– – Das ist aber gewiss, dass Sophie [Cornelia] Goethe einen ganz anderen Mann verdient als Herr Schlosser ist. Inzwischen, was tut der blinde Armor nicht! Er hat uns auch zusammengeführt, und Du musst nun zufrieden sein. Apropos. Dingen Sie nur eine Magd, die kochen kann; Deine liebe Haushälterin bin ich ja und will und kann und muss es sein.
Darmstadt, gegen Ende Januar 1773
– – – Glaubst Du, dass ich von unserem Aufschub so dumm und herzlos hingeschrieben hätte? O es tat mir in allen Gliedern weh, als ich’s hinschrieb! Und es hat mich Tränen genug gekostet – aber für Dich könnt’ ich mich selbst, mich ganz aufopfern, die paar Tränen und Schmerzen verachte ich.
Aber Du willst kommen, mich holen, und nur der Tod trenne uns! – Ich kann nichts darüber sagen, ich zittere und bebe zu sehr vor Freude. Fühlt’s Dein mit mir gleiches Herz nicht auch? Ja, ja, Du meine Bruderseele – mich dünkt immer, Du holst’s aus meinem Herzen, was Du sprichst. O wie schlägt mir’s da im Innern! Die Welt soll es an uns noch sehen, dass es glückliche Ehen geben kann. Ich bin mit Bückeburg zufrieden, solang ich lebe und gelebt habe. Wenn ich einen andern Ort wünsche, so ist’s bloß um Deinetwillen; denn für mich ist jeder Ort in der Welt recht, wo Du nur bist, und möge er auch so elend sein, als er wolle. Du weißt’s ja schon lange, dass ich in einer Höhle mit Dir leben könnte!
Darmstadt, anfangs April 1773
Ich sitze mitten in meinen kleinen Brautgeschäften und arbeite so ganz con amore. Ich war noch nie in einer so süßen, heiteren Ruhe, und mich dünkt, Du bist schon ganz bei mir. Ach, warum hast Du mir nicht geschrieben! Ich habe drei Tage darauf gewartet, und es kommt kein Brief.
Wir sprechen von nichts anderem mehr als von Dir und dass Du bald kommen wirst. – Ach Gott, wann wird das sein? Welcher Tag? Kannst Du ihn schon bestimmen? Ich wünschte, dass Du zu Anfang der Woche nach Ostern hier wärest, oder wenn das nicht, ganz zu Ende des Aprils.
Brückeburg, April 1773
– – – Wir haben eine bang abgetrennte, unselige Brautschaft gehabt. Gott wird uns zu einem seligeren Leben nach ihr helfen!
Marie Antoinette
(1755-1793)
an den Dauphin Ludwig (XIV.) von Frankreich
Maria Antonia, die als Marie Antoinette in die Geschichte eingehen sollte, war die Tochter von Kaiserin Maria Theresia und Franz I. Berühmt-berüchtigt wurde die französische Königin für ihre Antwort auf die Beschwerde, die Armen hätten kein Brot: »Dann sollen sie Kuchen essen.« Tatsächlich mag dieser Ausspruch allerdings nichts anderes gewesen sein als Propaganda; ›die Österreicherin‹, die als Zwanzigjährige mit nur mangelhafter Vorbereitung in die arrangierte Ehe mit dem Dauphin Louis-Auguste und an den französischen Hof geschickt wurde, war beim Volk wie bei Hofe extrem unbeliebt, unter anderem wegen ihres ausschweifenden Lebensstils auf der einen und ihrer Verachtung für Etikette auf der anderen Seite. Über sie waren allerlei Gerüchte im Umlauf, unter anderen Liebschaften mit einer ganzen Reihe von Männern und Frauen betreffend. Im Zuge der Französischen Revolution wurde Marie Antoinette genau wie ihr königlicher Gatte Ludwig XVI. schließlich des Hochverrats angeklagt und 1793 hingerichtet.
Viele der angeblich aus Marie Antoinettes Feder stammenden Briefe sind Fälschungen. Auch die Authentizität des folgenden Briefes ist nicht gesichert, aber wahrscheinlich. Es handelt sich nicht um einen Liebesbrief im klassischen Sinne, sondern um die pflichtbewusste Annahme einer arrangierten Ehe. Doch auch solche Fälle sollten unter all den Zeugnissen von Sehnsucht, Leidenschaft und Liebe nicht vergessen werden.
Herr Dauphin und teurer Bruder! Ich danke Ihnen für die so überaus wohlwollenden Ausdrücke Ihres Gefühles gegen mich, von dem ich so tief gerührt, so überaus geehrt bin; und ich fühle wohl, welche Verpflichtungen mir die Güte, mit der Sie mich überhäufen, auferlegt. Das Beispiel und die Anleitungen meiner ruhmreichen und zärtlichen Mutter haben mich die stete Erfüllung aller meiner Pflichten gelehrt, und mit der Hilfe Gottes hoffe ich, mit eigener Kraft mich meiner Stellung würdig zu erzeigen.
Sie wünschen, zu wissen, ob auch meine Einwilligung zu Ihrer Wahl den Wunsch meiner Mutter, der Kaiserin und Königin, begleitet, und Sie müssen, sagen Sie, diese auch von mir erhalten; hierzu kann ich Ihnen entgegnen (und meine Mutter ermächtigt mich hierzu), dass ich mit ebensoviel Freude als Achtung die Befehle meiner Mutter erhielt. Sie werden in mir eine treue und ergebene Gattin finden, die keinen andern Gedanken kennen wird, als die Mittel, Ihnen zu gefallen, anzuwenden, Ihre Liebe zu verdienen und sich als würdige Tochter Ihrer erlauchten Ahnen zu zeigen.
Mit diesen aufrichtigen Gefühlen, die Ihnen zu schildern mich unendlich freut, bin ich, Herr Dauphin und teurer Bruder
Ihre wohl affektionierte und ergebene Schwester
Wien, den 27. März 1770
Marie Antionette.
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