Andrew Hathaway

Der Geisterjäger Staffel 3 – Gruselroman


Скачать книгу

lebendes Antlitz zeigte.

      »Der Hund!« flüsterte Rick. »Er dreht gleich durch.«

      Hazels Augen weiteten sich. »Das Bild?«

      Rick nickte verbissen. »Ganz sicher steht dieses Gemälde in einem Zusammenhang mit Schwarzer Magie«, zischte er und stand auf. »Ich bringe Dracula nach draußen. Komm mit! Du mußt auf ihn aufpassen.«

      Er verließ überstürzt den Saal, während die Anwesenden für das Frauenporträt boten.

      *

      Rick Masters hätte Hazel lieber im Auktionssaal gelassen, damit sie feststellen konnte, wer das Bild ersteigerte. In seiner gegenwärtigen Verfassung wollte er Dracula allerdings nicht allein lassen. Der Hund befand sich in Panik und strampelte unter Ricks Mantel.

      Der Geisterdetektiv drückte das Tier an sich und ließ es außerhalb des Saales auf den Boden gleiten. Sofort lief Dracula bis zur Treppe und kauerte sich in eine dunkle Nische.

      »Paß auf ihn auf«, bat der Geisterdetektiv seine Freundin und hetzte in den Saal zurück.

      Sein überhasteter Aufbruch hatte Aufsehen erregt. Als er jetzt in den Raum platzte, schwangen alle Köpfe zu ihm herum. Rick störte sich nicht daran. Seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich dem rätselhaften Frauenporträt.

      Es war weg! Es stand nicht mehr auf der provisorischen Staffelei neben dem Pult des Auktionators.

      Das konnte zweierlei bedeuten. Entweder war es ersteigert worden, oder es hatte sich kein Interessent gefunden.

      Rick Masters ging zwischen den Sitzreihen nach vorn und beugte sich zu der Angestellten des Auktionshauses hinunter, die das Protokoll führte und die Käufer aufschrieb.

      »Wer hat das Bild eben gekauft, dieses Porträt?« flüsterte er der Frau zu. »Schnell, es ist wichtig! Ist es überhaupt verkauft worden?«

      Die Sekretärin sah ihn verblüfft an und nickte. »Ja! Warum fragen Sie?«

      »An wen?« Der Geisterdetektiv drängte. Dafür fing er sich einen un­gnädigen Blick des Ausrufers ein. »Sagen Sie es mir doch! Es ist lebenswichtig!«

      »Seien Sie still, ich muß mich konzentrieren«, erwiderte die Sekretärin gereizt. »Wie war das eben?« fragte sie den Auktionator.

      Dieser beugte sich von seinem Pult herunter. »Tut mir leid, Sir, aber nehmen Sie bitte Platz. Sie halten die Versteigerung auf.«

      Rick biß die Zähne zusammen. Es hatte keinen Sinn, so kam er nicht weiter. Diese Leute wußten nicht, wieso er so hartnäckig war. Woher sollten sie auch ahnen, daß unter Umständen tausendfacher Tod durch ihre Hände gegangen war? Schwarze Magie konnte entsetzliche Folgen haben, wenn sie nicht rechtzeitig von Kundigen bekämpft wurde.

      Rick dachte gar nicht daran, sich still hinzusetzen und abzuwarten. Er faßte blitzschnell einen Entschluß.

      Die einzelnen Gegenstände, die zur Versteigerung standen, waren auf langen Tischen neben dem Pult aufgereiht. Ein Helfer brachte sie jeweils nach vorne und zeigte sie den Interessenten. Bekam dann jemand den Zuschlag, meldete er sich bei der Sekretärin, gab seinen Namen an und erhielt eine Nummer. Der ersteigerte Gegenstand wurde inzwischen durch eine Tür hinausgetragen. Dahinter lag vermutlich ein Depot oder einfach ein Abstellraum.

      Rick stürmte durch diese Tür. Unmittelbar hinter ihm preschte der Helfer in den Raum. Hinter ihm kam der wütende Auktionator.

      Es war Rick gelungen, beträchtliches Aufsehen zu erregen, obwohl er genau das nicht wollte.

      »Was erlauben Sie sich?« rief der Auktionator.

      Rick sah sich rasch um. Es war so, wie er vermutet hatte. Die ersteigerten Gegenstände wurden hier noch eine Weile aufbewahrt, bis sie von ihren neuen Besitzern übernommen wurden. Das Bild war jedoch nicht hier.

      »Wo ist das Porträt?« rief er und zückte seinen Ausweis.

