Фридрих Вильгельм Ницше

Gesammelte Werke


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plät­schern höre, gleich Re­den der Weis­heit, näm­lich reich­lich und un­er­müd­lich: ich – will Wein!

      Nicht je­der ist gleich Za­ra­thustra ein ge­bor­ner Was­ser­trin­ker. Was­ser taugt auch nicht für Müde und Ver­welk­te: uns ge­bührt Wein, – der erst giebt plötz­li­ches Ge­ne­sen und steg­rei­fe Ge­sund­heit!«

      Bei die­ser Ge­le­gen­heit, da der Wahr­sa­ger nach Wein be­gehr­te, ge­sch­ah es, dass auch der Kö­nig zur Lin­ken, der Schweig­sa­me, ein­mal zu Wor­te kam. »Für Wein, sprach er, tru­gen wir Sor­ge, ich sammt mei­nem Bru­der, dem Kö­ni­ge zur Rech­ten: wir ha­ben Weins ge­nug, – einen gan­zen Esel voll. So fehlt Nichts als Brod.«

      »Brod? ent­geg­ne­te Za­ra­thustra und lach­te dazu. Nur ge­ra­de Brod ha­ben Ein­sied­ler nicht. Aber der Mensch lebt nicht vom Brod al­lein, son­dern auch vom Flei­sche gu­ter Läm­mer, de­ren ich zwei habe:

      – Die soll man ge­schwin­de schlach­ten und wür­zig, mit Sal­bei, zu­be­rei­ten: so lie­be ich’s. Und auch an Wur­zeln und Früch­ten fehlt es nicht, gut ge­nug selbst für Le­cker- und Schmecker­lin­ge; noch an Nüs­sen und an­dern Räth­seln zum Knacken.

      Also wol­len wir in Kür­ze eine gute Mahl­zeit ma­chen. Wer aber mit es­sen will, muss auch mit Hand an­le­gen, auch die Kö­ni­ge. Bei Za­ra­thustra näm­lich darf auch ein Kö­nig Koch sein.«

      Mit die­sem Vor­schla­ge war Al­len nach dem Her­zen ge­re­det: nur dass der frei­wil­li­ge Bett­ler sich ge­gen Fleisch und Wein und Wür­zen sträub­te.

      »Nun hört mir doch die­sen Schlem­mer Za­ra­thustra! sag­te er scherz­haft: geht man dazu in Höh­len und Hoch-Ge­bir­ge, dass man sol­che Mahl­zei­ten macht?

      Nun frei­lich ver­ste­he ich, was er einst uns lehr­te: »Ge­lobt sei die klei­ne Ar­muth!« Und warum er die Bett­ler ab­schaf­fen will.«

      »Sei gu­ter Din­ge, ant­wor­te­te ihm Za­ra­thustra, wie ich es bin. Blei­be bei dei­ner Sit­te, du Treff­li­cher, mal­me dei­ne Kör­ner, trink dein Was­ser, lobe dei­ne Kü­che: wenn sie dich nur fröh­lich macht!

      Ich bin ein Ge­setz nur für die Mei­nen, ich bin kein Ge­setz für Alle. Wer aber zu mir ge­hört, der muss von star­ken Kno­chen sein, auch von leich­ten Füs­sen, –

      – lus­tig zu Krie­gen und Fes­ten, kein Düs­ter­ling, kein Traum-Hans, be­reit zum Schwers­ten wie zu sei­nem Fes­te, ge­sund und heil.

      Das Bes­te ge­hört den Mei­nen und mir; und giebt man’s uns nicht, so neh­men wir’s: – die bes­te Nah­rung, den reins­ten Him­mel, die stärks­ten Ge­dan­ken, die schöns­ten Fraun!« –

      Also sprach Za­ra­thustra; der Kö­nig zur Rech­ten aber ent­geg­ne­te: »Selt­sam! Ver­nahm man je sol­che klu­ge Din­ge aus dem Mun­de ei­nes Wei­sen?

      Und wahr­lich, das ist das Selt­sams­te an ei­nem Wei­sen, wenn er zu al­le­dem auch noch klug und kein Esel ist.«

      Also sprach der Kö­nig zur Rech­ten und wun­der­te sich; der Esel aber sag­te zu sei­ner Rede mit bö­sem Wil­len I-A. Diess aber war der An­fang von je­ner lan­gen Mahl­zeit, wel­che »das Abend­mahl« in den His­to­ri­en-Bü­chern ge­nannt wird. Bei der­sel­ben aber wur­de von nichts An­de­rem ge­re­det als vom hö­he­ren Men­schen.

      Vom höheren Menschen

      1

      Als ich zum ers­ten Male zu den Men­schen kam, da that ich die Ein­sied­ler-Thor­heit, die gros­se Thor­heit: ich stell­te mich auf den Markt.

