich konnte.«
Ein kleines, schmerzliches Lächeln huscht über ihre Züge.
»Du wirst ohne mich zurückfahren müssen.«
»Patricia!«
»Patricia!«
Ein entsetzter Ausruf aus Donalds Mund, ein überraschter aus Peters.
»Ja, Peter«, wendet sie sich an den Gatten, »ich bleibe da, wohin ich gehöre, in dieses Haus, an deine Seite und zu deinem Kind, denn – denn –« Sie senkt den Kopf und spricht dann mit klarer Stimme weiter: »Denn ich liebe dich, Peter.«
Donald Johnson bemerkt die Fassungslosigkeit Bendlers. Er lächelt ebenfalls, aber mit trauriger Resigna-tion.
»Du bist nicht nur wunderschön, Patricia«, würgt er hervor. »Du bist auch eine wundervolle Frau und wirst weiterhin ein Traum für mich bleiben.«
»Patricia!« Peter legt den Arm um seine Frau, er fühlt, wie sie zittert. Sie bemerken beide nicht, wie Donald Johnson die Halle und das Haus verläßt. »Hast du es dir auch genau überlegt? Du nimmst Abschied von deiner Jugendliebe.«
Tränen quellen unter Patricias Wimpern hervor. Sie legt den Kopf an seine Schulter.
»Sehr genau, Peter – ich liebe dich wirklich. Es war ein dummer, törichter Traum. Du bist für mich die Wirklichkeit.«
»Oh, Patricia!« Noch nie hat Peter seine junge Frau so heftig umarmt und geküßt. »Ich hätte dich zwar nicht zurückgehalten, aber ich wäre unglücklich geworden. Denn ich liebe dich.«
In diesem Augenblick, da Patricia in Peters Armen vor Glück weint, platzt Gottfried in die Halle.
»Der Wagen steht bereit, Herr Generaldirektor«, meldet er und bemüht sich, so gleichgültig wie möglich auszusehen.
Peter dreht sich um, schaut zuerst auf Gottfried, dann auf Patricia.
»Du mußt fahren, Peter, bitte, nimm auf mich und meinen Geburtstag keine Rücksicht.«
»Ich werde auch fahren, mein Liebling, aber ich nehme dich mit«, sagt er entschlossen, und dann brüllt er in die Stille des Hauses: »Reserl, Reserl!«
»Ich komme ja schon, ach du meine Güte, was ist denn nun schon wieder nicht in Ordnung«, jammert die Al-
te.
Peter nimmt Reserl um die Schultern und schiebt sie der Treppe zu.
»Alles in Ordnung. Schnell, hol aus dem Zimmer der gnädigen Frau den Nerzmantel. Aber rasch.«
»Ja doch, ja doch, ich renne ja schon.« Damit keucht sie über die Treppe. Im Hintergrund tauchen die neugierigen Gesichter von Monika und Klaus-Dieter auf.
»Was ist denn hier los, Vati? Und warum brüllst du so?« fragt Monika, wobei sie sich scheu an Klaus-Dieter drückt.
»Hat hier einer gebrüllt?« fragt Peter mit dem unschuldigsten Gesicht.
Inzwischen kommt Reserl zurück.
»Ach du liebes bißchen«, sagt sie und streichelt über den kostbaren Pelz. Peter nimmt ihn aus ihren Händen und legt ihn Patricia zärtlich um.
»Aber Peter«, protestiert Patricia unter Tränen. »So kann ich doch nicht mit dir gehen. Im Morgenrock und im Nerzmantel.«
»Schnell, schnell«, kommandiert Peter und gibt Gottfried einen Wink, seinen Koffer zu bringen. Zu Patricia sagt er lachend: »Als Frau Generaldirektor kannst du auch im Morgenrock und Nerzmantel nach Brüssel fliegen. Wir kaufen unterwegs alles, was du nötig hast. Nur schnell, sonst versäumen wir das Flugzeug.«
Reserl ist von allem Respekt verlassen. Sie sinkt in den nächststehenden Sessel.
»Jetzt ist er verrückt geworden, der Herr Generaldirektor.«
Peter Bendler winkt übermütig zurück.
»Rede keinen Unsinn, du alte Unke, nur glücklich bin ich, ganz unvernünftig glücklich.«
»Mutti!« Monika jagt hinter dem Paar her. »Und was wird aus unserer Geburtstagsfeier?«
Auch hier gibt Peter wieder die Antwort. Patricia ist vor Glück verstummt und läßt gern über sich bestimmen.
»Den feiert mal schön ohne uns. Wiedersehen. Wir telegrafieren, wann wir wiederkommen. Jetzt gehen wir auf die Hochzeitsreise.«
*
Wieder sitzt Patricia in einem schweren Wagen, und wieder lehnt sie das dunkle Haupt an die Schulter eines Mannes.
»Bist du glücklich, Pat?« fragt Peter leise und preßt sie fest an seine Seite.
»Sehr, Peter. Ach, warum haben wir nicht schon viel früher eine gemeinsame Reise unternommen.«
»Das wird alles anders«, verspricht er ihr. »Von nun an widme ich mich meiner wunderschönen Patricia, wie es sich für einen unbeschreiblich glücklichen Ehemann gehört.«
»Ach, Peter!« Patricia schmiegt sich innig an ihn und bleibt stumm bis zum Flughafen.
Der silberglänzende Vogel erhebt sich in die Luft. Er trägt ein glückliches Paar an Bord, das jetzt erst eine richtige Ehe beginnt.
*
»Und was machen wir nun?« fragt Monika und blickt von Reserl auf Klaus-Dieter. Sie schmunzeln beide.
»Dein Vater ist ein Pfundskerl«, sagt er lobend.
»Endlich hat er bemerkt, daß er eine junge schöne Frau hat«, läßt Reserl sich vernehmen. »Wir werden ohne deine Mutti feiern. Und wie wir feiern werden«, verspricht sie und eilt in die Küche.
Lange bleibt es still zwischen dem jungen Paar… Monika wagt kaum,