Karl Kiesewetter

Der Occultismus des Altertums


Скачать книгу

gleicher Zeit führte die allwissende und vortrefflichste Weisheit den Menschen Feruer zu und sprach: Welcher Gewinn für euch, Körper in der Welt zu beleben! Seid daher im Kampfe gegen die Druschts und macht die Druschts schwinden! Am Ende sollt ihr in den ersten Zustand zurückkehren. Seligkeit soll euch werden, Unsterblichkeit ohne Veraltung, ohne Übel. Meine Fittige sollen euch gegen den Feind decken! – Darauf kam des Menschen Feruer, durch des Allwissenden Geist gegen die Druschts des Angrômainyus geschützt, in die Welt und ward sichtbar. Am Ende der Zeit wird er, vom Feinde Peetiaré errettet, des ersten Glücks genießen, wenn die Toten neu leben, durch alle Ewigkeiten der Wesendauer.

      Angrômainyus, der Machtberaubte, und alle Dews mit ihm sahen den Menschen und stürzten vor seiner Macht zu Boden. Eine Zeitlänge von drei Jahrtausenden mußte Angrômainyus angekettet liegen, und wie er so gebunden lag, sprach jeder der Dews zu ihm: Auf und mit mir! Ich will diesen Ahuramazdâ und die Amschaspands in dieser Welt bestürmen und zusammentreiben! – Der Arge überlegte zweimal und war sehr unzufrieden, denn Furcht vor dem reinen Menschen hielt Angrômainyus zurück. Am Schluß der dreitausend Jahre kam der Darvand Djé zu ihm und sprach: O Angrômainyus, mache dich auf mit mir! Ich will hinaus in die Welt, Ahuramazdâ und die Amschaspands bekriegen und sie ängstigen! – Der Übelthäter überzählte zweimal seine Dews, aber mit Verdruß. – Angrômainyus wollte sich gern von seinem Kummer beim Anblick des reinen Menschen losmachen, aber der Darvand Djé sprach: Auf, mit mir zum Krieg! Welche Plagen will ich über die reinen Menschen und arbeitenden Rinder ausgießen! Wenn ich meinen Willen an ihnen vollbracht habe, so sollen sie, so wahr ich bin, nicht leben! Zerstören will ich ihr Licht, durchdringen das Wasser, die Bäume, das Feuer Ahuramazdâs, ja alle Geschöpfe Ahuramazdâs.

      Der nichts als Böses thut übersah nochmals seine Heere, und siehe, wie außer sich vor Freude, sprang er aus dem Kleinmut, welcher bis jetzt gefangen hielt, und küßte Djés Haupt. Djé ist der Schöpfer der Unreinigkeit, die man der Weiber Zeit nennt. Angrômainyus sprach zu Djé: Was du nur immer wünschen kannst, nimm von mir! Djés Bitte war: Mit Menschengestalt wollte ich bekleidet sein, gieb sie mir! – Angrômainyus bildete eines fünfzehnjährigen Jünglings schönen Leib und zeigte ihn Djé, und Djé, unsauber in Gedanken, trug ihn davon.

      Nach diesem stellte sich Angrômainyus in Begleitung aller Dews vors Licht und sah den Himmel, und die nur Zerrüttung sinnenden Dews gedachten, wie sie ihn stürzten. Angrômainyus allein drang in den Himmel. In Schlangengestalt sprang er vom Himmel auf die Erde.

      Am Tage Ahuramazdâ des Monats Farvardin[186] lief er von Süden aus und sah den Himmel, aber Schauder und Schreck durchfuhr ihn, wie das Schaf vor dem Wolf. Er zog in die Wolken, sah unter sich die Erde und drang durch die gemachte Öffnung in die Mitte der Erde. Darauf durchfuhr er die Bäume, den Stier, Kaiomorts[187] und das Feuer. In Fliegengestalt durchstreifte er alles Geschaffene. Gegen Süden, in Mittag verheerte er die Erde durchaus, und Alles überzog Schwärze wie Nacht. Danach schickte er fressende Kahrfesters auf die Erde, welche Gift haben, wie Schlangen, Skorpione, Kröten usw. Alles verbrannte bis zur Wurzel, und nichts konnte den Kahrfesters widerstehen. Glutheißes Wasser regnete auf die Bäume und machte sie im Augenblick verdorren. Der grausam plagende Verin und Boschasp[188] mußten sich auf den Stier und Kaiomorts stürzen, um sie an der Brust zu fassen.

      Vor des Stiers Erscheinung schuf Ahuramazdâ Binak, das Wasser der Gesundheit. Wer daraus an der Quelle trank, mußte ihre ganze Heilkraft spüren.

