Фридрих Вильгельм Ницше

Gesammelte Werke


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auf­wächst: lang, schwei­gend, hart, al­lein, bes­ten bieg­sams­ten Hol­zes, herr­lich, –

      – zu­letzt aber hin­aus­grei­fend mit star­ken grü­nen Äs­ten nach sei­ner Herr­schaft, star­ke Fra­gen fra­gend vor Win­den und Wet­tern und was im­mer auf Hö­hen hei­misch ist,

      – stär­ker ant­wor­tend, ein Be­feh­len­der, ein Sieg­rei­cher: oh wer soll­te nicht, sol­che Ge­wäch­se zu schaun, auf hohe Ber­ge stei­gen?

      Dei­nes Bau­mes hier, oh Za­ra­thustra, er­labt sich auch der Düs­te­re, der Miss­rat­he­ne, an dei­nem An­bli­cke wird auch der Un­stä­te si­cher und heilt sein Herz.

      Und wahr­lich, zu dei­nem Ber­ge und Bau­me rich­ten sich heu­te vie­le Au­gen; eine gros­se Sehn­sucht hat sich auf­ge­macht, und Man­che lern­ten fra­gen: wer ist Za­ra­thustra?

      Und wem du je­mals dein Lied und dei­nen Ho­nig in’s Ohr ge­träu­felt: alle die Ver­steck­ten, die Ein­sied­ler, die Zwei­sied­ler spra­chen mit Ei­nem Male zu ih­rem Her­zen:

      »Lebt Za­ra­thustra noch? Es lohnt sich nicht mehr zu le­ben, Al­les ist gleich, Al­les ist um­sonst: oder – wir müs­sen mit Za­ra­thustra le­ben!«

      »Wa­rum kommt er nicht, der sich so lan­ge an­kün­dig­te? also fra­gen Vie­le; ver­schlang ihn die Ein­sam­keit? Oder sol­len wir wohl zu ihm kom­men?«

      Nun ge­schieht’s, dass die Ein­sam­keit sel­ber mür­be wird und zer­bricht, ei­nem Gra­be gleich, das zer­bricht und sei­ne Tod­ten nicht mehr hal­ten kann. Über­all sieht man Au­fer­stan­de­ne.

      Nun stei­gen und stei­gen die Wel­len um dei­nen Berg, oh Za­ra­thustra. Und wie hoch auch dei­ne Höhe ist, Vie­le müs­sen zu dir hin­auf; dein Na­chen soll nicht lan­ge mehr im Trock­nen sit­zen.

      Und dass wir Verzwei­feln­de jetzt in dei­ne Höh­le ka­men und schon nicht mehr ver­zwei­feln: ein Wahr- und Vor­zei­chen ist es nur, da­von, dass Bes­se­re zu dir un­ter­wegs sind, –

      – denn er sel­ber ist zu dir un­ter­wegs, der letz­te Rest Got­tes un­ter Men­schen, das ist: alle die Men­schen der gros­sen Sehn­sucht, des gros­sen Ekels, des gros­sen Über­drus­ses,

      – Alle, die nicht le­ben wol­len, oder sie ler­nen wie­der hof­fen – oder sie ler­nen von dir, oh Za­ra­thustra, die gros­se Hoff­nung!«

      Also sprach der Kö­nig zur Rech­ten und er­griff die Hand Za­ra­thustra’s, um sie zu küs­sen; aber Za­ra­thustra wehr­te sei­ner Ver­eh­rung und trat er­schreckt zu­rück, schwei­gend und plötz­lich wie in wei­te Fer­nen ent­flie­hend. Nach ei­ner klei­nen Wei­le aber war er schon wie­der bei sei­nen Gäs­ten, blick­te sie mit hel­len, prü­fen­den Au­gen an und sprach:

      Mei­ne Gäs­te, ihr hö­he­ren Men­schen, ich will deutsch und deut­lich mit euch re­den. Nicht auf euch war­te­te ich hier in die­sen Ber­gen.

      (»Deutsch und deut­lich? Dass Gott er­barm! sag­te hier der Kö­nig zur Lin­ken, bei Sei­te; man merkt, er kennt die lie­ben Deut­schen nicht, die­ser Wei­se aus dem Mor­gen­lan­de!

      Aber er meint »deutsch und derb« – wohl­an! Das ist heut­zu­ta­ge noch nicht der schlimms­te Ge­schmack!«)

      »Ihr mögt wahr­lich ins­ge­sammt hö­he­re Men­schen sein, fuhr Za­ra­thustra fort: aber für mich – seid ihr nicht hoch und stark ge­nug.

      Für mich, das heisst: für das Uner­bitt­li­che, das in mir schweigt, aber nicht im­mer schwei­gen wird. Und ge­hört ihr zu mir, so doch nicht als mein rech­ter Arm.

