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Liebesbriefe großer Frauen


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halte, Ihnen am Neujahrstag mit einigen Worten etwas zu sagen, von dem Sie lange überzeugt sind, nämlich dass ich bin

      Dero Freundin

      E.C. König

      Lassen Sie Ihre Briefe lieber über Breslau oder Nürnberg gehen. Über Prag laufen sie alle in den 16. Tag.

      Oktober 1771

      Bester, liebster Freund!

      Ich bin Ihretwegen in der größten Unruhe. Warum haben Sie doch unsern Bitten nicht Gehör gegeben und sind wenigstens noch bis Mittwoch hier geblieben? So hätten Sie vermutlich den abscheulichen Sturm, in dem Sie vorige Nacht die Elbe passieren mussten, nicht auszuhalten gehabt. Ich mache mir tausend Vorwürfe, dass ich mit Ursache bin, dass Sie diese Route genommen. Keine Vorstellung kann mir eine ruhige Viertelstunde Schlaf verschaffen. Ich hoffe aber, dass alle meine Sorgen vergebens seien, und Sie werden morgen Abend glücklich und vergnügt in dem lieben Braunschweig eintreffen. Denn so könnte ich den Donnerstag schon einen Brief von Ihnen haben, wenn Sie mir gleich geschrieben hätten. Dies haben Sie doch wohl gewiss getan? O ja, Sie haben es getan. Sie wissen ja, dass meine ganze Ruhe davon abhängt – nicht wahr? Sie sind überzeugt, ob Sie gleich zuweilen daran zu zweifeln scheinen, dass ich Sie über alles liebe, über alles hochschätze, und kein Glück mehr für mich in der Welt ist, wenn ich es nicht mit Ihnen teilen soll. Möchten doch alle die Hindernisse, die uns trennen, gehoben werden können, wie wollte ich der Vorsehung mit freudigem Herzen danken! […] Die zwei ersten Seiten dieses Briefes hatte ich gestern geschrieben. Eben, da ich zu Bette gehen wollte, fiel mir ein, dass morgen früh die Post abgeht. Ich schließe diesen Brief also in der Nacht um zwölf Uhr, wo ich Sie mir ermüdet von der Reise, im tiefsten Schlaf gedenke, und Ihnen von ganzem Herzen die angenehmste Ruhe wünsche; mir aber die baldige Versicherung, dass Sie sich, von den Fatiguen der Reise erholt, recht gesund und vergnügt befinden. Sie können dem wohl noch etwas hinzufügen, was mir eben nicht zuwider sein wird! Aber! aber! es müssen lauter Worte sein, die aus Ihrem Herzen kommen, so wie es diejenigen sind, mit welchen ich Ihnen sage, dass ich bin, bester, liebster Freund!

      dero aufrichtige Freundin

      E.C. König

      25. November 1771

      Mein liebster, bester Freund!

      Die ganze verflossene Zeit meines Lebens kann ich ruhig zurücke denken, bis auf den Augenblick, worin ich schwach genug war, eine Neigung zu gestehen, die ich zu verbergen so fest beschlossen hatte; wenigstens so lange, bis meine Umstände eine glückliche Wendung nähmen. Ich bin überzeugt, Sie würden dennoch einen freundschaftlichen Anteil an allem genommen haben, was mir begegnet wäre; allein Sie hätten nicht meine Angelegenheiten zu Ihren eigenen gemacht, wie Sie jetzt tun; ob Sie es gleich nicht sollten. Denn der Vorsatz bleibt unumstößlich: bin ich unglücklich, so bleibe ich es allein, und Ihr Schicksal wird nicht mit dem meinigen verflochten. Meine Gründe hierüber wissen Sie, noch mehr, Ihre Aufrichtigkeit erlaubte Ihnen nicht, Sie zu missbilligen; nennen Sie sie also nicht Ausflüchte – das Wort Ausflucht hat mich gekränkt. – Fragen sie Ihr Herz, ob es in dem nämlichen Fall nicht so handeln würde, und antwortet es Ihnen nein, so glauben Sie nur, dass Sie sich durch mich in Ihrem Plan nicht irre machen lassen, sondern eben das tun, was Sie getan hätten, wenn Sie mich nicht kennten. […] Und Sie klagen wieder über Ihre Augen! Waschen Sie sie fleißig mit kaltem Wasser und brauchen Sie ja nicht alle die Mittel, die man Ihnen anrät, so wie Sie gewöhnlich tun. Wollte der Himmel, ich könnte Ihnen die Abende nicht durch Gedanken, sondern persönlich verkürzen helfen! Alle meine Wünsche wären erfüllt. Ich denke noch immer, sie sollen erfüllt werden. Nach solchen traurigen Tagen, wie ich nun habe, müssen wieder heitere kommen, und die können nicht wiederkommen, wenn ich nicht wenigstens das Glück habe, mit Ihnen an einem Ort zu leben.

      Leben Sie wohl, mein teurer und redlicher Freund!

      Ich bin

      Ihre ganz ergebene Freundin

      E.C. König

      17. September 1773

      Mein lieber Freund!

