Scott Meyer

ABENTEUER LASS NACH


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die Hände.

      »Sehr schön“, kommentierte er mit gezwungen wirkender Fröhlichkeit. »Und jetzt, Todd, führ uns bitte dein Makro vor.«

      Todds Miene hellte sich augenblicklich auf. Er verließ seinen Platz am Kopf der Tafel und stellte sich in den freien Raum daneben. Die Hälfte der Gruppe, die die ihm am nächsten saß, drehte sich um, um die Vorführung besser verfolgen zu können. Der Saal war riesig, dreißig Meter hoch und hundert Meter lang. Er war mehr als groß genug für alles, was Todd geplant haben könnte, aber er entfernte sich nur etwas mehr als fünf Meter weit vom Tisch.

      »Ich weiß«, begann Todd, »dass die meisten von Euch ihr Makro als eine Art Begrüßung benutzen. Ihr holt es raus, wenn Ihr jemand Neues kennenlernt, um Eure Kräfte zu demonstrieren. Wie ich hörte, bedeutet das meist große Mengen umherfliegenden Feuers und Rauch.«

      Eine Welle wohlwollenden Gelächters wogte über die Tafelrunde, als wolle die Gruppe gemeinschaftlich zum Ausdruck bringen: »Schuldig im Sinne der Anklage.«

      Todd lächelte und lachte, aber es lag keine Freude darin. Es war das Lachen eines Mannes, der sich deinen Witz angehört hat und sich darüber amüsiert, dass du dumm genug bist zu glauben, er würde ihn lustig finden.

      »Das ist doch nicht wirklich eine Demonstration magischer Kraft, oder? «, fragte Todd. »Nein. Ich meine, es zeigt, dass du Kräfte besitzt, doch es zeigt nicht, was diese Kraft ist, nicht wahr? Es beweist gar nichts. Es ist wie bei einer richtig coolen Explosion. Sicher, der Feuerball und der Riesenlärm erregen Aufmerksamkeit, doch in Wahrheit sind es der Krater und die zerstörte Kindertagesstätte, die Eindruck hinterlassen.“

      Die anwesenden Zauberer kannten die Bedeutung jedes seiner Worte, wussten aber nicht, wie sie das Gesagte verstehen sollten.

      Todd fuhr fort: »Ich werde es anders machen. Mein Makro deutet meine Kraft nicht bloß an, mit etwas Großem und Auffälligem. Es zeigt sie ganz deutlich, mit etwas Kleinem, aber Unmissverständlichem.«

      Todd schwenkte seinen Stab über dem blanken Marmorboden neben ihm und sagte: »Tartesay Akromay.«

      Geheimsprach-ay, dachte Philip. Das fängt ja toll an.

      Es gab eine Explosion, die einen hellen Blitz erzeugte, ein dumpfes Geräusch und einen kleinen, schmuddeligen Rauchpilz. Als der Rauch sich verzogen hatte, stand Todd neben einer blauen Plastikplane, die ganz eindeutig um einen großen, menschlichen Körper gewickelt war.

      Todd kicherte und rieb sich die Hände. Er bückte sich und ergriff eine Ecke der Plane mit seiner freien Hand und hielt seinen Pilzstab mit der anderen in die Höhe.

      Er verkündete: »Leute, lasst mich Euch zeigen, wie wahre Macht aussieht.« Er riss die Plane ab und warf sie in schwungvollem Bogen davon. Die Plane ging in Flammen auf, kaum dass er sie losgelassen hatte. Das lenkte die Zauberer mehr von Todds Vorführung ab, als er vorgehabt hatte, da er sie aus Versehen genau in ihre Richtung geworfen hatte, und sie sehr viel langsamer abbrannte als erwartet. Die brennende, flatternde Plane landete mitten auf der Festtafel und legte sich über mehrere Stühle und zwei Zauberer, die etwas zu langsam reagiert hatten und ihr nicht mehr ausweichen konnten. Die Zauberer fluchten und schlugen um sich, bis sie außer Gefahr waren. Dann sahen sie der Plane zu, die noch einige Sekunden weiterbrannte; erst jetzt widmeten alle ihre Aufmerksamkeit wieder Todd.

      Ein hochgewachsener Mann, der einen ganzen Kopf größer und an den Schultern fast doppelt so breit war wie Todd, stand regungslos neben diesem. Er wirkte beunruhigend selbstzufrieden. Viele der Zauberer zogen sogleich den Schluss, Todd habe das Bild eines Menschen erschaffen und läge bei den grundlegenden Größenverhältnissen schwer daneben. Die Zauberer aus Leadchurch wussten es jedoch besser. Leadchurch war ein zu kleiner Ort, als dass jemand so Großes wie Kludge unbemerkt geblieben wäre.

      Kludge war der zweitgrößte, zweitstärkste und zweitgewalttätigste Mensch in Leadchurch. Die Tatsache, dass die größte, stärkste und gewalttätigste Person der Stadt eine Frau namens Gert war, hatte dazu geführt, dass Kludge mit Abstand zum wütendsten Bürger der Stadt geworden war.

