Mitteilungen, die ich meinem verstorbenen Freunde Dr. Anton Buchholtz und Herrn Schulinspektor a. D. L. Arbusow verdanke, ist mir namentlich von Herrn Stadtbibliothekar cand. hist. N. Busch in Riga und Herrn Archivassistenten G. v. Törne in Reval viele freundliche Unterstützung zuteil geworden, für die ich auch an dieser Stelle ihnen nochmals meinen Dank aussprechen möchte.
Der Druck des Lexikons wurde ermöglicht durch die Munifizenz der Kurländischen Gesellschaft für Literatur und Kunst, der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands, der estländischen literärischen Gesellschaft und der gelehrten estnischen Gesellschaft zu Dorpat, wofür der Herausgeber diesen Gesellschaften seinen ehrerbietigen Dank darbringt.
N.
Riga, im Oktober 1908.
A
Ackermann,.... Bildhauer. Von 1684 bis 1696 in Reval nachweisbar. Beim Dombrande 1684 verlor er seine gesamte Habe. 1689 lieferte er die Kanzel für die Kirche zu Merjama. 1690 verkaufte er eine für die Kirche zu Karusen bestimmte Kanzel nach Wesenberg. 1695/96 lieferte er den Altar für die Domkirche zu Reval, 1696 die Kanzel für die Kirche zu Karusen.
Nottbeck und Neumann, Gesch. und Kunstdenkmäler der Stadt Reval. II. S. 42. — Akten des estländ. Gouv.-Arch. 165a, 161b, 168, 349.
Adamson, Amandus Heinrich. Bildhauer. Geb. 31. Oktober 1855 zu Hunkas bei Baltischport als Sohn eines Schiffskapitäns schwedischer Abstammung, fand 1872, nachdem er in Reval die Kreisschule besucht und hier bereits durch kleine in Holz geschnitzte Figuren die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, durch die Vermittlung des Grafen Lütke Aufnahme in die Petersburger Kunstakademie, die er als Schüler des Professors von Bock bis 1879 besuchte. Mehrere Aufträge, die ihm nach seinem Abgange von der Akademie zuflossen und das Honorar für ein wohlgelungenes Porträt des Kaisers Alexander III. ermöglichten ihm einen längeren Studienaufenthalt in Paris, von dem er 1891 nach Petersburg zurückkehrte. Zu seinen hervorragendsten Arbeiten gehören: der Tod des Hyazinth, die Leukothea, die Wellen, Meeresrauschen, das Erwachen der Erde im Frühling, der befreite Genius und der Sieg der Wahrheit, von denen er die beiden letztgenannten im Auftrage des Finanzministeriums für die Ausstellung in Nishni-Nowgorod 1895 schuf. Von seinen Porträtreliefs werden gerühmt die des Malers Köler-Viliandi, des Generaladjutanten v. Richter und des Papstes Leo XIII. Einzelne seiner kleineren Arbeiten sind von der Kaiserl. Porzellan-Manufaktur in Petersburg in Bisquitmasse ausgeführt, wie der letzte Seufzer eines untergehenden Schiffes, der Wellenkuss, Damon. In Reval von ihm das Russalka-Denkmal. Von ihm auch eine Anzahl Holzschnitzereien.
W. Neumann. Baltische Maler u. Bildhauer des 19. Jahrh., S. 93–95.
Aken, Johann. Historienmaler. Er führte im Jahre 1667 die acht Lünettenbilder (biblische Darstellungen) im Ratssaale zu Reval aus, zum Teil unter Benutzung Rembrandtscher Radierungen und von Stichen nach Rubensschen Werken. Ueber den Maler ist nichts Näheres bekannt, obgleich die Familie Aken, oder v. Aken, seit 1552 in Reval nachgewiesen werden kann.
Nottbeck und Neumann, Gesch. und Kunstdenkmäler Revals II. S. 189 ff.
Andre, Dietrich Ernst (er selbst bezeichnete sich auch lat. Theod. Ernst Andreae Curonus). Porträt- und Historienmaler. Geb. um 1680 in Mitau als Sohn eines wohlhabenden Pächters, ging, nachdem er eine gute Vorbildung erhalten hatte, zu wissenschaftlichem Studium nach Königsberg, wurde hier aber Schüler des Malers und Kunsthändlers Justus van Bentum († 1727). Mit diesem kam er nach Braunschweig und hier durch die Vermittlung eines Kunstliebhabers, namens Richter, in die Dienste des Herzogs August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel. Nach den Daten auf seinen im Museum zu Braunschweig erhaltenen Zeichnungen ist er dort in den Jahren 1717–1719 tätig gewesen. Der Herzog gewährte ihm die Mittel zu weiterer Ausbildung in Italien. Andre ging zunächst nach Holland, dann nach England, wo er sich verheiratete, und zog 1724 nach Paris, wo er in dürftigen Verhältnissen nach 1730 gestorben sein soll. Die Galerie zu Braunschweig besitzt sein Selbstbildnis, eine Anbetung der Weisen und eine grosse Anzahl seiner Handzeichnungen. In der Galerie des Schlosses Salzdahlum befanden sich: eine Anbetung der Hirten, eine sterbende Kleopatra und das Bildnis des Galerieinspektors Busch. Im „grauen Hof“ zu Braunschweig malte er vier Plafonds und für die Andreaskirche daselbst eine Kreuzigung Christi. Ein Bild, „das neue Jerusalem“, von ihm für den ihm befreundeten Pfarrer der Andreaskirche, Michaelis, gemalt, kam später nach Berlin. Im Mus. zu Mitau von ihm eine allegorische Darstellung (opfernde Muse).