      Der, dessen ganzer Wille Böses war, schlug durch sein Gift den Stier, daß er krank darnieder sank und seufzend starb.

      Im Sterben sprach er noch: Siehe, was geschehen muß für die Tiere, die noch werden sollen. Mein Wille ist, sie vor dem Bösen zu schützen!

      Ehe Kaiomorts ward, schuf Ahuramazdâ das Wasser Chei[189] und brachte es zu ihm. Mit großem Ruhm spricht das Gesetz von dem Wasser Chei, welches Kaiomorts Lichtglanz und Jugend verlieh.

      Kaiomorts sah die Welt in Finsternis wie die Nacht, und wie die durch Kahrfesters verbrannte Erde kaum noch bestand. Am Himmel liefen Sonne und Mond in ihren Bahnen, und die Dews von Mazenderan kämpften gegen die Fixsterne. Denn Angrômainyus hatte außer dem, was er gegen Kaiomorts Böses im Sinne hatte, einen Plan, welcher war der ganzen Welt Zerstörung. Astruiad[190] mußte mit tausend Dews, Kunstmeistern des Todes, Kaiomorts besitzen; aber seine Zeit war noch nicht gekommen, daher vermochten sie nichts an seinem Körper, denn es heißt: Zur Zeit der Ankunft Angrômainyus Peetiarés war Kaiomorts schon im Leben; schon dreißig Jahre war er König. Nach der Ankunft Peetiarés lebte er noch dreißig Jahre. Kaiomorts sprach zu ihm: Du bist wie ein Feind gekommen; aber alle Menschen meines Samens werden thun, was rein ist, verdienstvolle Werke und dich zu Boden stürzen!

      Nach diesem drang Angrômainyus ins Feuer und ließ schwarzen Rauchdampf daraus aufsteigen. Geschützt durch ein Heer von Dews mischte er sich unter die Planeten und versuchte sich mit dem Sternenhimmel zu messen und drang durch die Fixsterne und an allen Orten hervor. Durch neunzig Tage und neunzig Nächte standen des Himmels Izeds im Kampfe mit Angrômainyus und den Dews aller Welt. Die Dews stürzten entkräftet in den Abgrund, und der Himmel half den Izeds, daß Angrômainyus sich nicht mehr an sie wagen durfte. Aus des Abgrunds Mitte stieg Angrômainyus auf die Erde, durchbrach sie, zeigte sich darauf und durchreiste sie; Alles in der Welt kehrte er um. Als Feind des Guten mischte er sich in Alles, zeigte sich in Allem und suchte Böses zu schaffen oben und unten.

      Es steht ferner geschrieben, daß im Augenblick, da der noch einzig geschaffene Urstier starb, Kaiomorts aus seiner rechten Schulter hervorging. Nach seinem Tode kam aus seiner linken Schulter Goschorun als Seele des einzig geschaffenen Stiers. Goschorun, also geboren, verweilte bei dem Leichnam des Stiers und erhob ein lautes Geschrei wie tausend Menschen. Er trat vor Ahuramazdâ mit diesen Worten: Wen hast du zum König der Erde gesetzt? Angrômainyus geht darauf aus, in Eile die Erde zu zertrümmern, die Bäume zu schädigen und sie durch feuriges Wasser zu verbrennen. Ist es dieser Mensch, von dem du gesagt hast, ich will ihn schaffen, daß er lerne sich vor dem Argen zu schützen? Ahuramazdâ antwortete: Krank ist der Stier geworden durch Angrômainyus Krankheit; aber dieser Mensch ist für eine Erde und Zeit aufgehoben, wo Angrômainyus nicht wird Gewalt üben können.

      Goschorun ging und zog durch die Sphären der Sterne und den Himmel der Sonne wie des Mondes. Nun zeigte ihm Ahuramazdâ Zoroasters Feruer und sprach: Ihn will ich der Welt schenken, und er soll sie lehren, wie man sich vor dem Bösen rein bewahre. Goschorun wurde freudig, zollte dem Verlangen Ahuramazdâs Beifall und sprach: Ich werde für der Welt Geschöpfe sorgen. – –

      Über die Welt sind sieben Fixsterne als Wächter bestellt:

1. Taschter, von dem Planeten Tir (Jupiter) begleitet.
2. Haftorang, " Beram (Mars) "
3. Venant, " Anhuma (Merkur) "
4. Satevis, " Anahid (Venus) "
5. Mesch, " Revans (Saturn) "

      6. Gurzscher und

       7. Dodjdom Muschever mit ihren Schweifen (Kometen), stehen unter der