      Wer näm­lich sel­ber auf kran­ken und zar­ten Bei­nen steht, gleich euch, der will vor Al­lem, ob er’s weiss oder sich ver­birgt: dass er ge­schont wer­de.

      Mei­ne Arme und mei­ne Bei­ne aber scho­ne ich nicht, ich scho­ne mei­ne Krie­ger nicht: wie­so könn­tet ihr zu mei­nem Krie­ge tau­gen?

      Mit euch ver­dür­be ich mir je­den Sieg noch. Und Man­cher von euch fie­le schon um, wenn er nur den lau­ten Schall mei­ner Trom­meln hör­te.

      Auch seid ihr mir nicht schön ge­nug und wohl­ge­bo­ren. Ich brau­che rei­ne glat­te Spie­gel für mei­ne Leh­ren; auf eu­rer Ober­flä­che ver­zerrt sich noch mein eig­nes Bild­niss.

      Eure Schul­tern drückt man­che Last, man­che Erin­ne­rung; manch schlim­mer Zwerg hockt in eu­ren Win­keln. Es giebt ver­bor­ge­nen Pö­bel auch in euch.

      Und seid ihr auch hoch und hö­he­rer Art: Vie­les an euch ist krumm und miss­ge­stalt. Da ist kein Schmied in der Welt, der euch mir zu­recht und ge­ra­de schlü­ge.

      Ihr seid nur Brücken: mö­gen Hö­he­re auf euch hin­über schrei­ten! Ihr be­deu­tet Stu­fen: so zürnt Dem nicht, der über euch hin­weg in sei­ne Höhe steigt!

      Aus eu­rem Sa­men mag auch mir einst ein äch­ter Sohn und voll­kom­me­ner Erbe wach­sen: aber das ist fer­ne. Ihr sel­ber seid Die nicht, wel­chen mein Erb­gut und Name zu­ge­hört.

      Nicht auf euch war­te ich hier in die­sen Ber­gen, nicht mit euch darf ich zum letz­ten Male nie­der­stei­gen. Als Vor­zei­chen kamt ihr mir nur, dass schon Hö­he­re zu mir un­ter­wegs sind, –

      – nicht die Men­schen der gros­sen Sehn­sucht, des gros­sen Ekels, des gros­sen Über­drus­ses und Das, was ihr den Über­rest Got­tes nann­tet.

      – Nein! Nein! Drei Mal Nein! Auf An­de­re war­te ich hier in die­sen Ber­gen und will mei­nen Fuss nicht ohne sie von dan­nen he­ben,

      – auf Hö­he­re, Stär­ke­re, Sieg­haf­te­re, Wohl­ge­muthe­re, Sol­che, die recht­wink­lig ge­baut sind an Leib und See­le: la­chen­de Lö­wen müs­sen kom­men!

      Oh, mei­ne Gast­freun­de, ihr Wun­der­li­chen, – hör­tet ihr noch Nichts von mei­nen Kin­dern? Und dass sie zu mir un­ter­wegs sind?

      Sprecht mir doch von mei­nen Gär­ten, von mei­nen glück­se­li­gen In­seln, von mei­ner neu­en schö­nen Art, – warum sprecht ihr mir nicht da­von?

      Diess Gast­ge­schenk er­bit­te ich mir von eu­rer Lie­be, dass ihr mir von mei­nen Kin­dern sprecht. Hier­zu bin ich reich, hier­zu ward ich arm: was gab ich nicht hin,

      – was gäbe ich nicht hin, dass ich Eins hät­te: die­se Kin­der, die­se le­ben­di­ge Pflan­zung, die­se Le­bens­bäu­me mei­nes Wil­lens und mei­ner höchs­ten Hoff­nung!«

      Also sprach Za­ra­thustra und hielt plötz­lich inne in sei­ner Rede: denn ihn über­fiel sei­ne Sehn­sucht, und er schloss Au­gen und Mund vor der Be­we­gung sei­nes Her­zens. Und auch alle sei­ne Gäs­te schwie­gen und stan­den still und be­stürzt: nur dass der alte Wahr­sa­ger mit Hän­den und Ge­bär­den Zei­chen gab.

      Das Abendmahl

      An die­ser Stel­le näm­lich un­ter­brach der Wahr­sa­ger die Be­grüs­sung Za­ra­thustra’s und sei­ner Gäs­te: er dräng­te sich vor, wie Ei­ner, der kei­ne Zeit zu ver­lie­ren hat, fass­te die Hand Za­ra­thustra’s und rief: »Aber Za­ra­thustra!

      Eins ist nothwen­di­ger als das And­re, so re­dest du sel­ber: wohl­an, Eins ist mir jetzt nothwen­di­ger als al­les An­de­re.

      Ein Wort zur rech­ten Zeit: hast du mich nicht zum Mah­le ein­ge­la­den? Und hier sind vie­le, die lan­ge Wege mach­ten. Du willst uns doch nicht mit Re­den ab­spei­sen?

      Auch