      Gary, der seinem Lehrling unmissverständlich klargemacht hatte, dass Nichtzauberer beim Bankett nicht zugelassen waren, stellte die Frage: »Was macht der denn hier, Todd?«

      »Was immer ich will«, quietschte es beinahe aus Todd hervor, »und nur, was ich will. Er kann keine Bewegung machen, solange ich ihn nicht bewege. Ich habe ihn völlig unter Kontrolle.«

      »Wenn du ihn also nicht bewegst, wird er bis zu seinem Tod einfach nur so dastehen?«, wollte Philip wissen.

      »Er würde auch noch länger so dastehen. Er wird an Ort und Stelle gehalten, von unsichtbaren Kraftbändern an mehrere Stellen seines Körpers. Selbst wenn er völlig erschlaffen sollte, würde er in Habachtstellung bleiben, doch das wäre nicht sonderlich lustig, nicht wahr?« Todd murmelte etwas Unverständliches, fasste in seinen Hut und zog einen Gegenstand hervor, den Philip noch nie zuvor gesehen hatte. Es war ein seltsam geformtes Plastikteil. Damit es aussah wie Metall, war es, wenig überzeugend allerdings, lackiert worden. Es besaß zwei Hebel und war mit Schaltern, Tasten und Knöpfen bedeckt.

      Jeff fragte: »Ist das ein Nintendo Wavebird?«

      »Ja«, antwortete Todd. »Gutes Auge. Nie wurde ein besserer Controller gebaut.« Todd legte einen Schalter um und ein kleines Lämpchen am Controller begann zu leuchten. Er hielt ihn mit beiden Händen. Seinen Stab hatte er sich unter den Arm geklemmt. Todd schaute Kludge an, kicherte kurz, dann drückte er den kleinen Joystick mit seinem linken Daumen nach vorne. Kludges rechter Fuß ruckte vorwärts, als wäre er urplötzlich besessen vom unwiderstehlichen Drang, einen Käfer zu zertreten. Für einen Moment stand er regungslos da; dann schnellte sein linker Fuß vor und stampfte mit markerschütternder Wucht nieder. Wieder ruckte sein rechter Fuß vor, gefolgt von seinem linken, und dieser Ablauf wiederholte sich, während er unaufhaltsam auf die Zauberer zulief. Nach einigen ungelenken Schritten schwenkte er langsam auf eine Kreisbahn ein und er begann um Todd herumzulaufen. Jeder Schritt ein mächtiges Stampfen, als wollte er mit seinen Absätzen den Boden zu Staub zermahlen. Oberhalb der Taille jedoch blieb Kludge stocksteif, als wäre seine untere Hälfte ein Gefährt, das seinen Oberkörper herumkutschierte.

      »Ich weiß, der Bewegungsablauf muss noch verfeinert werden«, räumte Todd ein, während Kludge ihn weiter umkreiste, »aber ihr müsst zugeben, es ist ein guter Machbarkeitsnachweis. Und das ist noch nicht alles. Ich kann auch seine Arme steuern.«

      Todds rechter Daumen bewegte einen weiteren, kleineren Joystick nach links, woraufhin Kludges beide Arme in die gleiche Richtung schnellten, so als würde er den aggressivsten Hula der Welt tanzen wollen. Todd bewegte den Stick nach rechts und Kludges Arme reagierten entsprechend.

      Todd drehte den Stick, und Kludge wedelte über Kopf mit seinen Armen, während er weiter stampfend seine Kreise um Todd herumzog.

      Todd kündigte an: »Ich kann auch seinen Kopf drehen.“ Schon verrenkte Kludge seinen Kopf erst nach links, dann nach rechts, nach hinten und nach vorne. Dabei fuchtelte er weiter herum und stapfte seine Runden um seinen Gebieter ab.

      »Halt ihn an!«, schrie Philip. »Halt ihn sofort an!«

      »Auch das geht«, meinte Todd. Er nahm seine Finger und Daumen von der Steuerung und Kludge kam auf der Stelle zum Stehen. Todd blickte in die fassungslosen Gesichter der anderen Zauberer. An Jimmy gewandt sagte er: »Herr Vorsitzender, möchten Sie es sich genauer ansehen?«

      Jimmy trat vor. Philip folgte ihm, auch wenn die Einladung nicht ihm gegolten hatte. Als sie sich dem jetzt regungslosen Kludge näherten, konnten sie sehen, dass er zwar unnatürlich steif vor ihnen stand; seine Augen jedoch waren äußerst lebendig, blinzelten heftig und rollten wild umher.

      Jimmy fragte Todd: »Ist er wach?«

      »Ja«, erwiderte Todd.

      »Warum?«, wollte Jimmy wissen.

      Todd schnaubte. »Wahrscheinlich ist er nicht müde.«

      »Aber, ich dachte, du hättest gesagt, dass du ihn völlig unter Kontrolle hast«, sprudelte es