Page.
Mein Annchen spielt der Feien Königin;
Wir kleiden schmuck sie in ein weiß Gewand.
Page.
Den Atlas kauf ich ihr; (beiseite) und mittlerweil
Entführt Herr Schmächtig Annchen sich und läßt
Sich traun zu Eton. Schickt sogleich zu Falstaff! –
Fluth.
Nein, ich geh selbst als Bach noch einmal zu ihm:
Er teilt mir alles mit; gewiß, er kommt.
Frau Page.
Seid unbesorgt; schafft allen Zubehör
Und Putz für unsre Fein.
Evans.
Wir wollen kleich tran kehn; tas sein allerliepste Erkötzlichkeiten und sehr prafe Schelmstückchen.
(Page, Fluth und Evans ab.)
Frau Page.
Geht, Frau Fluth,
Laßt ihn die Hurtig fragen, ob er kommt.
(Frau Fluth ab.)
Ich will zum Doktor; er empfing mein Wort,
Und keiner wird mir Annchens Mann als er.
Schmächtig hat Güter zwar, doch ist's ein Tropf;
Den wünscht vor allen sich mein Mann zumeist.
Cajus ist reich, und seine Freunde gelten
Bei Hofe viel; drum unser Eidam sei er,
Und kämen auch noch tausend beßre Freier. (Geht ab.)
FÜNFTE SZENE
Gasthof zum Hosenbande
Der Wirt und Simpel treten auf
Wirt.
Was willst du, Bauer? Was gibt's, Dickkopf? Sprich, peroriere, trag vor; kurz, rasch, frisch, flink! –
Simpel.
Ach herrje, Herr, ich soll etwas an Sir John Falstaff von Herrn Schmächtig bestellen.
Wirt.
Hier ist sein Zimmer, sein Haus, seine Burg, sein großes Bett und sein Feldbett; rundherum die Historie vom verlorenen Sohn gemalt, frisch und nagelneu; geh, klopf und ruf, er wird dir Antwort geben in anthropophagianischer Manier. Klopf, sag ich dir.
Simpel.
's ist eine alte Frau, eine dicke Frau zu ihm auf die Stube gegangen; ich will so frei sein und warten, Herr, bis sie herunterkommt; eigentlich habe ich der etwas zu sagen.
Wirt.
Ha! eine dicke Frau? der Ritter könnte bestohlen werden; ich will rufen. Rodomont! Sir John Eisenherz! Sprich aus deiner Brust, der kriegstapfern! – Bist du da? Dein Wirt ist's, dein Ephesier, der dir ruft.
Falstaff oben.
Falstaff.
Was gibt's, mein Gastwirt? –
Wirt.
Hier ist ein tatarischer Bohemier, der auf die Herniederkunft deiner dicken Frau harrt. Entlaß sie, Rodomont, entlaß sie; meine Zimmer sind Wohnsitze der Ehre; pfui! Heimlichkeiten? pfui!
Falstaff kommt.
Falstaff.
Allerdings, mein Gastwirt, war eben eine dicke Frau bei mir, allein jetzt ist sie fort.
Simpel.
Sagen Euer Gnaden mir doch, war's nicht die kluge Frau aus Brentford? –
Falstaff.
Freilich war sie's, Muschelschale; was wolltst du mit ihr?
Simpel.
Mein Herr, Sir, der Junker Schmächtig hat nach ihr geschickt, Sir, weil er sie über die Gasse gehn sah, um zu erfahren, ob ein gewisser Nym, Sir, der ihn um eine Kette betrogen hat, die Kette hat oder nicht.
Falstaff.
Ich habe mit ihr davon gesprochen.
Simpel.
Nun, und was sagt sie, Sir? –
Falstaff.
Nun, sie sagt, daß ebenderselbe Mensch, der Herrn Schmächtig um seine Kette betrog, ihn auch darum prellte.
Simpel.
Ich wollte, ich hätte die Frau selber sprechen können; ich hätte noch über allerlei Dinge mit ihr zu reden von ihm.
Falstaff.
Nun, worüber denn? Laß hören.
Wirt.
Ja, mach geschwind.
Simpel.
Es darf aber nicht okkult bleiben.
Falstaff.
Mach es okkult, oder du stirbst! –
Simpel.
Nun, Herr, es war bloß wegen Jungfer Anne Page; ob's wohl meines Herrn Glück wäre, sie zu bekommen oder nicht?
Falstaff.
's ist, 's ist sein Glück.
Simpel.
Was, Sir?
Falstaff.
Sie zu bekommen oder nicht. Geh nur, sag, das hätte die Frau mir anvertraut.
Simpel.
Darf ich so frei sein und das sagen, Sir?
Falstaff.
Ja, Kerl, so dreist du immer willst.
Simpel.
Ich dank Euer Gnaden, ich werde meinem Herrn eine rechte Freude machen mit diesen Zeitungen. (Geht ab.)
Wirt.
Du bist ein Gelahrter, Sir John; du bist ein Gelahrter. Ist denn eine kluge Frau bei dir gewesen? –
Falstaff.
Ja, das ist sie, mein Gastwirt; eine, die mir mehr Weisheit beigebracht hat, als ich jemals in meinem Leben gelernt; und noch dazu habe ich nichts dafür bezahlt, sondern ich ward obendrein für mein Lernen bezahlt.
Bardolph kommt.
Bardolph.
Ach, herrje! Ach, Herr! Spitzbüberei, pure Spitzbüberei! –
Wirt.
Wo sind meine Pferde? Laß mich Gutes von ihnen hören, briccone! –
Bardolph.
Davongelaufen sind sie mit den Spitzbuben; denn als wir eben jenseits Eton waren, so schmissen sie mich rücklings hinter dem einen herunter in eine Dreckpfütze; und nun die Sporen gegeben und fort wie drei deutsche Teufel, drei Doktor Faustusse.
Wirt.
Sie wollen ja nur dem Herzog entgegen, Schurke; sprich nicht gleich von Davonlaufen: die Deutschen sind ehrliche Leute.
Evans kommt.
Evans.
Wo ischt mein Herr Kastwirt?
Wirt.
Was gibt's, Sir Hugh?
Evans.
Hapt Opacht auf Eure Kundschaftungen; 's ischt kuter Freund von mir zur Stadt kommen, der sakt, es seien trei teutsche Tiebsprüter ankelankt, tie hätten in Reatinks, Maitenheat und Coleprook mit tem Kelt und ten Käulen ihrer Wirte Prüderschaft kemacht. Ich erzähle Euch tas aus kutem Herzen, seht Ihr, Ihr hapt Verstand und seit voller Streiche und Kimpelschaften, und es wäre nicht kepürlich, wann man Euch prellte; Kott pehüt Euch! – (Geht ab.)