Jacob Freund

Hanna: Gebet- und Andachtsbuch für israelitische Frauen und Mädchen


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durch Segensspruch, Elternsegen, bescheidenes Festmahl, gewürzt durch Begleitworte der Thora und der andachtsvollen, sinnreichen, lehrhaften Erbauungsbücher; gemütreicher Gottesdienst mit ehrlichen, gradaus zum Himmel gerichteten Gebeten, Familienverkehr und Freundesbesuch, nicht ermüdender Spaziergang im Festgewande — sie füllten den Tag aus. Und selbst der Ärmste feierte mit; Herr und Frau, Magd und Knecht. So erstreckte sich der Sabbatfriede über alle und alles. Warum aber sprechen wir von dieser Sabbatherrlichkeit im großen und im kleinen wie von vergangener, verschwundener Zeit? Hat etwa die Gegenwart bessere, höhere Werte an deren Stelle gesetzt? Gewähren rauschende Feste, lärmende Lust, taumelnde Freude dem Herzen und der Seele tiefere Befriedigung? Haben Staats- und Gesellschaftsgesetz der Gegenwart es trotz schwerster Bemühung erreicht, Welt und Menschen einen wirklichen, ungeschwächten Tag der Ruhe zu schenken, der zugleich ein Tag höchster Seelenweihe wäre? Und wie sehr, wie dringend bedürften wir, wie alle Menschen in der tötenden Hast und drängenden Eile des Alltaglebens dieses immer wiederkehrenden Hinweises auf göttliche Macht und menschliche Größe, dieses mahnenden Rufes zur Sammlung und Ruhe. Der Wochensabbat würde sich zum Weltensabbat eignen und weitern, um so einen Teil des Erlösungswerkes zu vollbringen, das messianische Hoffnung für Israel und alle Welt erwünscht und ersehnt.

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       Beim Eintritt in das Gotteshaus.

       Inhaltsverzeichnis

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      Wie schön ist, Israel, Dein Zelt!

      Und Jakob, Deine Hütte!

      Da thronet Gott, der Herr der Welt,

      Im seines Volkes Mitte.

      Da tret' ich vor Dein Angesicht,

      O Herr! mich tief zu bücken,

      Bestrahlt von Deiner Gnade Licht,

      Ins eig'ne Herz zu blicken.

      Wie lieb' ich diesen heil'gen Ort

      Als meines Segens Quelle;

      Es spendet Glück mir fort und fort

      Und Frieden diese Stelle.

      Hier find' ich Trost in Traurigkeit,

      Erhebung in der Freude.

      Weil ich vor Gottes Herrlichkeit

      Mich gern in Demut kleide.

      Mit Lust und Liebe bin ich d'rum

      Nun in Dein Haus getreten,

      Vernimm, o Vater, wiederum

      Mein Bitten und mein Beten!

      Amen!

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       Inhaltsverzeichnis

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      Ewiger Gott, Herr und Vater, unendlich wie Du bist, ist auch Deine Macht, Deine Größe und Herrlichkeit, Deine Weisheit und Deine Gnade. Gelobt sei Dein heiliger Name in Ewigkeit!

      Du hast den Sabbat eingesetzt, daß er uns ein Tag der Ruhe und der Erhebung, ein Tag der Andacht und der Erbauung sei. O laß meines Mundes Worte und die Gedanken meines Herzens Dir wohlgefällig sein. Amen!

      אדון Herr der Welt! Du hast regiert, eh' noch ein Wesen erschaffen ward. Du wirst König genannt seit der Zeit, da auf Deinen Willen das All' erstanden ist, und wenn einst alles dahin sein wird, dann wirst Du allein noch herrschen, o Ehrfurchtbarer! Ja, wie Du warst, so bist Du, und so wirst Du ewig sein in Herrlichkeit; Du bist einzig, kein zweites Wesen ist Dir zu vergleichen und Dir an die Seite zu stellen. Du bist ohne Anfang und ohne Ende, und Dein ist die Macht und die Herrschaft. Du bist aber auch mein Gott, mein lebendiger Erlöser, Fels in meinem Leide zur Zeit der Not. Du bist mein Panier und eine Zuflucht für mich, Anteil meines Kelches am Tage, da ich rufe. In Deine Hand empfehle ich meinen Geist zur Zeit, wenn ich schlafe, und wenn ich wache, und mit meinem Geiste auch meinen Körper; ist Gott mit mir, so fürchte ich nichts.

      אתה הוא Du bist der Ewige, unser Gott, im Himmel und auf Erden und in allen Räumen der Welt. Das ist gewiß und wahrhaftig, daß Du der Erste bist und der Letzte, und außer Dir ist kein Gott. O, möchten doch alle Bewohner der Welt es erkennen und bekennen, daß Du, Gott, allein der Herr bist auch in allen Reichen der Erde. Du hast den Himmel gemacht und die Erde, das Meer und alles, was es füllet. Wer von allen Deinen Geschöpfen in der Höhe und in der Tiefe vermag etwas hinzuzufügen zu den Werken Deiner Allmacht? O Du, unser Vater im Himmel, übe Barmherzigkeit mit uns um Deines großen und heiligen Namens willen.

      O, ich wollte so gern, Dich rühmen und preisen, Allerhabener, aber die Worte meines Mundes reichen nicht hin zum Lobgesang für Deine Ehre; darum möge es Dir wohlgefällig sein, wenn ich Dich anbete mit den Liedern der von Dir begnadeten Sänger, die Dich angebetet haben in heiligen, unvergänglichen Dichtungen.

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       Inhaltsverzeichnis

      Die Himmel, sie erzählen Gottes Ehre,

      Die Feste spricht von seiner Hände Werk.

      Vom Tage strömt das Wort dem Tage zu,

      Die Nacht gibt diesen Unterricht der Nacht,

      Nicht sind's geheime Worte und nicht Reden,

      Daß ihre Stimmen man nicht hören könnte:

      So weit die Erde reicht, tönt ihre Saite,

      Ihr Vortrag dringet bis ans Ziel der Welt,

      Bis wo der Sonnenball sein Zelt gebaut,

      Der wie ein Bräut'gam zieht aus seiner Hütte,

      Und freudig, wie ein Held die Bahn durchläuft.

      Von einer Himmelsgrenze zieht er aus,

      Den Kreislauf durch, bis wieder zu ihr hin,

      Und seinem Glanze bleibet nichts verborgen.

      Die Lehre Gottes labt die Seele ganz,

      Sein Zeugnis, wahrheitsvoll, macht Toren weise,

      Und sein Befehl, gerecht, erfreut das Herz.

      Sein lauteres Gebot verklärt den Blick,

      Die Gottesfurcht ist rein, bestehet ewig,

      Die Rechte Gottes allesamt sind Wahrheit.

      Noch köstlicher als Gold und köstlich Erz,

      Dem Munde lieblicher als Honigseim.

      Und auch Dein Knecht will ihrer sorgsam achten,

      Denn großer Lohn wird denen, die sie hüten.

      Jedoch wer kennt sie? wer ist frei von Sünden,

      Die ungern oder unbewußt getan?

      Vor Übermut nur wahre Deinen Knecht!

      Laß ihn nicht herrschen über mich — und frei

      Von Freveltat kann ich Vergeltung hoffen.

      Laß wohlgefallen meines Mundes Wort,

      O Gott, und die Gedanken meines Herzens

      Vor Dir, der Du mir Fels und Rettung bist.

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