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Liebesbriefe großer Frauen


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Manderscheid

      Jakobäa war die älteste Tochter des Markgrafen Philibert von Baden-Baden und die Enkeltochter von Herzog Wilhelm IV. von Bayern. Im Jahr 1585 wurde sie mit Johann Wilhlem, dem letzten Herzog von Jülich-Berg-Kleve, vermählt. Dieser verfiel jedoch bald dem Wahnsinn, und angeblich wurde der Herzogshof zu Jülich unter Jakobäas Hand zu einem ›Sündenbabel‹. 1595 wurde sie deswegen vor dem Kaiser verklagt, doch ehe dieser ein Urteil gefällt hatte, wurde Jakobäa 1597 erdrosselt in ihrem Bett gefunden; als mutmaßliche Täterin gilt ihre Schwägerin Sybille. Das Schicksal von Jakobäa von Baden-Baden wurde mehrfach in der Literatur verarbeitet.

      Die untenstehenden Briefe entstanden wohl zwischen 1580 und 1585 und sprechen, was Jokabäas Los angeht, für sich. Der letzte ist vermutlich Jakobäas Abschiedsbrief an ihren »herzallerliebsten« Grafen Hans Philipp zu Manderscheid kurz vor ihrer Vermählung.

      Mein gar herzallerliebster Schatz!

      Ich hab Euer Schreiben gar wohl empfangen, ich hoff auch zu Gott, es werde Euch wohl gehen, ich bedank mich zum Höchsten, dass Ihr, mein alter, auserwählter Schatz, so oft an mich gedenkt und mir so oft schreibt, das mich dann hoch erfreut, als was mir für Freud ein Tag in der ganzen Welt konnte zustehen. Ich will auch als morgen in meinem Fürnehmen, will’s Gott, fortfahren und das Gebet fleißig beten. Ich bitt Euch, mein herzallerliebster Schatz, Ihr wollt mich auf’s Baldest wissen lassen, ob ich das Gebet alle Tage muss beten oder nur, wenn ich beicht und kommunizier, so wollt ich demselben fleißig nachkommen. Ich bitt Euch, Ihr wolltet meiner nicht vergessen, wie ich doch gar kein Zweifel trag. Ich tue mich Euch hiermit gar in Grund Eures Herzens befehlen als meinem herzgeliebtesten Schatz. Dat. In großer Eil geschrieben bei der Nacht von der, die Euch mit Treuen meint und minnt bis in den Tod.

      Ich kann nicht unterlassen, Euch aus traurigem Herzen zu schreiben, dieweil mir meine Hungin gesagt, dass Ihr meint, Ihr sehet wohl, dass Ihr nicht mehr geltet, so will ich’s mit Gott und allen Heiligen bezeugen, dass Ihr geltet wie Ihr je vor allemal habt getan. Sie hat mir auch gesagt, Ihr wollt weg. Ach Gott, mein Schatz, was wollt Ihr mich beschweren, dann ich gewiss mein Leben muss lassen, da nach Gott keinen großen Trost hab denn Euch. So sollt Ihr wissen, so wahr mir Gott helfe, wenn Herzog Ferdinand noch so viel anhaltet, dass ich Euch nicht will aufgeben, und sollt ich mein Leben darin lassen, das glaubt mir, so fromm ich von Ehren bin, ich wollt mich eher williglich in den Tod geben. Ich bitt Euch, mein Schatz, Ihr wollt mir bald wieder schreiben, da ich sonst kein Ruh hab. Euer mit Herzen allzeit gedacht.

      Ach, mein Schatz, lasset Euch nichts anfechten, denn glaubt mir, dass dem also ist, wie ich Euch hab geschrieben.

      Mein herzallerliebster Schatz!

      Dieweil Ihr mir weiters schreiben könnet, mögt Ihr dem Neuhang, so ich gewiss weiß, dass er verschlagen ist, wohl mündlich befehlen, was Ihr mir entbieten wollt. Ich hab nicht unterlassen können, noch einmal von Euch Urlaub zu nehmen und Euch zu bitten, dass Ihr meiner nicht vergessen wollt, denn Gott weiß, dass kein Augenblick vergehet, ich denke an Euch, da alle meine Gedanken nur zu Euch stehen. Ich werde es in die Länge nicht erleiden können, es wird mir mein Herz vor Trauer brechen, wenn ich gedenk, dass ich Euch nicht sehen kann, dass mich im Leben erhält, wenn ich Euch sehe, da mein Herz wieder eine Freud empfängt, so muss das alles ferne sein, das auf der ganzen Welt uns alleinig liebt. Doch hab ich den Trost, dass ich hoff, mein Schatz werde meiner nicht vergessen, das mich dann als wieder ergötzt, sonst weiß ich wohl, dass ich von großer Betrübnis in Angst und Not umkomme. Dieweil Ihr mir die Gebete habt geschickt, hab ich mir vorgenommen, jetzt Freitag zu beichten und das hochwürdig Sakrament zu nehmen, dass ich Euer, mein Schatz, nicht will vergessen, sondern Gott so treulich für Euch bitten als für mich selbst, ich hoff, Gott wird mich erhören.

      […] Ich tue mich Euch hiermit befehlen als meinem Herzallerliebsten auf dieser Welt! Datum München in großer Eil und Langweil

      von der, so Euch mit treuem Herzen

      meint und minnt bis in den Tod.