      Der Auktionator warf einen Blick darauf und stutzte. »Rick Masters, Privatdetektiv!« las er vor. »Mr. Masters? Sind Sie tatsächlich der bekannte Privatdetektiv? Von Ihnen habe ich schon in der Zeitung gelesen. Ja, natürlich. Jetzt erkenne ich Sie auch. Ich habe ein Foto von Ihnen gesehen.«

      Rick war zwar froh, daß der Mann ihn kannte. Trotzdem hatte er noch nichts erreicht.

      »Wo ist das Bild?« fragte er noch einmal.

      Der Auktionator zuckte die Schultern. »Der neue Besitzer hat es bereits übernommen. Er hatte es sehr eilig, Mr. Masters. Stimmt etwas mit dem Bild nicht oder wollten Sie es gern für sich haben?«

      Rick konnte keine genaue Erklärung geben. Es hätte viel zu lange gedauert. Außerdem hätten ihm diese Leute wahrscheinlich kein Wort geglaubt.

      »Sagen Sie mir den Namen und die Adresse des Käufers, das genügt.« Er tat es sonst nicht, aber diesmal kehrte er seine offizielle Rolle als anerkannter Privatdetektiv hervor. Als Geisterdetektiv war er nur bei Eingeweihten bekannt. »Ich bearbeite gegenwärtig einen wichtigen Fall. Das Bild spielt darin eine Rolle.«

      Der Auktionator verließ den Raum und kam eine Minute später wieder. Er drückte Rick Masters einen Zettel in die Hand. »Ich weiß allerdings nicht, ob Mr. Kennloch das Bild für sich oder einen Kunden gekauft hat. Und nun entschuldigen Sie mich! Ich muß weitermachen.«

      Rick warf einen Blick auf den Zettel, nickte zufrieden und bedankte sich. George Kennloch, Kunsthändler, stand auf dem Blatt. Dann folgte die Adresse in Chelsea. Mehr wollte der Geisterdetektiv gar nicht wissen.

      Er verließ nun ebenfalls das Depot und durchquerte, von neugierigen Blicken verfolgt, den Saal.

      Hazel Kent erwartete ihn bereits voller Ungeduld. »Dracula hat sich inzwischen beruhigt«, berichtete sie. Der Hund sprang freudig wedelnd an seinem Herrn hoch. »Und zwar ging das schlagartig.«

      Rick Masters nickte düster. »Den Grund kann ich mir denken. Der Käufer hat das Bild aus diesem Gebäude entfernt. Ich weiß jetzt, wer es gekauft hat. Beeilen wir uns. Hoffentlich kommen wir noch nicht zu spät.«

      *

      George Kennloch war einerseits zufrieden, daß er den Wunsch seines Kunden erfüllen konnte. Er hatte das Bild für einen anständigen Preis bekommen. Andererseits störte es ihn, daß es sich um ein kleines Geschäft handelte. Rechnungen waren fällig. Er hätte eine größere Summe gebrauchen können.

      Kennloch seufzte vor sich hin, als er sich in einem Taxi nach Chelsea bringen ließ. Die Zeiten waren eben nicht mehr so rosig. Auch er mußte kürzer treten. Jedenfalls hatte sein Kunde versprochen, bar zu bezahlen, heutzutage eine Seltenheit.

      Vor seinem Laden stieg der Kunsthändler aus. Es war Freitag, der 7. Mai. In einer Woche wollte Kennloch Urlaub in seiner schottischen Heimat machen und die Mitglieder seines Familienclans besuchen. Er freute sich schon jetzt darauf.

      George Kennloch bezahlte den Taxifahrer, nahm das Bild unter den Arm und betrat seinen Laden. Es war inzwischen halb sechs Uhr abends geworden. Während seiner Abwesenheit hatte sich seine junge Verkäuferin um den Laden gekümmert. Betty Malloy war zuverlässig. Mit ihr hatte er einen guten Griff getan.

      »Vielen Dank, Miss Malloy«, sagte er, als er hinter sich die Ladentür schloß und die Klingel verstummte. »Sie können nach Hause gehen. Ich brauche Sie heute nicht mehr.«

      Betty Malloy war darüber natürlich erfreut. Es kam manchmal vor, daß der Chef sie nach Hause schickte, wenn er nicht mehr mit Kunden rechnete. Sie beeilte sich und verließ zehn Minuten später den Laden.

      Wieder zwei Minuten später schlug das Glockenspiel über der Tür erneut an. George Kennloch kam aus dem Büro und lächelte, als er seinen Auftraggeber erkannte.

      »Ah, Sie kommen sicher wegen des Bildes«, sagte er und machte eine einladende Handbewegung zu seinem Büro. »Ich habe es hier.«

      Er führte seinen Auftraggeber nach hinten und deutete auf das Bild, das an der Wand lehnte. Die Augen der porträtierten Frau brannten übergroß