VORIGE. ALONZO.
ALONZO für sich. Konnt' es denn nicht anders sein? – Ach Sebastiano! – Ist es so weit gekommen, daß ich den Anblick der Menschen scheuen, und wie ein Verbrecher herumschleichen muß? – Wodurch verdiente ich dies Schicksal?
VALMONT geht auf ihn zu, und faßt freundschaftlich seine Hand. Alonzo!
ALONZO. O – lassen Sie mich – ich – Warum folgte ich nicht Ihrem Rathe? – Warum hörte ich nur die Worte Sebastiano's und war taub für die Stimme der Wahrheit? –
VALMONT. Dies, Alonzo, war die Absicht meines gestrigen Besuchs; es that mir wehe, Sie zu kränken, da ich Sie kannte; ich wünschte, daß eine That Ihr Amt beschlösse, die Ihnen die Liebe Alla-Moddin's und der Welt verschaffte, doch Sebastiano – –
GUSMANN. Bleiben Sie bei uns auf Manilla, wenn Sie von keinem wichtigen Geschäfte nach Europa zurückgerufen werden, Sie sollen von meiner Freundschaft überzeugt werden. Kein Betrüger wird nun mehr Ihre Güte mißbrauchen, denn Sebastiano verläßt mit allen Jesuiten diese Gegend.
ALLA-MODDIN kömmt ihnen mit AMELNI entgegen.
Achte Scene
GUSMANN. VALMONT. ALONZO. ALLA-MODDIN. AMELNI.
ALONZO nähert sich ALLA-MODDIN. O verzeihe mir, edler Mann, – o daß Du mir nicht danken kannst, daß Du auf mich zürnen mußt, schmerzt mich jetzt tief im Innersten meines Herzens.
ALLA-MODDIN. Ich zürne nicht auf Dich, ich weiß, Du warst nicht die Ursach meiner Leiden; ich bin frei, ich bin glücklich, alles übrige ist nur ein Traum gewesen, ich bin erwacht; itzt laß uns nicht weiter von der Nacht sprechen, sieh, der Morgen lächelt uns entgegen.
Neunte Scene
VORIGE. LINI, der sehr schnell herbeiläuft.
ALLA-MODDIN. Was ist Dir, lieber Sohn? Du siehst bleich aus, – Du bist außer Athem, – rede!
LINI. Ach, Vater, als ich dort voller Freude herumhüpfte, sah ich Sebastiano plötzlich mit glühenden Augen auf mich zukommen, – darum eilt' ich so.
Zehnte Scene
VORIGE. SEBASTIANO.
SEBASTIANO eilt schnell herbei. Wo ist Alonzo?– Wo der Gouverneur?
GUSMANN. Was verlangen Sie?
SEBASTIANO. O Gusmann, – Alonzo, – – ich irrte doch nicht, es hat sich entschieden.
ALONZO. Was?
SEBASTIANO. Verrätherei! – Ja, Alla-Moddin, noch einmal nenn' ich Dich einen Verräther, – Deine Freunde sind gelandet, und nahen in großen Schaaren der Vestung.
GUSMANN. So wäre es dennoch wahr gewesen, Valmont?
VALMONT. Unmöglich, ich verbürge mein Leben für ihn!
ALLA-MODDIN. Ein Verräther? – Sebastiano, ich fasse Deine Worte nicht.
SEBASTIANO. Ich sahe ihre feindliche Anzahl von einem Felsen herab, – sie nahen mit einem wilden Getümmel, mit einem fürchterlichen Schlachtgesang. – Alonzo, wir hatten uns nicht geirrt, nun ist die Schändlichkeit des Elenden und unsre Unschuld offenbar.
ALLA-MODDIN. Ich bin wie ein Träumender, der aus einem tiefen Schlaf erwacht, und den nicht versteht, der zu ihm spricht. Deine Worte klingen mir wie Räthsel, – und doch ahnde ich –
SEBASTIANO. Hört! hört wie wild ihr Kriegsgeschrei aus der Ferne daherbraußt! – Es ist Dir kein Räthsel, Alla-Moddin, Deine schändlichen Freunde führen endlich Deine Anschläge aus, sie kommen endlich, diese Mauern zu stürmen, uns von unsern Zweifeln zu befreien, und Dir das Brandmahl der Verrätherei aufzudrücken.
ALLA-MODDIN. Im Angesicht des Himmels und der aufgegangenen Sonne, im Angesicht der Götter widersprech' ich Dir laut, mag kommen was da will, ich bin ohne Schuld.
Eilfte Scene
VORIGE. DIE INDIANER.
Man hört einen wilden Schlachtgesang, von vielen Instrumenten begleitet, der nach und nach immer näher kömmt, bis die INDIANER endlich unten auf der Ebne erscheinen. ALLA-MODDIN steht indeß nachdenkend; GUSMANN zweifelhaft in der Ferne; SEBASTIANO versucht es mehrmals mit ALONZO zu sprechen, der ihm aber immer ausweicht.
Brause daher im wilden Getön,
wie Meeressturm gegen Klippenmauern,
wie des furchtbaren Donners Gang
durch des Himmels unendlichen Raum,
Schlachtgesang! –
Im Blutgewande,
mit der Vernichtung lodernden Fackel
naht die Rache. –
Schwert an Schwert,
Brust gegen Brust,
schwimmen wir kühn den Strom hindurch,
der uns mit tausend Strudeln entgegen kämpft!
Todesgeröchel,
Wuthgebrüll,
sind des schwarzen Krieges
furchtbare Wagenlenker. –
Zur Rache! zum Siege!
Laßt den Blitz um unsre Locken flattern,
den Donner wild um unsre Häupter schelten,
wir brechen kühnes Muths durch Tod und Gefahr!
Wie Wogen spalten sich die Schrecken
vor des Tapfern Brust,
wie Sturmwind fliegen sie mit scharfen Klauen
nach dem Nacken des feigen Frevlers.
Zur Rache! zur Rache! wie schließende Flammen
stürzt den Schändlichen
vertilgend entgegen!
Fahrt triumphirend
auf ihres Blutes purpurrothen Wogen
nach Suhlu zurück. –
GUSMANN. Sebastiano, gehn Sie zu den Frevlern hinab, und fragen Sie sie in meinem Namen, was sie verlangen?
SEBASTIANO geht ab, der Gesang fährt fort.
Ha! schon fliegt mit fürchterlichem Klang
Vernichtung durch die Luft daher!
An ihren Schwingen hängen Todesseuchen,
von jeder Feder tropft vergiftet Blut. ^
Die Götter sitzen im furchtbaren Rath,
und werfen stumm die schwarzen Würfel,
sie winken den bleichen Dienern,
der Verzweiflung mit dem knirschenden Zahn,
der Todesangst mit den starren Augen,
sie kommen mit wilden Geberden, –
wen werden sie als ihre Beute greifen?
SEBASTIANO ist zu ihnen heruntergekommen, Omal geht ihm entgegen. Wer