      Wie hart verfahren Sie mit mir! Dass Sie mir nun auf zwei Briefe keine Zeile antworten. Was kann ich mir anders vorstellen? als Sie seien krank oder Sie haben mich vergessen. Von diesen beiden Vorstellungen quält mich die eine um die andre, so sehr ich mich auch ihrer zu entschlagen suche. Hätte ich Sie vielleicht gar beleidigt? Ich wüsste doch nicht; wenigstens mit meinem Willen gewiss nicht. Ich bitte Sie nur um eine Zeile, worin Sie mir die Ursache Ihres Stillschweigens aufrichtig sagen müssen.

      Möchte ich nur hören, dass Sie gesund sind! Dies ist mein einziger und eifrigster Wunsch. Ich bin unaufhörlich

      Ihre ganz ergebene

      E.C.K.

      Eben da ich diesen Brief zusiegeln will, tritt ganz unvermutet Wurmb ins Zimmer. Wollte Gott! ich würde so von Ihnen überrascht.

      28. Dezember 1774

      Wie ist es möglich, wie ist es nur immer möglich, mein lieber, bester Freund, dass Sie mir in so vielen Monaten auch nicht eine Zeile schrieben. Vergebens schicke ich täglich, in der Erwartung eines Briefes von Ihnen, auf die Post. Niemals kommt einer. Haben Sie sich vielleicht vorgenommen, gar nicht mehr an mich zu schreiben; so melden Sie mir wenigstens das, damit ich mich nicht mit vergeblichen Hoffnungen quäle.

      Wenn mir nicht der Herr von Herrmann angezeigt hätte, dass er Sie vergnügt und gesund gesehen habe, so wäre ich besorgt, Sie müssten krank sein; so aber weiß ich nicht, was ich denken soll. Zuweilen kann ich mich nicht erwehren, wunderliches Zeug zu denken. Dem sei nun aber, wie ihm wolle, so weiß ich doch, und bin es fest überzeugt, dass Sie Teil an meinem Schicksale nehmen, und sich also freuen werden, wenn Sie hören, dass ich endlich der größten Bürde, der Seidenfabrik, los bin, und zwar zu bessern Bedingungen, als ich niemals geglaubt. Käme ich von der Spallierfabrike eben so, so könnte ich von Glück sagen. Daran zweifle ich aber, zumal weil ich mich damit nicht lange aufhalten, sondern sie dem ersten Besten losschlagen werde. Ich würde vielleicht am Ende doch eben das verlieren, und noch oben drein unnützes Geld verzehrt haben. Und mich plagt das Heimweh, so wie es mich noch nicht geplagt hat. Seit vier Wochen kam die Marter noch dazu, dass ich mir oft vorstellen musste, weder Sie noch meine Kinder jemalen wiederzusehen, weil ich solche Zufälle hatte, und leider noch heute gehabt habe, die mich einen Schlagfluss vermuten ließen. Diesen Abend befinde ich mich etwas leichter, und setze mich deswegen auch gleich nieder, an Sie zu schreiben, was ich schon vier Wochen lang tun wollte, nämlich, solange ich die Fabrik los bin. […] Sehen Sie, mein Freund, wie viele Ursachen ich hätte, vergnügt zu sein, und doch bin ich es wider meinen Willen nicht. Die heitern Augenblicke treffen sparsam bei mir ein. Ich stelle mir vor, der viele Verdruss, den ich vier Monate lang gehabt, (denn mir drohte ein Prozess, und ich weiß nicht was alles), hat so viel Übels sich bei mir sammeln lassen, dass ich lange zu tun haben werde, ehe ich wieder zurecht komme. […] Ich rechne, Sie zu eben der Zeit wiederzusehen, in welcher ich Sie vor drei Jahren verlassen habe. Wie werde ich mich freuen, wenn ich Sie gesund und vergnügt finde? Aber werden Sie sich denn auch freuen? Die Frage sollen Sie mir eben nicht geradezu beantworten; daraus will ich es nur abnehmen, wenn Sie mich nicht länger ohne Briefe lassen. […] Leben Sie wohl, bester Freund, und treten Sie das neue Jahr so vergnügt und gesund an, als es Ihnen wünscht

      Ihre ganz von Herzen ergebene

      E.C.K.

      Angelika Kauffmann

       (1741-1807)

      an Johann Wolfgang von Goethe

      Angelika Kauffmann war eine der berühmtesten Malerinnen ihrer Zeit und in ganz Europa bekannt. Die in der Schweiz geborene Tochter eines Freskenmalers galt schon früh als Wunderkind. Ganz besonderer Beliebtheit erfreuten sich ihre Porträts, sogar in allerhöchsten Kreisen; so ließ sich etwa der König von England von ihr malen, als sie einige Jahre in London verbrachte, wo sie von der vornehmen Gesellschaft gefeiert wurde. Angelika Kauffmann war neben Mary Moser das einzige weibliche Gründungsmitglied der Royal Academy. Ganz London stand auf ihrer Seite, als sie, die zuvor die Hand ihres Mentors, des