C. H. v. Heineken, Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen. Leipzig 1769. II. S. 15. — Allgem. deutsche Biographie III. S. 641. — Lessings Werke, herausg. von Boxberger in Kürschners Nat. Lit. Bd. 14. S. 51. Sitzungsberichte d. Kurl. Ges. f. Lit. u. Kunst. 1830, 3. Sept. — E. Flechsig im Allg. Lex. d. bild. Künstler von Thieme und Becker. I. S. 444. Kunstbeilage des Rigaer Tageblatts, 1908 Nº 3, mit Portr.
Aschenkampf, Alfred Emil. Architekt in Riga. Geb. 18. März 1858 in Libau; Absolvent des Rigaschen Polytechnikums, liess sich 1892 in Riga nieder. Von ihm: Haus Jaunsem, Suworowstr. 21 (1896); Haus Hanskinewitsch, Zaunstrasse auf Hagensberg (1897); Villa Junker, Kalnezeemsche Str. (1898); Haus Kolpakow, Taubenstr. (1898); Haus Chomse, Kaufstrasse (1899); Haus Matwejeff, Alexanderstr. 151 (1900); Haus Grosset, Weberstr. in Gemeinschaft mit M. Scherwinsky (1900).
B
Baar, Oskar Alexander Johann. Architekt in Riga. Geb. 4. Oktober 1848 zu Doblen in Kurland, besuchte das Polytechnikum in Riga und 1873/74 die Bauakademie in Berlin. Von 1875 bis 1878 Stadtarchitekt in Mitau, 1878–1885 Baurevident in Riga. Von ihm die neue Synagoge und das Haus Lacroix in Mitau, die russische Votivkapelle auf der Zementfabrik zu Poderaa bei Riga und mehrere Privathäuser in Riga.
Baehr, Johann Karl. Porträt- und Historienmaler. Geb. 18. August 1801 in Riga; gest. in Dresden 29. September 1869. Sohn des Kaufmanns Johann Ulrich B. in Riga und Enkel des Erbauers der Frauenkirche in Dresden Georg B., war zum Kaufmannsstande bestimmt, konnte aber 1823 seinem Wunsche Maler zu werden folgen. Er bezog die Akademie in Dresden, wurde aber später Schüler des Prof. Matthäi. Nach einem Besuch Italiens, wo er in lebhaftem Verkehr mit Thorwaldsen und J. A. Koch lebte, kehrte er 1829 nach Riga zurück, siedelte aber 1832 wieder nach Dresden über. Nach einem zweiten Besuche Italiens, wurde er 1843 als Lehrer an die Akademie berufen und 1846 zum Professor ernannt. Neben der Kunst beschäftigte sich Baehr in seinen letzten Lebensjahren auch mit wissenschaftlichen Arbeiten. Er gab heraus: Mitteilungen aus dem magnetischen Schlafleben der Somnambule Auguste K. in Dresden (1843); die Gräber der Liven, ein Beitrag zur nordischen Altertumskunde und Geschichte mit 21 von ihm gezeichneten, von Willard lithograph. Tafeln (1850); der animalische Magnetismus und die experimentierenden Naturwissenschaften (1850); Vorträge über Dantes göttliche Komödie in ihrer Anordnung nach Raum und Zeit etc. (1852); die natürliche Reihenfolge der Elemente und zusammengesetzten Körper als Resultat der Beobachtung ihrer dynamischen Wirkung 1862, (auch in französischer Uebersetzung erschienen); Vorträge über Newtons und Goethes Farbenlehre. Zu seinen Hauptwerken gehören: Das Porträt des Malers C. D. Friedrich 1836, Iwan dem Schrecklichen verkünden finnische Zauberer den nahen Tod 1850, beide in der Dresdner Gal. Das Porträt Ludwig Richters; Virgil und Dante vor der Stadt des Dis, beide im Besitze der Nachkommen in Dresden; die Wiedertäufer in Münster, Besitzer Geh. Finanzrat v. Berlepsch in Dresden; eine Wiederholung des Bildes in der Kunsthütte zu Chemnitz (lith. von Fr. Hanfstängl qu. Fol. 1840); Christus am Kreuz mit den beiden Marien, Maria Magdalene, Petrus und Johannes in der Kirche zu Zschoppau in Sachsen; eine kleinere Wiederholung in der Frauenkirche zu Dresden. In baltischem Bes. befinden sich: Christus predigend am See Genezareth 1833, in der Domkirche zu Riga; alte Römerin im Mus. zu Riga; Olevano 1834, im Mus. zu Mitau; Porträt des javaschen Prinzen Rahden Saleh ben Jagya im Mus. zu Riga (Gal. Brederlo); der barmherzige Samariter 1855, Grablegung Christi, Bes. Familie