Scott Meyer

ABENTEUER LASS NACH


Скачать книгу

Wachmann rief: »Hab‘s gefunden.«

      Todd sprang in die Ecke seiner Zelle, die dem Computer am nächsten lag. Es brachte ihn nur wenige Meter näher ran, aber Todd war zu aufgeregt, um klar zu denken. »Okay«, plärrte er, »gibt es irgendwo auf dem Bildschirm ein Feld, auf dem ›Suche‹ steht?«

      Einige quälende Sekunden später antwortete der Wachmann: »Ja. In der rechten oberen Ecke. Ist es das?«

      »Ja, ja, genau«, bestätigte Todd. »Ich möchte, dass du den ganzen Abschnitt Wörter und Zahlen, der meinen Namen beinhaltet, nimmst und ihn auswählst. Du wirst durch einige Seiten scrollen müssen, das passt so, aber du musst die ganze Passage markiert haben, alles klar?«

      Der Wachmann rief zurück: »Mach ich.«

      Todd wartete. Er hörte den Wachmann fluchen, und ihm blieb fast das Herz stehen.

      »Was?!«, wollte Todd wissen. »Was ist passiert?!«

      Sollte der Wachmann das Programm aus Versehen geschlossen haben, würden sie es wahrscheinlich nicht vor Morgengrauen wiederherstellen können. Wenn Murphy es entdeckte, wäre ihm klar, dass jemand sich an dem Computer zu schaffen gemacht hatte. In dem Fall könnten er und Miller möglicherweise zu dem Schluss kommen, dass sie Todds Hilfe nicht weiter benötigten. Dann wäre Todd geliefert.

      »Oh Mann«, rief der Wachmann, »ich habe nicht alles markiert bekommen. Es fehlt ungefähr eine halbe Zeile. Ich fange noch mal an.«

      »Nein!«, verlangte Todd. »Nicht! Ist okay! Das tut‘s auch. Alles gut. Alles gut.«

      Nachdem sie der Datei auf die Spur gekommen waren, hatte Miller seinen Posten an der Ecke von Todds Zelle verlassen und Murphy über die Schulter geschaut, während sie ihre Entdeckung besprachen. Todd hatte angestrengt versucht, ihr Gespräch zu belauschen, und mitbekommen, wie sie sein verfluchtes Magnetfeld erwähnt hatten. Dem hatte er entnehmen können, dass es auf die gleiche Weise modifiziert worden war wie bei Jimmy. Jetzt gab er dem Wachmann Anweisungen, wo die Eigenschaften seines Magnetfeldes zu finden waren und wie er sie zu verändern hatte.

      Das Klappern der Tastatur war zu hören, dann blieb es lange still. Todd nahm wahr, wie der Wachmann aufstand und zurück zur Zelle kam.

      »Hast du es gemacht?«, fragte Todd. Er versuchte, seine Aufregung zu verbergen.

      Der Wachmann antwortete: »Ja. Was habe ich denn gemacht? Was hätte passieren sollen?«

      Todd sagte beiläufig: »Keinen Plan. Sag mal, ist das eine Digitaluhr?«

      Der Wachmann bejahte.

      »Wie viel Uhr ist es?«

      Der Wachmann sah auf seine Uhr und meinte: »Hä, das ist ja komisch.«

      Todd erkundigte sich: »Ist sie kaputt?« Er versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen.

      Der Wachmann sagte: »Ja«, und hielt seinen Arm ausgestreckt, sodass Todd die Anzeige der Uhr selbst sehen konnte. »Es blinkt einfach nur die Zwölf.«

      Todd schaltete sofort. Er hatte sich bemüht, seine Enttäuschung nicht zu zeigen, jetzt versuchte er, sein Entzücken zu verbergen. Sich in seiner Nähe zu befinden, bevor sein Magnetfeld zurückgesetzt worden war, hatte offensichtlich zu einem Neustart der Unruhe geführt. Doch jetzt funktionierte sie wieder. Das sinnlose Blinken der Zwölf auf der matten, grauen Anzeige der billigen Digitaluhr war das Schönste, was Todd je gesehen hatte.