      Margarethe Kuffner

       (16. Jahrhundert)

      An Philipp Melanchthon den Jüngeren

      Margarethe Kuffner, Stieftochter einer angesehenen Leipziger Pfarrfamilie, verlobte sich 1543 mit Melanchthons ältestem Sohn Philipp, genannt Lippus, der damals erst achtzehn Jahre alt war. Sein Vater hätte die Verbindung schweren Herzens gebilligt, doch seine Mutter war strikt dagegen, unter anderem, weil sie die beiden Verliebten wegen ihres jungen Alters noch nicht reif genug für die Ehe hielt. Philipp wurde gezwungen, die Verlobung aufzulösen, nachdem seine Eltern Martin Luther zu Hilfe gerufen hatten, und dieser in einer seiner Predigten öffentlich das von den Eltern nicht gebilligte Eheversprechen tadelte.

      Dem züchtigen und gelehrten Gesellen Philippo Melanchthon dem Jüngern meinem guten Gönner zuhanden.

      Gottes Gnade und Friede durch Christum, wünsche ich Euch, und ein glückselig neues Jahr, herzallerliebster Philipp, Ihr traget noch in frischem Gedächtnisse, was Ihr mit mir geredt habt zu Wittenberg, nämlich dass Ihr mir angelobt, mich zu einem ehelichen Gemahl zu nehmen, und auf dass ich nicht möcht an Euer Zusag zweifeln oder gedenken, es wäre Euer Ernst nicht, habt Ihr mir dieselbige Zusagung, wie Ihr wohl wisset, des Morgens erneuert, und endlich die Hand darauf gegeben, auch nachfolgends etliche Geschenk darauf überantwortet, und noch in meinem Abschied dieselbige Ehe in die Faust zugesagt, und mit ganz großem ernstem Schwure bestätigt, nämlich dass Ihr immer und in Ewigkeit keine andere zu nehmen willens seid und ich Euer sei, auch nicht von Euch mag geschieden werden denn durch den Tod. Da Ihr solches alles wisst, und dieweil ich von Euch gezogen und mich auf solche ofte Zusagung verlassen, werd ich armes Mägdlein nu nicht allein hie unbillig ausgetragen, als soll ich mich heimlich hinter meiner Eltern Wissen mit Euch verlobt, auch nachgegangen und keine Ruhe gehabt, bis ihr mir die Ehe zugesagt. Welches alles denn, so wahr als Gott im Himmel ist, nicht also ist, sondern was ich getan habe, das habe ich mit Vorgedenken meiner Eltern und wohlbedacht aus reinem, fleißigen und steten Anliegen getan, da selbst Ihr mir denn, wie oben gesagt, so mit ernstem trefflichen Schwüre die Ehe zugesagt. Aber jetzt erfahr ich, wie Euer Vater mit dem meinem umgehen will, und gar ein nicht daraus machen, welches ich denn nicht recht verstehen noch ermessen kann, viel weniger mit unser beider gutem Gewissen gehen mag, und dieweil solche Zusagung zwischen uns beiden geschehen, auch anlangen tut unser eigen Gewissen, dass wir es vor Gott am jüngsten Tag verantworten müssen, acht ich kann und mag sie ohne unsre beiden Verwilligung nicht zertrennt noch verhindert werden, wie denn Euer Herr Vater wohl zu tun vermeinet. Und machet mich armes Mägdlein diese neue Mähr zu diesem neuen Jahr ganz betrübt und verrenkt, dass ich nicht weiß, was ich vorhaben soll, kann und mag weder essen noch trinken, weder schlafen noch wachen, also gar bin ich in meinem Gemüt zerrückt, zu welchem allen Ihr eine einige Ursach seid, und ich besteh, so dieser Sach nicht recht geholfen werde, werde es mir großen Schaden tun. Derhalben bitt ich Euch um Gotteswillen, wollet mich verständigen, was Euer Sinn sei, und worauf Ihr bestehen wollt, und hierin ansehen die große wichtige Sache, die mich und Euch nicht Leib und Leben, sondern den ewigen Zorn Gottes und seine Strafe, und das ewige Nagen des Gewissens betreffen, und wiewohl ich mich mit meinem Gewissen so hoch, das Gott gedankt sei, nicht versündigt hab, auch nicht Gottes ewige Vermaledeiung und Zorn auf mich geladen hab, als Ihr denn getan, und nicht einmal sondern oft Euch verflucht, wo solche Zusage von Euch nicht gehalten werde, dass Ihr Gottes Antlitz nimmermehr bestehen wollt, auch ewig des Teufels sein. Doch bin ich vor Gott neben Euch und in meinem Gewissen also erhofft, dass ich fürcht, es würde mir armen Wesen nimmermehr wohlgehen, vielmehr aber Euch. Derhalben damit Euer und mein Gewissen rein bleibe vor Gott, und ich nicht teilhaftig werden möcht Eurer Vermaledeiung und ergeben des Teufels, bitt ich Euch nach und jetzt wie vor um Gottes willen, wollet in solchen wichtigen trefflichen Sachen, die unser beider Seelen Seligkeit anlangt, nicht unachtsam sein, oder darin zu Gefallen Eurer Freundschaft und etlicher Menschen, Gottes ewigen Zorn, Eure Vermaledeiung und ewiges Nagen des Gewissens auf Euch laden, welches Euch – ach Gott im Himmel – viel zu schwer würde sein, sondern allhie bedenken Eurer Seele Seligkeit und reines Gewissen vor Gott, mit welchem Ihr sicherlich am jüngsten Tag vor