      Und als ich zu Al­len re­de­te, re­de­te ich zu Kei­nem. Des Abends aber wa­ren Seil­tän­zer mei­ne Ge­nos­sen, und Leich­na­me; und ich sel­ber fast ein Leich­nam.

      Mit dem neu­en Mor­gen aber kam mir eine neue Wahr­heit: da lern­te ich spre­chen »Was geht mich Markt und Pö­bel und Pö­bel-Lärm und lan­ge Pö­bel-Ohren an!«

      Ihr hö­he­ren Men­schen, Diess lernt von mir: auf dem Markt glaubt Nie­mand an hö­he­re Men­schen. Und wollt ihr dort re­den, wohl­an! Der Pö­bel aber blin­zelt »wir sind Alle gleich.«

      »Ihr hö­he­ren Men­schen, – so blin­zelt der Pö­bel – es giebt kei­ne hö­he­ren Men­schen, wir sind Alle gleich, Mensch ist Mensch, vor Gott – sind wir Alle gleich!«

      Vor Gott! – Nun aber starb die­ser Gott. Vor dem Pö­bel aber wol­len wir nicht gleich sein. Ihr hö­he­ren Men­schen, geht weg vom Markt!

      2

      Vor Gott! – Nun aber starb die­ser Gott! Ihr hö­he­ren Men­schen, die­ser Gott war eure gröss­te Ge­fahr.

      Seit er im Gra­be liegt, seid ihr erst wie­der auf­er­stan­den. Nun erst kommt der gros­se Mit­tag, nun erst wird der hö­he­re Mensch – Herr!

      Ver­stan­det ihr diess Wort, oh mei­ne Brü­der? Ihr seid er­schreckt: wird eu­ren Her­zen schwind­lig? Klafft euch hier der Ab­grund? Kläfft euch hier der Höl­len­hund?

      Wohl­an! Wohl­auf! Ihr hö­he­ren Men­schen! Nun erst kreisst der Berg der Men­schen-Zu­kunft. Gott starb: nun wol­len wir, – dass der Über­mensch lebe.

      3

      Die Sorg­lichs­ten fra­gen heu­te: »wie bleibt der Mensch er­hal­ten?« Za­ra­thustra aber fragt als der Ein­zi­ge und Ers­te: »wie wird der Mensch über­wun­den

      Der Über­mensch liegt mir am Her­zen, der ist mein Ers­tes und Ein­zi­ges, – und nicht der Mensch: nicht der Nächs­te, nicht der Ärms­te, nicht der Lei­dends­te, nicht der Bes­te –

      Oh mei­ne Brü­der, was ich lie­ben kann am Men­schen, das ist, dass er ein Über­gang ist und ein Un­ter­gang. Und auch an euch ist vie­les, das mich lie­ben und hof­fen macht.

      Dass ihr ver­ach­te­tet, ihr hö­he­ren Men­schen, das macht mich hof­fen. Die gros­sen Ver­ach­ten­den näm­lich sind die gros­sen Ver­eh­ren­den.

      Dass ihr ver­zwei­fel­tet, dar­an ist Viel zu eh­ren. Denn ihr lern­tet nicht, wie ihr euch er­gä­bet, ihr lern­tet die klei­nen Klug­hei­ten nicht.

      Heu­te näm­lich wur­den die klei­nen Leu­te Herr: die pre­di­gen Alle Er­ge­bung und Be­schei­dung und Klug­heit und Fleiss und Rück­sicht und das lan­ge Und-so-wei­ter der klei­nen Tu­gen­den.

      Was von Weibs­art ist, was von Knechts­art stammt und son­der­lich der Pö­bel-Misch­masch: Das will nun Herr wer­den al­les Men­schen-Schick­sals – oh Ekel! Ekel! Ekel!

      Das frägt und frägt und wird nicht müde: »Wie er­hält sich der Mensch, am bes­ten, am längs­ten, am an­ge­nehms­ten?« Da­mit – sind sie die Herrn von Heu­te.

      Die­se Herrn von Heu­te über­win­det mir, oh mei­ne Brü­der, – die­se klei­nen Leu­te: die sind des Über­menschen gröss­te Ge­fahr!

      »Über­win­det mir, ihr hö­he­ren Men­schen, die klei­nen Tu­gen­den, die klei­nen Klug­hei­ten, die Sand­korn-Rück­sich­ten, den Amei­sen-Krib­bel­kram, das er­bärm­li­che Be­ha­gen, das »Glück der Meis­ten« –!

      Und lie­ber ver­zwei­felt, als dass ihr euch er­gebt. Und, wahr­lich, ich lie­be euch da­für, dass ihr heu­te nicht zu le­ben wisst, ihr hö­he­ren Men­schen! So näm­lich lebt ih­r – am