      Dem Wachmann entging offenbar nicht, was für ein bedeutender Augenblick dies für Todd zu sein schien. »Wie lange bist du schon hier drin? Hast du noch nie eine Digitaluhr gesehen?«

      »Doch, ich habe schon jede Menge Digitaluhren gesehen«, erwiderte Todd. »Das ist nur eine besonders schöne. Die wirkt, als sei sie aus richtig gutem, ähm, Plastik.«

      Der Wachmann blickte nicht ohne Stolz auf seine Uhr. »Ja, tja, Casio weiß eben, wie‘s gemacht wird. Sieh mal, ich habe getan, was du gesagt hast, und nichts ist passiert. Zumindest nichts, das ich am Computer sehen konnte. Was hätte passieren sollen?«

      Todd versuchte, sich schnell etwas auszudenken. »Das kann ich dir nicht sagen. Das haben sie mir nicht verraten. Ich weiß nicht, was hätte passieren sollen. Ich weiß nur, dass sie meine Hilfe bei der Suche nach der Datei brauchten und genau das machen wollten, was wir gerade gemacht haben.«

      Der Wachmann war neugierig: »Wieso brauchten sie deine Hilfe, um sie zu finden?«

      »Weil ich sie schon mal gefunden habe.«

      »Woher wussten die das?«

      »Deswegen sitze ich doch im Gefängnis«, seufzte Todd, der jetzt improvisierte. »Sieh mich an, sehe ich aus wie ein Verbrecher? Ich bin auf die Datei gestoßen, und was immer darin ist, es war wichtig genug, dass sie mich ins Gefängnis geworfen haben.«

      Der Wachmann war sichtlich verwirrt und versuchte, das Rätsel mittels der altehrwürdigen Methode des Stirnrunzelns zu entwirren. Schließlich sagte er: »Nun ja, es ist das, was du ihnen gezeigt hast. Und es hat ihnen ihre Finanzspritze und ihre schicke neue Dienststelle verschafft. Vielleicht reicht es, wenn ich es beiläufig erwähne, um sie entweder soweit zu beeindrucken oder soweit einzuschüchtern, dass sie mir einen Job anbieten. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was das alles bedeutet.«

      Todd kommentierte: »Möglich. Was aber, wenn nicht? Was, wenn du etwas falsch gemacht hast, irgendwie, und sie fragen dich, was eigentlich hätte passieren sollen, und du hast keine Ahnung?«

      »Ich habe es so gemacht, wie du es mir gesagt hast. Hast du mir etwas Falsches gesagt?«, fragte der Wachmann.

      »Na ja«, sagte Todd, ein wenig zu laut, »ich meine, du hast nach Anweisungen gearbeitet, die ich dir gegeben habe, ohne den Computer sehen zu können. Vielleicht habe ich an einer Stelle irgendetwas falsch gemacht. Das wäre nur zu verständlich, oder? Und in dem Fall würdest du dastehen wie ein Volltrottel.«

      »Ja«, stimmte ihm der Wachmann zu.

      »Und das wollen wir doch nicht«, betonte Todd. »Du würdest hier festsitzen und, wie du gesagt hast, mir das Leben zur Hölle machen.«

      Der Wachmann bekräftigte: »Ja, das würde ich.«

      »Wir können verhindern, dass es soweit kommt. Lass mich einfach einen Blick auf den Computer werfen.«

      Der Wachmann schüttelte den Kopf. »Oh, das halte ich für keine so gute Idee.«

      »Aber klar doch«, schmeichelte Todd. »Schau, du bist ausgebildeter Wachmann eines Bundesgefängnisses, oder nicht? Ich bin einfach nur irgendein Typ, der die falsche Datei gefunden hat und hinter Gittern gelandet ist. Es ist also einleuchtend, dass du schlauer bist als ich, oder nicht? Ich meine, wenn du das nicht wärst, wäre ich nicht dein Gefangener, oder? Abgesehen davon, wirst du die ganze Zeit dabei sein und mir auf die Finger schauen.«

      Eine Minute später hatte Todd seine Zelle verlassen, stand vor einem funktionierenden Computer mit der geöffneten Datei und hatte seinen Eintrag ausgewählt. Todd schob Murphys metallenen Klappstuhl weg vom Schreibtisch, sodass er sich über die Tastatur beugen konnte. Der Wachmann verharrte neben ihm und schaute ein wenig besorgt drein. Jedoch bei Weitem nicht besorgt genug.

      »Na gut. Schau genau hin. Ich werde lediglich nach einem bestimmten Zahlensatz suchen«, eröffnete Todd.

      Er wählte seinen Datenblock aus und suchte nach seiner gegenwärtigen geografischen Länge und Breite, während der Wachmann ihm dabei zuschaute.

      Todds Hände hingen für einen Moment über dem Keyboard, während er überlegte. Er fragte den Wachmann: »He, weißt du, wo Norden ist?«

      Der Wachmann zeigte nach links. Todd zeigte nach rechts, nach vorne und hinter sich und murmelte dabei: »Süden, Osten, Westen.« Er ließ seine Hände wieder auf die Tastatur sinken, nahm eine kleine Veränderung vor und war augenblicklich verschwunden.

      Der Wachmann starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die Stelle, an der sich Todd eben noch befunden hatte. Er war noch mit